Trickbetrug: Die Beute wächst, auch Fallzahlen nehmen zu
8. August 2021Die Fälle, in denen ältere Menschen von Trickbetrügern hereingelegt wurden, haben sich in Mecklenburg-Vorpommern fast verdoppelt. Das geht aus einer Halbjahresbilanz des Landeskriminalamtes (LKA) in Rampe bei Schwerin hervor.
Laut LKA verloren die meist älteren Opfer im ersten Halbjahr bereits in 135 Fällen Geld an Kriminelle, die sich häufig als Polizisten, Bankmitarbeiter oder Ärzte ausgegeben haben. Im ersten Halbjahr 2020 waren es noch 73 Fälle. Insgesamt stahlen Trickbetrüger bis Juli 1,8 Millionen Euro – in etwa dreimal so viel wie im Vorjahreszeitraum und knapp so viel wie im ganzen Jahr 2020.
Frau aus Graal-Müritz verliert 300.000 Euro
Besonders viel Geld erbeuteten unbekannte Täter im Januar bei einer Frau in Graal-Müritz bei Rostock, die bei einem sogenannten Schockanruf 300.000 Euro verlor. Dort hatte sich ein Anrufer als Sohn ausgegeben. Er habe einen schweren Unfall verursacht und brauche dringend Geld, um Schäden zu regeln. Er könne das aber nicht abholen, sondern ein befreundeter Rechtsanwalt.
Rostock: Supermarkt-Filialleiter verhindert Enkeltrick bei 69-Jähriger
Einen erneuten Enkeltrick konnte am Freitagnachmittag in der Rostocker Südstadt ein Supermarkt-Filialleiter verhindern. Laut Polizei hatten mindestens drei Männer versucht, eine 69-jährige Frau zu einer Geldübergabe zu überreden. So hätten ein vermeintlicher Polizist, ein Pflichtverteidiger und ein Haftrichter die Frau den gesamten Tag über abwechselnd angerufen. Die Männer behaupteten, der Sohn der 69-Jährigen säße in Untersuchungshaft, weil er bei einem Verkehrsunfall ein Mädchen schwer verletzt habe. Eine fünfstellige Kaution sei fällig. Die Frau ging für die Übergabe zu einem Supermarkt, wo sie der Filialleiter darauf hinwies, dass es sich um Betrug handeln könnte. Die Frau rief daraufhin die Polizei und erstattete Anzeige.
Neue Tricks mit Corona-Hintergrund
Insgesamt wurden laut LKA knapp 1.600 Straftaten dieser Art im ersten Halbjahr 2021 angezeigt – ein Drittel mehr als im Vorjahr. Die steigende Erfolgsquote der Täter sorge auch für einen höheren Durchschnittsschaden. Lag dieser 2020 noch bei 8.700 Euro, so liege dieser nun bei 13.200 Euro pro gelungenem Trickbetrug. Mit 62 Fällen seien auch Trickstraftaten unter Ausnutzung der Corona-Pandemie häufiger. Dies waren im Vorjahr bis Juli nur 16. So verlangten falsche Ärzte Geld für Medikamente oder die medizinische Betreuung für einen Corona-Fall im Familien- oder Bekanntenkreis.