„Variant of Interest – “Neue Corona-Mutation My breitet sich in 43 Ländern aus und gilt als hochansteckend
3. September 2021Schon wieder eine Neue: Die Weltgesundheitsorganisation hat eine neue Corona-Variante in die Liste „von Interesse“ aufgenommen – My, das als hochansteckend gilt. Bereits jetzt weisen die Veränderungen darauf hin, dass sich My der Immunantwort von Genesenen und Geimpften entzieht.
Was kommt nach Lambda? My – genau dort sind die Namen der Corona-Mutationen im griechischen Alphabet inzwischen angekommen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat jetzt eine neue Coronavirus-Variante als „Variante von Interesse“ (VOI) eingestuft.
Es handelt sich um die Variante My (gesprochen: Mü). Zunächst bekannt unter B.1.621 wurde sie zuerst im Januar in Kolumbien identifiziert, wie die WHO in ihrem aktuellen wöchentlichen Corona-Bericht schrieb.
Corona-Variante My soll sich Immunität entziehen können
Sie trage zahlreiche Mutationen in sich, sodass sie sich einer Immunität entziehen könnte (Immun-Escape). Ähnliche Veränderungen wie beispielsweise am Spike-Protein haben Wissenschaftler bereits bei anderen Corona-Typen dokumentiert.
Es gebe Anzeichen, dass die Antikörper bei Genesenen oder Geimpften möglicherweise gegen die Variante My noch weniger wirksam sind als gegen bisher bekannte Virusvarianten – vergleichbar mit der Beta-Variante. Dafür seien aber weitere Studien nötig. Zudem müsse sich erst herausstellen, ob die Mutante leichter übertragbar als die Vorgänger sei und ob sie häufiger zu tödlichen Verläufen führe.
Laut Marcela Mercado von der staatlichen Gesundheitsbehörde in Kolumbien sei My mittlerweile der vorherrschende Virusstamm im Land und Auslöser für ein Gros der Todesfälle. Nahezu 125.000 Menschen sind dort bisher an Covid-19 verstorben – auch deshalb, weil weniger als ein Drittel der 50 Millionen Einwohner gegen das Virus geimpft ist.
My bei WHO als „Variante von Interesse“ eingestuft
Insgesamt gibt es mit My nun fünf „Varianten von Interesse“, die mit besonderer Aufmerksamkeit von der WHO verfolgt werden. Daneben gibt es vier „besorgniserregende Varianten“ (VOC), darunter die auch in Europa inzwischen überwiegend verbreitete Variante Delta. Diese war ebenfalls zunächst eine VOI, bis die WHO sie Anfang Mai zur VOC hochstufte.
Generell werden Corona-Varianten von der WHO in zwei Kategorien eingeteilt:
- Varianten unter Beobachtung („variants of interest“): Sie führen zu gehäuften Fällen oder treten in mehreren Ländern auf.
- Eine Stufe höher stehen die besorgniserregenden Varianten („variants of concern“): Sie sind nachweislich ansteckender, schwerer zu bekämpfen oder führen zu schwereren Erkrankungen als die Ursprungsvarianten.
Corona-Variante My in mindestens 43 Ländern aufgetreten
Die My-Variante sei in einigen Ländern Südamerikas und Europas nachgewiesen worden, schreibt die WHO. Mercado ging deutlich weiter: Demnach sei My inzwischen in mindestens 43 Ländern aufgetreten und zeigte sich dabei „hochansteckend“.
Weltweit betrage der Anteil der Variante nach derzeitigen Schätzungen nur 0,1 Prozent. In Kolumbien liege er aber bei 38 Prozent, in Ecuador bei 13 Prozent – und der Anteil wachse. Die WHO verweist auf die unterschiedliche Kapazität von Ländern, Viren genetisch zu untersuchen.
In Deutschland wurde die Corona-Mutation laut „Outbreak.info“ Ende April zum ersten Mal nachgewiesen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) dokumentiert die Virusvariante B.1.621 einmal in einer Stichprobe, wie es im Wochenbericht für die Kalenderwoche 32 heißt.
Impfstoffresistente Variante ist wahrscheinlich
Dass sich irgendwann eine impfstoffresistente Mutation bilden wird, davor hatte vergangene Woche erst Pfizer-CEO Albert Bourla gewarnt. Wie der Pharma-Chef in einem Interview mit dem amerikanischen Sender „Fox News“ sagte, halte er es für „wahrscheinlich“, dass sich irgendwann eine impfstoffresistente Variante des Virus bilden wird.
Pfizer-Chef: Neuer Impfstoff in drei Monaten
Sollte es tatsächlich zu einer solchen Virus-Form kommen – gegen die die aktuellen Impfstoffe nachweislich keinen ausreichenden Schutz mehr bieten –, müsste man mit dem Impfen auf der Welt wieder von Null beginnen. Die Entwicklung eines neuen Impfstoffs würde laut Pfizer dann jedoch bedeutend schneller ablaufen können als zu Beginn der Pandemie, als das Virus völlig neu war.
Drei Monate würde es demnach dauern, bis eine entsprechend modifizierte Impfstoff-Version kreiert sei, skizziert Bourla: „Wir haben einen Prozess entwickelt, der es uns ermöglicht, innerhalb von 95 Tagen, nachdem wir eine Variante als besorgniserregend identifizieren, einen maßgeschneiderten Impfstoff gegen diese Variante zu entwickeln.“