Keine Lust auf den Piks? Wie kommt wieder Schwung ins Impfen?
1. Juli 2021In Mecklenburg-Vorpommern ist mehr als jeder Zweite erstimgeimpft, mehr als jeder Dritte sogar komplett. Doch der Impfmotor gerät ins Stottern. Zahlreiche Impftermine werden nicht wahrgenommen. NDR MV Live geht um 16 Uhr den Gründen nach – und möglichen Lösungen.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums werden derzeit durchschnittlich rund 15 Prozent der Impftermine abgesagt, in Spitzen sogar fast jeder zweite. Wie Recherchen des NDR in Mecklenburg-Vorpommern ergaben, kommt es in Einzelfällen zu noch höheren Ausfallquoten. So wurde im Landkreis Rostock am vergangenen Montag nach Kreisangaben von 245 Buchungen nur eine einzige wahrgenommen. Mittlerweile sei die Ausfallquote aber wieder auf rund 20 Prozent gesunken, hieß es. Derzeit sei eine gewisse Impfmüdigkeit unverkennbar, so der Sprecher des Kreises Vorpommern-Rügen, Olaf Manzke. Dabei ist Impfstoff genügend vorhanden, wie Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) erst jüngst erklärte. „Es sind Termine über das Online-Tool oder über die Hotline buchbar.“ Dagegen sieht die Schweriner Allgemeinärztin Cathleen Radtke in ihrer Praxis keine Anzeichen für eine Impfmüdigkeit. „Wir impfen flott weg, wobei wir jetzt mittlerweile bei den Zweitimpfungen sind“, sagte sie NDR MV Live. Sie vermute eher, dass viele derjenigen, die jetzt noch nicht geimpft sind, sich auch nicht impfen lassen wollen. „Aber bei mir ist das ein relativ kleiner Prozentsatz.“
Verschiedene Gründe für’s Nichterscheinen
Gründe für das Nichterscheinen werden mehrere genannt: Häufig nähmen die Impfwilligen Angebote näher gelegener Hausarztpraxen wahr. Zudem gebe es auch Mehrfachanmeldungen. Auch die beginnende Ferienzeit könnte ebenso wie die niedrige Landesinzidenz in einigen Fällen die Ursache sein. Die Ärztin Cathleen Radtke kann sich zudem vorstellen, dass aufgrund einer gewissen Anonymität in den Impfzentren nicht jeder, der zwischenzeitlich anderweitig geimpft wurde, dort abgesagt habe. Das sei ein Vorteil der Impfungen in den Praxen. „Wir kennen ja unsere Leute und wenn dann einer nicht kommt, dann würden wir den schon aus dem Bett klingeln.“ Fest steht jedoch: Ein Nichterscheinen ohne rechtzeitige Terminabsage stellt die Impfzentren vor zunehmende Herausforderungen, da Kapazitäten unnötig gebunden werden, so das Gesundheitsministerium. Impfstoff, der aufgrund nicht wahrgenommener Termine übrig bleibt, wird beispielsweise im Kreis Vorpommern-Greifswald dazu genutzt, freie Kapazitäten für Erstimpfungen anzubieten, wie eine Sprecherin dem NDR sagte.
Kreise setzen auf Sonderimpfaktionen und mobile Impfteams
Einige Landkreise bieten nun vermehrt Sonderimpfaktionen an. Diese gibt es etwa am Donnerstag in den Kreisen Ludwigslust-Parchim und Vorpommern-Rügen, am Freitag in Ludwigslust-Parchim sowie am 6. Juli im Kreis Nordwestmecklenburg. Nordwestmecklenburg setzt zudem verstärkt auf mobile Impfteams, die jeden Tag an einem anderen Ort impfen sollen. Alle Azubis und Fachschüler ab 16 Jahre können sich bis zum Ende des Berufsschuljahres am 9. Juli im Rahmen ihrer Ausbildung gegen das Coronavirus impfen lassen. Die Impfungen sollen laut Bildungsministerium durch mobile Impfteams an den staatlichen Berufsschulen oder in den Impfzentren der Kreise und kreisfreien Städte erfolgen.
Sind Anreize und Belohnungen die Lösung?
Andere Länder setzen auf Anreize, um Zögernde und Skeptiker doch noch zum Piks zu bewegen. In Kanada besipielsweise bekommen Menschen, die sich impfen lassen, Cannabis geschenkt, in den USA Donuts und in Griechenland gibt es Einkausgutscheine. In Österreich werden Partys für diejenigen veranstaltet, die sich impfen lassen. Die Ärztin Cathleen Radtke steht solchen Boni skeptisch gegenüber. Sie würde stattdessen auf Aufklärung setzen. Das habe sich bei ihren Patienten bewährt. Viele der Patienten, die einer Impfung zunächst unentshcloissen oder skeptisch gegenüber standen, seien nach einem Aufklärungsgespräch von den Vorteilen der Impfung überzeugt gewesen, so Radtke. Dies mit Boni und Prämien zu erreichen, sei der falsche Weg. „Der Mensch muss von sich aus kommen und überzeugt sein, dass die Impfung wichtig ist für ihn selbst und natürlich auch unsere Gesellschaft.“
Impf-Absagen telefonisch und online möglich
Über die Extra-Hotline für Terminabsage (0385/20279918) können sowohl Online-Termine als auch telefonisch vereinbarte Termine abgesagt werden. Darüber hinaus sind Terminabsagen auch per Mail möglich. Hierfür hat das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) eine Mailadresse geschaltet: absagen-corona-impftermin@la-gus.mv-regierung.de.