Steinbachtalsperre in NRW droht zu brechen
15. Juli 2021Weil die Steinbachtalsperre in NRW zu brechen droht, werden mehrere Orte evakuiert. Die Zahl der Todesopfer in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat sich deutlich erhöht. Die Entwicklungen im Live Blog.
- Zahl der Todesopfer steigt auf mindestens 43
- Bundesregierung plant Hilfsprogramm
- Steinbachtalsperre droht einzubrechen
- Sechs Häuser in der Eifel eingestürzt
- Laschet fordert mehr Klimaschutz
- EU bietet Katastrophen-Hilfe an
- 200.000 Menschen ohne Strom
- Merkel zeigt sich erschüttert
Papst spricht Anteilnahme aus
In einem Telegramm an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Papst Franziskus Betroffenen der schweren Unwetter und vor allem Angehörigen, die einen Menschen verloren haben, seine Anteilnahme ausgesprochen.
„Er betet besonders für die zahlreichen Vermissten, für die Verletzten und für alle, die zu Schaden gekommen sind oder durch die Naturgewalten ihre Lebensgrundlage verloren haben“, zitierte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin aus dem Schreiben.
Auch in Niederlanden besteht weiter Hochwassergefahr
In der niederländischen Provinz Limburg besteht in der Nacht weiterhin die Gefahr, dass die Maas stark über die Ufer tritt. In der Stadt Maastricht sind etwa 10.000 Einwohner aufgerufen, sich vor dem Hochwasser in Sicherheit zu bringen. Auch die Stadt Roermond evakuierte Viertel, mehrere Hundert Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.
Koblenz: Viele Anfragen bei Telefon-Hotline
Der Polizei Koblenz zufolge gehen derzeit viele Fragen und Hinweise bei der eigens nach den Unwettern eingerichteten Telefon-Hotline ein. Die Beamten rufen zu Geduld und erneutem Versuch bei belegter Leitung auf.
Keine Entspannung an Steinbachtalsperre
Rettungskräfte sind im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis immer noch dabei, Wasser an der Steinbachtalsperre abzupumpen, um das Bauwerk zu entlasten. Trotzdem muss weiterhin „mit einem plötzlichen Versagen der Mauer der Steinbachtalsperre jederzeit gerechnet werden“, warnten Behörden des Kreises. Umliegende Orte werden evakuiert. Die Menschen sollten auf keinen Fall in ihre Wohnungen oder Häuser zurückkehren.
20:46 Uhr
Rheinland-Pfalz: Lewentz geht von weiteren Todesopfern aus
Dem rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz zufolge hat sich die Zahl der Todesopfer in dem Bundesland nochmals erhöht. Meldungen der Einsatzkräfte zufolge wurden offenbar neun weitere Leichen geborgen. Das sagte Lewentz dem SWR. Der Minister befürchtet, dass die Zahl angesichts von bis zu 60 Menschen, die noch vermisst würden, auch in den kommenden Stunden und Tagen noch steigen werde.
Weitere Starkregenfälle in NRW befürchtet
Für Wuppertal und Teile des Ennepe-Ruhr-Kreises hat der Deutsche Wetterdienst erneut vor schweren Gewittern mit heftigem Starkregen gewarnt. Innerhalb einer Stunde könnten dabei bis zu 40 Liter Regen fallen. Auch vor Sturmböen wurde gewarnt. Für Gebiete nordöstlich davon – in Hagen, Dortmund, im Kreis Unna sowie in Hamm – warnte die Wetterbehörde vor starkem Gewitter mit kräftigem Regen.
Trauerbeflaggung in Rheinland-Pfalz angeordnet
Als Zeichen der Trauer wegen der Unwetterkatastrophe werden die Flaggen an öffentlichen Gebäuden in Rheinland-Pfalz am Freitag auf Halbmast hängen. Das teilte Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit. „Viele Menschen hätten alles verloren, und leider steige auch die Zahl der Toten, sagte sie. „Ein erster Hoffnungsschimmer in dieser schlimmen Stunde“ sei die Zusage des Bundes, den betroffenen Menschen schnell helfen zu wollen.
Eon: Nach Unwetter noch rund 165.000 Menschen ohne Strom
Rund 165.000 Menschen im Westen Deutschlands waren nach Angaben des Energieversorgers Eon wegen des Unwetters auch am Nachmittag noch ohne Strom. Besonders betroffen seien die Eifel, der linksrheinische Rhein-Sieg-Kreis, der Rheinisch-Bergische Kreis und Teile des Bergischen Landes, teilte das Unternehmen in Essen mit. Im Gebiet der Eon-Tochter Westnetz hatte Starkregen in der Nacht zum Donnerstag die Pegelstände stark steigen lassen und den Boden aufgeweicht. In Ortsnetzstationen und Umspannanlagen sei es deshalb zu Überflutungen gekommen. Aus Sicherheitsgründen seien die Anlagen bei eindringendem Wasser abgeschaltet worden. Teilweise wurden Anlagen nach Unternehmensangaben schwer beschädigt oder mit den Fluten weggerissen. Alle verfügbaren Mitarbeiter seien vor Ort im Dauereinsatz, um die Stromversorgung wiederherzustellen, hieß es.
Landesinnenminister: Mehrere Tausend Bürger in Sicherheit gebracht
Bei der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz sind laut Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) mehrere Tausend Bürger vor den Fluten in Sicherheit gebracht worden. Ihre Zahl liege „deutlich im vierstelligen Bereich“, sagte er bei einem Besuch der stark getroffenen Kurstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Allein im Landkreis Ahrweiler seien 13 Helikopter zusammengezogen worden. Mit Blick auf die mindestens 19 Toten in Rheinland-Pfalz fügte Lewentz hinzu: „Die Menschen sind quasi im Bett überrascht worden.“
Der Landesinnenminister sagte, viele Häuser seien in Rheinland-Pfalz zerstört worden – das werde die Einsatzkräfte weiterhin sehr beschäftigen: „Wir werden eine lange Lage haben.“ Für genaue Bilanzen sei es noch zu früh, ergänzte Lewentz auch mit Blick auf die zahlreichen weiter Vermissten. „Jetzt haben wir nur das Retten im Kopf“, betonte er.
Mindestens 30 Tote in NRW nach Unwetter
Im Zusammenhang mit dem schweren Unwetter sind in Nordrhein-Westfalen mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Das teilte das NRW-Innenministerium mit. 57 Personen seien zudem verletzt. Es handele sich bei den Zahlen um den Stand von 18 Uhr.
Zwei Tote in überflutetem Keller in Geilenkirchen
Rettungskräfte haben in einem überfluteten Keller eines Hauses in Geilenkirchen in Nordrhein-Westfalen zwei leblose Personen gefunden. Die Wiederbelebungsversuche blieben nach Mitteilung der Polizei erfolglos. Nach ersten Ermittlungen handelte es sich um zwei Bewohner des Hauses im Alter von 74 und 78 Jahren. Sie starben noch am Einsatzort. Die genaue Todesursache ist noch Teil der Ermittlungen, wie die Polizei mitteilte.
Damit stieg die Zahl der bislang bestätigten Todesopfer in Nordrhein-Westfalen auf 26. Auch im ebenfalls stark von den Hochwassern betroffenen Rheinland-Pfalz stieg die Zahl der Todesopfer weiter an. Die Polizei in Koblenz bestätigte am späten Nachmittag den Tod von bislang 19 Menschen im Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Folgen der Hochwasserkatastrophe blieben im Verlauf des Donnerstags in vielen Orten unübersichtlich, weil Strom- und Telefonleitungen ausgefallen waren.
UN: „Größerer Trend in Bezug auf Klimawandel“
Auch die Vereinten Nationen sehen die Hochwasser-Katastrophe im Westen Deutschlands als Folge des fortschreitenden Klimawandels. „Es ist ein größerer Trend in Bezug auf den Klimawandel, dass er zu größeren Klimaextremen führt“, sagte eine UN-Sprecherin in New York. Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise seien nötig, um Vorfälle wie jenen in Deutschland künftig zu begrenzen. Die UN bedauerten die zahlreichen Toten und sprach ihren Angehörigen ihr Beileid aus.
Stadt Bonn startet Hilfsaktion
Angesichts der großen Unwetterschäden im Kreis Ahrweiler hat die Bonner Oberbürgermeisterin Menschen in ihrer Stadt dazu aufgerufen, Hilfe anzubieten: „Liebe Bonnerinnen und Bonner, bitte stellt Unterkünfte zur Verfügung! Meldet Euch, die Stadt stellt den Kontakt zu Menschen her, die Eure Hilfe brauchen“, schrieb Katja Dörner (Grüne) auf Twitter. Viele Menschen hätten in Ahrweiler durch den Starkregen in teils dramatischen Aktionen ihr Zuhause verloren. Melden könnten sich nun Privatpersonen, Hotels und Pensionen in Bonn, die noch Zimmer frei hätten. Die Stadt richtete dafür eine zentrale Koordinierungsstelle ein.
Merkel: Häufung von Extremwetterereignissen fordert zum Handeln auf
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht mit Sorgen auf die Häufung von Extremwetterereignissen. Merkel sagte an der Johns-Hopkins-Universität in Washington: „Wir haben zunehmend Extremwetterereignisse. Die Fluten, die einige Teile Deutschlands im Augenblick erleben und die wirklich dramatisch sind mit vielen tragischen Todesfällen auch, sind ein Beispiel dafür.“ Merkel nannte als weiteres Beispiel die Feuer in Kalifornien. „Wenn wir uns über die Jahreszahlen das anschauen, dann hat es immer mal einen Sturm und eine Flut gegeben“, sagte Merkel. „Aber die Häufung macht einfach Sorge und fordert uns zum Handeln auf.“ Merkel wurde mit der Ehrendoktorwürde der Johns-Hopkins-Universität ausgezeichnet.
Malu Dreyer: „Unser Land trauert heute sehr“
Bei einem Besuch im Landkreis Ahrweiler hat sich die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) besorgt über das Schicksal der 50 bis 70 noch vermissten Menschen gezeigt. Diese seien hoffentlich bei guten Freunden und Verwandten, weil ihnen rechtzeitig die Flucht vor den Wassermassen gelungen sei, sagte Dreyer. „Aber wir können im Moment das Schlimmste noch gar nicht ausschließen.“ Später fügte sie hinzu: „Wir beten dafür, dass diese Menschen auch gefunden werden und zwar möglichst unverletzt.“
Immer noch gebe es Menschen, die auf Bäumen oder Dächern sitzend ausharrten, sagte die Regierungschefin. Bei der Fahrt nach Bad Neuenahr-Ahrweiler habe sie in einem unter Wasser stehenden Wohngebiet die Rettung eines Mannes durch die freiwillige Feuerwehr miterlebt, der sich gestern Abend über das Gerüst eines Rohbaus in Sicherheit gebracht habe. „Rheinland-Pfalz hat eine Katastrophe dieser Art noch nie erlebt“, sagte Dreyer. „Unser Land trauert heute sehr.“ Ihr Mitgefühl sei bei den Angehörigen der Todesopfer.
Lüttich: Anwohner der Maas sollen Häuser verlassen
In der belgischen Großstadt Lüttich sind die Anwohner der Maas wegen außergewöhnlich starken Hochwassers aufgerufen worden, sich aus ihren Häusern in Sicherheit zu bringen. Der steigende Pegelstand des Flusses stelle eine „außergewöhnliche Krisensituation“ dar, erklärten die örtlichen Behörden. Daher sollten die Anwohner der Maas, „die noch die Möglichkeit zur Evakuierung haben, dies tun“. In den kommenden Stunden könne der Pegel der Maas um weitere 1,50 Meter steigen, hieß es weiter. Diejenigen Anwohner, die ihre Häuser nicht mehr verlassen könnten, sollten in die oberste Etage ihres Hauses gehen und „kein Risiko eingehen“.
Lüttich ist mit rund 200.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Belgiens. Zu den vom Hochwasser bedrohten Vierteln gehört auch das Stadtzentrum. Aus Belgien wurden bereits mehrere Tote durch Überschwemmungen gemeldet.
Scholz: „Alles dafür tun, den Klimawandel aufzuhalten“
Bei einem Besuch des Katastrophengebiets im nördlichen Rheinland-Pfalz hat Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) zu verstärkten Bemühungen für den Klimaschutz aufgerufen. Der SPD-Kanzlerkandidat zeigte sich in Bad Neuenahr-Ahrweiler betroffen von der „gewaltigen Zerstörung, die die Natur angerichtet hat“. Die Naturkatastrophe habe „sicher auch etwas damit zu tun“, dass der Klimawandel mit Geschwindigkeit fortschreite. „Und deshalb muss das ein weiterer Ansporn sein – auch als Verpflichtung für all diejenigen, die hier Opfer geworden sind -, dass wir alles dafür tun, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten“, sagte Scholz.
Städte im Ruhrgebiet sollen Trinkwasser abkochen
In mehreren Städten im Ruhrgebiet sollen Anwohner wegen des Hochwassers ihr Trinkwasser abkochen. „Es ist mit gravierenden Geschmacks- und Geruchsveränderungen zu rechnen“, teilte die Stadt Mühlheim mit. Betroffen seien die Versorgung von Mülheim an der Ruhr (ohne Mintard), Ratingen-Breitscheid und Teile von Oberhausen und Bottrop. Durch das Hochwasser sei das Uferfiltrat von Flusswasser beeinträchtigt worden, hieß es in der Mitteilung. Die Wasserwerksgesellschaft desinfiziere das Wasser daher mit Ozon, UV-Licht und Chlor „in extrem hoher Konzentration“.
Johnson bietet britische Hilfe für Hochwassergebiete an
Der britische Premierminister Boris Johnson hat den Hochwassergebieten in Westeuropa Hilfe angeboten. „Es ist schockierend, die verheerenden Überschwemmungen in Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden und Belgien zu sehen“, twitterte Johnson. „Das Vereinigte Königreich ist bereit, jede benötigte Unterstützung bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten zu leisten.“ Seine Gedanken seien bei den Familien der Opfer und allen Betroffenen.
Zahl der Todesopfer in Rheinland-Pfalz steigt auf 19
Die Zahl der Todesopfer im nördlichen Rheinland-Pfalz ist auf 19 gestiegen. Ein Sprecher der Polizei in Koblenz teilte mit, dass ein weiterer Mensch in den Fluten ums Leben gekommen sei. Nähere Angaben sind bislang nicht bekannt. Etwa 50 bis 70 Menschen wurden nach Angaben von Innenminister Roger Lewentz noch vermisst. Schwerpunkt der Katastrophe ist der Kreis Ahrweiler.
Menschen in Swisttal bei Bonn von Hochwasser eingeschlossen
In Swisttal im Süden von Nordrhein-Westfalen sind mehrere Menschen wegen der Überschwemmungen seit Mittwochabend eingeschlossen. Wie viele Menschen betroffen seien, sei unklar, teilte der Rhein-Sieg-Kreis mit.
„Es liegen zahlreiche Meldungen über einsturzgefährdete Gebäude vor, aber noch keine valide Gesamteinschätzung.“ Zudem herrsche ein großflächiger Stromausfall. Die Kommunikation mit den Rettungskräften vor Ort sei in der aktuellen Lage schwer. Swisttal liegt zwischen Euskirchen und Bonn.
Steinbachtalsperre in NRW droht einzubrechen
An der Steinbachtalsperre in Nordrhein-Westfalen werden die Orte Schweinheim, Flamersheim und Palmersheim evakuiert. Die Talsperre sei von einem Sachverständigen als „sehr instabil“ eingestuft worden, sagte der Landrat des Kreises Euskirchen, Markus Ramers (SPD), der Nachrichtenagentur dpa. Von der Evakuierung seien 4500 Einwohner betroffen. Der Kreis Euskirchen ist offenbar mit bislang 15 Todesopfern in Nordrhein-Westfalen am stärksten von dem Unwetter betroffen.
Bundesregierung plant Hilfsprogramm für Betroffene
Bundeskanzlerin Angela Merkel stellt den Opfern der Überschwemmungen die Hilfe der Bundesregierung in Aussicht. Sie habe darüber bereits mit Finanzminister Olaf Scholz gesprochen. Man werde darüber auch in der Bundesregierung sprechen, welche Hilfe man bei den anstehenden Aufbauarbeiten leisten könne, sagt Merkel in Washington. „Sie können darauf vertrauen, dass alle Kräfte unseres Staates, von Bund, Ländern und Gemeinden, gemeinsam alles daran setzen werden, auch unter schwierigsten Bedingungen Leben zu retten, Gefahren abzuwenden und Not zu lindern.“
Suche nach Vermisstem in Inden unterbrochen
Die Suche nach einem vermissten Mitarbeiter des Braunkohletagebaus Inden ist laut Polizeiangaben unterbrochen worden. Die Suche mit Hubschrauber und Wärmebildkamera habe bislang keinen Erfolg gehabt. Nach Angaben des Tagebaubetreibers RWE blieb der Abbaubetrieb unterbrochen. Das Wasser der Inde fließe weiter in den Tagebau ein, jedoch falle der Wasserstand.
Der Hochwasser führende Fluss Inde hatte einen Deich in der Nähe des Tagebaus bei Aachen überspült. Ein RWE-Sprecher sagte, der Fluss sei am Donnerstag gegen 6.30 Uhr bei Lamersdorf über den Deich geschwappt.
Die Inde ist nach heftigen Regenfällen in den vergangenen Tagen stark angeschwollen. Der Fluss verläuft in der Nähe des Tagebaus. Die oberhalb an der Inde liegenden Städte Eschweiler und Stolberg sowie Aachen-Kornelimünster sind ebenfalls stark vom Hochwasser betroffen.
Bahnverkehr in NRW und Rheinland-Pfalz weiterhin stark eingeschränkt
Der Regional- und Fernverkehr in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist aufgrund der Unwetterlage nach wie vor stark eingeschränkt. Gleise, Weichen und Signaltechnik seien in vielen Landesteilen stark beschädigt, teilte die Deutsche Bahn mit. Auch Bahnhöfe und Stellwerke seien betroffen.
Die Wetterlage wirke sich auch auf den Fernverkehr aus: Auf der Strecke Köln-Düsseldorf-Essen Dortmund kommt es demnach zu Umleitungen, Verspätungen und Zugausfällen. Die Strecke Köln-Koblenz über den Bonner Hauptbahnhof ist derzeit nicht befahrbar. Über Bonn-Beuel ist die Strecke rechtsrheinig befahrbar, allerdings komme es auch hier zu Verspätungen und Zugausfällen.
Der internationale Fernverkehr von und nach Brüssel ist laut Bahn unterbrochen. Die betroffenen Fernverkehrszüge fallen zwischen Köln Hbf und Bruxelles-Midi aus. Im Regionalverkehr würden Ersatzbusse eingesetzt, sofern es die Straßen zuließen. Die Bahn bittet Fahrgäste, Fahrten in die Regionen möglichst zu verschieben. Tickets für den 14., 15. oder 16. Juli behielten ihre Gültigkeit bis eine Woche nach dem Ende der Störungen oder könnten kostenfrei storniert werden.
Schulze kündigt zusätzliche Klimaschutz-Anstrengungen an
Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat unter dem Eindruck der Hochwasserkatastrophe zusätzliche Anstrengungen der Bundesregierung für mehr Klimaschutz angekündigt. „Wir können uns zu wenig Klimaschutz schlicht und einfach nicht leisten“, sagte Schulze der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. „Deshalb werden wir in Deutschland und Europa noch mehr tun als bisher – sowohl für den Klimaschutz als auch für die Anpassung an die nicht vermeidbaren Folgen des Klimawandels.“ Im Augenblick sei aber oberste Priorität, „Menschenleben zu retten und weitere Schäden abzuwenden“, sagte die SPD-Politikerin weiter. Die jüngsten Ereignisse hätten gezeigt, mit welcher Wucht die Folgen des Klimawandels zuschlagen könnten und wie wichtig es sei, sich künftig noch besser auf solche Extremwetter einzustellen.
Sendeausfälle bei WDR und Phoenix
Die Unwetter haben zu Programmausfällen bei Fernsehsendern geführt. Das WDR-Studio Wuppertal sei selbst stark von dem Unwetter betroffen gewesen und erst seit 15 Uhr wieder sendefähig, teilte der WDR in Köln mit. Zuvor hätten die Studios in Düsseldorf und Köln übernommen, um die Bevölkerung im Bergischen Land mit Regionalnachrichten informieren zu können.
Auch der öffentlich-rechtliche Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix sei indirekt von der Unwetterkatastrophe betroffen, teilte der Fernsehsender in Bonn mit. Da einige Kolleginnen und Kollegen am Morgen nicht in den Sender gelangt und einige Übertragungsleitungen ausgefallen seien, habe die Frühsendung entfallen müssen.
Das WDR Fernsehen will heute in weiteren Sondersendungen um 17 Uhr und um 20.45 Uhr über die Auswirkungen von Dauerregen und Hochwasser in Nordrhein-Westfalen berichten. Um 20.15 Uhr ist ein ARD-„Brennpunkt“ im Ersten geplant.
Rhein-Erft-Kreis ruft Katastrophenfall aus
Der Krisenstab im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen hat den Katastrophenfall ausgerufen. Wegen der Hochwasserlage entlang der Erft bestehe die Gefahr, dass sich die bisher örtlich begrenzte Lage neben Erftstadt auch auf Kerpen, Bergheim und Bedburg ausweiten könnte, heißt es in einer Pressemitteilung. Die kreisangehörigen Kommunen wurden aufgefordert, „die notwendigen Maßnahmen des Bevölkerungsschutzes wie insbesondere Evakuierungen und Unterbringungen vorzubereiten und vorzunehmen“. „Wir durchleben gerade eine Krise, deren Dimensionen heute noch nicht abschätzbar sind“, sagte Landrat Frank Rock. Die extreme Wetterlage fordere schon jetzt den massiven Einsatz von Feuerwehr, Polizei, Städten, Stadtwerken, Technischem Hilfswerk und vielen anderen Helfern im ganzen Rhein-Erft-Kreis.
Baerbock fordert schnelle und unbürokratische Hilfe
Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock hat rasche Unterstützung für die Betroffenen des Unwetters gefordert. Baerbock erklärt per Twitter, sie habe sich von der rheinland-pfälzischen Vizeministerpräsidentin Anne Spiegel (Grüne) „von den erschütternden Ausmaßen der Überschwemmungen“ berichten lassen. „Die Rettungskräfte tun alles, was sie können, unter Einsatz ihres Lebens“, schreibt die Grünen-Parteichefin. „Das ist eine unglaubliche Leistung. Sie ihre Arbeit machen zu lassen und so gut wie möglich zu unterstützen, ist das Gebot der Stunde.“ Den Menschen, die vor den Trümmern ihrer Existenz stünden, müsse schnell und unbürokratisch geholfen werden.
Ein Grünen-Sprecher hatte zuvor mitgeteilt, dass sich Baerbock und Co-Parteichef Robert Habeck laufend über die Situation informieren ließen: „Frau Baerbock wird früher aus dem Urlaub zurückkehren.“
Mindestens 24 Tote in NRW
Nach dem schweren Unwetter in Nordrhein-Westfalen hat die Polizei Köln nun von 20 Toten in ihrer Region berichtet. Neben zwei in Köln gefundenen Toten seien bislang aus Euskirchen 15 und aus Rheinbach drei Tote gemeldet worden, teilte die Polizei mit. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass im Zusammenhang mit dem Unwetter auch in anderen Teilen des Landes Menschen ums Leben kamen. Insgesamt starben in NRW mindestens 24 Menschen.
Im rheinland-pfälzischen Kreis Ahrweiler kamen 18 Menschen ums Leben. Damit steigt die Zahl der Todesopfer in Deutschland auf mindestens 42. Nach wie vor werden zahlreiche Menschen vermisst.
Hochwasser beeinträchtigt Internetauftritt der Bundes-CDU
Das Hochwasser in Nordrhein-Westfalen hat zu Beeinträchtigungen bei der Bundes-CDU in Berlin geführt. Ein CDU-Sprecher sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa, seit Mittwochabend gegen 19 Uhr gebe es wegen der Überflutungen einen Stromausfall in Rheinbach, wo die Server der Partei stünden. Aus diesem Grund gebe es Probleme mit den E-Mails. Diese seien allerdings nicht durchgängig – es sei zeitweise möglich, per Mail zu kommunizieren. Auch der Internetauftritt der CDU ist betroffen.
Steinmeier bestürzt über Unwetter-Folgen
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich bestürzt über die Folgen der Überschwemmungen in vielen Teilen Deutschlands gezeigt. „Mein tiefes Mitgefühl gilt den Verstorbenen und ihren Angehörigen“, erklärte Steinmeier in Berlin. „In Gedanken bin ich bei den vielen Bürgerinnen und Bürgern, die in Not sind, die ihr Hab und Gut und manche von ihnen auch ihr Dach über dem Kopf verloren haben.“ Der Bundespräsident dankte „allen Einsatzkräften, Helferinnen und Helfern, die unermüdlich im Einsatz sind, die zum Teil ihr Leben riskieren, um den Menschen in dieser gefährlichen Situation zur Seite zu stehen“.
Zahl der Todesopfer im Raum Ahrweiler steigt auf 18
Die Zahl der Unwettertoten im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler ist auf 18 gestiegen. Die Polizei in Koblenz teilte mit, dass sich die zuletzt mit fünf angegebene Zahl der Todesopfer in dem Kreis entsprechend erhöht habe. Damit starben in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen insgesamt mindestens 33 Menschen. Zahlreiche Menschen werden vermisst.
Laschet fordert mehr Tempo beim Klimaschutz
Als Konsequenz aus der Hochwasser-Katastrophe im Westen Deutschlands hat NRW-Ministerpräsident und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet eine schnellere Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen gefordert. Die Häufung von Starkregen- und Hitzeepisoden sei „verbunden mit dem Klimawandel“, so Laschet bei einem Besuch in der besonders vom Hochwasser betroffenen Stadt Hagen. „Das bedeutet, dass wir bei den Maßnahmen zum Klimaschutz mehr Tempo brauchen – europäisch, bundesweit, weltweit“, fügte er hinzu.
Dem CDU-Vorsitzenden wurde immer wieder zu große Zurückhaltung bei Klimaschutzmaßnahmen vorgeworfen. Die Entscheidung der EU etwa, vom Jahr 2035 an keine neuen Fahrzeuge mit Verbrennermotoren zuzulassen, bewertete er skeptisch.
Laschet beteuerte, im Wahlkampf kein Kapital aus der Flutkatastrophe herausschlagen zu wollen. Es gehe ihm nun nicht darum, „Bilder zu erzeugen – das ist eine zu ernste Lage“. „Jeder Ministerpräsident, der sein Amt ernst nimmt, ist in einem solchen Moment bei den Menschen vor Ort.“
Damm droht zu brechen – Teile Rheinbachs werden evakuiert
Wegen der Gefahr eines Dammbruchs an der Steinbachtalsperre in Nordrhein-Westfalen werden zwei Ortsteile von Rheinbach evakuiert. Das teilte die Feuerwehr Rheinbach am Donnerstag mit. „Dies ist eine Vorsichtsmaßnahme, da nicht sicher ist, ob der Damm der Steinbachtalsperre gehalten werden kann“, heißt es in der Mitteilung. Bei der Evakuierung von Oberdrees und Niederdrees würden auch Lastwagen der Bundeswehr eingesetzt. Wer nicht bei Familienangehörigen oder Bekannten unterkommen könne, finde eine Notunterkunft in der Stadthalle Rheinbach.
Rund 100 Häuser im Kreis Ahrweiler zerstört
Im rheinland-pfälzischen Kreis Ahrweiler sind in Folge der Unwetter rund 100 Häuser zerstört worden. Das teilte Innenminister Roger Lewentz (SPD) auf einer Pressekonferenz mit. Etwa 100 Menschen hätten sich auf Hausdächer gerettet und dort teilweise die Nacht verbracht. Die Zahl der Verletzen sei derzeit nicht bekannt. In Sinzig hätten etwa 2000 Menschen ihre Häuser verlassen müssen. Insgesamt vier Seniorenheime in Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig würden noch evakuiert. Im Kreis Ahrweiler wurden nach Auskunft von Landrat Jürgen Pföhler zudem zehn Schulen überflutet und schwer beschädigt.
Seehofer sichert Hilfskräfte zu
Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat für die Bewältigung der Hochwasser-Katastrophe Hilfen des Bundes zugesagt. „Mehr als 2000 Kräfte des THW und die Bundespolizei sind im Einsatz und ich biete den Ländern jegliche Unterstützung an“, sagte er der „Bild“-Zeitung.
Das Hochwasser sei eine Tragödie, deren Ausmaß noch längst nicht absehbar sei. „Diese extremen Wetterkapriolen sind die Folgen des Klimawandels“, fügt er hinzu. „Wir müssen uns viel besser darauf vorbereiten, auch beim Hochwasserschutz.“
Bundeskanzlerin Merkel: „Ich bin erschüttert“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich erschüttert zu den Überschwemmungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen geäußert und den Helfern gedankt. „Ich bin erschüttert über die Katastrophe, die so viele Menschen in den Hochwassergebieten durchleiden müssen“, erklärte Merkel laut einem Tweet von Regierungssprecher Steffen Seibert. „Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Toten und Vermissten. Den vielen unermüdlichen Helfern und Einsatzkräften danke ich von Herzen.“
Merkel hält sich derzeit zu ihrem wohl letzten USA-Besuch als Kanzlerin in Washington auf. Am Nachmittag will sie US-Präsident Joe Biden treffen.
Laschet: Größere Katastrophe in Hagen verhindert
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hat das vorausschauende Handeln der Verantwortlichen in Hagen während der Hochwasser-Katastrophe gelobt. In Hagen seien schon Vorbereitungen für den Krisenstab getroffen worden, als noch die Sonne schien, sagte der CDU-Bundesvorsitzende bei einem Ortsbesuch. So habe eine größere Katastrophe verhindert werden können. Der schnelle unbürokratische Einsatz der Bundeswehr habe dabei maßgeblich geholfen.
Einen genauen Überblick über die landesweite Opferzahl gebe es noch nicht. Die Höhe der notwendigen Hilfen könne er noch nicht genau beziffern. Für Freitagmorgen habe er eine Sondersitzung des Landeskabinetts einberufen. „Wir werden die Kommunen und Betroffenen nicht allein lassen“, sagte Laschet. Das Land sei in dieser Situation solidarisch.
Scholz fährt ins Hochwassergebiet – Hilfe des Bundes
Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) unterbricht wegen des Hochwassers in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen seinen Urlaub. Noch am Donnerstag wolle sich der Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat zusammen mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ein Bild von der Lage im Katastrophengebiet machen, wie das Ministerium auf Anfragen der Nachrichtenagentur dpa mitteilte. „Die Menschen im Katastrophengebiet sind in Not, die Schäden sind immens“, erklärte Scholz. „Da muss der Bund mit anpacken.“ Er werde alles dafür tun, dass der Bund finanzielle Hilfe leiste.
Mindestens zwei Tote durch Unwetter in Belgien
Neben Deutschland ist auch Belgien von schweren Unwettern getroffen worden. Mindestens zwei Menschen kamen laut Medienberichten dabei ums Leben. In weiten Teilen im Süden und Osten des Landes, vor allem in der Gegend um Lüttich, kam es infolge heftigen Regens zu Überschwemmungen. Rund ein Dutzend Häuser in Pepinster stürzte ein, nachdem der Fluss Vesdre über die Ufer getreten war.
Fluss Inde läuft in Tagebau – ein Vermisster
Der Hochwasser führende Fluss Inde hat einen Deich in der Nähe des Braunkohletagebaus Inden bei Aachen überspült und läuft seit dem Morgen in den Tagebau. Ein Sprecher des Energieunternehmens RWE sagte, ein Mitarbeiter dort werde vermisst. Nach dem Mann werde mit einem Hubschrauber gesucht. Der Abbaubetrieb sei eingestellt worden. Der Zufluss des Wassers dauere an.
ARD-Meteorologe Eisenmann: „Extreme bisher nicht erreichte Werte“
Ein eingekeiltes Tief, die Böden gesättigt, die Niederschlagsmengen zu groß: ARD-Meteorologe Eisenmann erklärt, wie es zu dem außergewöhnlichen Unwetter kam. Und weshalb die Schäden so groß sind.
Ministerpräsidentin Dreyer: „Es ist eine Katastrophe!“
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat den Betroffenen Unterstützung zugesagt. Dreyer sprach in einer Sondersitzung des Landtags von einer in Rheinland-Pfalz noch nie erlebten Katastrophe. „Es gibt Tote, es gibt Vermisste, es gibt viele, die noch in Gefahr sind“, so die Ministerpräsidentin. Das Land habe zwar schon einige Hochwasser erlebt. „So eine Katastrophe haben wir noch nicht gesehen. Es ist wirklich verheerend.“
Hochwasser erreicht Trier
Das Hochwasser in Rheinland-Pfalz hat nun auch die Stadt Trier erreicht. Hochwasser im Fluss Kyll, einem Nebenfluss der Mosel, überflute den Ortskern des Stadtteils Ehrrang, wie die Stadt mitteilte. Kurz vor Beginn der Überflutung hatte demnach die Evakuierung von 1600 Menschen begonnen.
Ein von der Stadt veröffentlichtes Video zeigte dabei, wie Feuerwehrleute auf dem Dach eines bis über die Reifen im Wasser stehenden Feuerwehrwagens stehen und versuchen, Anwohner aus einem Wohnhaus zu retten. In großen Teilen von Ehrrang gibt es der Stadt zufolge keine Stromversorgung mehr. Die Polizei appellierte an die Anwohner, die Ortslage weiträumig zu meiden und auch die Zubringerstraßen für Rettungskräfte freizuhalten.
Kramp-Karrenbauer: 300 Soldaten im Einsatz
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat wegen der Unwetterkatastrophe im Westen und Südwesten weitere Unterstützung durch die Bundeswehr zugesagt. „Wir denken heute an alle, die von Unwetter und Hochwasser betroffen sind“, schrieb die CDU-Politikerin auf Twitter. „Die Bundeswehr hilft schnell und unkompliziert in Hagen und Ahrweiler mit derzeit 300 Soldatinnen und Soldaten.“
Zahl der Todesopfer weiter gestiegen
Die Zahl der Todesopfer nach den schweren Unwettern im nördlichen Rheinland-Pfalz ist nach Angaben des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD) auf fünf gestiegen. Alle seien nach bisherigen Erkenntnissen im Kreis Ahrweiler in den Fluten ums Leben gekommen. Der Minister fügte hinzu, dass noch 50 bis 70 Menschen in der Katastrophenregion vermisst würden. Unklar sei zurzeit, ob es sich dabei um Menschen handle, die vielleicht im Urlaub seien, oder ob sie im Unwetter bei Bekannten untergekommen oder in einer schwierigen Situation seien.
Insgesamt sind nach dem Dauerregen im Westen Deutschlands mindestens 20 Menschen gestorben.
Europäische Union bietet Katastrophen-Hilfe an
Die Europäische Union springt den vom Hochwasser betroffenen Gemeinden in Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden zu Hilfe. „Die EU ist bereit zu helfen“, twittert EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Über den Europäischen Zivil- und Katastrophenschutz könnten die Länder Hilfsmaßnahmen anfordern.
Trinkwasser in Eschweiler ausgefallen – Krankenhaus wird evakuiert
Infolge des Starkregens ist in Eschweiler bei Aachen die Trinkwasserversorgung ausgefallen. Es sei eine Wasserleitung gebrochen, die die Innenstadt versorge, teilte die Städteregion Aachen mit. Die Einwohner von Eschweiler sollten auf unnötigen Wasserverbrauch durch Duschen oder Toilettenspülungen verzichten. Das ebenfalls betroffene Krankenhaus mit derzeit rund 400 Patienten werde im Laufe des Tages geräumt.
Laschet sagt Menschen in Altena Unterstützung zu
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat den Menschen im stark vom Unwetter betroffenen Altena die Unterstützung des Landes zugesagt. Die Bürger von Altena seien besonders betroffen, viele Millionen Menschen würden derzeit an sie denken, sagte Laschet am Donnerstag in Radio MK, dem Lokalradio des Märkischen Kreises. „Wir tun alles, von der Polizei, von der Feuerwehr, vom Land aus, dass so schnell wie möglich wieder Normalität hier in Altena einkehrt,“ versprach Laschet. Das Land helfe jetzt zunächst bei den Katastrophenschutzplänen. Danach gehe es um eine Bestandsaufnahme, wie der Region ansonsten geholfen werden könne.
DRK fordert bessere Katastrophen-Vorbereitung
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) fordert bessere Vorkehrungen zum Schutz bei Unwetter-Katastrophen. „Wir müssen uns in ganz Deutschland künftig besser auf solche Katastrophen vorbereiten“, sagt DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt der „Rheinischen Post.“ „Denn Wetterextreme, wie wir sie jetzt im Westen und im Süden Deutschlands erleben, werden in den nächsten Jahren zunehmen.“
Konkret fordert Hasselfeldt die Bereithaltung von ausreichend Notunterkünften, Zelten, Decken, Feldbetten, Trinkwasser, sanitären Anlagen und Essen sowie die Gewährleistung von gesundheitlicher Versorgung. Das DRK habe mit anderen Hilfsorganisationen schon vor längerem bundesweit zehn Reservelager für die Versorgung der Bevölkerung vorgeschlagen. Der Bund habe mit der Finanzierung von zwei dieser Versorgungszentren einen Anfang gemacht: „Jetzt sollte rasch das komplette Konzept mit zehn Logistikzentren umgesetzt werden“, sagt die frühere CSU-Politikerin.
Niederländische Provinz Limburg unter Wasser
Wegen starken Hochwassers sind Dutzende Bürger in der niederländischen Provinz Limburg im Südosten an der deutschen Grenze in Sicherheit gebracht worden. Menschen wurden in Sporthallen und Hotels untergebracht. Auch Campingplätze wurden geräumt, wie Behörden am Donnerstag mitteilten. In Valkenburg nahe Maastricht strömt das Wasser durch die Straßen. Keller, Wohnungen und Geschäftsräume sind vollgelaufen. Hunderte von Haushalten haben keinen Strom. Vielerorts wird auch die Armee eingesetzt, um Häuser zu schützen. Straßen und Teile von Autobahnen wurden gesperrt und auch der Zugverkehr ist nach Behördenangaben eingeschränkt. Durch die starken Regenfälle in Deutschland schwellen die Flüsse weiter an und steigen die Wasserstände den Angaben zufolge stärker als erwartet.
Bayerns Ministerpräsident Söder bietet Hilfe an
Bayern bietet Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz Hilfe an. „In dieser schlimmen Situation ist Solidarität gefragt“, twittert der bayrische Ministerpräsident Markus Söder. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern der Fluten und ihren Angehörigen.“
Landtag Rheinland-Pfalz verkürzt Sitzung
Wegen der Hochwasserkatastrophe in Teilen von Rheinland-Pfalz hat der Landtag in Mainz seine Sitzung vorzeitig beendet. Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD) setzte alle Tagesordnungspunkte bis auf einen Antrag zum neuen Schuljahr ab, der aber ohne Aussprache verlief. „Damit ist diese Plenarsitzung beendet, und wir hoffen alle, dass möglichst viele gerettet werden“, sagte Hering. Zuvor hatte der Landtag in einer Gedenkminute der von Überflutungen betroffenen Kommunen gedacht.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Vertreter der Fraktionen sagten den Orten und Rettungskräften ihre Unterstützung zu. Dreyer sagte zur Lage: „Es gibt Tote, es gibt Vermisste, es gibt viele, die noch in Gefahr sind. Es ist wirklich verheerend.“ Ganze Orte seien überflutet, Häuser einfach weggeschwommen. Polizeihubschrauber seien unterwegs, um Menschen von Hausdächern zu retten. Auch die Bundeswehr helfe mit rund 200 Soldaten. Es gebe sehr viele Vermisste, sagt Dreyer. Es sei unklar, ob sie sich selbst hatten retten können. Sie zu erreichen sei schwierig, da das Mobilfunknetz zum Teil ausgefallen sei.
Menschen im Kreis Bitburg-Prüm aus Häusern gerettet
Im Eifel-Kreis Bitburg-Prüm sind wegen der Hochwasserlage mehrere Menschen in ihren Häusern von den Wassermassen eingeschlossen worden, unter anderem in Waxweiler. Das sagte der Kreissprecher am Donnerstag in Bitburg. Menschen mussten gerettet werden – Meldungen über Tote, Verletzte oder Vermisste gebe es jedoch bislang nicht. Der Kreissprecher berichtete auch von mindestens einem eingestürzten Haus. Nach den heftigen Regenfällen kommt es in mehreren Gemeinden des Kreises Bitburg-Prüm zu Einschränkungen in der Trinkwasserversorgung. Grund seien Stromausfälle, teilte der Katastrophenschutz des Kreises über Facebook mit. Die Versorgung sei voraussichtlich „auf Tage eingeschränkt“. Die Bewohner wurden aufgerufen, mit dem vorhandenen Wasser sparsam umzugehen und auf Reinigungsarbeiten zu verzichten.
Lage in Altena weiter angespannt
Die Hochwassersituation im Märkischen Kreis in Nordrhein-Westfalen ist weiter kritisch. Die am Mittwoch ausgerufene Großeinsatzlage bleibe bestehen, teilte der Kreis am Donnerstagmorgen mit. Besonders schlimm sei es nach wie vor in Altena – die Stadt sei noch immer von der Außenwelt abgeschnitten. „Es ist wirklich sehr bedrückend hier“, schilderte Kreis-Sprecher Alexander Bange der Nachrichtenagentur dpa. „Das Wasser fließt noch immer kniehoch durch die Straßen, Autos stehen quer, an den Seiten türmen sich Abfall und Gestrüpp.“ Es sei auch nicht absehen, wann das Wasser zurückgeht, sagte Bange. „Das einzig Gute ist, dass es gestern Abend aufgehört hat zu regnen.“
Anwohner versuchten verzweifelt, mit Besen oder anderen Geräten das Wasser aus ihren Häusern zu bekommen. „Ich glaube, dass es noch viele Tage – wenn nicht Wochen – dauern wird, bis hier wieder Normalität einkehrt.“ Insgesamt kämpften am Donnerstag im Märkischen Kreis nach Angaben von Bange noch etwa 900 Einsatzkräfte gegen die Fluten. Neben Altena war die Lage auch in Nachrodt, Werdohl und Teilen von Lüdenscheid besonders angespannt.
Mindestens 200.000 Menschen ohne Strom
In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind nach Angaben des Strom-Verteilnetzbetreibers Westnetz mindestens 200.000 Menschen ohne Strom. Aus Sicherheitsgründen würden Umspannanlagen bei eindringendem Wasser abgeschaltet, teilt das Unternehmen mit. Wegen überfluteten Straßen könnten die Anlagen teilweise nicht erreicht werden, erläutert eine Sprecherin. „Wir sind mit allen verfügbaren Kräften im Einsatz.“ Das Unternehmen versorgt weite Teile von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit Strom, besonders ländliche Gebiete wie die Eifel.
Niederschläge von 148 Litern/Quadratmeter in Rheinland-Pfalz
Bei den Unwettern im Norden von Rheinland-Pfalz sind bis zu 148 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Diese Menge ging im Laufe des Mittwochs und in der Nacht nieder, wie das Klimaschutzministerium in Mainz mitteilte.
Tote Frau in Rheinbach
In Rheinbach bei Bonn ist am frühen Morgen eine tote Frau auf einer Straße entdeckt worden. Ein Zusammenhang mit dem Unwetter, von dem auch Rheinbach mit überfluteten Straßen stark betroffen war, sei wahrscheinlich, erklärte die Bonner Polizei. Die Tote habe noch nicht identifiziert werden können. Weitere Angaben wurden zunächst nicht gemacht.
Kreis Euskirchen berichtet von acht Toten
Bei dem schweren Unwetter im Kreis Euskirchen im Süden von Nordrhein-Westfalen sind nach ersten Erkenntnissen der Behörden mehrere Menschen ums Leben gekommen. „Derzeit sind uns acht Todesfälle bekannt“, hieß es auf der Facebook-Seite des Kreises. Genauere Angaben – etwa weshalb genau die Menschen im Zusammenhang mit dem Unwetter starben – machte der Kreis zunächst nicht. In mehreren Orten sei die Lage sehr kritisch. „Es finden Menschenrettungen statt“, hieß es weiter. Teilweise bestehe kein Zugang zu den Orten. Im Kreisgebiet sei die Kommunikation weitgehend ausgefallen. Auch der Feuerwehr-Notruf 112 und die Kreisverwaltung seien nicht zu erreichen. Wegen der Verbindungsprobleme könne der Kreis derzeit nur unregelmäßig informieren.
Teile des Rheins für Schifffahrt gesperrt
Teile des Rheins in Süddeutschland sind für die Schifffahrt gesperrt. In der Region um Maxau und Iffezheim sei der Schiffverkehr eingestellt worden, teilt das Wasser- und Schifffahrtsamt mit. Die Sperrung werde voraussichtlich bis zum Wochenende anhalten. Weiter nördlich sei der Rhein weiterhin befahrbar.
Luftaufnahmen aus Schuld zeigen Ausmaß der Katastrophe
Aufnahmen vom Eifelort Schuld machen das Ausmaß der Zerstörung sichtbar. In dem Ort sind sechs Häuser eingestürzt, knapp 70 Menschen werden vermisst. Mittlerweile sind Rettungskräfte vor Ort im Einsatz.
Die Polizei hat Hubschrauber aus mehreren Bundesländern angefordert, um Menschen aus den Fluten zu retten. Es seien mit Seilwinden ausgestattete Polizeihubschrauber aus Baden-Württemberg, Bayern und Hessen angefordert worden, teilte die Polizei in Koblenz mit. Auch Hubschrauber der Bundeswehr seien zur Menschenrettung angefordert worden. Schaulustige behinderten den Rettungseinsatz. Die Polizei forderte die Menschen auf, die Rettungswege freizuhalten.
Bundeswehr in Hagen im Einsatz
Zur Unterstützung der Feuerwehr im Unwetter-Krisengebiet in Hagen sind auch etwa hundert Bundeswehr-Soldaten im Einsatz. Die Stadt habe am Dienstagnachmittag einen entsprechenden Antrag gestellt, sagte ein Bundeswehr-Sprecher am Mittwoch. Kräfte aus Unna und Minden seien vor Ort. Unter anderem würden unter der Ägide der örtlichen Feuerwehr Bergepanzer, Tieflader und Kettensägen eingesetzt. Auch der Kreis Mettmann habe einen Hilfeleistungsantrag gestellt, über den aber noch nicht entschieden sei. Die Polizei in der vom Hochwasser stark betroffenen Stadt Hagen berichtete, mit Hilfe der Bundeswehr seien im Bereich Hohenlimburg unbefahrbare Zuwege geräumt worden, um eingeschlossenen Anwohnern helfen zu können.
Produktion bei Bayer nicht betroffen
Die Produktion bei Bayer in Wuppertal ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vom Hochwasser betroffen, wie das Unternehmen erklärt. In der Nacht sei man glimpflich davon gekommen. Zum Teil seien Keller voll gelaufen, es gebe keine größeren Schäden. Man beobachte die Lage weiter.
Linke-Spitzenkandidat Bartsch fordert Hilfsfonds
Der Spitzenkandidat der Linken und Co-Fraktionschef Dietmar Bartsch hat schnelle Hilfen für die vom Hochwasser betroffenen Menschen und Orte gefordert. „Bund und Länder sollten zügig einen Hilfsfonds auflegen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Den betroffenen Regionen gebühre die Solidarität des gesamten Landes. „Den Menschen und Kommunen muss schnell und unbürokratisch geholfen werden.“ Nach Überflutungen und Dauerregen sind in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mehrere Menschen ums Leben gekommen. Viele werden nach Hauseinstürzen noch vermisst. „Wir erleben in Teilen Deutschlands eine Flutkatastrophe ungeheuren Ausmaßes. Unsere Gedanken und Anteilnahme sind bei den Hinterbliebenen der Opfer“, sagte Bartsch. „Wir können nur hoffen, dass alle Vermissten gerettet werden.“
Solinger Stadtteil Unterburg bleibt gesperrt
Etwa 600 Menschen aus dem Solinger Stadtteil Unterburg haben wegen des Hochwassers die Nacht nicht in ihren Wohnungen verbracht. „Unterburg bleibt bis auf weiteres komplett gesperrt – vom ehemaligen Rathaus bis zum Burger Bahnhof“, teilte Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) am Donnerstagmorgen auf den sozialen Medien mit. Die Feuerwehr sei weiter im Dauereinsatz. „Für die kommenden zwei bis drei Stunden ist nach Auskunft des Wupperverbandes weiterhin von einem konstant hohen Pegelstand der Wupper auszugehen“, schrieb Kurzbach auf Instagram. Daher könne vorläufig keine Entwarnung gegeben werden.
Der Stadtteil Unterburg war am Mittwochabend evakuiert worden. Es sei noch nicht abzusehen, wann die Haushalte in Unterburg wieder mit Strom und Gas versorgt werden könnten, teilte die Stadt mit. Die Anlagen müssten zunächst überprüft und gegebenenfalls repariert werden. Die Stadt forderte die Menschen dazu auf, die evakuierten Gebiete und die Brücken im Bereich der Wupper zu meiden. Wann eine Rückkehr der Anwohner möglich sei, lasse sich noch nicht sagen.
Bahn informiert über Ausfälle und Verspätungen
Die Hochwasserkatastrophe in mehreren Bundesländern sorgt auch für Ausfälle und Verspätungen bei der Deutschen Bahn betroffen. Die Bahn informiert unter diesem Link über betroffene Verbindungen.
Göring-Eckhardt: Auswirkungen der Klimakatastrophe
Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, sieht in den schweren Unwettern in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ein Alarmzeichen für den Klimawandel. „Das sind schon Auswirkungen der Klimakatastrophe“, sagte sie in der RTL/ntv-Sendung „Frühstart“. Die Unwetter seien ein „Aufruf, sich klar zu machen: Das ist schon da, das ist schon hier bei uns“. Sie rief dazu auf, nun „dringend Veränderung herbeizuführen“. Göring-Eckardt zeigte sich bestürzt angesichts der Opfer. „Das ist etwas, wo ich erstmal mit vollem Herzen bei den Menschen bin, um die es da geht“, sagte sie.
Gemeinde Kordel abgeschnitten
Wegen des Hochwassers sind alle Zufahrtswege zur Gemeinde Kordel im Landkreis Trier-Saarburg abgeschnitten. Der Ort mit rund 2000 Einwohnern sei momentan nicht erreichbar, sagte ein Kreissprecher. Man versuche nun mit Hilfe der Bundeswehr mit Wasserfahrzeugen die Bewohner zu erreichen. Meldungen über Tote und Vermisste gebe es bisher nicht. Ähnliche Rettungsaktionen gebe es auch an dem wenige Kilometer entfernten Fluss Sauer.
Schuld: Zahl der Vermissten steigt auf knapp 70
In dem vom Hochwasser schwer getroffenen Eifel-Ort Schuld im Landkreis Ahrweiler ist die Zahl der Vermissten laut Polizei Koblenz inzwischen auf knapp 70 gestiegen. Dort waren den Angaben zufolge in der Nacht zum Donnerstag sechs Häuser eingestürzt. Ungefähr 50 Menschen befänden sich nach wie vor auf Hausdächern und müssten gerettet werden.
Sondersitzung der Landesregierung Rheinland-Pfalz
Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat wegen der Unwetter in der Eifel eine Sondersitzung angesetzt. „Es ist eine Katastrophe“, erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Donnerstagmorgen in Mainz. „Es gibt Tote, Vermisste und viele, die noch immer in Gefahr sind.“ Alle Kräfte seien rund um die Uhr im Einsatz und riskierten dabei ihr eigenes Leben. Ihr Mitgefühl gelte den Opfern der Hochwasserkatastrophe, sagte Dreyer. „Ich bange mit den Menschen vor Ort.“ Die Regierungschefin kündigte an, sich zusammen mit Innenminister Roger Lewentz (SPD) einen eigenen Eindruck von der Lage vor Ort zu verschaffen. Sie appellierte an die Bewohner der Katastrophenregion, in ihren Häusern zu bleiben. „Wir mobilisieren alles, um Sie zu retten!“
Mann in Kamen in überflutetem Keller ums Leben gekommen
Bei den Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen ist ein 77 Jahre alter Mann aus Kamen gestorben. Der Mann sei in dem unter Wasser stehenden Keller seines Wohnhauses ums Leben gekommen, teilte die Polizei mit. Hinweise auf ein Fremdverschulden lägen nicht vor. Die Kriminalpolizei ermittele die Todesumstände.
Polizei Rheinland-Pfalz startet Hinweisportal
Die Polizei in Rheinland-Pfalz hat im Netz ein Hinweisportal eingerichtet und bittet darum, Videos und Fotos zu übermitteln, die Hinweise auf Tote oder Vermisste geben könnten.
Scholz: „Meldungen schockieren“
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat entsetzt auf die Folgen der Unwetter insbesondere im Westen Deutschlands reagiert. „Die Meldungen zum Hochwasser alarmieren und schockieren“, schrieb der Bundesfinanzminister am Donnerstag auf Twitter. „Jetzt geht es um schnelle Hilfe.“ Sein großer Dank gehe an die Einsatzkräfte, die ihr Leben riskierten. „Mein Mitgefühl gilt den Vermissten und Verstorbenen, ihren Angehörigen sowie allen, deren Häuser überschwemmt sind.“ Bereits am Vorabend hatten der FDP-Vorsitzende Christian Lindner und die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock den Einsatzkräften gedankt.
NRW-SPD fordert schnelle Hilfe für Hochwasser-Opfer und Gemeinden
Nach dem Starkregen und Überschwemmungen in weiten Teilen von Nordrhein-Westfalen hat der Düsseldorfer SPD-Oppositionschef Thomas Kutschaty schnelle und unbürokratische Hilfe der schwarz-gelben Landesregierung gefordert. „Der heftige Dauerregen hat viele Menschen in Nordrhein-Westfalen in Not gebracht oder schwer verletzt“, erklärte der SPD-Landespartei- und Fraktionschef. „Durch den Starkregen mussten viele Menschen von jetzt auf gleich ihre Häuser und Wohnungen verlassen, nur das Nötigste mitnehmen und den Rest zurücklassen“, sagte Kutschaty.
Die CDU/FDP-Landesregierung sei nun gefordert, Hilfe zügig zu organisieren. Die Menschen, die betroffenen Städte und Gemeinden sowie auch die Einsatzkräfte brauchten „jetzt schnelle und unbürokratische Hilfe“. Außerdem müsse geprüft werden, inwiefern der Landtag kurzfristig aktiv unterstützen könne.
Polizei Koblenz richtet Personenauskunftsstelle ein
Die Koblenzer Polizei hat unter der Nummer 0800-6565651 eine Personenauskunftsstelle eingerichtet. An diese können sich Personen wenden, die Angehörige vermissen.
Rhein bei Kehl über die Ufer getreten
In Kehl am Rhein (Ortenaukreis) ist am späten Mittwochabend das Wasser über die Ufer an der „Brücke der zwei Ufer“ getreten. Laut aktuellen SWR-Bildern scheint die Lage vor Ort noch ruhig zu sein, jedoch ist weiter Regen angekündigt.
Klinik in Leverkusen wird evakuiert
Wegen einer Störung der Stromversorgung muss in Leverkusen ein Krankenhaus komplett evakuiert werden. Betroffen seien 468 Menschen, teilte das Klinikum Leverkusen am Donnerstagmorgen mit. Die Maßnahme sei mit der Feuerwehr abgesprochen. Alle Operationen, Termine und Eingriffe seien abgesagt. Bereits in der Nacht sei der Notstrom ausgefallen, einige Stationen seien ohne Licht gewesen. „Die medizinischen Geräte der Intensivstationen mussten teilweise mit Akkus betrieben werden“, teilte das Klinikum mit. Bereits in der Nacht seien 12 Kinder und 15 erwachsene Patienten in umliegende Krankenhäuser verlegt worden.
Auslöser des Stromausfalls war das Hochwasser des Flüsschens Dhünn. Dadurch wurde ein Kurzschluss an zwei Trafos ausgelöst, der Strom fiel aus. Es sei nicht abzusehen, wann die Stromversorgung wieder zuverlässig funktionieren werde, erklärte das Klinikum.
Teile von Hückeswagen mit Booten evakuiert
Nach massiven Regenfällen müssen etwa 1500 Menschen in Hückeswagen im Bergischen Land ihre Wohnungen verlassen. „Bei den Evakuierungsmaßnahmen muss viel mit dem Boot gemacht werden, weil die Straßen nicht mehr befahrbar sind“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. Betroffen sei vor allem der Stadtteil Kleineichen unterhalb der Bevertalsperre. Bei den Rettungsmaßnahmen seien zwei DLRG-Helfer verletzt worden.
Die Lage scheint allerdings nicht mehr ganz so angespannt wie noch in der Nacht. „Der Damm, der zu brechen drohte, ist soweit sicher“, sagte der Polizeisprecher. In dem Bereich rund um die Talsperre gebe es aber großflächige Überschwemmungen. In der Nacht waren im Oberbergischen Kreis nach Angaben des Polizeisprechers etwa 1000 Kräfte im Einsatz.
Ministerpräsidentin Dreyer: „Bange mit allen, die in Gefahr sind“
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat nach der Hochwasserkatastrophe in der Eifel ihre Betroffenheit geäußert. „Das Unwetter hat unser Land hart getroffen. Ich bange mit allen, die in Gefahr sind“, schrieb die SPD-Politikerin am Donnerstagmorgen im Kurznachrichtendienst Twitter. Sie danke allen Helfern und Einsatzkräften, die unermüdlich mit großem Einsatz gegen die Wassermassen ankämpften.
Mann in Solingen nach Sturz in überflutetem Keller gestorben
In Solingen ist ein 82 Jahre alter Mann nach einem Sturz im überfluteten Keller seines Hauses gestorben. Bei dem Sturz sei er mit dem Kopf unter Wasser geraten, sagte eine Sprecherin der Wuppertaler Polizei. Nach Angaben der Stadt Solingen war der Mann aus einem Kellerschacht gerettet und wiederbelebt worden. Er sei nach dem Transport ins Krankenhaus gestorben.
Bevertalsperre übergelaufen
In Hückeswagen im Oberbergischen Kreis lief aufgrund der heftigen Regenfälle die Bevertalsperre über. Das Wasser liefe aktuell unkontrolliert über den Rand der Staumauer, teilte ein Sprecher der Leitstelle am frühen Morgen mit. Mehr als 1000 Menschen mussten demnach ihre Häuser verlassen.
2000 Einsätze wegen Unwettern in Trier
Einsatzkräfte haben in der Nacht zu Donnerstag mit dem Hochwasser in der Region Trier gekämpft. Mehr als 4500 Anrufe seien bei der Rettungsleitstelle der Feuerwehr eingegangen, teilte die Stadt Trier mit. Dabei wurden Feuerwehr und Rettungsdienste zu 2000 Einsätzen rausgeschickt. In der Stadt Trier hätte zudem die Kyll, ein Nebenfluss der Mosel, im Stadtteil Ehrang gedroht überzulaufen. 1600 Menschen seien daher in der Nacht mit Durchsagen der Feuerwehr darauf vorbereitet worden, ihre Häuser und Wohnungen kurzfristig verlassen zu müssen. Auch eine Wache der Berufsfeuerwehr habe gedroht, überschwemmt zu werden. Sie sei mit Sandsäcken geschützt worden. Gegen 6 Uhr schien demnach der Scheitelpunkt der Kyll erreicht zu sein. Eine Evakuierung sei daher nicht nötig gewesen.
Vier Tote im Kreis Ahrweiler
Im Zusammenhang mit den schweren Unwettern sind im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler in der Eifel mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben eines Sprechers der Polizei in Koblenz wurden sie an verschiedenen Orten im Landkreis gefunden.
Laschet kommt nach Hagen
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) will heute die von Überflutungen besonders betroffene Ruhrgebietsstadt Hagen besuchen, um sich ein Bild der Lage zu machen.
Mehrere Schulen bleiben geschlossen
In Rheinland-Pfalz sollen im Kreis Vulkaneifel und in der Ortsgemeinde Kordel im Landkreis Trier-Saarburg die Schulen geschlossen bleiben.
Zwei Feuerwehrleute im Märkischen Kreis ums Leben gekommen
Für zwei Feuerwehrmänner im Märkischen Kreis endeten ihre Einsätze tödlich. In Altena im Sauerland kam bei der Rettung eines Mannes nach dem Starkregen ein 46 Jahre alter Feuerwehrmann ums Leben. Er wurde von den Wassermassen fortgerissen und ertrank. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei im Märkischen Kreis. Nur zwei Stunden später kollabierte ein 52 Jahre alter Feuerwehrmann bei einem Einsatz im Bereich des Kraftwerks Werdohl-Elverlingsen. Er sei am Mittwochabend trotz Reanimations- und Hilfsmaßnahmen gestorben, teilte die Polizei mit. Die Polizei gehe von einem gesundheitlichen Notfall aus.
Mehrere Häuser in Ortschaft Schuld eingestürzt
In der Eifel sind nach SWR-Informationen nach Dauerregen und Überflutungen sechs Häuser eingestürzt. Etwa 30 Menschen würden im rheinland-pfälzischen Schuld nach bisherigen Erkenntnissen vermisst, berichtete der SWR am Donnerstag unter Berufung auf die Polizei. 25 weitere Häuser drohten ebenfalls einzustürzen. In Altenahr im Kreis Ahrweiler seien Bewohner auf die Dächer ihrer Wohnhäuser geflüchtet.