Über 1200 Infizierte in 24 Stunden – Madrid will betroffene Wohnviertel teilweise absperren

16. September 2020 Aus Von mvp-web
Das Coronavirus breitet sich in Europa wieder stark aus – teilweise stärker als beim ersten Mal. Eine Hochzeit sorgte in den USA für sieben Todesfälle. Alle Entwicklungen zur Corona-Pandemie in Deutschland und der Welt im News-Ticker.

Topmeldungen zur Corona-Pandemie:

  • Medien: Deutschland erklärt Wien zum Risikogebiet (10.28 Uhr) +++
  • Gericht: Hunderte Eltern in Dortmund sitzen unberechtigt in Quarantäne – keine Sippenhaft (10.18 Uhr) +++
  • Daten zu Russlands Impfstoff „Sputnik V“ möglichweise manipuliert  (07.32 Uhr)

Corona-Situation in Großbritannien spitzt sich zu – kaum noch Tests verfügbar

15.27 Uhr: Die Infektionszahlen steigen, die Tests werden knapper: Das von der britischen Regierung im Sommer in Aussicht gestellte „weltbeste“ Corona-Testsystem ist an seine Grenzen geraten. Man arbeite sehr hart daran, die Probleme zu lösen, sagte Premier Boris Johnson am Mittwoch im Parlament. Die Briten sollten die Richtlinien dazu beachten, in welchen Fällen sie sich testen lassen sollten. Noch einige Wochen zuvor hatte die Regierung die Linie vertreten, im Zweifelsfall könne sich jeder testen lassen.

Berichten zufolge sind in etlichen Testzentren derzeit kaum noch Tests zu bekommen, so dass immer mehr potenziell infizierte Briten lange Strecken fahren müssen, um einen Corona-Test machen zu können. Laut der „Financial Times“ ist der Anteil derjenigen, die nach einem Corona-Test am nächsten Tag das Ergebnis bekommen, seit Anfang September außerdem von gut 60 auf nur noch acht Prozent gefallen.

Derzeit steigen die Zahlen jedoch wieder rapide an und Großbritannien verzeichnet Tag für Tag rund 3000 neue Infektionen. Auch unter den älteren Menschen und in Pflegeheimen breitet sich das Virus wieder zunehmend aus. Die Zahl der Erkrankten, die mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, lag in England am vergangenen Sonntag auf dem höchsten Stand seit Anfang Juli. Gesundheitsminister Matt Hancock erklärte, man müsse bei den verfügbaren Tests nun „priorisieren“, wer sie am dringendsten brauche. Es gebe zurzeit Probleme, die „innerhalb einiger Wochen“ gelöst werden sollten.

Hochzeit in den USA als Superspreader-Event: 176 Infektionen und 7 Todesfälle

13.19 Uhr: Fatale Kettenreaktion nach einem Hochzeitsempfang im US-Bundesstaat Maine: Bei der Trauung in der 4500-Einwohner-Stadt Millinocket nahmen 65 statt der in dem Bundesstaat erlaubten 50 Personen teil. Seitdem konnten laut „NBC News“ 176 Corona-Infektionen mit der Hochzeit in Verbindung gebracht werden – sieben Menschen starben an den Folgen der Lungenkrankheit inzwischen. Das bestätigte ein Sprecher des Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention in Maine. Die Hochzeitszeremonie fand am 7. August in der „Tri Town Baptist Church“ in East Millinocket statt.

Einer der Gäste war ein Mitarbeiter des York-County-Gefängnisses, der das Virus offenbar an 72 Insassen der Einrichtung weitergab. Ein weiterer Teilnehmer der Zeremonie trug das Coronavirus unwissend in ein Rehabilitationszentrums in Madison, wo allein sechs der sieben Todesfälle zu verorten sind.

Hohe Corona-Zahlen: Madrid will betroffene Wohnviertel teilweise absperren

12.50 Uhr: Wegen sprunghaft steigender Corona-Fälle in der spanischen Hauptstadt Madrid hat die Regionalregierung die Absperrung besonders betroffener Wohnviertel angekündigt. „Wir müssen so schnell wie möglich handeln“, sagte der stellvertretende Regionalminister für Gesundheit, Antonio Zapatero, am Mittwoch. Ab dem Wochenende würden neue Maßnahmen für „Beschränkungen der Bewegungsfreiheit und für Versammlungen“ ergriffen, sagte er bei einer Pressekonferenz. Zapatero ließ offen, welche Stadtteile in Madrid und umliegenden Gemeinden betroffen sein werden. Im Großraum Madrid leben etwa 6,4 Millionen Menschen.

Spanien ist das in Westeuropa am härtesten von der Pandemie getroffene Land. Erst am Vortag waren die Marken von 600 000 Infektionen und 30 000 Todesopfern überschritten worden. Die größten Sorgen bereitet die Lage in Madrid. Auf die Region um die Hauptstadt entfielen am Dienstag mit 1207 positiven Testergebnissen binnen 24 Stunden knapp 40 Prozent aller neuen Fälle. Die Zahl der Neuinfektionen während sieben Tagen pro 100 000 Einwohner lag in der Hauptstadt nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums vom Dienstag bei knapp 339. Zum Vergleich: In Deutschland sind es derzeit elf.

TOP-NEWS: Medien: Deutschland erklärt Wien zum Risikogebiet

10.28 Uhr: Deutschland erklärt Wien zum Risikogebiet – das berichten österreichische Medien wie „oe24“ und „Der Standard“. Aus deutschen Regierungskreisen wurde dem „Standard“ bestätigt, dass Österreichs Hauptstadt am Mittwochnachmittag zum Risikogebiet erklärt werden wird. Auch das ZDF-Studio in Wien meldet dies auf Twitter.

„Seit dem 5. September liegen deutlich mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner vor, daher sehen wir uns zum Handeln gezwungen“, heißt es laut „Der Standard“ aus Regierungskreisen.

Wer aus einem Risikogebiet nach Deutschland einreist, braucht einen negativen Coronatest, der nicht älter als 48 Stunden ist. Wer diesen Test nicht vorlegen kann, muss  sich in eine zweiwöchige Quarantäne begeben.

TOP-NEWS: Gericht: Hunderte Eltern in Dortmund sitzen unberechtigt in Quarantäne – keine Sippenhaft

10.18 Uhr: Das Oberverwaltungsgericht Münster hat in letzter Instanz einer Frau rechtgegeben, die gegen das Ausgehverbot in Zusammengang mit Corona-Infektionen an einer Schule in Dortmund geklagt hatte. Das geht aus einem Beschluss hervor, der FOCUS Online vorliegt.

Bei einer Party hatten sich dutzende Oberstufenschüler mit dem Coronavirus infiziert. Es mussten nicht nur ihre Mitschüler in Quarantäne, sondern das Dortmunder Gesundheitsamt schickte auch deren Eltern und Geschwister in die angeordnete Isolation.

Diese großzügige Auslegung der Quarantäne-Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts wollte das Oberverwaltungsgericht nicht folgen. „Die Beschwerde hat keinen Erfolg. Sie ist unbegründet.“ Man könne zwar mit einer guten Begründung im Einzelfall von der Empfehlung abweichen, aber nicht pauschal – keine Sippenhaft. Denn eine Erklärung hatte die Stadt Dortmund nicht geliefert. Da es sich um die letzte Instanz handelt, ist die Gerichtsentscheidung nicht anfechtbar.

„Sie [die klagende Frau] selbst sei keine Kontaktperson der Kategorie I, für die nach den Hinweisen des Robert-Koch-Instituts zur Kontaktpersonennachverfolgung ein ‚erhöhtes Infektionsrisiko‘ infolge eines Kontakts mit einer infizierten Person bestehe und für die deshalb eine häusliche Absonderung von 14 Tagen empfohlen werde“, heißt es in dem Beschluss des OVG vom Dienstag. Sie lebe zwar mit ihrer Tochter in einem Haushalt, allerdings sei diese bislang nicht positiv getestet worden und damit nicht nachweislich infiziert. Die Tochter gilt jedoch als Kontaktperson der Kategorie I, weil sie im Schulunterricht Kontakt zu einer nachweislich infizierten Mitschülerin hatte.

Zwei Tage vor Lockdown: Rekordwert an Corona-Infektionen in Israel

08.59 Uhr: Zwei Tage vor Beginn eines Lockdowns in Israel hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen eine Rekordmarke erreicht. Das Gesundheitsministerium teilte am Mittwoch mit, am Vortag seien 5523 neue Fälle registriert worden. Am Montag waren es 4973 gewesen. Auch die Zahl der Schwerkranken lag am Mittwoch mit 535 auf Rekordhöhe. Die Zahl der Corona-Tests war am Dienstag mit 55 734 so hoch wie nie zuvor. Jeder zehnte Test war dabei positiv.

Angesichts der hohen Fallzahlen entschied die israelische Regierung, die Schulen und Kindergärten schon am Donnerstag zu schließen. Der allgemeine Lockdown tritt erst am Freitag um 13.00 Uhr MESZ in Kraft, vor Beginn der jüdischen Feiertage. Er soll mindestens drei Wochen dauern.

Indien meldet mehr als fünf Millionen Corona-Fälle – und einen Tagesrekord

08.33 Uhr: Die Corona-Pandemie sorgt weiterhin für hohe Infektionszahlen in zahlreichen Ländern, besonders Indien ist betroffen. Jetzt überschritt das Land die Fünf-Millionen-Marke. Offiziell haben sich dort nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität 5.020.359 Menschen mit dem Coronavirus bestätigt infiziert. Damit liegt Indien nach den USA (6,6 Millionen) weltweit an zweiter Stelle der Corona-Infektionen.

In den vergangenen 24 Stunden meldet Indien allein 1290 neue Corona-Tote – das ist neuer ein Tageshochwert. 82.066 Personen sind in dem Land an den Folgen der Lungenkrankheit gestorben – nur in den USA (195.937) und Brasilien (133.119) starben mehr Menschen am Coronavirus.

Trump spekuliert über Corona-Impfstoff in „drei bis vier Wochen“

07.58 Uhr: In einem sogenannten „Town Hall Meeting“ des amerikanischen Fernsehsender „ABC News“ hat US-Präsidenten Donald Trump die Zulassung eines Corona-Impfstoff innerhalb kürzester Zeit versprochen – in den „nächsten drei bis vier Wochen“: „Wir stehen kurz vor einem Impfstoff.“ Der 74-Jährige spekuliert zudem, dass man vielleicht gar kein Vakzin brauche: „Ohne den Impfstoff würde es verschwinden, aber mit dem Impfstoff wird es sehr viel schneller verschwinden.“

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein geeigneter Impfstoff innerhalb dieser kurzen Zeitspanne auf den Markt kommt, ist gering. Vielmehr versucht Trump weiterhin, vor der US-Präsidentschaftswahl am 3. November für positive Stimmung in der Corona-Krise zu sorgen. An dieser Aussage wird sich der Republikaner in drei bis vier Wochen messen lassen müssen.

Jüngst war bekannt geworden, dass Trump laut eigener Aussage das Coronavirus „absichtlich heruntergespielt“ hat – und es immer noch „gerne herunterspielt“. Mehrfach belog er das amerikanische Volk. In der Folge starben bislang fast 200.000 Menschen.

TOP-NEWS: Renommierte Forscher: Daten zu Russlands Impfstoff „Sputnik V“ möglicherweise manipuliert

07.32 Uhr: Während die Welt auf der Suche nach einen geeigneten Impfstoff gegen das Coronavirus ist, ist Russland vorgeprescht – ohne alle notwenigen klinischen Tests nach internationalem Standard vorzuweisen: „Sputnik V“ ist der erste offizielle Corona-Impfstoff, den Kreml-Chef Wladimir Putin mit der Ankündigung aufwertete, dass seine eigene Tochter das Vakzin getestet habe. Doch jetzt kommen weitere Zweifel auf.

„Der Spiegel“ berichtet, dass renommierte Forscher um den Molekularbiologen Enrico Bucci in mehreren Ländern die Echtheit der vorgelegten russischen Daten in Frage stellen. Es gehe um den Verdacht der Manipulation – um ausgedachte Ergebnisse und mögliche Photoshop-Fälschungen.

In einer Abbildung der Studie zum Beispiel sei ein auffälliges Zahlenmuster in den Daten zu erkennen. Mehrere Probanden hätten an verschiedenen Tagen exakt denselben Antikörperspiegel im Blut gehabt. Auch der Wert der T-Zellen, die gegen das Coronavirus aktiv sein sollen, seien in den Daten identisch gewesen – und das, obwohl die Probanden unterschiedliche Formen des Impfstoffs erhalten hätten. Kann das ein Zufall sein? „Das ist, als ob man würfelt und mehrmals genau die gleiche Zahlenfolge erhält“, sagte Bucci der „Moscow Times“.

Immunologe Andrea Cossarizza kritisiert, dass die Daten wie mit Photoshop bearbeitet wirkten. Die Zahlen ähnelten sich so sehr, dass sie aus statistischer Sicht unwahrscheinlich seien. Die beiden Forscher schrieben mit Kollegen einen offenen Brief an das Fachblatt „Lancet“ und forderten Einsicht in die Rohdaten der Studie.

Corona-Pandemie: Es wird nicht den einen Impfstoff für Deutschland geben

Mittwoch, 16. September, 06.45 Uhr: Die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert Koch-Institut erwartet, dass es in Deutschland mehrere unterschiedliche Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus geben wird. Dies sei angesichts der großen Zahl von Impfstoffkandidaten „wahrscheinlich“,  sagte die Stiko-Vizevorsitzende Sabine Wicker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwochsausgaben). Dabei könne es sein, dass einzelne Impfstoffe besonders für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie etwa ältere Menschen geeignet seien.

Die Impfkommission hat den Auftrag, Prioritäten festzulegen für den erwarteten Fall, dass ein Impfstoff zunächst nur in begrenzter Menge zur Verfügung steht. Dafür müsse geprüft werden, bei welchen Bevölkerungsgruppen das höchste Infektionsrisiko bestehe und „wer am meisten von einer Impfung profitieren würde“, sagte Wicker. Eine solche Nutzen-Risiko-Analyse sei ein zentrales Element der standardisierten Vorgehensweise der Stiko.

Im Fall des Coronavirus gehörten zu den besonders schutzbedürftigen Gruppen unter anderem das medizinische Personal sowie die chronisch Kranken und die Älteren, erläuterte die Medizinerin.

Am Dienstag hatte die Alpenrepublik 764 neue Corona-Infektionen gemeldet – davon allein 400 in Wien. Die Corona-Warn-Ampel färbte sich orange – was aber zunächst keine Verschärfung der geltenenden Schutzbestimmungen zur Folge hat.