++ Liveblog Coronavirus-Pandemie – Grüne und FDP kritisieren RKI-Chef Wieler ++
9. Oktober 2021Politiker von FDP und Grünen üben Kritik an RKI-Chef Wieler wegen der zu niedrig angegebenen Impfquote – das RKI müsse politisch unabhängig werden. Brasilien verzeichnet mehr als 600.000 Corona-Tote.
- Lauterbach für neue Bund-Länder-Runde
- Grüne und FDP kritisieren Wieler
- Diskussion um Corona-Test-Kosten
- RKI: Inzidenz bei 64,4
- USA konkretisieren Einreisebedingungen
- Mehr als 600.000 Corona-Tote in Brasilien
Schwere Ausschreitungen bei Demos in Rom
Bei Protesten gegen die Corona-Politik der italienischen Regierung ist es in Rom zu schweren Ausschreitungen gekommen. Mehrere Tausend Demonstranten zogen durch die Straßen der Hauptstadt und gerieten immer wieder mit der Polizei aneinander.
Es kam es zu heftigen Zusammenstößen, die Ordnungskräfte setzten Schlagstöcke, Pfefferspray und Wasserwerfer ein. Die Demonstranten versuchten, Absperrungen zu durchbrechen und warfen ihrerseits mit Stühlen und Knallbomben, wie auf Videos zu sehen war.
Am frühen Abend stürmten die Protestierenden den Sitz der größten italienischen Gewerkschaft CGIL. Amateuraufnahmen zeigten, wie sie die Wachleute und Polizisten mit Stöcken und Fahnenstangen attackierten und dann durch die Tür in das Gebäude vordrangen.
Russland meldet erneut Rekordzahl an Corona-Toten
Die Zahl der Corona-Toten in Russland bewegt sich weiter von einem Höchstwert zum nächsten. Am Samstag meldete die nationale Corona-Arbeitsgruppe mit 968 Todesfällen innerhalb eines Tages einmal mehr den höchsten Wert seit Beginn der Pandemie. Die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden lag bei mehr als 29 000.
Fluggastzahl bei Hälfte des Vorkrisen-Niveaus
Auf den deutschen Flughäfen werden zurzeit etwa halb so viele Passagiere abgefertigt wie vor der Corona-Pandemie. In der 39. Kalenderwoche (27. September bis 3. Oktober) wurden rund 2,7 Millionen Fluggäste gezählt, wie der Flughafenverband ADV mitteilte. Das waren 51,6 Prozent weniger als in der entsprechenden Woche 2019, aber 158,1 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Griechenland lockert Corona-Maßnahmen – Fachleute zweifeln
In Griechenland gibt es von heute an zahlreiche Lockerungen für Geimpfte und Genesene. Bars, Restaurants und Cafés, aber auch andere geschlossene Räumlichkeiten wie Fitness-Studios und Kinos dürfen künftig die Höchstgrenze an Gästen zulassen. Voraussetzung ist, dass die Besucher geimpft oder nachweislich in den vergangenen sechs Monaten von einer Corona-Infektion genesen sind. Abstandsregeln und Maskenpflicht fallen dann in diesen Bereichen weg. Die Lockerungen sollen zunächst für 15 Tage gelten, dann werde der Schritt neu bewertet, berichteten griechische Medien.
Die Polizei kündigte bereits an, die Nachweise von Geimpften und Genesenen streng zu kontrollieren. Manche griechische Wissenschaftler meldeten dennoch Bedenken an. «Ich glaube, dass wir die falsche Botschaft vermitteln», sagte Giorgos Boulbasakos, Direktor einer Athener Lungenklinik, dem Fernsehsender Mega am Samstag. Er forderte unter anderem eine Impfpflicht für Mitarbeiter in der Gastronomie. In Griechenland gibt es bereits eine Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitssektor.
Weltweit mehr als fünf Millionen Corona-Tote
Weltweit haben sich mehr als 237 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das ergibt eine Zählung der Nachrichtenagentur Reuters auf Basis offizieller Daten. Seit die ersten Fälle im Dezember 2019 im chinesischen Wuhan nachgewiesen wurden, starben weltweit zudem mehr als 5,04 Millionen Menschen mit oder an dem Virus.
Die USA weisen weltweit die höchsten Infektions- und Totenzahlen auf. Dort registrierten die Gesundheitsbehörden binnen 24 Stunden rund 136.000 Neuinfektionen, insgesamt sind es damit seit Ausbruch der Pandemie 44,39 Millionen Fälle. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus stieg um mindestens 3593 auf 715.184.
Russland meldet erneut Höchststand von Corona-Toten
Russland hat erneut einen Höchststand bei der Zahl der täglichen Corona-Toten verzeichnet. Nach Angaben der Regierung starben innerhalb von 24 Stunden 968 Menschen an den Folgen der Virus-Erkrankung. Zudem wurden knapp 29.400 Neuinfektionen gemeldet. Seit Beginn der Pandemie wurden in Russland offiziell 215.453 Corona-Tote gezählt – das ist die höchste Zahl in Europa.
Die Statistikbehörde Rosstat nennt allerdings regelmäßig deutlich höhere Zahlen: Nach ihren Angaben vom Freitag starben bis Ende August mehr als 400.000 Menschen in Russland an Covid-19. Rosstat fasst die Definition breiter als die Regierung: Während Moskau nur die Fälle zählt, in denen das Virus als primäre Todesursache registriert wurde, berücksichtigt die Statistikbehörde auch Fälle in Verbindung mit dem Virus. Experten gehen ebenfalls von einer hohen Dunkelziffer aus.
12:00 Uhr
Studie: Depressionen während Pandemie weltweit stark gestiegen
Die Fälle von Depressionen und Panikattacken sind im ersten Jahr der Corona-Pandemie einer Studie zufolge weltweit um mehr als ein Viertel angestiegen. Die in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichte Studie schätzte, dass vergangenes Jahr weltweit 52 Millionen Menschen mehr an einer schweren depressiven Störung litten, als es ohne Pandemie der Fall gewesen wäre. Die Zahl der unter Angstzuständen leidenden Menschen lag demnach um 76 Millionen höher.
Die Forscher analysierten für die Schätzung Daten aus Nordamerika, Europa und Ostasien und erstellten ein Modell für das erwartete Auftreten von Depressionen und Angstzuständen. Die Studie zeigte, dass die am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder mit der größten psychischen Belastung konfrontiert waren. Dabei bestand ein enger Zusammenhang zwischen hohen Covid-Fallzahlen, Bewegungseinschränkungen und erhöhten Raten von Depressionen und Angstzuständen.
Wäre die Pandemie nicht aufgetreten, hätten die Forscher weltweit mit 193 Millionen Fällen von Depression gerechnet. Tatsächlich wurden im vergangenen Jahr 246 Millionen Fälle beobachtet. Bei den Angstzuständen sagten die Modelle 298 Millionen Fälle weltweit ohne Covid-19 voraus, während die tatsächliche Zahl der Fälle im vergangenen Jahr 374 Millionen betrug. Der relative Anstieg der beiden Erkrankungen betrug demnach 28 beziehungsweise 26 Prozent.
Deutschland hat mehr als 13 Millionen Impfdosen gespendet
Deutschland hat mittlerweile mehr als 13 Millionen Corona-Impfdosen an andere Staaten gespendet. Laut des dem Auswärtigen Amtes wurden 13.001.280 Dosen an 15 Länder geliefert. Davon wurden 7,3 Millionen bilateral abgegeben und 5,7 Millionen Impfdosen über die internationale Impfallianz Covax. Davon wiederum gingen zuletzt unter anderem 790.000 Dosen an Bangladesch, 386.400 nach Ghana, 300.000 nach Botswana, 272.640 an die Elfenbeinküste und 117.120 an Ägypten.
Die Bundesregierung hatte angekündigt, dass sie bis Ende des Jahres 100 Millionen Impfdosen an ärmere Länder abgeben werde. Dazu kommt die deutsche Finanzierung für Covax. Dort ist Deutschland der zweitgrößte Geldgeber. Der deutsche Beitrag soll den Ankauf und die Weitergabe von mehreren hundert Millionen Impfdosen ermöglichen.
FDP und Grüne unzufrieden mit Wieler
Politiker von FDP und Grünen haben politische Einflussnahme auf das Robert Koch-Institut beklagt und Kritik an Instituts-Chef Lothar Wieler geübt. Anlass für die Kritik ist das Eingeständnis des Instituts vom Donnerstag, dass die Zahl der geimpften Menschen in Deutschland lange zu niedrig angegeben worden sei. Bei Wieler gebe es „von Fehlereinsicht keine Spur“, sagte die FDP-Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) der „Bild“ vom Samstag. Wieler sei „zu nah dran an der Linie der Bundesregierung“, kritisierte sie. Die FDP wolle, dass die Behörde nicht länger dem Bundesgesundheitsministerium untersteht.
Der Grünen-Politiker Dieter Janecek kritisierte in „Bild“: Andere Länder „kennen solche Probleme mit der Erfassung der Impfquote nicht: Deutschland ist mal wieder überfordert.“
Das RKI hatte mit Blick auf die bislang offiziell bekannt gegebene Impfquote berichtet, es müsse hier eine „Unterschätzung von bis zu fünf Prozentpunkten für den Anteil mindestens einmal Geimpfter beziehungsweise vollständig Geimpfter angenommen werden“. In der „Erwachsenenbevölkerung“ sei von einem Anteil mindestens einmal Geimpfter von bis zu 84 Prozent und einem Anteil vollständig Geimpfter von bis zu 80 Prozent auszugehen.
Brasilien verzeichnet mehr als 600.000 Corona-Tote
Die Zahl der Todesfälle mit dem Corona-Virus in Brasilien ist auf mehr als 600.000 gestiegen. Die durchschnittliche Zahl der Corona-Toten pro Tag liege bei etwa 500, teilte das Gesundheitsministerium mit. Das ist deutlich weniger als im April, als pro Tag noch etwa 3000 Todesfälle mit Corona gezählt wurden. Die Gruppe Rio da Paz erinnerte an der Copacabana in Rio de Janeiro mit hunderten weißen Taschentüchern an die Toten. Mehr Corona-Tote hat es nur in den USA gegeben, wo nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität mehr als 712.000 Infizierte gestorben sind.
Sozialverband fordert Deckelung von Test-Kosten
Der Sozialverband VdK plädiert zum Ende der kostenlosen Corona-Bürgertests für eine Begrenzung der Kosten. „Wir befürchten, dass es wieder zu völlig überteuerten Angeboten kommt“, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Bislang sei keine Deckelung der Kosten für die Tests vorgesehen. „Menschen mit wenig Geld sollten außerdem nur eine geringe Eigenbeteiligung zahlen müssen“, forderte sie: „Eine Regelung vom Ministerium für Arbeit und Soziales dazu fehlt allerdings auch immer noch.“ Corona-Tests sind ab Montag nicht mehr kostenfrei. Ausnahmen gelten unter anderem für alle Gruppen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen und dies nachweisen können oder für die noch kein Impfstoff zur Verfügung steht.
Der Paritätische Gesamtverband äußerte sich kritisch. Die Abschaffung der kostenfreien Tests sei problematisch, „da damit wohlhabende Impfskeptiker, die sich auch kostenpflichtige Tests leisten können, privilegiert werden“, erklärte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Er forderte intensive Aufklärungs- und Informationsangebote für Impfunwillige, die sich die Tests nicht leisten könnten. „Die Impfkampagne muss noch wesentlich offensiver werden“ , sagte Schneider.
Lauterbach regt neue Bund-Länder-Runde zu Corona an
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat eine neue Bund-Länder-Runde angeregt, um die Corona-Regeln teilweise zu verschärfen. „Es wäre sinnvoll, dass sich die Ministerpräsidenten zeitnah mit der Kanzlerin noch einmal treffen“, sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „In der Pandemie stehen sehr viele Entscheidungen an – von den Corona-Regeln bis zu den Booster-Impfungen. Wir dürfen in der Zeit, in der Koalitionsverhandlungen laufen, nicht den Überblick verlieren“, sagte er mit Blick auf die Gespräche zur Regierungsbildung. Zwar werde die Pandemie, wenn keine gefährlichere Virusvariante auftrete, im späten Frühjahr 2022 vorbei sein. „Wir werden aber einen schweren Winter haben, wenn wir nicht die nötige Impfquote erreichen.“ Daher könnten die Schutzmaßnahmen nicht maßgeblich beendet werden. Aus seiner Sicht gehe es zum Teil sogar um Verschärfungen.
RKI registriert 8854 Neuinfektionen – Inzidenz bei 64,4
Bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland gibt es momentan wenig Dynamik. Das Robert Koch-Institut gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Morgen mit 64,4 an. Am Vortag hatte der Wert bei 63,8 gelegen, vor einer Woche ebenfalls bei 64,4 (Vormonat: 83,5). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 8854 Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 8517 Ansteckungen gelegen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 65 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 66 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.302.661 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2.
USA akzeptieren WHO-geprüfte Impfstoffe für internationale Besucher
Internationale Gäste dürfen wieder in die USA reisen, wenn sie mit Impfstoffen geimpft wurden, die von der US-Arzneimittelaufsicht FDA oder der Weltgesundheitsorganisation zugelassen sind. „Sechs Impfstoffe, die von der FDA genehmigt und zugelassen, oder von der WHO für den Notfall aufgelistet sind, erfüllen die Kriterien für Reisen in die USA“, teilt eine Sprecherin der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC mit. Bei den zugelassenen Impfstoffen handelt es sich um die Vakzine von Pfizer und BioNTech, AstraZeneca, Moderna, Johnson & Johnson, Sinopharm und Sinovac. Am 20. September kündigte das Weiße Haus an, dass die USA im November die Reisebeschränkungen für vollständig geimpfte Flugreisende aus 33 Ländern, darunter Deutschland, China und Indien, aufheben werden.