++ WHO schlägt Drosten für neuen Beirat vor ++
13. Oktober 2021Die WHO hat den Virologen Drosten für einen neuen Beirat zur Erforschung von Pandemien vorgeschlagen. Bremen meldet als erstes Bundesland eine Erstimpfquote von 80 Prozent.
- Kein Lohn für Minijobber während coronabedingter Schließung
- RKI sieht keine Verantwortung für Fehler bei Impfquoten
- 65,4 Prozent der Bundesbürger vollständig geimpft
- Frankreich will umstrittenen Corona-Pass verlängern
- Intensivmediziner: Noch keine Entspannung
- RKI registriert 11.903 Corona-Neuinfektionen
Probleme mit britischem Impfzertifikat
Wegen vorübergehender Probleme mit dem britischen Online-Impfzertifikat sind Pläne von Reisenden in Großbritannien durchkreuzt worden. Wie der Nationale Gesundheitsdienst NHS per Twitter mitteilte, waren die Online-Zertifikate per App und Webseite zeitweise nicht erreichbar. Die Nachrichtenagentur PA meldete, Reisende seien teilweise am Flughafen von den Fluggesellschaften abgewiesen worden, weil sie nicht in der Lage gewesen seien, ihren Impfstatus vorzuweisen. Später waren die Zertifikate wieder abrufbar, wie der NHS mitteilte.
Niederländer befürchten neue Welle
Die Niederlande befürchten eine neue Coronawelle. Die Zahl der Neuinfektionen stieg in den vergangenen sieben Tagen stark und liegt nun um 62 Prozent höher als in der Vorwoche. Das ist der größte Anstieg seit Mitte Juli, wie das Institut für Gesundheit und Umwelt RIVM mitteilte. Auch die Zahl der Patienten in den Krankenhäusern steigt den Angaben zufolge deutlich. Im ganzen Land wurde die Alarmstufe auf „Besorgnis erregend“ erhöht. Die meisten Infektionen wurden in Großstädten registriert, aber auch sehr viele in Regionen mit streng gläubigen Protestanten. Viele orthodoxe Calvinisten lehnen eine Impfung ab. Etwa 68 Prozent der Niederländer sind vollständig geimpft.
Kein Lohn für Minijobber während coronabedingter Schließung
Während einer Betriebsschließung im Zuge der Corona-Pandemie können Minijobber keinen Lohn verlangen. Die Schließung gehöre nicht zu den betrieblichen Risiken der Arbeitgeber, sondern sei Folge eines „hoheitlichen Eingriffs“, entschied das Bundesarbeitsgericht. Es sei daher Sache des Staates, gegebenenfalls für einen Ausgleich zu sorgen. Bei regulär Beschäftigten habe er dies mit einem erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld auch getan. Dass bei Minijobbern diese Möglichkeit nicht bestehe, beruhe auf „Lücken in dem sozialversicherungsrechtlichen Regelungssystem“.
Geklagt hatte eine Minijobberin aus Niedersachsen. Sie war in einem Handel für Nähmaschinen und Zubehör als Verkäuferin geringfügig beschäftigt. Im April 2020 war der Laden wegen einer Corona-Allgemeinverfügung geschlossen. Der Arbeitgeber verweigerte die Lohnzahlung von 432 Euro.
Schweiz will Impfquote mit neuen Initiativen anheben
Die Schweiz will die Impfquote von knapp 61 Prozent im Land mit neuen Initiativen anheben. Vom 8. bis 14. November soll eine Impfwoche stattfinden, wie die Regierung mitteilte. Dazu zählen eine Informationskampagne in allen Medien sowie mehr mobile Impfstellen. Menschen, die noch unsicher sind, werden individuelle Gespräche mit geschultem Personal angeboten. Die Regierung stellt dafür knapp 100 Millionen Franken (gut 93 Millionen Euro) zur Verfügung.
Rekordwert bei Neuinfektionen in Lettland
In Lettland hat die Zahl der Neuinfektionen einen Rekordwert erreicht. Die Gesundheitsbehörde vermeldete 2236 positive Tests binnen eines Tages. Der bisherige Rekord von 1861 war am 31. Dezember 2020 erfasst worden.
Angesichts der erneut starken Ausbreitung des Virus hatte die Regierung in Riga am Montag den Notstand verhängt. Er gilt bis zum 11. Januar. Damit verbunden sind Beschränkungen für Geimpfte und Nicht-Geimpfte, durch die das öffentliche Leben und die wirtschaftlichen Aktivitäten eingeschränkt werden. In Lettland ist knapp die Hälfte der 1,9 Millionen Einwohner vollständig geimpft.
Drosten soll Mitglied in neuem WHO-Beirat werden
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Berliner Virologen Christian Drosten als Mitglied eines neuen Beirats vorgeschlagen. Dieser soll Richtlinien für künftige Studien über den Ursprung von Pandemien und Epidemien erarbeiten und Untersuchungen beaufsichtigen, wie die WHO berichtete. Sie schlug 26 Mitglieder aus zahlreichen Ländern vor.
Der Beirat ist eine Reaktion auf die von China lange verschleppte internationale Untersuchung des Ursprungs des Coronavirus. Die WHO hofft, dass solche Untersuchungen künftig über den Beirat vorbereitet werden und dann ohne politische Auseinandersetzungen zwischen Regierungen über die Bühne gehen können.
16:11:14
Ursprung der Covid-Pandemie: China will Blutproben aus Wuhan analysieren
Laut dem US-Sender „CNN“ startet China eine Analyse von Tausenden Proben aus der Blutbank in Wuhan. Die Untersuchung soll helfen, den Auslöser für die weltweite Covid-19-Pandemie zu finden.
Konkret geht es dabei um bis zu 200.000 Blutproben, die auch aus der Anfangszeit der Pandemie stammen. In der chinesischen Stadt Wuhan wurde Covid-19 erstmals offiziell nachgewiesen. Seitdem wird über den Ursprung der Erkrankung heiß diskutiert.
Inwiefern China die Ergebnisse der Analyse der Weltöffentlichkeit transparent mitteilen wird, bleibt indes offen. In der Vergangenheit zeigte sich das autoritär regierte Land wenig kooperativ. So lehnte China im Juli 2021 die Kontrolle der eigenen Labore durch die WHO ab. Hintergrund war die Theorie, dass das Virus aus einem Labor stammen könnte. China weist diese Theorie vehement zurück.
Erneut Rekord bei Sterbefällen in Russland
Russland hat erneut einen Rekord der täglichen Sterbefälle in Verbindung mit Corona gemeldet. Die russische Corona-Arbeitsgruppe teilte mit, dass es in den vergangenen 24 Stunden 984 Todesopfer gegeben habe. Zudem gab es 28.717 bestätigte Neuinfektionen – auch diese Zahl nähert sich einem Höchststand.
Der Kreml führte die zunehmende Ansteckung und die steigenden Todesfälle auf das schleppende Impftempo zurück. 29 Prozent der Russen sind vollständig geimpft. Präsident Wladimir Putin hatte deswegen eine effektivere Impfkampagne angemahnt. Experten führen das langsame Impftempo auf eine weit verbreitete Skepsis und Falschinformationen über Impfstoffe zurück.
RKI weist Verantwortung für zu niedrige Impfquote zurück
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die Verantwortung für offenbar zu niedrige, offiziell gemeldete Corona-Impfquoten zurückgewiesen. „Das RKI kann nur die Impfdaten veröffentlichen, die ihm entsprechend übermittelt worden sind“, sagte Präsident Lothar Wieler. Eine zu niedrige Erfassung stelle „keinen Fehler und kein Versäumnis des RKI dar“, sondern gehe auf unterbliebene Meldungen einiger impfender Stellen zurück.
Das RKI hatte vor einer Woche geschrieben, dass unter Erwachsenen vermutlich mehr Menschen geimpft seien, als die offiziellen Daten nahelegen. Darauf weise unter anderem eine Befragung von Bürgern hin. So dürfte die Quote bei einmal und vollständig Geimpften ab 18 Jahren bis zu fünf Prozentpunkte höher sein. Nach der Veröffentlichung dieses Berichts hatte es Kritik am RKI gegeben.
Bremen mit Erstimpfquote von 80 Prozent
Bremen hat nach eigenen Angaben als erstes Bundesland bei den Erstimpfungen eine Quote von 80 Prozent erreicht. Wie Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) sagte, hätten 76,5 Prozent der Bremer einen vollständigen Impfschutz erlangt. Bernhard zufolge sind dafür ein großes, gut aufgestelltes Impfzentrum, frühe dezentrale und niedrigschwellige Impfangebote sowie eine offene Kommunikation verantwortlich.
„Aus hohen Impfquoten resultieren auch spürbare Verbesserungen“, sagte sie. So gebe es in Pflegeeinrichtungen eine deutlich bessere Situation mit weniger Ausbrüchen und schweren Erkrankungen. In den Kliniken würden überwiegend Personen behandelt, die nicht geimpft sind.
Wie die AfD Angst vor Impfungen schürt
Mit alarmierenden Schlagzeilen über eine angeblich verheerende Zahl von Impftoten oder ein missglücktes Massenexperiment schürt die AfD Angst vor Impfungen. Teilweise wohl mit Erfolg.
65,4 Prozent der Deutschen vollständig geimpft
Die Impfquote in Deutschland steigt langsam weiter an. 65,4 Prozent der Bevölkerung sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft, wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Die Quote unter den Erwachsenen liegt bei 76 Prozent. Mindestens einmal gegen das Virus geimpft sind demnach 68,6 Prozent aller Bürger und 79,4 Prozent der Erwachsenen. Mehr als 54 Millionen Menschen sind vollständig geimpft, mehr als 57 Millionen mindestens einmal. Unter den Kindern und Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren haben 43,5 Prozent mindestens eine erste Spritze bekommen, 37,5 Prozent sind vollständig geimpft.
Das RKI geht aber davon aus, dass unter Erwachsenen vermutlich mehr Menschen geimpft sind, als die Daten nahelegen. So hieß es in einem Bericht Anfang Oktober, dass die Quote bei einmal und vollständig Geimpften ab 18 Jahren bis zu fünf Prozentpunkte höher sein dürfte. Eine Auffrischungsimpfung haben inzwischen bereits knapp 1,1 Million Menschen in Deutschland bekommen.
Frankreich plant längeren Einsatz von umstrittenem Corona-Pass
Die französische Regierung will den umstrittenen Gesundheitspass zur Bekämpfung der Pandemie bis zum Sommer 2022 einsetzen können. Das Kabinett beriet über einen entsprechenden Gesetzesvorschlag. Demnach sollen zudem die Strafen für gefälschte Gesundheitspässe auf bis zu fünf Jahre Haft und 75.000 Euro angehoben werden.
In Frankreich muss der Gesundheitspass für viele Veranstaltungen und an vielen öffentlichen Orten vorgelegt werden. Er weist eine vollständige Corona-Impfung, eine Genesung von Covid-19 oder einen negativen Corona-Test nach. Ursprünglich hatte der Gesundheitspass nur bis zum 15. November eingesetzt werden sollen.
Nach dem Gesetzentwurf muss die Regierung dem Parlament bis spätestens Ende Februar 2022 die Gründe für eine Verlängerung des Passes darlegen. Auch die rechtliche Basis für das Verhängen von Ausgangssperren und das Schließen von Betrieben im Fall eines neuen Aufflammens der Pandemie soll bis zum Sommer gelten.
Die Regierung gebe sich „die Möglichkeit, ihn einzusetzen“, sagte Regierungssprecher Gabriel Attal in den Sendern BFMTV und RMC. Sobald es möglich sei, werde die Regierung aber darauf verzichten.
Schüler Union will Pool-Testungen an den Schulen
Die CDU-nahe Schüler Union in Niedersachsen fordert im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus Pooltestungen an den Schulen. Dann würden Schüler nicht länger einzeln daheim getestet, sondern gemeinsam in der Schule, erklärte die Schüler Union. Unter Aufsicht einer Lehrkraft sollten die Schüler zweimal pro Woche einen altersgerechten Lolli-Test machen, der anschließend klassenweise in einem Pool gesammelt und in Form eines anonymisierten PCR-Tests auf Infektionen kontrolliert werde. Sei der Sammelpool negativ, könne der Unterricht in den Folgetagen im Normalbetrieb stattfinden, auch ohne Maske.
Derzeit sieht der Alltag der Schüler Union zufolge an den meisten Schulen so aus, dass noch zu Hause vor Schulbeginn ein Antigen-Selbsttest gemacht wird. Dass der Test tatsächlich vorgenommen wurde und ein negatives Testergebnis vorliegt, könne in der Schule nicht überprüft werden. Auch heiße es von Mitschülern immer wieder, dass der Test vergessen oder absichtlich nicht gemacht werden worden sei.
Die Intensivstationen in den Krankenhäusern füllten sich immer mehr mit jungen Menschen und auch Schülern, die Sieben-Tage-Inzidenz bei den 10- bis 14-Jährigen betrage knapp 200. „Die Sorge steigt, sich in der Schule zu infizieren, zu erkranken und dass der Präsenzunterricht wieder ausgesetzt wird“, sagte die Landesvorsitzende der Schüler Union, Nicole Haase.
Drosten verteidigt RKI-Zahlen
In der Debatte über die Impfquote hat der Virologe Drosten das RKI in Schutz genommen: Die einseitige Schuldzuweisung an das Institut sei nicht gerechtfertigt und die öffentliche Aufregung „komplett umsonst“:
Intensivmediziner: Noch keine Entspannung
Die Kapazitäten für freie Betten auf den Intensivstationen sind nach Angaben der Intensivmediziner derzeit relativ stabil. „Im Moment sind wir in einer Plateau-Phase, wir stagnieren bei etwa 1300 Covid-Intensivpatienten. Die Lage ist unter Kontrolle“, sagt Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Von einer Entspannung sei aber keineswegs zu sprechen. Weiterhin sei Covid-19 für die Intensivmedizin eine „große Belastung“, die Lage auf den Intensivstationen werde inzwischen aber „nicht mehr immer und zu allererst von Corona bestimmt.“ Es gebe im Schnitt zwei freie Intensivbetten pro Standort.
USA wollen auch Landgrenzen für geimpfte Reisende Anfang November öffnen
Die USA wollen Anfang November auch ihre Landgrenzen zu Mexiko und Kanada wieder für Reisende öffnen. Voraussetzung ist unter anderem eine nachgewiesene Impfung gegen das Coronavirus, wie ein hochrangiger Mitarbeiter des Weißen Hauses mitteilte.
Ende September hatte Washington bereits die Aufhebung der Einreisebeschränkungen für geimpfte EU-Bürger und Briten auf dem Luftweg angekündigt. Das genaue Datum für das Inkrafttreten der Regelung für Einreisen über den Land- und den Luftweg würden „sehr bald“ bekannt gegeben. Diese würden nach dem selben Zeitplan erfolgen.
RKI registriert 11.903 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz bei 65,4
Bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland gibt es wenig Dynamik. Das Robert Koch-Institut gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Morgen mit 65,4 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 65,8 gelegen, vor einer Woche bei 62,3 (Vormonat: 81,9). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 11.903 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 11.547 Ansteckungen gelegen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 92 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 76 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.330.258 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2.
Boeing: Impfpflicht für rund 125.000 US-Mitarbeiter
Der US-Flugzeugbauer Boeing führt im Rahmen einer von Präsident Joe Biden erlassenen Anordnung für Auftragnehmer von US-Bundesbehörden eine Impfpflicht ein. „Bis zum 8. Dezember müssen die rund 125.000 US-Mitarbeiter entweder einen Impfnachweis vorlegen oder infolge einer Behinderung oder einer aufrichtigen religiösen Überzeugung anerkannte, zumutbare Schutzmaßnahmen treffen“, teilt Boeing mit. Auch die US-Fluggesellschaften American Airlines, Southwest Airlines, JetBlue Airways und Alaska Airlines sowie der Flugzeugteilehersteller Spirit AeroSystems erklären, dass sie sich an die von Biden vorgeschriebene Frist halten werden.