Greifswalder Wissenschaftler: „1G ist möglicherweise notwendig“

9. November 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 09.11.2021 17:46 Uhr

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Mecklenburg-Vorpommern ist – bei geringeren Todeszahlen und weniger Intensivfällen – auf einem Höchststand seit Pandemie-Beginn.

Der Greifswalder Bioinformatiker Prof. Lars Kaderali rechnet bis Weihnachten mit Sieben-Tage-Inzidenzen der Neuinfektionen von 400 und Engpässen in Kliniken. Das 1G-Modell könnte notwendig werden, meint er bei NDR MV Live.

Angesichts steigender Neuinfektionszahlen und drohender Engpässe in den Krankenhäusern in Mecklenburg-Vorpommern befürwortet Kaderali das 1G-Modell. Das heißt: Jeder – auch Genesene und Geimpfte – muss sich testen lassen, wenn er öffentliche Einrichtungen wie etwa Gaststätten, Kinos, Friseursalons und Behörden aufsuchen möchte. Wolle man auf „andere Maßnahmen“ wie Maske oder Abstand verzichten und komme „eng auf eng“ zusammen, „dann ist 1G möglicherweise notwendig“, sagte Kaderali, der in der Pandemie auch die Landesregierung in MV berät, am Dienstag bei NDR MV Live.

„Sehr, sehr hohes Infektionsgeschehen“

„Wir sehen eben – gerade wenn es jetzt keinen Lockdown geben wird hoffentlich – ein sehr, sehr hohes Infektionsgeschehen. Da ist es essenziell, das Virus mit anderen, weicheren Maßnahmen zurückzudrängen“, so Kaderali. Zugleich wisse man mittlerweile, dass auch Geimpfte – meist bei milderem Verlauf oder asymptomatisch – sich infizieren können und unter Umständen auch andere anstecken könnten. „Das ist, glaube ich, so eine Sache, die in den Köpfen im Moment noch nicht wirklich drin ist“, so der Bioinformatiker weiter.

Kaderali: Müssen mit Engpässen in Krankenhäusern rechnen

„Der Winter wird leider noch einmal schwierig werden“, sagte Kaderali. Er führte das im Wesentlichen auf die vergleichsweise geringe Impfquote im Nordosten zurück. „Mit 65 Prozent der Bevölkerung ist immer noch ein substanzieller Teil der Bevölkerung nicht geimpft und nicht geschützt.“ Angesichts der stark steigenden Neuinfektionszahlen werde dies dazu führen, „dass wir voraussichtlich in den Krankenhäusern mit Engpässen rechnen müssen in diesem Winter“, so Kaderali.

Das ergeben Berechnungen des leitenden Bioinformatikers der Universitätsmedizin Greifswald, Lars Kaderali.

Kaderali: Möglichst viele Menschen impfen

Grundsätzlich sei es jedem selbst überlassen, ob er sich impfen lasse oder nicht. „Das Problem ist nur dann eins für die Allgemeinbevölkerung, wenn wir in eine Situation kommen, dass so viele Nicht-Geimpfte erkranken, dass dann andere Operationen verschoben oder abgesagt werden müssen.“ Das Ziel müsse sein, weiter aufzuklären und möglichst viele Menschen zu impfen. Kaderali rechnet mit einer Sieben-Tage-Inzidenz bei Neuinfektionen in MV von bis zu 400 im Winter, sofern die jetzigen Maßnahmen beibehalten werden.