Wieder mehr Ältere unter Infizierten: 3 Werte zeigen, ob Lage unter Kontrolle bleibt
21. September 2020Zahlen, Daten, Fakten: In den Monaten der Krise hat sich die Corona-Pandemie auch zum Informationsdschungel entwickelt. FOCUS Online will Ihnen Orientierung geben. Deshalb zeigen wir Ihnen jeden Morgen die wichtigsten, aktuellen Trends zu Sars-CoV-2.
21. September, 11:00 Uhr: Corona-Trends für Deutschland
- Neuinfektionen: 1300; Gesamt: 271.984
- Aktive Fälle: 398; Gesamt: 21.925
- Neue Todesfälle: 2; Gesamt: 9359
In Deutschland infizieren sich wieder mehr ältere Menschen
Auch in den Infektions-Zahlen des RKI, die von denen der Gesundheitsämter durch den Meldeverzug abweichen, zeigt sich der Trend, dass die neu gemeldeten Sars-CoV-2-Fälle in Deutschland immer stärker zunehmen. So meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) am Wochenende etwa den höchsten Wert seit fünf Monaten: Am Samstagmorgen waren binnen 24 Stunden 2297 neue Fälle übermittelt worden. Das ist der höchste Wert seit April – am 22.04. meldete das RKI 2493 Neuinfektionen.
Warum diese Entwicklung Sorgen bereitet, ist offensichtlich. Das RKI erklärt: „Die Zahl verstorbener Fälle war unter den in diesen Einrichtungen Betreuten besonders hoch.“ Zudem stünden die hohen Zahlen in Einklang mit der Anzahl der berichteten Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen.
Im August hatte das Robert-Koch-Institut untersucht, an welchen Orten es besonders häufig zu Ansteckungen kommt. Pflegeeinrichtungen wie Altenheime machten sie dabei als einen der Orte mit der größten Infektionsgefahr aus. Ihren Berechnungen zufolge steckt eine Person bei einem Ausbruch dort durchschnittlich fast 19 Personen an.
Um zu beurteilen, ob sich das Infektionsgeschehen in Deutschland wieder zuspitzt, lohnt sich also der Blick auf drei Werte:
1. Die anteilige Entwicklung der Altersgruppen
Ein Blick auf die Neuinfektionen nach Altersgruppen bestätigt, dass sich auch anteilig wieder mehr Menschen über 50 Jahren mit Sars-CoV-2 infizieren. Insbesondere bei den über 70- und über 80-Jährigen stiegen die Fälle in den vergangenen beiden Kalenderwochen wieder an:
Entwicklung der Neuninfektionen bei den 70- bis 79-Jährigen:
- KW 36: 184
- KW 37: 295
- KW 38: 381
Entwicklung der Neuninfektionen bei den über 80-Jährigen:
- KW 36: 110
- KW 37: 259
- KW 38: 314
2. Die Belegung der Intensivbetten in Deutschland
Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) gibt in ihrem Register einen Überblick über die aktuelle Belegungssituation der intensivmedizinischen Bereiche von Deutschlands Krankenhäusern.
Die Zahl der durch Covid-19-Patienten belegten Intensivbetten lag am Sonntagabend bei 269. 144 Patienten werden aktuell invasiv beatmet.
Während der vergangenen Wochen, in denen sich vermehrt jüngere Menschen infiziert hatten, bei denen es in der Regel seltener zu schweren Verläufen und Krankenhausaufenthalten kommt als bei Älteren, waren die Intensivstationen in keinem Bundesland vollständig belegt.
Die prozentuale Belegung könnte laut RKI aber in den kommenden Wochen wieder zunehmen. „Sollte sich der aktuell beobachtete Trend fortsetzen und sich weiter vermehrt ältere Menschen infizieren, muss auch mit einem Wiederanstieg der Hospitalisierungen und Todesfälle gerechnet werden“, heißt es im aktuellen Lagebericht vom Sonntag.
3. Die Entwicklung der Todesfälle
Bislang ist die Zahl der Todesfälle in Deutschland auf einem relativ geringen Niveau, in der vergangenen Woche lag die Zahl der Verstorbenen pro Tag nie über 11.
Infizieren sich künftig jedoch mehr ältere Menschen, wird auch die Zahl der Todesfälle wieder ansteigen, ebenso die Todesrate. Denn im Gegensatz zu Jüngeren haben sie meist ein schwächeres Immunsystem und erleiden häufiger schwere Verläufe. Das gilt insbesondere für Personen, die aufgrund von Vorerkrankungen ohnehin auf Betreuung angewiesen sind und sich deshalb etwa in Pflegeeinrichtungen aufhalten.