Hygieniker für Impfpflicht von Medizinern und Pflegekräften
1. November 2021Hygiene-Experten in Mecklenburg-Vorpommern fordern angesichts aktueller Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen und Kliniken eine Impfpflicht für Mediziner und Pflegepersonal. Dafür hatte sich bereits Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) ausgesprochen. Die AfD hält dagegen.
Appelle, Empfehlungen und gutes Zureden allein hätten nicht ausgereicht, sagte der Vorsitzende des regionalen Netzwerks gegen Multiresitente Erreger, Prof. Dr. Nils-Olaf Hübner, auf einer Mitgliederversammlung des Netzwerks. Wer in Medizin und Pflege arbeitet, trage nicht nur für sich Verantwortung, sondern vor allem für die ihm Anvertrauten, so Hübner weiter. Es sei oberste Pflicht, Patienten und Pflegebedürftige zu schützen. Deshalb führe an einer Impfpflicht kein Weg vorbei.
Sozialministerin Drese: Impfpflicht für Pflegekrägte müsste bundesweit geregelt werden
Am Wochenende hatte bereits Mecklenburg-Vorpommerns Soazialministerin Drese eine Impfpflicht für Pflegekräfte gefordert. Damit sollten die Menschen geschützt werden, die besonders anfällig für eine Corona-Infektion sind, wie etwa Bewohner von Seniorenheimen. Die Impfpflicht muss laut Drese bundesweit im Infektionsschutzgesetz geregelt werden. Wegen juristischer Schwierigkeiten sei das in diesem Winter voraussichtlich noch nicht zu erreichen, räumte sie ein.
AfD widerspricht Dreses Forderung
Bei der oppositionellen AfD löste Drese mit ihrer Forderung Widerspruch aus. „Inzwischen ist hinlänglich bekannt, dass sowohl Geimpfte wie Ungeimpfte Infektionsträger sein können“, sagte der AfD-Landtagsabgeordnete Thomas de Jesus Fernandes am Montag in Schwerin die Ablehnung. Er verwies darauf, dass es zuverlässige Teststrategien in den Pflege- und Altenheimen Mecklenburg-Vorpommerns gebe. „Wenn es also einen vertretbaren Ansatzpunkt gibt, dann muss Sozialministerin Drese an der Teststrategie nachbessern“, sagte der AfD-Politiker. Eine pauschale Verunglimpfung Ungeimpfter sei sozialer Sprengstoff.
LAGuS: Derzeit in 13 Pflegeheimen in MV Corona-Geschehen
Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGuS) in Rostock gibt es aktuell im Nordosten in 13 Pflegeheimen Corona-Infektionen. Betroffen waren oder sind demnach 161 Bewohner und 72 Mitarbeiter. In Mecklenburg-Vorpommern sind nach Angaben des Sozialministeriums etwa 75 Prozent der Pflegekräfte geimpft. Allerdings schwanken die Impfquoten von Heim zu Heim teilweise drastisch.
Netzwerk für Booster-Impfungen
Die Mitglieder des Netzwerkes begrüßen zudem eine sogenannte Booster-Impfung, für die sich am Wochenende bereits Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) ausgesprochen hatte. Um bei den weitersteigenden Inzidenzen Patienten und Pflegebedürftige zu schützen, seien weiterhin aber auch Masken, Abstands- und Hygieneregeln sowie Corona-Tests bei Symptomen wichtig. Dazu brauche es Aufmerksamkeit und Mitwirkung genauso wie einfach zugängliche PCR-Tests für Beschäftigte, so Hübner. Das regionale Netzwerk wurde 2015 gegründet. Ihm gehören niedergelassene Ärzte, stationäre Einrichtungen, Pflegedienste und Behörden aus Vorpommern und der Mecklenburgischen Seenplatte an.