Drosten warnt: Müssen mit Anstieg der Infektions-Zahlen auf “nicht mehr erträgliches Maß” rechnen

26. April 2020 Aus Von mvp-web

Deutschland schlägt sich in der Corona-Krise bisher sehr beachtlich: Zwar infizierten sich mehr als 150.000 Menschen mit Sars-CoV-2, doch die Zahl der Corona-Toten ist mit etwas mehr als 5500 verhältnismäßig niedrig. Top-Virologe Christian Drosten warnt jedoch vor zu großer Sorglosigkeit und weiteren Lockerungen des Lockdowns – bereits jetzt blickt er mit Sorge auf die aktuelle Situation in Deutschland.

In einem Fernseh-Interview mit dem ORF betont Virologe Drosten von der Berliner Charité, dass er bei seinen Einschätzungen immer als Bio-Wissenschaftler und nicht als Bürger oder Politiker spreche. Vor weiteren Lockerungen der Beschränkungen im öffentlichen Leben warnt der 48-Jährige nachdrücklich. Dabei nimmt er auch die Bundesbürger ins Visier. Die Infektionszahlen würden bereits wieder leicht steigen und das sei „möglicherweise in Zusammenhang mit dem Osterwochenende“ zu sehen, „wo vielleicht schon trotz Kontaktsperren einige Leute es nicht mehr so strenggenommen haben“. Das bringe für die nächsten Wochen viel Unsicherheit, weil die Auswirkungen der Lockerungen nach Ostern noch gar nicht in den derzeitigen Infektionszahlen eingepreist seien.

Wie sich beispielsweise die Öffnung der Geschäfte bis 800 Quadratmeter auswirke oder die Menschen die gelockerten Maßnahmen selbst auslegen, gelte es zu beobachten. Wenn man nun zum Beispiel ganze Ladezeilen öffne, weil die Läden darin die festgelegten Bestimmungen erfüllen, habe man viel mehr Publikum als bei einem einzigen Laden. Der Virologe warnt daher vor Effekten, die von der Politik so nicht intendiert waren. „Ob es jetzt eine zweite Welle, wie es von mir verkürzt dargestellt wurde, oder ein Zunehmen der Infektionszahlen auf ein nicht mehr erträgliches Maß ist: Wir müssen mit sowas jetzt leider rechnen“, so Drosten. Dabei betonte der Virologe, ihm sei durchaus bewusst, dass es sehr schädlich für die Wirtschaft sei, wenn man Maßnahmen ganz hart durchzieht. Aber er spreche als Wissenschaftler.

Quelle: Focus Online Sonntag, 26.04.2020, 12:25