Bundesweites Beherbergungsverbot für Urlauber aus Risikogebieten – vier Länder stellen sich quer
7. Oktober 2020
Topmeldungen zur Corona-Krise in Deutschland und der Welt:
- Kreis Esslingen überschreitet kritische 50er-Marke bei Neuinfektionen (17.50 Uhr)
- Italien verhängt Maskenpflicht im ganzen Land – auch im Freien (17.12 Uhr)
- Vier Bundesländer stellen sich bei Beherbergungsverbot quer (16.23 Uhr)
- Bund und Länder einigen sich auf Beherbergungsverbot für Urlauber aus deutschen Risikogebieten (15.53 Uhr)
Bundesregierung stuft Rumänien und Tunesien als Risikogebiete ein
19.21 Uhr: Die Bundesregierung hat ganz Rumänien, Tunesien, Georgien und Jordanien sowie einzelne Regionen in sieben EU-Ländern zu Corona-Risikogebieten erklärt. Das Robert Koch-Institut aktualisierte seine Risikoliste am Mittwochabend entsprechend.
TOP-NEWS: Kreis Esslingen überschreitet kritische 50er-Marke bei Neuinfektionen
17.50 Uhr: Der Landkreis Esslingen hat als erste Region im Südwesten die Grenze von 50 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten. Das teilten die Gesundheitsbehörden am Mittwoch mit. Der Wert liege bei 52,3. Damit gehen schärfere Maßnahmen zum Infektionsschutz einher.
16.20 Uhr: Schleswig-Holstein wird seine strengen Quarantäne-Auflagen für Einreisende aus inländischen Corona-Risikogebieten lockern. Das kündigte die Landesregierung am Mittwoch in Kiel nach einer Schalte der Staatskanzleichefs der Länder mit Kanzleramtschef Helge Braun an.
Beherbergungsverbot für Urlauber aus Risikogebieten: Vier Bundesländer machen nicht mit
16.16 Uhr: Nach Recherchen des Wirtschaftsmagazins „Business Insider“ machen vier Bundesländer beim beschlossenen Beherbergungsverbot nicht mit: Niedersachsen, Hamburg, Thüringen und Berlin. In den vier Ländern befinden sich teilweise gleich mehrere Kreise, die das Robert-Koch-Institut bundesweit zu den 15 am schlimmsten betroffenen Corona-Risikogebieten zählt.
Bundesländer führen Beherbergungsverbot für Urlauber aus deutschen Corona-Risikogebieten ein
15.53 Uhr: Die Bundesländer haben ein Beherbergungsverbot für Urlauber aus inländischen Corona-Risikogebieten beschlossen. Das Verbot gelte bundesweit, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in Berlin am Mittwoch aus Teilnehmerkreisen nach einer Schaltkonferenz der Chefs der Staatskanzleien der Länder mit Kanzleramtschef Helge Braun.
Bremen überschreitet erstmals die Corona-Grenze
15.49 Uhr: Die Stadt Bremen hat erstmals die Grenze von 50 Corona-Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten. Das teilten die Gesundheitsbehörden am Mittwoch mit. Der Wert liege bei 57,6. Ab sofort greifen damit in Bremen schärfere Maßnahmen zum Infektionsschutz.
Söder kündigt Beherbergungsverbot für Reisende aus Corona-Hotspots an
14.55 Uhr: Urlauber aus innerdeutschen Corona-Hotspots ohne negativen Corona-Test dürfen von diesem Donnerstag an nicht mehr in bayerischen Hotels und Gaststätten übernachten. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch in München an.
Das sogenannte Beherbergungsverbot soll demnach für Reisende aus Gebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen. Die genauen Gebiete müssen allerdings noch vom bayerischen Gesundheitsministerium benannt werden. Söder erklärte, diese bedeute „eine Testpflicht de facto für Urlauber, die aus Risikogebieten nach Bayern kommen“. Denn wer einen aktuellen, negativen Corona-Test vorweisen kann, darf auch weiterhin in Hotels in Bayern übernachten.
Kanzleramtschef ruft Bundesländer im Reise-Chaos zur Räson
14.39 Uhr: Innerdeutsche Reisebeschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie sorgen derzeit für Kritik. Insbesondere das Bundesland Schleswig-Holstein geriet wegen der Einstufung einzelner Berliner Stadtbezirke als inländische „Risikogebiete“ in die Schlagzeilen. Auch die Regelung in Rheinland-Pfalz wirkt ähnlich. Am Mittwoch findet dazu auch eine Schaltkonferenz der Chefs der Staatskanzleien der Länder statt.
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) appelliert gegenüber der „Bild“-Zeitung im Vorfeld an die Länder, den entstandenen Flickenteppich bei den Corona-Regeln zu beseitigen. Er habe Verständnis, dass sich einzelnen Länder vor der Ausbreitung des Virus schützen wollen. Es handele sich bei den inländischen Reisebeschränkungen jedoch um eine „Behelfsmaßnahme, die ihrerseits viele Probleme hervorruft“, so Braun gegenüber der „Bild“-Zeitung.
In den vergangenen Tagen seien vor allem in den Großstädten die Infektionszahlen deutlich angestiegen. Daher sei es nun Aufgabe dieser Städte, „schnell so wirksame Maßnahmen zu ergreifen, dass die Infektionsketten unterbrochen werden“, sagte Braun dem Blatt. Es gebe Zweifel in Ländern mit niedrigem Infektionsgeschehen, ob in den Großstädten auch das Erforderliche getan werde, so Braun.
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zuletzt möglichst einheitliche Quarantäne-Regeln aller Länder für Reisende aus Gebieten mit hohen Corona-Zahlen im Inland gefordert. Auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) argumentierte im ZDF-„Morgenmagazin“, man müsse sich darauf konzentrieren, „das Virus sozusagen in Schach zu halten. Und das bedeutet: In den großen Metropolen, in denen viel Virusaktivität ist, dort müssen wir Maßnahmen ergreifen, damit die Zahlen runtergehen.“
Mehr als 1000 Corona-Neuinfektionen in der Schweiz
13.33 Uhr: Die Zahl der Corona-Ansteckungen ist in der Schweiz sprunghaft angestiegen. Nach durchschnittlich 500 Neuinfektionen in der vergangenen Woche meldete das Bundesamt für Gesundheit am Mittwoch für die Schweiz und Liechtenstein 1077 Ansteckungen innerhalb von 24 Stunden. Am Vortag waren es 700 neue Fälle. Die Zahl lag zuletzt im April bei mehr als 1000 Fällen.
Die Schweiz zählt die Infektionen im kleinen Fürstentum Liechtenstein mit. Dort wurden aber nur drei Neuinfektionen gemeldet. Nur zehn der 26 Kantone und Halbkantone schreiben eine Maskenpflicht beim Einkaufen vor. In den vergangenen zwei Wochen hatten 5,3 Prozent aller Tests ein positives Ergebnis.
Corona: Cafés und Bars in Brüssel müssen für einen Monat schließen
12.45 Uhr: Wegen sehr hoher Corona-Zahlen müssen Cafés und Bars in der belgischen Hauptstadt Brüssel erneut schließen. Dies entschieden die Bürgermeister der 19 Brüsseler Kommunen am Mittwoch, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete. Die Vorgaben gelten demnach von diesem Donnerstag an für einen Monat. Restaurants dürfen offen bleiben. Schon zu Beginn der Corona-Krise war das Gastgewerbe in Belgien monatelang dicht.
Bereits am Dienstag waren die Corona-Regeln für das gesamte Land verschärft worden. So sollen die Bürger von Freitag an pro Monat nur noch mit drei Personen außerhalb der Familie engen Kontakt pflegen. Im Café dürfen nur noch vier Leute zusammensitzen. Um 23.00 Uhr ist Sperrstunde. Arbeit von zuhause aus wird dringend empfohlen.
Aufgrund der Infektionszahlen gilt für ganz Belgien derzeit eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts. Am höchsten sind die Zahlen in Brüssel. Hier liegt die sogenannte 14-Tage-Inzidenz – also die Anzahl an Infektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen zwei Wochen – höher als 500. In ganz Belgien beträgt sie 245.
Erneut Corona-Infektionen von Schlachthof-Mitarbeitern
12.43 Uhr: Erneut hat es in einem großen Schlachthof in Niedersachsen eine größere Zahl von Corona-Infektionen gegeben. In dem Betrieb in Emstek (Landkreis Cloppenburg) seien bei Tests unter Mitarbeitern in den vergangenen Tagen insgesamt 63 Fälle bekannt geworden, teilte Landrat Johann Wimberg am Mittwoch mit. Der Schwerpunkt der Infektionen sei im Bereich der Grobzerlegung festgestellt worden. Mitarbeiter im Bereich der Schlachtung seien hingegen kaum betroffen. Der Betrieb in dem zum Vion-Konzern gehörende Schlachthof solle zunächst eingeschränkt, aber nicht komplett heruntergefahren werden.
Ob das öffentliche und private Leben wegen der Neuinfektionen flächendeckend im Landkreis eingeschränkt werden muss, stehe noch nicht fest, sagte Wimberg. „Ad hoc sehen wir das nicht.“ Das Infektionsgeschehen sei bislang auf den Bereich des Schlachthofes eingrenzbar. Er rechne aber damit, dass die Zahl von Neuinfektionen wieder die kritische Marke von 50 Fällen auf 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen überschreiten werde.
Hotel wirbt: Gäste sind auch ohne Maske willkommen – Polizei muss einschreiten
12.00 Uhr: Mit dem Schriftzug „Es sind auch Gäste ohne Mund-Nasen-Schutz willkommen“ hat ein Hotel in Bamberg geworben. Die Polizei schritt daraufhin wegen Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz ein und stieß auf Widerstand. Der Wirt und seine Frau gerieten mit den Polizisten aneinander. Beim Einsatz wurden vier Beamte leicht verletzt, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. „Das reicht vom Kratzer an der Stirn bis zum verstauchten Finger“, erklärte ein Sprecher. Alle seien aber wieder im Dienst.
Ein Tourist informierte die Polizei am Dienstag, dass das Hotel explizit Gäste ohne Maske willkommen heiße. Auch die Mitarbeiter trugen bei der Kontrolle keinen Mund-Nasen-Schutz, auf Abstandsregeln wurde nicht geachtet. Der Hotelier und seine Frau sollen den Einsatz trotz mehrfacher Belehrung der Polizisten gefilmt haben.
Den Angaben nach weigerten sie sich, das Handy herauszurücken und verletzten dabei leicht die Beamten. Die Polizei ermittelt nun wegen tätlichen Angriffs, Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung und Verstößen nach dem Infektionsschutzgesetz.
Mehr Corona-Ansteckungen in NRW – Höchster Wert aller Flächenländer
10.52 Uhr: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Nordrhein-Westfalen nimmt weiter deutlich zu. Am Mittwoch meldete das Landeszentrum Gesundheit landesweit 25,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen – so viele wie zuletzt Mitte April. Damit steht NRW nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) an der Spitze aller deutschen Flächenländer.
Von den 53 Kreisen und kreisfreien Städten im Land ist in fast jedem fünften Verwaltungsgebiet (10) die Vorwarnstufe von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten. Ab diesem Wert gelten in NRW bereits Einschränkungen etwa für private Feiern, Fußball-Bundesligaspiele müssen ohne Zuschauer stattfinden.
Besonders betroffen war nach offiziellen Zahlen des RKI vom Mittwoch weiterhin die Stadt Hamm, die mit 94,9 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in einer Woche auch bundesweit weiterhin an der Spitze stand. Auch Remscheid lag mit einem Wert von 61,3 weiterhin über der wichtigen Grenze von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche. Ab diesem Wert müssen die Behörden in NRW zwingend weitergehende Einschränkungen für das öffentliche Leben erlassen.
Knapp unter dieser Grenze lagen Solingen und Hagen (beide 47,7). Dahinter folgten Gelsenkirchen (43,0), Wuppertal (42,6), Duisburg (42,1), Essen (39,6), Köln (39,6) und Leverkusen (38,5).
Umstrittenes Großkonzert mit Sarah Connor und Bryan Adams in Düsseldorf für 2020 abgesagt
10.16 Uhr: Das ursprünglich schon für September geplante Großkonzert in Düsseldorf mit bis zu 13.000 Zuschauern wird 2020 nicht mehr stattfinden. Das teilte eine Sprecherin des Veranstalters Marek Lieberberg am Mittwoch mit. „Die Voraussetzungen dafür sind einfach nicht gegeben“, sagte sie. Es gebe einen Anstieg der Infektionszahlen. Ein weiterer Grund: Das Konzept sah vor, das Dach in der Düsseldorfer Fußball-Arena während der Show offen zu lassen. Auch das sei nun – es wird langsam kalt – nicht mehr möglich. Auch sei fraglich, ob man die Künstler in der geplanten Konstellation wieder zusammenbringen könne. „Deswegen haben wir gesagt: Wir planen nicht mehr für dieses Jahr.“ Zuvor hatte die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ darüber berichtet.
Um die einst für den 4. September angesetzte Show – unter anderem mit Rocker Bryan Adams und Pop-Sängerin Sarah Connor – hatte es ein großes Tauziehen gegeben, das zu massiven Verstimmungen zwischen der Stadt Düsseldorf und der nordrhein-westfälischen Landesregierung geführt hatte. Die Stadt hatte das Konzert genehmigt – als die Pläne Anfang August aber publik wurden, schaltete sich NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ein. Er hielt es angesichts der Lage bei den Corona-Infektionen „schlicht für verantwortungslos“, Menschen aus ganz Deutschland zu einer Reise nach Düsseldorf zu animieren.
452 Menschen mit Corona-Infektion auf Intensivstation – Zahlen steigen
08.04 Uhr: Die Zahl der belegten Intensivbetten mit Corona-Patienten steigt in Deutschland weiter. 452 Menschen werden in den 16 Bundesländern mit Stand von Mittwochmorgen wegen einer Corona-Infektion intensivmedizinisch behandelt – davon müssen 225 Patienten künstlich beatmet werden. Damit hat sich der Zahl der Corona-Intensivpatienten innerhalb der vergangenen zwei Wochen verdoppelt.
Die Zahl der freien Intensivbetten beträgt derzeit 8765. Denn von den 30.331 Intensivbetten des Landes sind aktuell 21.566 belegt – nicht nur mit Corona-Patienten, diese machen einen Anteil von nur zwei Prozent aller Intensivpatienten aus.