Schwesig schlägt Museum Peenemünde für Weltkulturerbe vor

Schwesig schlägt Museum Peenemünde für Weltkulturerbe vor

11. Juli 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 11.07.2021 08:19 Uhr

Das Historisch-Technische Museum in Peenemünde soll nach dem Willen von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig Weltkulturerbe werden. In Peenemünde entwickelten die Nationalsozialisten die Rakete „Vergeltungswaffe 2“ – kurz V2.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) möchte, dass das Historisch-Technische Museum in Peenemünde zum Weltkulturerbe ernannt wird. Einen entsprechenden Vorschlag werde sie der Kultusministerkonferenz unterbreiten, sagte sie am Sonnabend bei der Sitzung des Vorpommern-Rates in Greifswald. „Bereits im Jahr 2012 haben Experten der Technischen Universität Cottbus hervorgehoben, dass Peenemünde das Potenzial zur Aufnahme auf die Welterbeliste hat. Seither hat sich das Historisch-Technische Museum Peenemünde weiterentwickelt und profiliert.“ Sie begrüße den Vorschlag zur Nominierung unter Berücksichtigung der historischen Verantwortung und der technischen Bedeutung, die von diesem Ort ausgehen.

Raketen gegen Großstädte eingesetzt

Das Museum in Peenemünde erinnert an die Geschichte der Deutschen Raketentechnik von den 1920er Jahren bis ins Jahr 2000. In dem kleinen, abseits gelegenen Ort im Norden der Insel Usedom wurden während des Nationalsozialismus unter strenger Geheimhaltung Militärraketen entwickelt, die später im Zweiten Weltkrieg auch gegen westeuropäische Großstädte eingesetzt wurden. Dazu wurden in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde auch KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter eingesetzt.

V2 zentrales Museums-Objekt

Die Aggregat 4-Rakete, bekannt unter dem Propagandabegriff „Vergeltungswaffe 2“, sei das „zentrale Objekt des historischen Rüstungsstandortes und des Erinnerungsortes Peenemünde“, heißt es auf der Internetseite des Museums. Sie drücke „sowohl nationalsozialistischen Größenwahn als auch technische Innovationskraft aus“. Der erste erfolgreiche Start einer V2-Rakete erfolgte am 3. Oktober 1942. Als der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie 1992 diesen Tag als Geburtsstunde der Raumfahrt feiern wollte, löste dies internationale Proteste aus.

Schwesig: Peenemünde füllt Lücke

Die Anlage in Peenemünde steht der Staatskanzlei zufolge für besondere technologische Leistungen, sei aber untrennbar mit dem menschenverachtenden NS-System verbunden. Die komplexe Bedeutung werde nur vor dem Hintergrund weiterer mit Peenemünde in Verbindung stehender historischer Orte verständlich – wie zum Beispiel der Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Thüringen, wo die Raketen-Produktion unterirdisch fortgesetzt wurde, nachdem die Anlage in Peenemünde zerbombt worden war. Peenemünde würde laut Schwesig als historisch-technisches Zeugnis des 20. Jahrhunderts eine Lücke auf der Welterbe-Liste schließen, da es bislang keine Vertreter gibt, die sich mit der Ursache von Kriegen und der Geschichte der Raumfahrt auseinandersetzen.

Bewerbung Schwerins nicht betroffen

Jedes Bundesland kann für die sogenannte Tentativliste für das Unesco-Welterbe zwei Vorschläge unterbreiten. Sie ist Voraussetzung für die Nominierungen zur Eintragung in die Welterbeliste. Die neue Liste soll 2024 bei der Unesco eingereicht werden. Auf die Bemühungen, das Residenz-Ensemble in der Landeshauptstadt Schwerin zum Welterbe zu machen, hat der Vorschlag Peenemündes den Angaben zufolge keinen Einfluss, weil es sich um eine neue Förderperiode ab 2024 handelt. Bislang sind in Mecklenburg-Vorpommern die historischen Altstädte Stralsunds und Wismars auf der Unesco-Welterbeliste verzeichnet.