Testpflicht für Reiserückkehrer: Übertrieben oder nützlich?

Testpflicht für Reiserückkehrer: Übertrieben oder nützlich?

28. Juli 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 28.07.2021 14:32 Uhr

Die Bundesregierung diskutiert aktuell, ob die Testpflicht für alle Reiserückkehrer ausgeweitet werden soll. Die Debatte war heute Thema bei NDR MV Live.

“Stand der Dinge ist, es gibt einen laufenden Abstimmungsprozess”, sagte Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer am Mittwoch in Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, die Testpflicht möglichst schnell auszuweiten. Demnach müssten sich dann nicht mehr nur Menschen testen lassen, die mit dem Flugzeug zurück nach Deutschland reisen – sondern auch alle, die zum Beispiel mit der Bahn oder dem Auto fahren. Geimpfte und Genesene wären von der Testpflicht ausgenommen. Stationäre Grenzkontrollen sollen aber nicht eingerichtet werden.

SPD und Grüne unterstützen Testpflicht

“Ich bin unbedingt dafür, dass wir Reisende uns genau anschauen”, sagte SPD-Parteichefin Saskia Esken am Mittwoch. Es sei ganz deutlich zu sehen, das Reisen ins Ausland Risiken mit sich bringen, so Esken. Für eine Verschärfung der Testpflicht haben sich auch Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) ausgesprochen.

AfD kritisiert mögliche Testpflicht

Kritik an einer möglichen Testpflicht kommt hingegen von der AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel. Ihrer Ansicht nach wäre das eine “unverhältnismäßige Belastung der Reisenden, der Grenzbehörden und der Tourismuswirtschaft”, so Weidel am Mittwoch. Wann genau eine Einigung über die mögliche Testpflicht zu erwarten ist, ist noch offen.

Aktuelle Beispiele für Risiko durch Reiserückkehrer

NDR-Gesundheitsexpertin Friederike Krumme hält die erweiterte Testpflicht für sinnvoll. “Die Zahlen, die jetzt schon wieder ansteigen, zeigen, dass das sie hauptsächlich auf Reiserückkehrer zurückzuführen sind”, so die Leiterin der Visite-Redaktion. Als Beispiel nennt sie das Ferienlager in Nordwestmecklenburg, das wegen der Infektion eines Betreuers abgebrochen werden musste, der zuvor im Urlaub in Spanien gewesen war. Die Testpflicht sei außerdem eine weitere Motivation, sich impfen zu lassen, so Krumme. Auch wenn die Situation in den Krankenhäusern aktuell entspannt sei, steige mit wachsenden Infektionszahlen die Gefahr, dass sich noch weitere Virusmutationen entwickeln.