++ „Alle haben Anspruch auf Booster-Impfung“ ++
30. Oktober 2021Das Gesundheitsministerium betont, dass alle Bürger Anspruch auf eine Corona-Auffrischungsimpfung haben. China lässt die Einwohner der Stadt Lanzhou bereits zum fünften Mal auf das Virus testen.
- Ministerium: Alle haben Anspruch auf Corona-Booster
- Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 145,1
- Merkel besorgt über Infektionslage
- US-Geheimdienste: Virus-Herkunft bleibt wohl unklar
- Höchste Zahl an Neuinfektionen in China seit sechs Wochen
Ende des Liveblogs
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Lauterbach für Wiedereröffnung der Impfzentren
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach wünscht sich im Kampf gegen die Corona-Pandemie, die vielfach geschlossenen Impfzentren wieder einzurichten. Die Impfungen kämen viel zu langsam voran, um die stark steigende vierte Welle der Pandemie zu brechen, schrieb auf Twitter. „Wir brauchen schnelle Impfung für Ältere. Ideal wäre Wiederöffnung der Impfzentren.“ Denn die Zahl der Geimpften steigt nur noch langsam. Eine Auffrischungsimpfung gegen die mit der Zeit nachlassende Wirkung nehmen viel weniger Menschen wahr, als es könnten. Vor allem Risikogruppen wird dies empfohlen. Die Politik sucht händeringend Konzepte, mehr Menschen dazu zu bewegen.
Proteste gegen Corona-Regelungen in Mailand
In der norditalienischen Metropole Mailand sind erneut Tausende Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung zu protestieren. Die Menschen forderten die Abschaffung des sogenannten Grünen Passes. Darunter versteht man den Nachweis über eine Corona-Impfung, einen negativen Test oder eine Genesung. Das Zertifikat ist unter anderem nötig, um zur Arbeit gehen zu können. Die Polizei in Mailand sprach von mehr als 4000 Teilnehmern, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. Einige hätten die vorgegebene Route verlassen und für Störungen im Straßenverkehr gesorgt. Seit der Ausweitung des Grünen Passes auf die Arbeitswelt Mitte Oktober hatte es landesweit wiederholt heftige Proteste gegeben.
US-Vizepräsidentin Harris erhält Auffrischungsimpfung
US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Harris ließ sich im Weißen Haus eine dritte Dosis des Corona-Impfstoffs von Moderna verabreichen und forderte alle dazu berechtigten Landsleute auf, ihrem Beispiel zu folgen. „Wir haben von Anfang an gesagt: Es ist sicher und kostenlos“, so die 57-jährige Vizepräsidentin über die Impfung. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte Auffrischungsimpfungen mit dem Moderna-Impfstoff vergangene Woche zugelassen. Demnach können Menschen ab 65 Jahren, 18- bis 64-Jährige mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf sowie Erwachsene in Berufen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko eine Moderna-Drittimpfung erhalten.
Deutschland will weitere 75 Millionen Impfdosen spenden
Deutschland will nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach den beabsichtigten 100 Millionen Corona-Impfdosen in 2021 im kommenden Jahr weitere 75 Millionen Dosen an ärmere Länder spenden. Das sagte Merkel am Rande des G20-Gipfels in Rom. Allerdings hatte das Gesundheitsministerium nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters davor gewarnt, dass nicht sicher sei, ob Deutschland das 100-Millionen-Dosen-Ziel in diesem Jahr erreichen kann. Grund seien komplizierte rechtliche Fragen mit Herstellerfirmen und logistische Fragen in den Empfängerländern.
WHO-Chef nimmt G20-Staaten in die Pflicht
Die G20-Länder haben es nach Meinung des Chefs der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Hand, weitere verheerende Folgen der Corona-Pandemie zu verhindern und neuen Pandemien vorzubeugen. „Wie viel mehr Menschen werden noch sterben, in dieser und in künftigen Pandemien?“, so WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus bei einer Diskussion über Gesundheitsfragen mit den G20 in Rom. „Die Antwort liegt in Ihren Händen.“ Tedros appellierte an die Politikerinnen und Politiker, die Impfkrise mit dem Mangel in ärmeren Ländern und damit die Pandemie zu beenden. Sieben Milliarden Impfdosen seien bislang verabreicht worden, aber nur 0,4 Prozent davon in den Ländern mit niedrigen Einkommen. Jeder habe Verständnis dafür, dass Regierungen zunächst ihre eigenen Bevölkerungen schützen wollten. „Aber für Gleichheit bei der Impfstoffverteilung zu sorgen, ist kein Akt der Wohltätigkeit, es ist im besten Interesse jedes Landes“, sagte Tedros.
Tote kommen in Bukarest in Kirchenkapellen
Angesichts der katastrophalen Corona-Lage in Rumänien gibt es Unterstützung seitens der Kirche und der EU-Kommission. In der Hauptstadt Bukarest sterben täglich so viele Menschen an Covid-19, dass in den Leichenschauhäusern kein Platz mehr sei; daher öffne die rumänisch-orthodoxe Kirche die Krankenhauskapellen sowie Totenkapellen der umliegenden Pfarreien und Friedhöfe für die Gestorbenen, teilte die Erzdiözese Bukarest mit.
Die EU-Kommission schickte demnach zusätzliche medizinische Teams und Ausrüstung nach Rumänien. Unter anderem seien dem südosteuropäischen Land 350 Sauerstoffkonzentratoren, rund 20.000 Dosen mit Antikörpern und 500.000 Antigentests geliefert worden.
Neue Beschränkungen in China
China hat wegen eines erneuten Corona-Ausbruchs neue Beschränkungen eingeführt. Die Behörden ordneten unter anderem für das Pekinger Viertel Xicheng, in dem mehr als eine Million Menschen leben, die Schließung aller Kinos bis Mitte November an. In mehreren betroffenen Regionen und Städten gelten Reisebeschränkungen. Laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua wurde der landesweite Zugverkehr in die betroffenen Gebiete ausgesetzt oder eingeschränkt.
Landesweit wurden 59 innerhalb des Landes übertragene Neuinfektionen gemeldet, darunter zwei Fälle in der Hauptstadt. Das Zentrum des jüngsten Ausbruchs liegt 650 Kilometer von Peking entfernt in der Stadt Erenhot an der Grenze zur Mongolei. Die Lage sei „ernst und komplex“, sagte Mi Feng, Sprecher der Nationalen Gesundheitskommission. Von der jüngsten Welle sind mindestens 14 Provinzen Chinas betroffen.
Putin wirbt für gegenseitige Anerkennung von Impfzertifikaten
Russlands Präsident Wladimir Putin hat beim G20-Gipfel für eine schnelle gegenseitige Anerkennung von Corona-Impfzertifikaten geworben. „Wir schlagen vor, die Gesundheitsministerien der G20-Staaten zu beauftragen, sich zeitnah mit der Frage der gegenseitigen Anerkennung nationaler Impfzertifikate zu befassen“, sagte Putin, der per Video zugeschaltet war. Er forderte zudem die Weltgesundheitsorganisation WHO auf, die Prüfung neuer Präparate zu beschleunigen.
Merkel zollt Ärzten und Sanitätern Respekt
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat beim G20-Gipfel in Rom die Verdienste von Beschäftigten im Gesundheitswesen im Kampf gegen die Corona-Pandemie hervorgehoben. Es sei eine „wunderbare Idee“ gewesen, dass die italienischen Gastgeber zum traditionellen Gruppenfoto der G20-Chefs auch Ärzte und Sanitäter hinzugeladen hätten, sagte die Kanzlerin nach Angaben aus italienischen Delegationskreisen in der ersten Arbeitssitzung des Spitzentreffens. Die G20-Chefs seien sich der Verdienste des Gesundheitspersonals für die Gesellschaft bewusst.
Ärzteschaft kritisiert Aufruf zur Booster-Impfung
Die Ärzteschaft hat den Aufruf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur Booster-Impfung scharf kritisiert. „Für die Notwendigkeit von Auffrischimpfungen für Menschen jeglichen Alters gibt es bisher keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz“, sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Kassenärzte-Chef Andreas Gassen warnte vor „blindem Aktionismus“.
Spahn hatte am Freitag gesagt, jeder, der eine sogenannte Booster-Impfung mache, „tut auch was dafür, dass wir sicher durch den Winter kommen“. Er wandte sich vor allem an Ältere und medizinisches Personal. Der Minister sagte aber auch, es sei genug Impfstoff da, dass alle, die wollten, eine Auffrischung bekommen könnten.
Ministerium: Alle haben Anspruch auf Corona-Booster
Alle Bürger haben grundsätzlich Anspruch auf eine Corona-Auffrischungsimpfung. Darauf hat das Gesundheitsministerium noch einmal per Twitter hingewiesen. Es bezog sich dabei auf die Impfverordnung. Für einige Personengruppen seien die Auffrischungsimpfungen – auch Booster-Impfungen genannt – aber besonders sinnvoll. Das Ministerium verwies dabei auf seine Seite im Internet, auf der diese Personengruppen aufgelistet sind. Dazu zählen zum Beispiel Menschen mit einer Immunschwäche und Menschen ab 60 Jahren – „nach individueller Abwägung und ärztlicher Beratung“, wie es dort heißt.
Zuvor hatten Ärztevertreter Kritik an Spahn geübt. „Wir sind verärgert, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Erwartungen schürt, Booster-Impfungen seien für alle möglich“, sagte das Vorstandsmitglied des Hausärzteverbands, Armin Beck, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Die Hausärzte folgen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, und diese empfiehlt aktuell Drittimpfungen nur für über 70-Jährige und wenige andere Gruppen.“ Durch Spahns Äußerungen werde nun aber der Aufklärungs- und Diskussionsbedarf in den Praxen größer. Wenn die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Empfehlung ausweite, würden die Hausärzte auch diese Personengruppen impfen, kündigte er an.
Von der Leyen schließt Corona-Hilfen für Polen aus
EU-Kommissionschef Ursula von der Leyen schließt im Streit mit Polen die Auszahlung von milliardenschweren Corona-Hilfen aus, solange die Regierung in Warschau die umstrittene Justizreform nicht zurücknimmt. Polen müsse für Zahlungen aus dem Europäischen Wiederaufbaufonds die vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) geforderte Unabhängigkeit der Justiz wiederherstellen, sagte von der Leyen der „Augsburger Allgemeinen“.
Für Zahlungen aus dem Wiederaufbaufonds sind demnach für alle Mitgliedstaaten klare Regeln festgelegt worden. „Diese Investitionen gibt es nur mit Reformen und die sind festgeschrieben in den länderspezifischen Empfehlungen“, sagte von der Leyen. „Für Polen gilt seit Jahren die Reformforderung, die Unabhängigkeit der Justiz wiederherzustellen.“ Die Forderungen an Polen seien auch nicht ungewöhnlich. „Wir haben mit allen Mitgliedstaaten Verpflichtungen vereinbart, die an die Zahlungen gekoppelt sind“, so von der Leyen.
Nach aktuellen Berechnungen soll Polen aus dem Corona-Wiederaufbauplan etwa 23,9 Milliarden Euro an Zuschüssen und zusätzliche Kredite in Milliardenhöhe erhalten.
„Familienfoto“ der G20-Gruppe mit Corona-Helfern
Die Staats- und Regierungschefs der G20-Gruppe haben für ihr traditionelles Familienfoto vor Beginn des Gipfels in Rom Corona-Helfer mit auf das Podest geholt. Nachdem sich die Spitzenpolitiker der wichtigsten Industrieländer aufgestellt hatten, holte Gastgeber Mario Draghi auch noch Ärzte, Krankenpfleger und Sanitäter auf die Bühne. Unter dem Applaus der Politiker stellten sich diese dann zwischen die Staatschefs.
Die scheidende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde von zwei Ärzten in die Mitte genommen und plauderte kurz mit ihnen. Italien war im vergangenen Jahr eines der am härtesten von der Pandemie betroffenen Länder in Europa.
Tonga: Große Impfnachfrage nach ersten Corona-Fall
Im Inselstaat Tonga im Südpazifik ist die erste Corona-Infektion registriert worden. Am Donnerstag wurde ein Passagier an Bord eines Rückführungsflugs aus der neuseeländischen Stadt Christchurch positiv auf Corona getestet. Das Ergebnis wurde am Freitag bekannt, die 215 anderen Passagieren befinden sich in Quarantäne.
Tongas Regierungschef Pohiva Tuionetoa warnte die Inselbewohner vor einem Lockdown, falls weitere Fälle auftauchten. Unmittelbar bestehe jedoch kein Handlungsbedarf, da es „mehr als drei Tage“ dauern könne, bis Corona-Infizierte ansteckend würden.
Die Nachricht löste einen Ansturm auf die Impfzentren aus. Freitag und Samstag seien bisher „die besten“ Tage der Impfkampagne gewesen, sagte der nationale Impfkoordinator Afu Tei. Das Interesse an einer Impfung war bisher eher gering. Rund ein Drittel der Inselbewohner ist vollständig geimpft.
Im dem Königreich im Pazifik, etwa 1800 Kilometer nordöstlich von Neuseeland, leben etwa 106.000 Menschen.
Pflegerat-Präsidentin mahnt ehrliche Debatte über Nöte an
In der Diskussion über die Belastungen in der Krankenpflege insbesondere während der Corona-Pandemie mahnt der Deutsche Pflegerat Ungeimpfte, sich noch für eine Impfung zu entscheiden, auch zum Schutz der Pflegekräfte. „Es gibt keine Impfpflicht, aber die Menschen sollten sich verpflichtet fühlen, sich zu informieren“, so der Appell der Präsidentin des Pflegerates, Christine Vogler, in der „Heilbronner Stimme“. „Auch die Pflegenden möchten geschützt sein. Am liebsten würden wir alle zum Impfen tragen.“ Dennoch könne ein Impfzwang wirklich nur das letzte Mittel sein.
Es sei aber nur schwer zu ertragen, „wenn sich die Gesellschaft nach Impfunwilligen richten muss“, sagte Vogler. Eine Pandemie der Ungeimpften sei kritisch zu sehen, fuhr die Pflegerat-Präsidentin fort und ergänzte: „Wir sollten uns aber vor einer Debatte hüten, dass an Corona erkrankte, ungeimpfte Menschen weniger Pflege und ärztliche Zuwendung bekommen sollten, oder für die Kosten aufkommen müssten. Unsere Aufgabe ist es, Menschen zu pflegen – und nicht nach Schuld zu fragen. Das machen wir auch nicht bei Übergewichtigen oder Suchtkranken.“ Das sei eine Frage von Haltung und Ethos.
China lässt Millionenstadt zum fünften Mal testen
China lässt die rund 3,8 Millionen Einwohner der Stadt Lanzhou bereits zum fünften Mal auf das Coronavirus testen. Wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete, haben die Gesundheitsbehörden für Lanzhou am Freitag insgesamt fünf lokale Covid-Infektionen gemeldet. Zu Beginn der Woche hat die Regierung eine strenge Ausgangssperre für die Hauptstadt der Provinz Gansu im Nordwesten des Landes verhängt. Die Bewohner sind seither dazu angehalten, ihre Wohnungen nur mehr im Notfall zu verlassen.
Merkel äußert sich besorgt über Infektions- und Totenzahlen
Die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel ruft die Deutschen zu mehr Entschlossenheit im Kampf gegen das Coronavirus auf. Die aktuelle Entwicklung der Hospitalisierungswerte und der Todeszahlen „bereitet mir große Sorgen“, sagt sie der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Sie sollte uns allen Sorgen bereiten.“ Derzeit mache sich „schon wieder eine gewisse Leichtfertigkeit breit“. Es stimme sie sehr traurig, dass noch zwei bis drei Millionen Deutsche im Alter von über 60 Jahren nicht geimpft seien.
China: Höchste Zahl an Neuinfektionen seit sechs Wochen
In China haben die Behörden so viele neue Ansteckungsfälle an einem Tag registriert, wie seit mehr als sechs Wochen nicht mehr. 59 lokal übertragene Neuinfektionen seien gemeldet worden nach 48 am Vortag. Einschließlich der aus dem Ausland eingeschleppten Fälle sind es 78 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Die meisten Fälle traten im Norden auf, unter anderem in Heilongjiang, der Inneren Mongolei und Peking.
Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Zahlen in China niedrig, doch greift die Regierung gewöhnlich rasch zu drastischen Maßnahmen, so bereits in der Hauptstadt und einigen Gebieten im Nordwesten. Teilweise wurde den Menschen untersagt, ihre Wohnanlagen zu verlassen, der Präsenzunterricht in Schulen wurde eingestellt, und Unternehmen mussten schließen.
„Versprechen gebrochen“: Kritik an Impfplänen der G20
Die Pläne der großen Industrienationen (G20) für ein Ausweiten der Impfungen weltweit stoßen auf Skepsis. Befürworter begrüßten, dass die Gesundheits- und Finanzminister der G20-Gruppe helfen wollen, bis Mitte nächsten Jahres 70 Prozent der Bevölkerung in allen Ländern impfen zu lassen. Kritiker bemängelten indes, die Vertreter der größten Volkswirtschaften hätten nach ihren Beratungen in Rom keine konkreten Pläne vorgelegt.
Auf dem G20-Gipfel am Samstag und Sonntag in der italienischen Hauptstadt müssten die Staats- und Regierungschefs „nachlegen und einen Aktionsplan“ präsentieren, forderte Jörn Kalinski von der Entwicklungsorganisation Oxfam. „Bis heute sind alle Versprechen der G20 für globalen Zugang zu Impfstoffen gebrochen worden.“ Auch Friederike Röder von Global Citizen forderte einen „konkreten Fahrplan“.
Umfrage: Reiselust der Deutschen steigt
Nach eineinhalb Jahren Pandemie steigt die Reiselust in Deutschland wieder. Fast die Hälfte der Menschen (44 Prozent) ist laut einer Umfrage der Unternehmensberatung PwC Deutschland in diesem Jahr bereits verreist. Gut ein Drittel (34 Prozent) plant dies für die kommenden sechs Monate. „Nach 18 anstrengenden Monaten der Pandemie haben die Deutschen das Bedürfnis, dem Alltag zu entfliehen. Dazu gehören für viele Menschen wieder Urlaubsreisen im In- und Ausland“, fasste der PwC-Experte Ingo Bauer das Ergebnis der Studie zusammen. Die Angst vor Covid-19 trete langsam in den Hintergrund.
Rund 90 Prozent der Befragten, die 2021 bereits im Urlaub waren, gaben an, dass sie sich sowohl bei der Hin- und Rückreise als auch in ihrer Unterkunft am Urlaubsort tendenziell sicher gefühlt hätten und wieder reisen wollten. Rund 60 Prozent beschrieben ihre Erfahrungen im Urlaub als überraschend unkompliziert. Das galt sowohl für Deutschland-Urlauber, als auch für Reisende, deren Trips ins Ausland führten.
Besonders Pauschalreisen in das europäische Ausland hätten in den Augen der Menschen wieder an Attraktivität gewonnen. Zwei Drittel der Befragten könnten sich eine solche Reise in den kommenden sechs Monaten vorstellen, 11 Prozentpunkte mehr als noch im Frühjahr.
Gesundheitsministerium: 100 Millionen Impfdosen für arme Länder
Deutschland hält am Ziel fest, bis Jahresende 100 Millionen Impfstoffdosen an ärmere Länder abzugeben. „Dieses Versprechen halten wir auch“, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums (BGM) der „Welt am Sonntag“. Bislang hat die Bundesrepublik erst 17,6 Millionen Dosen des Herstellers AstraZeneca an Drittstaaten abgegeben. Die größten Empfängerländer sind Vietnam mit 2,6 Millionen Dosen, die Ukraine mit 1,5 Millionen sowie Ägypten und Ghana mit jeweils 1,5 Millionen. Genügend Vakzine für Drittimpfungen in Deutschland seien dennoch vorhanden. 2022 erhält Deutschland laut BMG insgesamt 256 Millionen Dosen von allen zugelassenen Herstellern.
Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 145,1
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut deutlich angestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Morgen mit 145,1 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 139,2 gelegen, vor einer Woche bei 100,0. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 21.543 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 15.145 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 90 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 86 Todesfälle gewesen. Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen – den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter – gab das RKI am Freitag mit 3,50 an (Donnerstag: 3,31, Mittwoch: 3,07). Am Samstag und Sonntag wird der Wert nicht veröffentlicht. Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden.
Ärztepräsident warnt vor größeren Klinik-Belastungen
Ärztepräsident Klaus Reinhardt wirbt angesichts der schnelleren Corona-Ausbreitung für gezielte Auffrischungsimpfungen und warnt vor größeren Belastungen der Kliniken. „Noch ist die Situation beherrschbar“, sagte der Chef der Bundesärztekammer der Deutschen Presse-Agentur. Man wolle aber auf keinen Fall erneut erleben, dass Pflegekräfte aus anderen Bereichen auf Corona-Stationen aushelfen und zum Beispiel planbare Operationen abgesagt werden müssten. Ärzte in Kliniken und Praxen, Pflegekräfte und medizinische Fachangestellte seien nach eineinhalb Jahren Pandemie an ihrer Belastungsgrenze. „Das sollten sich auch diejenigen vergegenwärtigen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht geimpft haben.“
US-Geheimdienste: Virus-Herkunft bleibt wohl unklar
Das Corona-Virus ist nach Einschätzung von US-Geheimdiensten entweder natürlichen Ursprungs oder ist aus einem Labor entwichen. Beide Hypothesen seien plausibel, heißt es in einem für die Öffentlichkeit freigegebenen Bericht des U.S. Director of National Intelligence. Genauer würden die US-Dienste es wohl nicht klären können. Als unwahrscheinlich verwarfen die Geheimdienste die Annahme, das Virus könne als biologische Waffe entwickelt worden sein.
Müller an G20: Impfstoff-Benachteiligung verhindern
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat an die Gruppe der 20 wichtigsten Industrieländer appelliert, sich bei ihrem Treffen an diesem Wochenende in Rom für eine faire Verteilung von Corona-Impfstoffen einzusetzen. „Die G20 muss alles tun, um eine weitere Benachteiligung der ärmeren Länder zu verhindern“, sagte der er der „Rheinischen Post“. „Während die reichen Länder Impfstoffe vom Weltmarkt für Booster-Impfungen wegkaufen, haben 90 Prozent der Afrikaner noch nicht einmal die erste Impfung“, kritisierte Müller. Nicht einmal das Gesundheitspersonal sei dort vollständig geimpft. Das Risiko von Mutationen steige so unnötigerweise. Auch die Hersteller sollten ihre Vorgehensweise ändern und Lieferungen für die internationale Covax-Initiative vorziehen.
Lehrer und Ethikrat warnen vor Lockerungen
Angesichts stark steigender Corona-Zahlen haben Lehrerverband und Ethikrat davor gewarnt, mit einer Politik des Augen-zu-und-durch die Gesundheit vieler Schüler zu gefährden. Die Politik setze Lockerungen durch zu einem Zeitpunkt, an dem Gesundheitsschutzmaßnahmen eher zu intensivieren seien, kritisierte der Chef des Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, mit Blick auf die Aufhebung der Maskenpflicht im Unterricht in einigen Bundesländern. Die Vize-Vorsitzende des Ethikrats, Susanne Schreiber, sagte – ebenfalls in der Düsseldorfer „Rheinischen Post“: „Auch, wenn schwere Verläufe bei Kindern seltener auftreten, werden bei starkem Infektionsgeschehen Hunderte von Kindern von Komplikationen betroffen sein.“ Und: „Eine Augen-zu-und-durch-Mentalität reicht hier nicht aus.“
Ärzteverteter kritisieren Spahn-Aussage
Es sei genug Impfstoff für alle da – mit diesen Worten hatte Gesundheitsminister Spahn für Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus geworben. Ärztevertreter sind verärgert: Der Minister wecke falsche Erwartungen.