Virologe äußert sich optimistisch zu US-Daten – Kekulé: „Nach dieser Studie steht fest, dass Omikron deutlich milder verläuft als Delta“

Virologe äußert sich optimistisch zu US-Daten – Kekulé: „Nach dieser Studie steht fest, dass Omikron deutlich milder verläuft als Delta“

12. Januar 2022 Aus Von mvp-web

Schon seit Längerem besteht der Verdacht, dass die Omikron-Variante weniger schwere Verläufe auslöst als Delta. Eine neue Studie mit rund 70.000 Teilnehmern untermauert diesen nun. Top-Virologe Alexander Kekulé zeigte sich über die Ergebnisse erfreut.

Als Omikron vor wenigen Wochen erstmals auftauchte, äußerten Experten den Verdacht, dass die von ihr ausgelösten Krankheitsfälle womöglich milder verlaufen könnten als bei bisherigen Varianten. Allerdings war die Datenlage zunächst dünn. Auch die Tatsache, dass die ersten Studien aus Südafrika stammten, wo die Bevölkerung deutlich jünger ist als etwa die in Deutschland, machte eine Übertragbarkeit der ersten Erkenntnisse schwierig.

US-Studie vergleicht Folgen von Omikron und Delta

Eine neue Studie bringt jetzt allerdings mehr Licht ins Dunkel: Forscher der University of California in Berkeley hatten dafür die Daten von rund 70.000 Corona-Fällen analysiert, davon rund 50.000 mit Omikron, die übrigen mit Delta. Dabei handelte es sich um Infizierte aus Kalifornien. Die Wissenschaftler untersuchten unter anderem das Risiko einer Hospitalisierung, einer Einweisung auf die Intensivstation sowie das Sterberisiko nach einer Infektion.

Die Forscher ermittelten dabei:

  • Krankenhauseinweisungen erfolgten bei 235 Fällen mit der Omikron-Variante (0,5 Prozent) sowie bei 222 Fällen mit der Delta-Variante (1,3 Prozent). Die Wahrscheinlichkeit, mit Omikron hospitalisiert zu werden war demnach um rund 52 Prozent geringer als bei Delta.
  • Das Risiko, wegen einer Omikron-Infektion intensivmedizinisch behandelt zu werden, war im Vergleich zu Delta um 74 Prozent reduziert.
  • Die Mortalität, also das Sterberisiko nach einer Infektion mit der Omikron-Variante, war im Vergleich zu Delta sogar um 91 Prozent verringert.
  • Und auch die durchschnittliche Dauer des Krankenhausaufenthalts war bei hospitalisierten Patienten mit Infektionen der Omikron-Variante um 3,4 Tage kürzer als bei hospitalisierten Patienten mit Infektionen der Delta-Variante. Das entspricht laut den Wissenschaftlern einer Verkürzung der Krankenhausaufenthaltsdauer um rund 70 Prozent.

Virologe Kekulé: „Nach dieser Studie steht fest, dass Omikron milder verläuft“

Das Fazit der US-Forscher lautet: „Während eines Zeitraums mit gemischter Delta- und Omikron-Variantenzirkulation, waren Sars-CoV-2-Infektionen mit mutmaßlicher Omikron-Varianteninfektion mit einem erheblich reduzierten Risiko schwerer Verläufe und kürzerer Krankenhausaufenthaltsdauer verbunden.“

Auch laut hiesigen Experten festigt die neue Studie die bisherigen, vorsichtig optimistischen Annahmen. „Nach dieser Studie steht fest, dass Omikron deutlich milder verläuft als Delta“, schrieb etwa Virologe Alexander Kekulé am Mittwoch auf Twitter.

Dennoch geht Kekulé von hohen Infektionszahlen in den kommenden Wochen aus. Um deren Auswirkungen abzumildern, schlug er vor, die Nachverfolgung und Quarantäne von symptomfreien Kontaktpersonen abzuschaffen. Seinen Überlegungen nach sollten Menschen mit Symptomen und bestätigten Infektionen weiterhin konsequent isoliert werden, wie er am Dienstag bei MDR Aktuell darlegte. Kekulé bezeichnete es mit Blick auf eine Situation mit sehr hohen Fallzahlen aber als „völlig ausgeschlossen, dass das Gesundheitsamt alle Kontaktpersonen dann identifiziert“. Da würde er „ernsthaft die Möglichkeit ins Auge fassen“, die Nachverfolgung aufzugeben.