++ Serbien und Albanien werden Hochrisikogebiete ++
3. September 2021Die Bundesregierung stuft mehrere Länder, darunter Serbien, Albanien, Japan und Sri Lanka als Hochrisikogebiete ein. Die Niederlande verschärfen ab Montag die Einreiseregeln für Deutschland. Alle Entwicklungen im Liveblog.
- RKI: Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 80,2
- Weniger Kurzarbeiter im August
- GEW gegen Impfstatus-Abfrage in Kitas und Schulen
- Spahn will Quarantäneregeln für Schüler lockern
- Japan und weitere Staaten als Hochrisikogebiete eingestuft
- Rekord-Infektionszahlen in Sydney trotz Lockdowns
- Variante Mu in Kolumbien vorherrschend
Drosten enttäuscht über Impfquote
In der neuen Folge des NDR-Podcasts Coronavirus-Updates zeigt sich der Virologe Christian Drosten enttäuscht über die seiner Ansicht nach zu geringe Impfquote in Deutschland. Eine Impfquote von 90 bis 95 Prozent sei eigentlich möglich, aber derzeit nur Utopie. Hauptgrund sei eine gewisse Gleichgültigkeit in der Bevölkerung. „Man könnte diese Pandemie wegimpfen“, so Drosten. Aktuell sind 61 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Der Virologe rechnet damit, dass die Politik die Kontakt-Maßnahmen im Herbst wieder verschärfen wird.
Drosten: Wir könnten die Corona-Pandemie wegimpfen
Der NDR Info Podcast Coronavirus-Update kehrt aus der Sommerpause zurück. Zum Auftakt hat Korinna Hennig mit Christian Drosten über die aktuelle Lage, die Erfolge und Misserfolge des Sommers sowie über seine Erwartungen für den Herbst gesprochen.
Drosten zeigt sich in der neuen Podcast-Folge enttäuscht über die aus seiner Sicht zu geringe Impfquote in Deutschland. „Ich hatte wirklich gedacht, wir kommen mit einer hohen Impfquote aus der Sommerpause und können dann in ein paar Podcast-Folgen feiern, wie gut wir das alles in Deutschland hingekriegt haben.“ Doch nun sehe die Lage ganz anders aus. „Und das aus dem dummen Grund, dass wir die erforderliche Impfquote nicht erreicht haben.“ Eine Impfquote von 90 bis 95 Prozent sei eigentlich möglich, aber derzeit nur Utopie. „Man könnte diese Pandemie wegimpfen“, so Drosten. Aktuell sind 61 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Der Virologe rechnet damit, dass die Politik die Kontakt-Maßnahmen im Herbst wieder verschärfen wird.
Zudem geht es in dem Gespräch um neue Studien zu Impf-Durchbrüchen, die Besonderheiten der nun in ganz Europa vor im Verhältnis zu Geimpften. Die komplette, zweistündige Folge können Sie hier als Audio hören.
Künftig alle 14 Tage dienstags
Künftig wird der Podcast im 14-Tages-Rhythmus dienstags veröffentlicht. Die nächste Folge mit der Virologin Sandra Ciesek wird am 14. September veröffentlicht. Im Juli und August hatten NDR Wissenschaftsredakteurin Beke Schulmann und Sandra Ciesek die Hörerinnen und Hörer mit acht Kompaktfolgen zum Forschungsstand informiert.
Der Podcast Coronavirus-Update wurde unter anderem mit zwei Grimme Online Awards, einem Sonderpreis des Beirats des Deutschen Radiopreises sowie dem Preis der Bundespressekonferenz ausgezeichnet und gehört zu den erfolgreichsten Podcasts des Jahres.
18:30 Uhr
Britische Impfgegner greifen Sitz von Arzneimittelbehörde an
Eine Gruppe mutmaßlicher Impfgegner hat versucht, den Sitz der britischen Arzneimittelbehörde MHRA in London zur stürmen. Wie auf Videos in sozialen Netzwerken zu sehen war, lieferten sich Demonstranten handgreifliche Auseinandersetzungen mit Polizisten, die verschiedene Eingänge zu dem Gebäude im Osten der britischen Hauptstadt bewachten. Nach Angaben der Polizei wurden mehrere Beamte verletzt.
Britische Impfgegner haben in den vergangenen Wochen immer wieder versucht, in die Gebäude von Medienhäusern in London einzudringen. Ende August gelang es einer Gruppe das Foyer der TV-Produktionsfirma ITN zu besetzen. Ähnliche Szenen hatte es Anfang August bei der ehemaligen BBC-Zentrale im Westen Londons gegeben, die von den Impfgegnern versehentlich ins Visier genommen wurde.
Corona-Geimpfte erhalten Gutscheine in Bulgarien
Bulgarien bietet Gutscheine für Geimpfte gegen das Coronavirus an, um seine stockende Impfkampagne zu beschleunigen. Gutscheine für Lebensmittel in Wert von 20 Lewa (rund 10 Euro) galten ab Freitag in den Supermärkten einer großen Kette. Die Impfdosen sollen vor diesen Supermärkten in der Hauptstadt Sofia, im südbulgarischen Plowdiw sowie in den Schwarzmeerstädten Warna und Burgas verabreicht werden, berichtete der Fernsehsender Nova in Sofia.
Derweil protestierten Vertreter, Eigentümer und Mitarbeiter der Gastonomie und Hotellerie in Plowdiw gegen angekündigte Corona-Einschränkungen wegen der Delta-Variante, die am 7. September in Kraft treten sollen. Die Demonstranten blockierten laut einem Bericht des Fernsehsenders bTV kurz die Innenstadt von Plowdiw. Bulgarien ist mit einer Impfquote von nur knapp 16 Prozent vollständig Geimpften EU-Schlusslicht.
Derweil Britische Impfkommission spricht keine allgemeine Impfempfehlung ab 12 aus
Die britische Impfkommission (JCVI) hat sich überraschend gegen flächendeckende Corona-Impfungen von 12- bis 15-Jährigen ausgesprochen. Die Kommission erweiterte zwar ihre Impfempfehlung für an Herz, Lungen und Leber erkrankte Kinder und Jugendliche dieser Altersgruppe, eine allgemeine Impfempfehlung wollte sie aber nicht aussprechen. Zur Begründung hieß es in einer Mitteilung der Gesundheitsbehörde Public Health England, die gesundheitlichen Vorteile einer Impfung seien für gesunde Menschen diese Altersgruppe marginal.
Bislang lautete die Empfehlung der Kommission, 12- bis 15-Jährige nur zu impfen, wenn sie in die Gruppe der besonders durch Covid-19 gefährdeten Menschen fallen. Dazu gehören beispielsweise Menschen mit unterdrücktem Immunsystem. Erst eine Woche zuvor hatte das britische Gesundheitsministerium mitgeteilt, sich auf die flächendeckende Impfung der 12- bis 15-Jährigen im größten Landesteil England vorzubereiten. Ob die Regierung der Empfehlung der Impfkommission folgen wird, war zunächst unklar.
São Paulo mit ungewöhnlicher Impfquote
Die brasilianische Metropole São Paulo hat das nach den Regeln der Mathematik Unmögliche geschafft und mehr als 100 Prozent der Erwachsenen mit mindestens einer Dosis eines Vakzins gegen das Coronavirus geimpft. In der Stadt leben nach einer Schätzung 9.230.227 Menschen, die älter als 18 Jahre alt sind. 9.628 888 Personen hätten mindestens eine Dosis eines Impfstoffs erhalten, hieß es in einer Mitteilung des Gesundheitssekretariats von São Paulo unter Berufung auf den jüngsten „Vacinômetro“. Dieser aktualisiert täglich die Impfsituation in der Millionen-Metropole. „Diese Zahlen entsprechen 104,3 Prozent für die erste oder einmalige Dosis.“
Als ein Grund für die rekordverdächtige Impfquote wird in der Mitteilung angeführt: Bei der Einwohnerzahl von Südamerikas größter Stadt handele es sich um eine Schätzung, weil die aktuellste Zählung des brasilianischen Instituts für Geografie und Statistik (IBGE) aus dem Jahr 2010 stamme. Ein weiterer Grund: São Paulo hat auch Bewohner anderer Städte geimpft, die in die Statistik einfließen, wie ein Sprecher des Gesundheitssekretariats der Stadt der Nachrichtenagentur dpa sagte. Das öffentliche brasilianische Gesundheitssystem SUS ist dezentral angelegt.
Scholz: Waren beim Impfen Versuchskaninchen – und es ist gut gegangen
Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat mit ungewöhnlichen Worten für das Impfen gegen Covid-19 geworben: „50 Millionen sind jetzt zwei Mal geimpft. Wir waren ja alle die Versuchskaninchen für diejenigen, die bisher abgewartet haben. Deshalb sage ich als einer dieser 50 Millionen – es ist gut gegangen! Bitte macht mit“, sagte Scholz in einem Interview der NRW-Lokalradios.
3G in RDC-Nachtzügen nach Sylt
Der private Zugbetreiber RDC führt auf seinen Nachtzügen zur Nordseeinsel Sylt in der kommenden Woche die sogenannte 3G-Regel ein. Ab Donnerstag müssen alle Passagiere im Alter ab zwölf Jahren geimpft, genesen oder getestet sein, teilte die Unternehmensgruppe mit. Sie greife damit „gern“ den „Wunsch“ der Bundesregierung auf, das 3G-Konzept in Fernzügen umzusetzen.
Unerwartet wenige neue Jobs in den USA
Der Aufschwung am US-Arbeitsmarkt hat sich im August unerwartet stark abgeschwächt. Es entstanden 235.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft, wie die Regierung am in Washington mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Plus von 728.000 gerechnet. Im Juli waren noch mehr als eine Million Arbeitsplätze entstanden. Die Arbeitslosenquote fiel im August auf 5,2 Prozent.
Experten machen die hohe Zahl an Corona-Fallzahlen mitverantwortlich für den verlangsamten Stellenaufbau. „Die Delta-Variante ist wie ein Sandsturm in einer ansonsten sonnigen Wirtschaft“, sagte Sung Won Sohn, Wirtschaftsprofessor an der Loyola Marymount University in Los Angeles. „Ohne das wäre die Beschäftigung im August höher gewesen.“ Aufgrund eines akuten Arbeitskräftemangels können die Unternehmen derzeit die Rekordzahl von zehn Millionen Stellen nicht besetzen. Das Fehlen bezahlbarer Kinderbetreuung und Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus werden dafür mitverantwortlich gemacht.
Bundesschülerkonferenz lehnt Impfstatusabfrage bei Lehrkräften ab
Die Bundesschülerkonferenz lehnt wie auch die führenden Bildungsgewerkschaften in Deutschland eine Impfauskunftspflicht für Lehrkräfte ab. „Ich halte nichts davon, jetzt bei den Lehrerinnen und Lehrern die große Abfrage mit den Impfungen zu starten“, sagte der Generalsekretär Dario Schramm der Nachrichtenagentur dpa.
Er verwies, wie die Gewerkschaften zuvor auch schon, auf eine ohnehin hohe Impfbereitschaft bei Lehrkräften. Der Ansatz im Bereich Vorsorge und Impfungen solle jetzt eher sein, Kindern und Jugendlichen ab 12 Impfangebote zum Beispiel an Schulen zu machen, sagte Schramm.
Bremen lädt per Brief zu Corona-Impfung ein
Das Land Bremen wirbt mit Briefen an alle Bürger für eine Corona-Impfung. „In diesen Tagen erhalten alle Bremerinnen und Bremer, alle Bremerhavenerinnen und Bremerhavener einen Brief nach Hause“, erläuterte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). „Damit wollen wir uns auf der einen Seite bedanken für viel Kraft aber auch Verständnis und Mitarbeit in den letzten eineinhalb Jahren.“ Zugleich sollten Menschen, die noch nicht geimpft sind, aufgerufen werden, eines der zahlreichen Impfangebote zu nutzen.
Mittlerweile seien im Land Bremen mehr als 75 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen Corona geimpft, mehr als 70 Prozent hätten bereits einen vollständigen Impfschutz, hieß es. Damit liege Bremen im Vergleich aller Bundesländer an erster Stelle. Mit der Briefaktion wollen Bernhard und Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) den Angaben zufolge diese Quote weiter steigern.
Serbien und Albanien ab Sonntag Hochrisikogebiete
Die Bundesregierung stuft Serbien und Albanien von Sonntag an als Hochrisikogebiete in der Corona-Pandemie ein. Auch Aserbaidschan, Guatemala, Japan, die Palästinensischen Gebiete und Sri Lanka fallen dann in diese Kategorie, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) mitteilte. Dagegen gilt Kuwait dann nicht mehr als Hochrisikogebiet. Als Hochrisikogebiete werden Länder und Regionen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko eingestuft. Rückkehrer, die nicht vollständig geimpft oder genesen sind, müssen für zehn Tage in Quarantäne. Erst nach fünf Tagen können sie sich mit einem negativen Test davon befreien.
Für die Einstufung sind – anders als früher – nicht nur die Infektionszahlen ausschlaggebend. Andere Kriterien sind das Tempo der Ausbreitung des Virus, die Belastung des Gesundheitssystems oder auch fehlende Daten über die Corona-Lage.
Guam stellt Corona-Impfprogramm für Touristen ein
Das US-Ferienparadies Guam hat vor dem Hintergrund eines starken Anstiegs der Ansteckungszahlen sein kombiniertes Programm aus Corona-Impfungen und Urlaubsangeboten eingestellt. Die letzten Teilnehmer seien bereits vor rund zwei Wochen eingereist, sagte der Leiter des Touristen-Büros der Pazifikinsel, Carl Gutierrez, der Nachrichtenagentur AFP.
Das Air V&V genannte Programm war im Juni angelaufen, um den von der Corona-Pandemie stark angeschlagenen Tourismus-Sektor Guams wiederzubeleben. Teilnehmern wurde bei Urlaubsaufenthalten eine Corona-Impfung angeboten. Laut Gutierrez nahm ausschließlich Taiwan daran teil.
Gewerkschaften fordern Maskentragen im britischen Parlament
Vor dem Beginn der Sitzungszeit haben Vertreter der Angestellten im britischen Parlament die Abgeordneten mit Nachdruck zum Maskentragen aufgefordert. „Die Abgeordneten haben nicht nur eine Fürsorgepflicht für die Mitarbeiter des Unterhauses, sie haben auch eine wichtige Führungsrolle, sowohl im Parlament als auch im Land“, sagte der Chef der Beamtengewerkschaft FDA, Dave Penman. Mike Clancy, Chef der Gewerkschaft Prospect, die auch Angestellte des öffentlichen Diensts vertritt, warnte: „Wenn wir die Mitarbeiter des Unterhauses nicht schützen, ist nicht nur ihre Gesundheit gefährdet, sondern auch das weitere normale Funktionieren des Parlaments.“
Das Parlament kehrt an diesem Montag aus der Sommerpause zurück. Dort besteht Maskenpflicht – aber nur für Angestellte und Mitarbeiter. Die Parlamentarier können selbst entscheiden, ob sie Maske tragen. Bei der bisher letzten Sitzung Mitte August hatten Bilder der voll besetzten Parlamentsbänke für Aufsehen gesorgt. Etliche Abgeordnete trugen keine Maske. Parlamentspräsident Lindsay Hoyle hat wiederholt betont, er könne die Abgeordneten nicht zum Maskentragen zwingen. Die offizielle Empfehlung der britischen Regierung lautet, in vollen Innenräumen weiterhin Masken zu tragen.
Podcast mit Drosten startet wieder
Der Berliner Charité-Virologe Christian Drosten erläutert von heute an wieder öffentlich seine Meinung zur Pandemie. Der NDR-Info-Podcast „Das Coronavirus-Update“ startet nach der Sommerpause gegen 18.00 Uhr als Audio-Podcast. Das Video wird um 19.15 Uhr auch auf tagesschau24 zu sehen sein.
Russland soll neue Stadt mit Namen Sputnik bekommen
Der erste Satellit im Weltall war Namensgeber für den weltweit ersten Corona-Impfstoff Sputnik V. Nun will Russland eine komplett neue Stadt bauen, die ebenfalls Sputnik heißen soll. Eine entsprechende Vereinbarung ist beim Wirtschaftsforum in Wladiwostok unterzeichnet worden, wie das zuständige Ministerium für die Entwicklung des Ostens Russlands mitteilte. Die Industriestadt Sputnik soll demnach etwa 30 Kilometer von Wladiwostok an der Grenze zu China auf einer Fläche von 925 Hektar entstehen. Rund 300. 000 Menschen sollen in Sputnik wohnen.
Sputnik 1 hieß der weltweit erste Satellit, den die Sowjetunion 1957 ins All gebracht hatte. Mitte August vergangenen Jahres war es ebenfalls Russland, das als weltweit erstes Land einen Impfstoff gegen das Coronavirus freigab und ihn in Erinnerung an glorreiche Zeiten in der Raumfahrt Sputnik V taufte. Der Impfstoff ist laut russischen Angaben mittlerweile in rund 70 Ländern zugelassen. Wann die Stadt Sputnik gebaut wird, war zunächst unklar.
Scholz rechnet mit Unterstützung in Bevölkerung für Impfauskunftspflicht
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat für die geplante Pflicht zur Auskunft über den Corona-Impfstatus von Beschäftigten in Kitas, Schulen und Pflegeheimen geworben. „Dass wir im Bereich, wo vulnerable Gruppen berührt sind, eine Auskunft über den Impfstatus möglich machen für die Zeit der Pandemie, das finde ich vertretbar und macht dann möglich, dass der Arbeitgeber damit umgehen kann und sich darum kümmern kann, seinen Betrieb so zu organisieren, dass eine geringe Gefahr für die zu Schützenden davon ausgeht“, sagte Scholz bei einer Gesprächsrunde mit ver.di-Chef Frank Werneke in Berlin.
Es sei ein Schritt, den „die Bürgerinnen und Bürger, glaub ich, auch mit großer Mehrheit unterstützen“. Union und SPD hatten sich darauf verständigt, dass Arbeitgeber von Beschäftigten in Kitas, Schulen und Pflegeheimen künftig Auskunft über eine Corona-Impfung oder eine überstandene Covid-Erkrankung verlangen können. Die Neuregelung soll am Dienstag im Bundestag beschlossen werden.
Italien: Draghis Impfpflicht-Ideen stoßen auf Kritik
Eine von Regierungschef Mario Draghi ins Spiel gebrachte mögliche allgemeine Impfpflicht hat in Italien für Kritik gesorgt. Die Chefin der rechtsnationalen Partei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens), Giorgia Meloni, sagte im Interview der Zeitung „La Stampa“, sie stelle sich auf die Seite der rechten Lega von Ex-Innenminister Matteo Salvini, eine Impfpflicht abzulehnen: „Ich glaube, Salvini hat Recht eine vernünftige Position zu vertreten, die wir mittragen und die von der Mehrheit der europäischen Länder geteilt wird“, erklärte die Politikerin.
Draghi hatte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz bejaht, dass er sich vorstellen könne, eine allgemeine Impfpflicht einzuführen. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die europäische und die italienische Arzneimittelagentur die Impfstoffe nicht mehr als Notfall-Arznei – sprich eine Impfung mit bedingter Zulassung-, sondern als gewöhnliche Arzneimittel mit vollständiger Zulassung festlegen. Der Chef der Sozialdemokraten, Enrico Letta, begrüßte die Aussage Draghis. Gesundheitsminister Roberto Speranza fügte hinzu, dass bereits eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal in Italien bestehe.
Italiens Ministerpräsident Draghi könnte sich unter bestimmten Voraussetzungen vorstellen, eine mögliche allgemeine Impfpflicht in Italien einzuführen.
Niederlande verschärfen Einreiseregeln für Deutschland
Angesichts der verschlechterten Corona-Lage in Deutschland verschärfen die Niederlande ab kommendem Montag die Einreiseregeln. Erforderlich ist ab dann der Nachweis einer Impfung, eines negativen Tests oder der Genesung, teilte das Außenministerium in Den Haag mit. Ausgenommen sind Kinder unter 12 Jahren. Wer mit dem Flugzeug in die Niederlande fliegt, muss künftig zuvor eine Gesundheitserklärung ausfüllen und bei sich führen.
Auch geimpften Niederländern wurde bei der Rückkehr aus Deutschland zu einem Schnelltest geraten. Zuletzt gab es bei der Einreise von Deutschland in die Niederlande keine besonderen Restriktionen.
Hessen weist Inzidenz künftig nach Geimpften und Ungeimpften aus
Hessen will die landesweite Inzidenz künftig getrennt nach geimpften und ungeimpften Menschen ausweisen. „Die Differenz ist groß“, erklärte Gesundheitsminister Kai Klose in Wiesbaden. Bezogen auf die Altersgruppe ab zwölf Jahren liege die Sieben-Tage-Inzidenz in der Gruppe der Ungeimpften am Freitag bei 262,3 pro 100.000 Einwohner. Bei den vollständig geimpften Menschen betrage der Wert 12,7 pro 100.000 Einwohner. Zu den Ungeimpften werden nach Angaben des Ministers Nichtgeimpfte, Teilgeimpfte und Personen gezählt, bei denen Angaben zum Impfstatus fehlen.
Laut Robert Koch-Institut lag die Inzidenz in Hessen am Freitag insgesamt bei 103,7. „Diese Zahlen belegen eindrücklich, wie wirksam die Impfung ist“, betonte Klose. „Es infizieren sich weit überwiegend Ungeimpfte.“
Gewerkschaften lehnen Impfstatus-Abfrage in Kitas und Schulen ab
Gewerkschaften aus dem Bildungs- und Erziehungsbereich lehnen die geplante Möglichkeit zur Impfstatus-Abfrage für Beschäftigte in Kitas und Schulen ab. „Aus gutem Grund stehen persönliche Daten in Deutschland unter besonderem Schutz. Diesen Schutz müssen wir gewährleisten“, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, der Deutschen Presse-Agentur. Sie verwies darauf, dass die Impfbereitschaft unter den Beschäftigten in Schulen und Kitas mit „80 bis 95 Prozent ganz weit oben“ liege.
Auch der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sprach unter Berufung auf Umfragen und Daten der Schulministerien von einer Impfquote von rund 90 Prozent bei Lehrkräften. Das zeige deren hohes Verantwortungsbewusstsein, sagte er der dpa. Fünf Prozent könnten sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen und maximal fünf Prozent wollten das vermutlich nicht. „Diese Zahlen rechtfertigen aus Sicht des VBE in keiner Weise den mit der Abfrage des Impfstatus verbundenen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte.“ Vom Deutschen Lehrerverband hieß es, man stehe dem Vorhaben der großen Koalition sehr skeptisch gegenüber.
Altmaier pocht auf weiterreichende Impfauskunftspflicht
In der Debatte um eine Auskunftspflicht für Beschäftigte zu ihrem Corona-Impfstatus pocht Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) weiter auf eine umfassende Lösung. Den Plan der Koalition von SPD und CDU, demzufolge Arbeitgeber von Beschäftigten in Kitas, Schulen und Pflegeheimen künftig Auskunft über eine Impfung oder eine überstandene Covid-Erkrankung verlangen können sollen, nannte Altmaier einen „ersten wichtigen Schritt“. Weiter sagte der CDU-Politiker: „Ich bin aber überzeugt, dass weitere Schritte notwendig und erforderlich sind.“ Er setze darauf, dass der Koalitionspartner SPD seine „ablehnende Haltung“ ändere, sagte Altmaier. „Es geht immerhin um den Gesundheitsschutz von vielen tausend Menschen bei der Arbeit.“
SPD und Union hatten sich nach stundenlangen Beratungen am späten Donnerstagabend auf eine Impfauskunftspflicht für Kita-, Schul- und Heimbeschäftigte geeinigt.
Impfstoff-Deal zwischen Großbritannien und Australien
Großbritannien und Australien haben einen Impfstoff-Deal vereinbart. Zunächst schickt die britische Regierung vier Millionen Dosen nach Australien, das wiederum noch vor Jahresende dieselbe Menge zurücksenden soll. Die australische Regierung steht in der Kritik, sie habe lange nicht genug getan, um sich Impfstoff zu besorgen. Nun hat die Delta-Variante für die bisher größte Welle im Land gesorgt. Bisher sind erst 36 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft. Großbritannien plant noch im September den Start eines Auffrischungsprogramms mit einer dritten Impfung für über 60-Jährige. Zudem wird erwartet, dass schon bald Impfungen für 12- bis 15-Jährige erlaubt werden.
Frankfurter Flughafen rechnet mit schwachem Winter-Geschäft
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport erwartet ein sehr schwaches Geschäft im Winter aufgrund der Corona-Krise. Fraport-Chef Stefan Schulte sagte, erst im nächsten Jahr sei ein deutlich stärkeres Geschäft zu erwarten. Im August habe der größte deutsche Flughafen 3,2 Millionen Passagiere gezählt – 50 Prozent des Vorkrisenniveaus. Ab September werden die Fluggastzahlen nach Schultes Einschätzung wieder Monat für Monat zurückgehen. Geschäftsreisen zögen zwar wieder an, doch der Tourismus werde gebremst.
EU: AstraZeneca liefert ausstehende Impfdosen
Die EU-Kommission und der britische Pharmakonzern AstraZeneca haben ihren Rechtsstreit zur Lieferung von Corona-Impfdosen beigelegt. Wie die Kommission mitteilte, werde damit die Lieferung von 200 Millionen ausstehenden Dosen bis März 2022 garantiert. AstraZeneca bestätigte die Einigung. Die Kommission hatte im April rechtliche Schritte gegen AstraZeneca eingeleitet, weil der Konzern bei den Lieferungen die Verträge nicht eingehalten hatte. AstraZeneca bestritt einen Vertragsbruch.
Weniger Kurzarbeiter im August
Die Zahl der Kurzarbeiter in Deutschland ist im August deutlich gesunken. Einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge gab es einen Rückgang auf 688.000 von zuvor 1,06 Millionen Menschen. Die Zahl liegt damit nach Einschätzung des Instituts erstmals seit Beginn der Corona-Kise unter einer Million. Den Anteil der abhängig Beschäftigten, die sich im August in Kurzarbeit befanden, schätzt das Institut auf 2,0 Prozent. Im Juli habe der Anteil noch bei 3,2 Prozent gelegen. Besonders betroffen von Kurzarbeit bleibt das Gastgewerbe. Hier schätzen die Experten den Anteil auf 10,1 Prozent – im Vormonat waren es noch 17,1 Prozent.
Sechs Prozent weniger Hochschul-Absolventen
Im Prüfungsjahr 2020 haben nur etwa 477.000 Absolventen einen Abschluss an den deutschen Hochschulen erworben. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, waren dies sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Es ist erst das zweite Mal seit 2001, dass die Zahl zurückging. Thomas Feuerstein aus dem Referat „Hochschulen“ im Statistischen Bundesamt sagte, pandemiebedingt seien Prüfungen ins Folgesemester verschoben worden. Bibliotheken, Labore und Werkstätten seien geschlossen oder nur eingeschränkt nutzbar gewesen. „Das hat nicht nur die Durchführung von Prüfungen, sondern auch die Prüfungsvorbereitung für die Studierenden erschwert“, sagte Feuerstein.
Spahn warnt vor Risiken für Ungeimpfte
Gesundheitsminister Jens Spahn hat vor großen Risiken für Ungeimpfte gewarnt. „Wer nicht geimpft ist, wird sich mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit in den Herbst- und Wintermonaten ohne Schutz anstecken“, sagt er im Deutschlandfunk. Bei Corona handele sich inzwischen um eine Pandemie der Ungeimpften. Sie stellten derzeit 90 Prozent der Covid-Intensivpatienten. Für Geimpfte gebe es keine Kontaktbeschränkungen, sagte Spahn und mahnte zu Solidarität. „Die Impfmuffel und diejenigen, die noch überlegen oder sich verweigern, haben auch eine Verantwortung für die unter Zwölfjährigen, die sich nicht impfen können.“ Für das Frühjahr zeigte sich Spahn vorsichtig optimistisch: „Wenn keine Variante auftaucht, wo die Impfungen nicht helfen, (…) sind wir im Frühjahr aus dem Gröbsten raus.“
Infektionszahlen in Neuseeland gehen stark zurück
Neuseeland hat einen starken Rückgang bei den Neuinfektionen zu verzeichnen. Wie die Direktorin für Öffentliches Gesundheitswesen, Dr. Caroline McEnlay, sagte, sei das Land auf dem besten Weg, die Übertragungskette der Delta-Variante zu unterbrechen. Für etwa 1,7 Millionen Menschen in der größten Stadt Auckland gilt weiter ein strenger Lockdown. Im Rest des Landes wurden die Beschränkungen zwar etwas gelockert, Schulen und Büros sowie Cafés, Restaurants und alle öffentlichen Einrichtungen bleiben aber geschlossen.
Spahn will Quarantäneregeln für Schüler lockern
Gesundheitsminister Jens Spahn will die Corona-Quarantäneregeln für Schüler bundesweit lockern. „Wir brauchen einheitliche Vorgabe für die Quarantäne in Schulen“, sagte er dem „Spiegel“. Er plädiere für eine „alltagstaugliche Lösung“: Wenn die Schüler im Unterricht Masken getragen hätten, müsse man nicht die ganze Klasse in Quarantäne schicken, falls ein positiver Fall auftrete. „Pragmatisch wäre, dass nur die Sitznachbarn für fünf Tage in Quarantäne gehen und sich dann freitesten können“, sagte er. Eine ganze Schulklasse in Quarantäne zu schicken führe dazu, dass Hunderttausende Schüler für zwei Wochen dem Unterricht fernblieben, obwohl sie nicht infiziert seien. Spahn sprach sich zudem für den Einsatz von Lolli-PCR-Tests an Schulen aus.
Spahn: Koalition einig bei Auskunftsrecht der Arbeitgeber zum Impfstatus
Gesundheitsminister Jens Spahn hat Pläne der Regierung bestätigt, dass Arbeitgeber in besonders sensiblen Bereichen nach dem Impfstatus ihrer Beschäftigten fragen dürfen. „Wir wollen in dieser Pandemie dieses Auskunftsrecht auch auf andere Bereiche ausdehnen“, sagte er dem „Spiegel“. Konkret nannte der Gesundheitsminister Pflegeheime, Kitas oder Schulen. In diesen Bereichen seien den Beschäftigten Menschen anvertraut, die einen besonderen Schutz bräuchten. Eine weiter gefasste Auskunftspflicht, etwa um auch das Arbeiten im Großraumbüro zu ermöglichen, soll es jedoch nicht geben.
Großraum Sydney trotz Lockdowns weiter mit Rekordzahlen
Trotz eines seit zehn Wochen andauernden strikten Lockdowns meldet der australische Bundesstaat New South Wales weiter Corona-Rekordzahlen. Am Freitag verzeichneten die Behörden in der Region an der Ostküste 1431 neue Fälle und zwölf Tote in Verbindung mit Covid-19 – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Besonders betroffen ist die Metropole Sydney.
Wahrscheinlich werde der Höhepunkt der bisher schwersten Virus-Welle in den nächsten 14 Tagen erreicht, sagte Regional-Premierministerin Gladys Berejiklian. Gleichzeitig wurden die Beschränkungen in Teilen des bevölkerungsreichsten Bundesstaates leicht gelockert: Die Bürger dürfen nun wieder länger als eine Stunde am Tag Sport im Freien treiben. Mehr als 36 Prozent der rund acht Millionen Einwohner von New South Wales sind mittlerweile nach Behördenangaben vollständig geimpft.
RKI registriert 14.251 Neuinfektionen – Inzidenz bei 80,2
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen ist erneut angestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts lag sie bei 80,2 – am Vortag hatte der Wert bei 76,9 gelegen, vor einer Woche bei 70,3. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 14.251 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 12.029 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 45 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 14 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.984.353 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2.
EU schickt in Südafrika produzierte Impfdosen nach Afrika zurück
Angesichts zunehmender Kritik an der ungerechten Verteilung von Corona-Impfstoffen schickt die Europäische Union Millionen in Südafrika produzierte Impfdosen des US-Herstellers Johnson & Johnson auf den Kontinent zurück. Zudem werde die Firma Aspen Pharmacare, die das Corona-Vakzin als Lizenznehmer von J&J in Südafrika herstellt, keine weiteren Dosen nach Europa schicken, teilte der zuständige Gesandte der Afrikanischen Union (AU), Strive Masiyiwa, bei einer Online-Pressekonferenz mit.
Impfauskunftspflicht für Kita-, Schul- und Heimbeschäftigte angepeilt
Arbeitgeber sollen künftig von Beschäftigten in Kitas, Schulen und Pflegeheimen voraussichtlich Auskunft über eine Corona-Impfung verlangen können. Das ist nach stundenlangen Beratungen in der Regierungskoalition zwischen Union und SPD der Verhandlungsstand vom späten Abend, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Koalitionskreisen erfuhr. Gerade in diesen Bereichen könne es „im Interesse des Infektionsschutzes“ nötig sein, Beschäftigte hinsichtlich ihres Corona-Impf- und Serostatus, der über Antikörper Aufschluss gibt, „unterschiedlich einzusetzen oder von einer Beschäftigung ungeimpfter Personen (in bestimmten Bereichen) abzusehen“, heißt es im entsprechenden Entwurf eines Änderungsantrags der Fraktionen der CDU/CSU und SPD.
Gesundheitsbehörden: Corona-Variante Mu in Kolumbien vorherrschend
Die als Mu bezeichnete Variante des Coronavirus hat sich in Kolumbien zum vorherrschenden Virusstamm entwickelt. Die Virusvariante sei verantwortlich für die bisher tödlichste Welle der Corona-Pandemie in dem südamerikanischen Land, sagte Marcela Mercado von den kolumbianischen Gesundheitsbehörden einem örtlichen Radiosender. Während der dritten Infektionswelle in Kolumbien von April bis Juni waren täglich rund 700 Menschen durch das Virus gestorben. Bei fast zwei Drittel der Tests bei Corona-Toten sei die hochansteckende Mu-Variante nachgewiesen worden.