RKI meldet 70.611 Neuinfektionen – Inzidenz sinkt leicht, aber fast 500 Todesfälle

RKI meldet 70.611 Neuinfektionen – Inzidenz sinkt leicht, aber fast 500 Todesfälle

9. Dezember 2021 Aus Von mvp-web

Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz ist erneut leicht gesunken. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Donnerstagmorgen mit 422,3 an.

Am Vortag hatte der Wert bei 427 gelegen, vor einer Woche bei 439,2 (Vormonat: 213,7). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 70.611 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 7.55 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es 73.209 Ansteckungen.

Bei der Bewertung des Infektionsgeschehens ist zu bedenken, dass Experten derzeit von einer merklichen Untererfassung ausgehen. Gesundheitsämter und Kliniken kommen demnach mit der Meldung von Fällen zumindest in einzelnen Regionen nicht mehr hinterher.

Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 465 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 388 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 6.362.232 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Mittwoch mit 5,79 an (Dienstag: 5,45). Die Zahl der Genesenen lag am Donnerstag bei 5.278.300. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 104.512.

„Omikron wird wehtun“: Lage auf Intensivstationen dramatisch – noch nie waren so wenige Betten frei

08.29 Uhr: Die Zahl der freien Intensiv- und Beatmungsbetten in Deutschland ist laut dem Intensivmediziner Christian Karagiannidis auf den niedrigsten bisher erfassten Stand gesunken. Das mache ihm Sorgen insbesondere in Hinblick auf die Variante Omikron, sagte der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters der Deutschen Presse-Agentur zum Stand vom Mittwoch. Die neue Corona-Variante werde sich mit hoher Geschwindigkeit durchsetzen.

Im Divi-Intensivregister waren am Mittwochnachmittag rund 2250 Intensivbetten als frei ausgewiesen (1,8 pro Standort), davon 921 spezifisch für Covid-19. Auf einem solchen Level werde Omikron „wehtun, auch wenn es nicht ganz so schwer krank machen sollte“, sagte der Arzt von der Lungenklinik Köln-Merheim. Er sprach von der Variante als drohende „große Unbekannte“.

Die aktuelle Lage sei sehr dynamisch, sagte Karagiannidis. Die Delta-Welle scheine in eine Seitwärtsbewegung überzugehen, insbesondere wegen sinkender Infektionszahlen in Bayern. Auf den Intensivstationen sei es mit nun knapp 5000 Covid-19-Patienten „ziemlich voll“. Hinzu kämen im Unterschied zu früheren Wellen weitere zu versorgende Notfälle, zum Beispiel Unfallopfer. In Phasen mit weitreichenden Kontaktbeschränkungen sei dies seltener gewesen.

Mit der jetzigen Infiziertenzahl auf Intensivstationen ist annähernd wieder ein Niveau wie zum Höhepunkt der dritten Corona-Welle erreicht. Der Maximalwert des Frühjahrs hatte gut 5100 betragen, den Höchststand gibt das Register mit rund 5700 Erkrankten gleichzeitig für Anfang Januar 2021 während der zweiten Welle an. Der Modellierer Andreas Schuppert hatte kürzlich gesagt, bis Weihnachten seien bis zu 6000 Covid-19-Kranke zu befürchten.

Im Unterschied zu früheren Wellen haben Kliniken laut Divi auch mit einem Mangel beim Pflegepersonal zu kämpfen. Allein von den wichtigen Beatmungsbetten seien daher 3000 weniger betreibbar als vor einem Jahr. In der vierten Welle unterscheidet sich zudem die Belastung sehr stark nach Region, besonders hoch ist sie derzeit in Sachsen, Thüringen und Bayern. Die Gesamtzahl an Schwerkranken wegen Corona wäre Fachleuten zufolge noch weitaus höher, wenn vor allem der ältere Teil der Bevölkerung in Deutschland nicht mehrheitlich geimpft wäre.

„Lage sehr angespannt“: Brandenburger Innenministerium schlägt Intensivbetten-Alarm

08.20 Uhr: Die Corona-Situation in den Brandenburger Krankenhäusern spitzt sich weiter zu. „Wir haben nur noch sehr wenige freie Intensivbetten“, sagte der Abteilungsleiter im Gesundheitsministerium, Michael Zaske, am Donnerstag im RBB-Inforadio. „Die Situation ist tatsächlich sehr angespannt und wird in den nächsten Tagen und Wochen sich noch zuspitzen.“ Immer mehr Patientinnen und Patienten müssten in andere Bundesländer verlegt werden, aber auch dort sei das Ende der Kapazitäten absehbar.

Stand Freitag vergangener Woche sind nach Zaskes Angaben in Brandenburg 693 Covid-Patientinnen und -Patienten eingeliefert worden, Stand Mittwoch waren es schon 810. „Wir müssen mit dieser Steigerung weiter rechnen“, erklärte er. Zudem gebe es einen „hohen Belegungsdruck“ durch Nicht-Covid-Patienten, etwa wegen Unfälle. Die Verantwortlichen müssten darauf achten, dass Intensivbetten beispielsweise auch für Menschen mit Schlaganfällen, Herzinfarkten und Unfallverletzungen zur Verfügung stünden. Nicht zwingend lebensnotwendige Eingriffe würden in größerem Umfang verschoben.

Eine sogenannte Triage sei noch nicht notwendig. Damit ist gemeint, dass ausgewählt wird, wer Zugang zu intensivmedizinischer Behandlung bekommt und ob ein Patient mit schlechter Prognose sein Bett räumen muss für einen Erkrankten, dem bessere Chancen eingeräumt werden. Man versuche, bundesweit alle Möglichkeiten auszuschöpfen, eine Triage zu verhindern, sagte Zaske.

Die Zahl der Verlegungsfahrten steigt, wie Zaske erklärte. 16 Intensivpatienten seien in den letzten Tagen in andere Bundesländer verlegt worden, 13 davon nach Berlin. Erstmals werden nun auch drei Patienten nach Nordrhein-Westfalen verlegt. Leichtere Fälle würden in zu Ersatzkrankenhäusern bestimmte Reha-Krankenhäuser gebracht. Dafür stünden bislang sechs Reha-Kliniken mit 143 Betten zur Verfügung.

„Ich sehe mit großer Sorge auf die Gesamtsituation“, sagte Zaske. „Es ist zwingend notwendig, dass wir ganz konsequent eindämmen in den nächsten Tagen und Wochen.“ Die Corona-Infektionszahlen stiegen zwar momentan nicht weiter. Es gebe aber einen Nachlauf von rund zwei Wochen in die Kliniken.