Corona-Pandemie: STIKO empfiehlt Impfung für alle ab 12

Corona-Pandemie: STIKO empfiehlt Impfung für alle ab 12

16. August 2021 Aus Von mvp-web

Stand: 16.08.2021 14:03 Uhr

Die Ständige Impfkommission empfiehlt nun auch 12- bis 17-Jährigen die Impfung gegen das Coronavirus. Bundesgesundheitsminister Spahn begrüßte das und betonte, es sei genug Impfstoff für alle Altersgruppen vorhanden.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) spricht sich für Corona-Impfungen für alle Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren aus.

Auf Grundlage neuer Daten, insbesondere aus dem amerikanischen Impfprogramm mit fast zehn Millionen geimpften Kindern und Jugendlichen, könnten mögliche Risiken der Impfung für diese Altersgruppe nun zuverlässiger beurteilt werden, so das Gremium.

„Vorteile überwiegen Risiken“

Nach sorgfältiger Bewertung neuer wissenschaftlicher Beobachtungen und Daten komme man zu der Einschätzung, „dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen.“

Der offizielle Empfehlungstext liegt noch nicht vor, Änderungen sind in einem Abstimmungsverfahren mit Bundesländern und Fachkreisen noch möglich.

Kritik an STIKO Schüler fordern Corona-Impfungen

Schülerverbände wollen eine generelle Impfempfehlung der STIKO für über 12-Jährige.

Die STIKO aktualisierte damit ihre vorherige Empfehlung von Anfang Juni, derzufolge in Deutschland zunächst nur Jugendliche mit Vorerkrankungen gegen das Coronavirus geimpft werden sollten.

Unverändert solle die Impfung nach ärztlicher Aufklärung zum Nutzen und Risiko durchgeführt werden.

Seibert: Impfung wird nicht Bedingung für Schulbesuch

Die Kommission sprach sich aber ausdrücklich dagegen aus, dass die Impfung bei Kindern und Jugendlichen „zur Voraussetzung sozialer Teilhabe gemacht wird“.

Regierungssprecher Steffen Seibert versicherte in Berlin, es werde für Schülerinnen und Schüler keine Pflicht zur Impfung geben. „Es bleibt dabei, was wir gesagt haben, dass es keinen Impfzwang gibt oder das Impfen nicht Bedingung für den Schulbesuch ist“, sagte er.

Impfungen für Jugendliche STIKO will trotz Druck abwarten

Die STIKO bleibt dabei: keine generelle Empfehlung für Minderjährige.

STIKO-Chef Thomas Mertens wies Vermutungen zurück, die Kommission habe sich politischem Druck gebeugt: „Das ist objektiv Unsinn“, sagte Mertens den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wir haben die Empfehlungen deshalb aktualisiert, weil mittlerweile deutlich mehr Daten und Erkenntnisse zur Impfung von Kindern ab zwölf Jahren vorliegen.“

Zuletzt hatten mehrere Ministerpräsidenten und Minister von der STIKO verlangt, die Empfehlung auf alle Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren auszuweiten. Mertens hatte daraufhin betont, das Gremium wolle sich von der Politik nicht unter Druck setzen lassen.

Spahn: Impfungen diese Woche möglich

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bezeichnete die geänderte Empfehlung als „gute Nachricht“. „Eltern und Jugendliche haben damit eine klare Empfehlung, sich für die Impfung zu entscheiden“, sagte der CDU-Politiker. „Die Fakten sprechen für die Impfung, ausreichend Impfstoff für alle Altersgruppen ist da.“ Wenn gewünscht, könnte eine Impfung noch in dieser Woche stattfinden.

Nach Angaben Spahns vom vergangenen Freitag ließ sich bereits jeder vierte Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren inzwischen impfen.

Europäische Arzneimittelagentur Grünes Licht für BioNTech-Vakzin ab zwölf Jahren

Der Impfstoff werde „gut vertragen“ und es gebe keine „ernsten Bedenken“ wegen möglicher Nebenwirkungen.

Auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach begrüßte die Änderung als überfällig: „Die STIKO hat sehr lange mit ihrer Empfehlung für Kinder gewartet.“ Damit habe sie es für viele Kinder über zwölf Jahren schwer gemacht, eine Impfung zu erhalten, sagte Lauterbach der Düsseldorfer „Rheinischen Post“.

Impfungen waren vorher schon möglich

Die Gesundheitsministerkonferenz hatte bereits am 2. August den Weg für ein flächendeckendes Angebot an Corona-Impfungen für Jüngere geebnet. Seit Juni können Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zwar grundsätzlich gegen das Coronavirus geimpft werden. Dazu gab es bislang aber keine allgemeine Empfehlung der STIKO. Dies hatte viele Eltern verunsichert.

Gesundheitsminister der Länder Impfangebot für alle Kinder ab 12 beschlossen

Alle Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren sollen sich bald impfen lassen können.

Lauterbach sagte, er hoffe nun, dass es bald auch für Kinder unter zwölf Jahren einen Impfstoff gibt. Zugleich forderte Lauterbach mehr Druck auf Erwachsene, sich impfen zu lassen.

BioNTech und Moderna ab 12 Jahren zugelassen

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte Ende Mai mit dem Präparat von BioNTech und Pfizer dem ersten Covid-19-Impfstoff auch für 12- bis 15-Jährige grünes Licht gegeben. Im Juli hatte die Behörde zudem den Moderna-Impfstoff für Jugendliche freigegeben, der zuvor erst ab 18 Jahren eingesetzt werden durfte.