Personenschützer infiziert: Steinmeier in Quarantäne – höchste Alarmstufe in Baden-Württemberg
17. Oktober 2020
Topmeldungen zum Coronavirus
- Erster Corona-Test Steinemeiers fällt negativ aus (17.04 Uhr)
- Personenschützer infiziert – Bundespräsident Steinmeier in Quarantäne (14.49 Uhr)
- Baden-Württemberg ruft höchste Corona-Warnstufe aus (14.46 Uhr)
- Merkel appelliert eindringlich zum Verzicht: „Jetzt zählt jeder Tag“ (10.37 Uhr)
Österreichs Außenminister mit Coronavirus infiziert
17.16 Uhr: Der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Der Politiker der konservativen ÖVP hat bisher keine Symptome und hat sich in Quarantäne begeben, wie seine Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP am Samstag mitteilte. Es besteht demnach der Verdacht, dass sich Schallenberg beim EU-Außenministertreffen am Montag in Luxemburg angesteckt hat, an dem auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) teilgenommen hatte.
Zur Vorsicht werden nun alle Mitglieder der österreichischen Regierung am Samstag auf das Coronavirus getestet, darunter auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Schallenberg hatte am Montag nach Großbritannien zu Gesprächen mit seinem Amtskollegen Dominic Raab reisen wollen. Diese und weitere Reisen für kommende Woche mussten abgesagt werden.
Auch die belgische Außenministerin Sophie Wilmès wurde derweil positiv auf das Coronavirus getestet, wie sie am Samstag auf Twitter mitteilte. Sie führte ihre Infektion aber auf eine mögliche Ansteckung im Familienkreis zurück.
Erster Corona-Test Steinmeiers negativ
17.04 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist negativ auf das Coronavirus getestet worden. Das teilte eine Sprecherin des Bundespräsidialamtes in Berlin am Samstag mit, nachdem Steinmeier sich zuvor wegen der Infektion eines Personenschützers in Quarantäne begeben hatte. Der Bundespräsident bleibe selbstverständlich weiter in Quarantäne, in den kommenden Tagen seien weitere Tests geplant.
Baden-Württemberg ruft höchste Corona-Warnstufe aus
14.46 Uhr: Wegen des starken Anstiegs der Infektionszahlen ruft die Landesregierung von Baden-Württemberg die höchste Corona-Alarmstufe aus. Weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wie eine verschärfte Maskenpflicht in der Öffentlichkeit und weitere Kontaktbeschränkungen sollen von Montag an gelten, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Samstag nach einer außerordentlichen Kabinettssitzung mitteilte.
Personenschützer infiziert – Bundespräsident Steinmeier in Quarantäne
14.40 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich am Samstag in Quarantäne begeben. Wie eine Sprecherin des Bundespräsidialamtes in Berlin mitteilte, ist ein Personenschützer des Staatsoberhauptes positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Bei dem Mann aus dem Kommando des Bundeskriminalamtes handele es sich um eine Kontaktperson ersten Grades. Steinmeier habe sich nun selbst einem Corona-Test unterzogen, das erste Ergebnis liege aber noch nicht vor, sagte die Sprecherin am Samstagnachmittag.
Ende März hatte sich auch Kanzlerin Angela Merkel vorsorglich für knapp zwei Wochen in häusliche Quarantäne begeben, weil sie Kontakt mit einem infizierten Arzt hatte. In dieser Zeit hatte sie drei Corona-Tests machen lassen, die jedoch alle negativ waren.
Der Bundespräsident wollte an diesem Sonntag zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse eigentlich den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche verleihen.
Mecklenburg-Vorpommern hebt Quarantänepflicht im Tourismus auf
13.24 Uhr: Mecklenburg-Vorpommern gibt seinen harten Kurs beim Beherbergungsverbot für Gäste aus Corona-Risikogebieten auf. Nach wochenlangem Streit und wenige Tage vor einem dazu erwarteten Gerichtsurteil einigten sich Landesregierung und Tourismusbranche am Samstag darauf, dass für Urlaub im Nordosten von Mittwoch an ein aktueller negativer Corona-Test ausreicht. Die bislang zusätzlich geforderte Quarantäne von mindestens fünf Tagen und ein folgender zweiter Test entfallen. Diese Regelung galt bislang nur in Mecklenburg-Vorpommern, war die bundesweit schärfste und hatte für massive Kritik gesorgt.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte angesichts der steigenden Zahl an Neuinfektionen lange Zeit auf dem Sonderweg bestanden, lenkte nun aber angesichts abschlägiger Urteile zum Beherbergungsverbot in einer Reihe anderer Bundesländer ein. Schon nach dem Treffen der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch hatte Schwesig Lockerungen in Aussicht gestellt, aber Bedingungen daran geknüpft.
Nach Einschätzung der Tourismuswirtschaft kamen die bislang in Mecklenburg-Vorpommern geltenden Einreisebestimmungen für Besucher aus Corona-Hotspots einem Beherbergungsverbot gleich. Die Branche, die nach dem coronabedingten vollständigen Reisestopp im Frühjahr im Nordosten in der Sommersaison wieder im Aufwind war, musste deshalb im Herbst einen Rückschlag hinnehmen. Der Landestourismusverband beziffert die Umsatzverluste mit 60 bis 80 Millionen Euro.
NRW-Gesundheitsminister: Aktuell 70.000 Menschen in Quarantäne
12.37 Uhr: In Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) derzeit rund 70.000 Menschen wegen Corona in Quarantäne. Trotz Personallücken in den Gesundheitsämtern seien die nötigen Tests und Nachverfolgungen der Infektionsketten grundsätzlich aber gewährleistet, sagte er am Samstag im Deutschlandfunk.
NRW teste rund 350.000 Menschen pro Woche auf eine Infizierung mit dem Coronavirus – möglich seien derzeit sogar 400.000 pro Woche. Das Gesundheitssystem habe noch „sehr viele Kapazitäten“ zur Versorgung Infizierter – auch in der Intensivmedizin. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands leben rund 18 Millionen Menschen.
Merkel appelliert eindringlich zum Verzicht: „Jetzt zählt jeder Tag“
10.37 Uhr: In einem eindringlichen Appell hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Bundesbürger zur Verringerung ihrer Kontakte und zum Verzicht auf Reisen aufgerufen. „Treffen Sie sich mit deutlich weniger Menschen, ob außerhalb oder zu Hause“, sagte Merkel am Samstag in ihrem Video-Podcast angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen. „Verzichten Sie auf jede Reise, die nicht wirklich zwingend notwendig ist, auf jede Feier, die nicht wirklich zwingend notwendig ist.“
Die Kanzlerin mahnte: „Bitte bleiben Sie, wenn immer möglich, zu Hause, an Ihrem Wohnort.“ Sie fügte hinzu: „Ich weiß, das klingt nicht nur hart, das ist im Einzelfall auch ein schwerer Verzicht.“ Aber er müsse nur zeitweilig geleistet werden.
Dieser Verzicht werde letztlich „für uns selbst“ geleistet, betonte Merkel. „Für die eigene Gesundheit und die all derer, denen wir eine Erkrankung ersparen können. Dafür, dass unser Gesundheitswesen nicht überfordert wird, dass die Schulen und Kitas unserer Kinder geöffnet bleiben. Für unsere Wirtschaft und unsere Arbeitsplätze“, sagte sie.
Deutschland sei „in einer sehr ernsten Phase der Corona-Pandemie“. Die Pandemie breite sich schneller als zu Beginn vor gut einem halben Jahr aus. „Der vergleichsweise entspannte Sommer ist vorbei, jetzt stehen uns schwierige Monate bevor“, sagte Merkel. „Wie der Winter wird, wie unser Weihnachten wird, das entscheidet sich in diesen kommenden Tagen und Wochen.“
„Wir müssen jetzt alles tun, damit das Virus sich nicht unkontrolliert ausbreitet“, mahnte die Kanzlerin. Dabei zähle jetzt jeder Tag. Jede und jeder Einzelne könne mit der Einhaltung des Mindestabstands und der Hygieneregeln sowie durch Mund-Nasen-Schutz dazu beitragen, dass die Zahlen wieder heruntergehen. „Aber wir müssen jetzt noch weiter gehen“, so Merkel.
„Die Wissenschaft sagt uns klar: Die Ausbreitung des Virus hängt direkt an der Zahl der Kontakte, der Begegnungen, die jeder von uns hat.“ Wenn alle ihre Begegnungen außerhalb der eigenen Familie jetzt eine Zeit lang deutlich verringerten, „dann kann es gelingen, den Trend zu immer mehr Infektionen zu stoppen und umzukehren“.
Deutschland sei vergleichsweise gut durch das erste halbe Jahr der Corona-Pandemie gekommen. Das sei gelungen, weil „wir zusammengestanden und die Regeln eingehalten haben“, betonte Merkel. „Aus Rücksicht und Vernunft.“ Das sei das „wirksamste Mittel, das wir zur Zeit gegen die Pandemie haben“.
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus erreicht in Deutschland seit Tagen immer neue Höchstwerte. Am frühen Samstagmorgen wurde mit 7830 neuen Ansteckungsfällen binnen eines Tages erneut eine Rekordzahl erreicht, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) mitteilte.
Rekordanstieg: Tschechien meldet über 11.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden
10.21 Uhr: Mit dem erstmaligen Überschreiten der 10 000er-Marke hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Tschechien einen Rekordwert erreicht. In dem EU-Land wurden am Freitag 11 105 positive Tests innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie am Samstag aus Daten der Gesundheitsbehörden hervorging. Das war der bisher höchste registrierte Wert an einem Tag seit Beginn der Pandemie. Der vorherige Höchstwert von knapp 9700 Neuinfektionen war am Vortag registriert worden. In Tschechien wurde zuletzt auch mehr getestet.
Insgesamt verzeichnete das knapp 10,7-Millionen-Einwohner-Land bisher 160 112 bestätigte Infektionen und 1283 Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus. Der tschechische Präsident Milos Zeman rief die Bürger in einer Fernsehansprache am Freitagabend zu mehr Disziplin beim Maskentragen auf. „Uns steht nur eine Waffe zur Verfügung, solange es keine Impfung gibt: Diese Waffe ist ein kleines Stück Stoff“, mahnte der 76-Jährige. Er empfahl den Menschen, auf Fachleute zu hören und nicht auf Verschwörungstheorien hereinzufallen.
Söder warnt: „Stehen kurz vor dem Kontrollverlust in einigen Regionen“
Samstag, 17. Oktober, 07.36 Uhr: Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat angesichts steigender Corona-Neuinfektionen vor einem Versagen der Kontaktnachverfolgung gewarnt. „Wir stehen kurz vor dem Kontrollverlust in einigen Regionen in Deutschland. Das ist hochgefährlich“, sagte Söder der „Passauer Neuen Presse“ (Samstagsausgabe). Wenn eine Nachverfolgung nicht mehr möglich sei, müssten Kontakte generell mit strikten Maßnahmen begrenzt werden. „Das wollen wir aber nicht.“
Deshalb sei es wichtig, „die Welle noch rechtzeitig zu brechen“, betonte Söder. Die Gesundheitsämter müssten dringend ertüchtigt werden, um die Kontaktverfolgung zu gewährleisten.
Indes sei das umstrittene Beherbergungsverbot für Reisende aus Corona-Hotspots „in dieser Phase kein besonders taugliches Mittel“. Die Menschen sollten „lieber zu Hause bleiben“.
Allerdings dürfe Corona nicht „schön- oder kleingeredet“ werden. Durch ein halbherziges Vorgehen steuere Deutschland unwillkürlich auf einen zweiten Lockdown zu. Die Beschlüsse von Bund und Ländern gingen nicht weit genug. „Wir hätten an den Stellschrauben stärker drehen müssen“, sagte Söder. „Alle müssen deutlich nachlegen.“
Zu Meinungsumfragen, in der der CSU-Chef in der Frage der Kanzlerkandidatur weit vor den möglichen CDU-Kandidaten liegt, sagte Söder: „Umfragen sind Schall und Rauch.“ Er halte es für politisch unklug und schwer vermittelbar, „mitten in einer Pandemie über Karrieren einzelner zu reden und nicht über die Sorgen vieler“.