++ Liveblog Coronavirus-Pandemie – Maskenverweigerer sprüht Pfefferspray in Nachtbus ++
10. Oktober 2021Die Sieben-Tage-Inzidenz ist laut RKI auf 66,1 von 64,4 am Vortag gestiegen. Malaysia hebt die Reisebeschränkungen für vollständig Geimpfte auf – dort sind 90 Prozent der Menschen geimpft.
- Inzidenz steigt leicht auf 66,1
- Studie: Mehr psychische Erkrankungen im Corona-Jahr 2020
- Warnung vor neuen Infektionen nach Ende kostenloser Tests
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Lauterbach gegen Personaldiskussion beim RKI
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich im Zusammenhang mit unterschiedlichen Impfquoten in Deutschland gegen eine Personaldiskussion beim Robert Koch-Institut ausgesprochen. Im Bericht aus Berlin sagte er, solch eine Diskussion sei nicht das Wichtigste. „Wir sind in einer besonders vulnerablen Phase, wo es jederzeit wieder ein Aufflammen der vierten Welle geben könnte.“
Dennoch müsse der Unterschied bei den Impfquoten aufgearbeitet werden. Es habe Defizite gegeben. Die Diskrepanz der Berechnung des Bundesgesundheitsministeriums und der ausgewiesenenen Impfquote durch das Robert Koch-Institut sei begründungsbedürftig.
Politiker von FDP und Grünen hatten RKI-Chef Wieler kritisiert. Das RKI hatte nach einer neuen Auswertung erklärt, die Quote der Geimpften liege wohl fünf Prozentpunkte über der Meldestatistik der Impfstellen. Ein möglicher Grund dafür sei, dass nicht alle Impfungen durch Betriebsärzte, in Arztpraxen oder mobiler Impfteams erfasst würden.
Lockdown in Sydney nach 106 Tagen aufgehoben
Nach fast vier Monaten ist der Corona-Lockdown in Sydney aufgehoben worden. „Das ist ein großer Tag für unseren Bundesstaat“, sagte der Regierungschef von New South Wales, Dominic Perrottet. Nach „100 Tagen Blut, Schweiß und keinem Bier“ hätten sich die Menschen die Lockerungen verdient. 106 Tage lang mussten Geschäfte, Schulen und viele Büros in Australiens größter Stadt im Kampf gegen die hochansteckende Deltavariante des Coronavirus geschlossen bleiben. Die Einwohner durften sich zudem nicht mehr als fünf Kilometer von ihrer Wohnung entfernen.
Maskenverweigerer sprüht Pfefferspray in Nachtbus
Nach einem Streit über die Maskenpflicht hat ein Unbekannter in Wiesbaden Pfefferspray in einen Bus gesprüht. In der Nacht zu Samstag sei in einem Fahrzeug der Nachtlinie ein Streit ausgebrochen, weil sich ein junger Mann geweigert habe, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, erklärte die Polizei. Nachdem er des Busses verwiesen worden sei, habe der Mann Pfefferspray aus der Tasche gezogen und in den Fahrgastraum gesprüht. Drei Fahrgäste klagten über Augenreizungen, eine Rettungswagenbesatzung versorgte sie. Der Täter floh zwar, wurde aber später festgenommen.
Nobelpreisträger Handke ärgert sich über Lockdowns
Die Corona-Lockdowns haben aus Sicht des österreichischen Literaturnobelpreisträgers Peter Handke die Einsamkeit der Alten dramatisch gesteigert. „Mir kommt alles so falsch vor. Man sieht fast nur noch die Jungen unterwegs, und es gibt unendlich vereinsamte Alte“, sagte der in Frankreich lebende Schriftsteller dem Wiener „Kurier“. „Wenn ich daran denke, wie man die Leute im Altersheim hat sterben lassen! Für mich müsste man die Verantwortlichen vor das Völkergericht stellen.“ Er selbst habe für mehr Bewegungsfreiheit von seinem Verlag einen „Schwindelzettel“ bekommen. Darauf habe gestanden, er sei nachts unterwegs, um ein großes Werk zu schreiben.
Mehr Depressionen und Panikattacken während Pandemie
Die Zahl der Fälle von Depressionen und Panikattacken sind im ersten Jahr der Corona-Pandemie einer neuen Studie zufolge weltweit um mehr als ein Viertel gestiegen. Die Autoren der Studie, die in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde, schätzen, dass vergangenes Jahr weltweit 52 Millionen Menschen mehr an einer schweren depressiven Störung litten, als es ohne Pandemie der Fall gewesen wäre. Die Zahl der unter Angstzuständen leidenden Menschen lag demnach um 76 Millionen höher. Die Forscher analysierten für die Schätzung Daten aus Nordamerika, Europa sowie Ostasien und erstellten ein Modell für das erwartete Auftreten von Depressionen und Angstzuständen. Die Studie zeigt, dass die am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder mit der größten psychischen Belastung konfrontiert waren.
962 Todesfälle in Russland
Die Zahlen der Todesfälle und Neuinfektionen in Russland haben am Wochenende neue Höchststände erreicht. Nach Angaben des offiziellen Corona-Stabs in Moskau starben 962 Infizierte binnen 24 Stunden. Am Vortag waren es 968 gewesen. Das waren die Höchststände seit Beginn der Pandemie. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen liegt bei etwas unter 30.000 Fällen täglich.
Die Bundesregierung hat Russland als Hochrisikogebiet eingestuft. Die offiziellen Corona-Zahlen in Russland stehen seit langem als geschönt in der Kritik. Das kremlkritische Portal zona.media wies gerade wieder darauf hin, dass das russische Statistikamt für August fast 50.000 Corona-Tote (49 389) ausgewiesen habe.
Zwölf Festnahmen nach Ausschreitungen in Rom
Nach den schweren Ausschreitungen bei Corona-Protesten in Rom sind zwölf Menschen festgenommen worden. Zu ihnen gehören auch die beiden Anführer der rechtsextremen Partei Forza Nuova, Giuliano Castellino und Roberto Fiore, die am Samstag bei den Gewaltexzessen in der Hauptstadt dabei waren. Das berichteten italienische Medien. Die Polizei werte zudem Videoaufnahmen aus, um zu entscheiden, ob gegen weitere Personen vorgegangen werden müsse. Einige Zehntausend Menschen waren am Samstag durch Rom gezogen, um gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung zu protestieren.
Spahn verteidigt Ende kostenloser Tests
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat das Ende der kostenlosen Bürgertests an diesem Montag als Frage der Fairness bezeichnet: „Kostenlose Bürgertests abzuschaffen, gebietet die Fairness vor dem Steuerzahler“, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Jeder, der wolle, habe sich mittlerweile impfen lassen können. „Deshalb werden Bürgertests ab Montag nur noch für diejenigen kostenlos sein, für die es keine empfohlene Impfung gibt“, so Spahn. Das seien insbesondere Kinder und Jugendliche.
Tests in Pflegeheimen, Krankenhäusern, Schulen oder auf der Arbeit werde es aber ebenfalls weiterhin kostenlos geben, so der Minister. „Das ist wichtig, um gut durch Herbst und Winter zu kommen.“
Malaysia hebt Reiseeinschränkungen für Geimpfte auf
In Malaysia erlaubt die Regierung vollständig geimpften Einwohnern ab Montag wieder Reisen im In- und ins Ausland. Ministerpräsident Ismail Sabri Yaakob begründet die Entscheidung damit, dass 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Malaysia nunmehr vollständig geimpft sei.
Italien: 80 Prozent aller über Zwölfjährigen geimpft
In Italien sind nach Regierungsangaben inzwischen 80 Prozent aller über zwölfjährigen Einwohner vollständig geimpft. Mehr als 43 Millionen Menschen haben demnach per 10. Oktober ihren Impfzyklus abgeschlossen. Damit hat die Regierung ein von ihr als zentral ausgewiesenes Ziel im Kampf gegen die Pandemie erreicht.
Gleichwohl reiche das noch nicht, betonte Guido Rasi, der der Corona-Sonderkommission der Regierung als Berater angehört. Entweder müsse ein noch höherer Anteil der über Zwölfjährigen geimpft werden. Oder man müsse auch Fünf- bis Zwölfjährige impfen, um so auf einen Anteil von 80 Prozent der Gesamtbevölkerung zu kommen.
Mehr psychische Erkrankungen im Corona-Jahr 2020
Die Zahl psychischer Erkrankungen hat durch die Pandemie laut einer Studie weltweit deutlich zugenommen. Im Covid-Jahr 2020 gab es demnach geschätzte 53 Millionen Fälle von schweren depressiven Störungen und 76 Millionen Fälle von Angststörungen zusätzlich, die auf die Krise zurückzuführen sind. Das entspreche global einer Steigerung von 28 beziehungsweise 26 Prozent, schreiben Forscher der australischen Universität von Queensland und der Universität von Washington im Fachmagazin „The Lancet“. Regierungen in aller Welt müssten dem Trend dringend gegensteuern, so die Forscher.
In Deutschland war die Zuwachsrate mit jeweils knapp 17 Prozent noch vergleichsweise niedrig. Deutlich stärker war der Anstieg etwa in Frankreich, Spanien und Italien, zeigen Daten der Forscher. Jedoch fehlten aus vielen Ländern Angaben, speziell aus Staaten mit niedrigen und mittleren Einkommen. Am schlimmsten sind demnach jüngere Menschen betroffen. Die fehlende Interaktion mit Gleichaltrigen, Schulschließungen und die Angst vor Arbeitslosigkeit seien wichtige Faktoren, sagte Co-Autorin Alize Ferrari einer Mitteilung zufolge.
Patientenschützer fordern kostenlose Tests in Altenheimen
Vor dem Wegfall der kostenlosen Corona-Schnelltests an diesem Montag hat die Deutsche Stiftung Patientenschutz Sonderregelungen für Alten- und Pflegeheime gefordert. Bund und Länder müssten Besuchern dort gebührenfreie Testmöglichkeiten bieten, sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Denn viele der bundesweit rund 12.000 stationären Einrichtungen verlangten auch von vollständig geimpften Besuchern einen aktuellen und zertifizierten negativen Schnelltest.
Wenn viele der rund 20.000 Testzentren in Deutschland ihre Arbeit einstellten, sei ein anerkannter Negativ-Nachweis besonders in ländlichen Gebieten schwer zu bekommen, sagte Brysch. Die Einrichtungen müssten per Verordnung verpflichtet werden, Schnelltests vor Ort anzubieten, forderte er. Die Kosten sollten ihnen von den Krankenkassen oder dem Gesetzgeber zeitnah erstattet werden.
Inzidenz steigt leicht auf 66,1
Das Robert Koch-Institut meldet 7612 neue Positiv-Tests. Das sind 1448 mehr als am Sonntag vor einer Woche, als 6164 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 66,1 von 64,4 am Vortag. 24 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 94.202. Insgesamt gab es in Deutschland bislang rund 4,3 Millionen bestätigte Corona-Fälle.
Große Vorlesungen auch künftig digital?
Große Vorlesungen an Universitäten könnten auch nach der Corona-Pandemie dauerhaft per Video übertragen werden. Derartige Veranstaltungen gehörten zu den Angeboten, die für ein dauerhaftes Digitalangebot infrage kämen, sagte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Peter-André Alt, der Deutschen Presse-Agentur.
An vielen Hochschulen in Deutschland beginnt an diesem und am kommenden Montag die Vorlesungszeit. Nach drei Corona-Online-Semestern können die Studierenden die Mehrzahl der Lehrveranstaltungen wieder direkt an der Uni oder der Fachhochschule erleben. Dafür müssen sie nachweisen, dass sie entweder geimpft, genesen oder getestet sind (3G). Große Vorlesungen fänden aber weiter zu einem großen Teil digital statt, sagte Alt.
Marburger Bund warnt vor neuen Fällen nach Ende der kostenlosen Tests
Der Ärzteverband Marburger Bund fürchtet einen Anstieg der Infektionszahlen zum Ende der kostenlosen Corona-Tests. „Kostenpflichtige Corona-Tests führen dazu, dass sich künftig weniger Menschen mit Symptomen testen lassen werden“, sagt die Vorsitzende, Susanne Johna, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Das ist ein Einfallstor für eine weitere Übertragung des Virus.“
Ab Montag sind die Bürgertests nicht mehr kostenlos. So will die Politik den Druck auf Ungeimpfte erhöhen, sich impfen zu lassen. Ausnahmen gelten unter anderem für alle Gruppen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen und dies nachweisen können oder für die noch kein Impfstoff zur Verfügung steht. Gesundheitsminister Jens Spahn verteidigte die Maßnahme gegenüber der Funke Mediengruppe als „Fairness vor dem Steuerzahler“.