Dritter Angriff mit Schadsoftware: Landesamt betroffen

Dritter Angriff mit Schadsoftware: Landesamt betroffen

22. Oktober 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 22.10.2021 14:45 Uhr

Erneut sind Computersysteme in Mecklenburg-Vorpommern angegriffen worden. Dieses Mal ist das Landesamt für innere Verwaltung zum Ziel einer Schadsoftware geworden.

In Mecklenburg-Vorpommern hat es einen dritten Angriff mit Schadsoftware innerhalb weniger Wochen geben. Nach den Stadtwerken Wismar und den öffentlichen Verwaltungen in Schwerin sowie im Kreis Ludwigslust-Parchim hat es am Donnerstag das Landesamt für innere Verwaltung (LAiV) getroffen.

Auswirkungen auf Erstaufnahmeeinrichtungen

Welche Folgen der Angriff im Einzelnen hat, wird sich erst in den kommenden Tagen zeigen. Nach der Entdeckung der Schadsoftware wurde das LAiV vorsorglich vom landesweiten Verwaltungsnetz getrennt. Durch diese Maßnahme sind auch die IT-Systeme der Erstaufnahmeeinrichtungen in Horst und Stern Buchholz betroffen, die bei dem Landesamt angesiedelt sind.

Dauer der Einschränkungen noch unklar

Im LAiV sind noch einige weitere Aufgaben zusammengefasst: Unter anderem kümmert es sich um die Materialbeschaffung für die komplette Landesregierung. Außerdem liegen hier alle Geodaten aus dem Land, also zum Beispiel Karten. Das Amt kümmert sich zudem um die komplette Landesstatistik, also um Bevölkerungsdaten oder Wahlergebnisse. Wie lange der Ausfall dauern wird, ist noch unklar. Genauso wie die Schadsoftware in das Landesnetz geraten konnte. Einen direkten Zusammenhang mit dem Angriff auf die Verwaltungen von Schwerin und Ludwigslust-Parchim schließt das Datenverarbeitungszentrum des Landes aus.

Schwerin: Einige Passdokumente können wieder ausgestellt werden

Unterdessen versuchen die von der Attacke am vergangenen Freitag betroffenen Kommunalverwaltungen ihre Bürgerdienste durch eine Mischung aus Amtshilfe und analogen Prozessen wieder zum Laufen zu bringen. So kann die Stadt Schwerin wieder vorläufige Personalausweise und Express-Reisepässe ausstellen. Die Auszahlung von Sozialhilfe bekommen man hin, sagte Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD).

Ludwigslust-Parchim: Kommende Woche keine kreislichen Dienste

Der Landkreis Ludwiglust-Parchim hat bereits mitgeteilt, dass Grundsicherung, Eingliederungshilfe und Unterhaltsvorschuss auf jeden Fall pünktlich gezahlt werden können. Allerdings könne der Kreis auch in der kommenden Woche keine kreislichen Dienstleistungen in den Bürgerbüros anbieten. „Nachdem der Zahlungsverkehr wieder gesichert ist, hat jetzt die gewerbliche KfZ-Zulassung für uns oberste Priorität“, sagte Landrat Stefan Sternberg (SPD) nach der Sitzung des Krisenstabes am Freitag. In den nächsten Tagen werde es dennoch Stück für Stück weitere Bereiche geben, die wieder funktionieren. Auf die Inbetriebnahme der KfZ-Zulassung wartet auch die Stadt Schwerin, die diese Dienste an den Landkreis ausgelagert hatte.

CDU kritisiert Digitalisierungs-Minister Pegel

Die im neuen Landtag zur Opposition gehörende CDU zählte unterdessen Digitalisierungsminister Christian Pegel (SPD) an. Er frage sich, ob Pegels Ministerium „inzwischen ausreichende Schutzmaßnahmen für die IT-Systeme des Landes durchgesetzt hat“, so CDU-Fraktionschef Franz-Robert Liskow. Der Landesrechnungshof habe Anfang 2020 darauf hingewiesen, dass viele IT-Sicherheitskonzepte der Landesverwaltung nicht mehr zu aktuellen Herausforderungen passten und geplante Schutzmaßnahmen nicht umgesetzt waren. Liskow: „Cyberangriffe können somit über Behördengrenzen hinweg alle angeschlossenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefährden und damit die Handlungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung insgesamt beeinträchtigen.“ Es müsse geklärt werden, ob Pegel das Computer-Notfall-Team (CERT) seines Ministeriums „richtig aufgestellt und ausgestattet hat“.

Cyberangriff auf Verwaltung Anhalt-Bitterfeld im Juli

Im Juli hatte ein Cyberangriff die Verwaltung des Landkreises Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt lahmgelegt. 1.400 mit Schadsoftware verseuchte Computer mussten vernichtet werden. Die Daten aus 30 Jahren Landkreisverwaltung waren nicht mehr nutzbar und müssen nach und nach rekonstruiert werden. Bei NDR MV Live berichtete MDR-Reporter André Damm, die Kreisverwaltung bearbeite zurzeit auf notdürftig auf 100 Laptops die wichtigsten Anträge der Bürgerinnen und Bürger.