Schweizer Kanton ruft Ausnahmezustand aus – 11.945 Neuinfektionen in Deutschland

1. November 2020 Aus Von mvp-web

Topmeldungen zum Coronavirus in Deutschland und der Welt

  • 11.945 Corona-Neuinfektionen in Deutschland – deutlich mehr Fälle als vergangenen Sonntag (21.07 Uhr)
  • Schweizer Kanton Genf im Ausnahmezustand – Intensivbetten knapp (18.33 Uhr)
  • Münchner Polizei löst Kindergeburtstag mit 100 Gästen auf (15.21 Uhr)

11.945 Corona-Neuinfektionen in Deutschland – deutlich mehr neue Fälle als vergangenen Sonntag

21.07 Uhr: In Deutschland haben sich bislang 538.144 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Das geht aus den Daten der Landesgesundheits- und Sozialministerien hervor. Insgesamt meldeten die Bundesländer am Sonntag 11.945 Neuinfektionen – das sind 2476 neue Fälle mehr im Vergleich zum Sonntag vor einer Woche.

Die höchsten Anstiege verzeichneten Nordrhein-Westfalen (3637 Neuinfektionen), Bayern (2036) und Baden-Württemberg (1263).

Seit Beginn der Pandemie sind 10.469 Menschen mit einer Coronavirus-Erkrankung gestorben – in den vergangenen 24 Stunden kamen 39 Todesfälle hinzu. Dabei wurden in NRW Zahlen korrigiert und zehn Todesfälle abgezogen.

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind 355.900 Menschen inzwischen wieder genesen. Somit liegt die Zahl der aktiven Fälle bei 171.775 (Vortag: 164.569). Der R-Wert stieg leicht von 1,11 auf 1,13. Die Zahl der Covid-Patienten, die Intensivbetten belegen, kletterte auf 2070 (+113 im Vergleich zum Vortag). 1089 davon werden invasiv beatmet.

Zahl bestätigter Coronavirus-Fälle in Deutschland steigt auf 538.144, 10.469 Todesfälle

Sie finden hier die aktuell gemeldeten Zahlen der Gesundheitsministerien der Länder.

  • Baden-Württemberg: 83.597 (+1263), 2030 Todesfälle (+2)
  • Bayern: 107.366 (+2036), 2806 Todesfälle (+4)
  • Berlin: 32.592 (+362), 261 Todesfälle (+0)
  • Brandenburg: 8728 (+280), 206 Todesfälle (+7)
  • Bremen: 5688 (+161), 73 Todesfälle (+1)
  • Hamburg: 14.035 (+283), 241 Todesfälle (+0)
  • Hessen: 42.072 (+1074), 654 Todesfälle (+8)
  • Mecklenburg-Vorpommern: 2928 (+52), 23 Todesfälle (+0)
  • Niedersachsen: 37.884 (+972), 761 Todesfälle (+14)
  • Nordrhein-Westfalen: 136.112 (+3637), 2145 Todesfälle (-10) – Gesundheitsamt hat Zahl korrigiert –
  • Rheinland-Pfalz: 20.947 (+388), 287 Todesfälle (+2)
  • Saarland: 7261 (+159), 194 Todesfälle (+0)
  • Sachsen: 17.974 (+778), 322 Todesfälle (+ 6)
  • Sachsen-Anhalt: 5338 (+119), 81 Todesfälle (+2)
  • Schleswig-Holstein: 8292 (+265), 175 Todesfälle (+0) FEHLT
  • Thüringen: 7169 (+218), 208 Todesfälle (+1)

Gesamt (Stand 01.11., 21.03 Uhr): 538.144 (10.469 Todesfälle)

Vortag (Stand 31.10., 20.48 Uhr): 526.199 (10.430 Todesfälle)

Quelle zu Infizierten- und Todeszahlen: Landesgesundheits- und Sozialministerien.

Die Zahl der Genesenen liegt laut Robert-Koch-Institut in Deutschland bei rund 355.900 (Vortag: Rund 351.200)

Die Zahl der aktiven Fälle liegt damit bei: 171.775 (Vortag: 164.569)

Aktuell vom RKI gemeldete Reproduktionszahl (Stand 01.11.): 1,13 (Vortag: 1,11)

Zahl der Intensivbetten laut DIVI-Intensivregister, die von Covid-19-Patienten belegt werden: 2070 (+113)

Zahl der aktuell invasiv beatmeten Covid-19-Patienten: 1089 (+82)

Auf fehlenden Mund-Nasen-Schutz angesprochen: Mann zückt Fleischgabel

20.58 Uhr: Im Streit um seinen fehlenden Mund-Nasen-Schutz hat ein 61 Jahre alter Rollstuhlfahrer in München einen Teenager mit einer Bierflasche beworfen. Zunächst habe eine 85-Jährige den Mann am Bahnhof Pasing auf seine fehlende Maske hingewiesen, teilte die Bundespolizei am Sonntagabend mit. Der 61-Jährige habe aggressiv reagiert und die Frau angeschrien. Ein 16-Jähriger kam der Seniorin daraufhin zur Hilfe. Der Rollstuhlfahrer bedrohte den 16-Jährigen zunächst mit einer Fleischgabel und schließlich mit einem Küchenmesser.

Ein Atemalkoholtest ergab einen Wert von 1,57 Promille bei dem 61-Jährigen. Den Mann erwartet ein Verfahren wegen Bedrohung und versuchter gefährlicher Körperverletzung.

Kein Lockdown: Slowakei geht Sonderweg

20.54 Uhr: In der Slowakei wird fast die gesamte Bevölkerung gleich zweimal auf das Coronavirus Sars-CoV-2 durchgetestet. Zu Beginn der ersten Runde der kostenlosen Massentests am Wochenende herrschte vor den knapp 5000 Abnahmestellen großer Andrang. In der Hauptstadt Bratislava musste mit bis zu drei Stunden Wartezeit gerechnet werden. Am Sonntag entspannte sich die Lage in dem EU-Mitgliedstaat mit knapp 5,5 Millionen Einwohnern weitgehend.

Der seit März regierende konservative Ministerpräsident Igor Matovic hatte das logistische Megaprojekt als Alternative zu einem harten Lockdown dargestellt. „Wir haben die große Chance, Europa und der Welt zu zeigen, dass es auch anders geht, ohne Schließung der Wirtschaft und Millionen Arbeitsloser“, sagte der 47-Jährige. Zur Teilnahme aufgerufen waren alle Bewohner der Slowakei zwischen 10 und 65 Jahren, auch Ausländer.

Laut der Regierung wurden am ersten Tag rund zweieinhalb Millionen Menschen getestet. Das Ergebnis fiel bei 25 850 Personen positiv aus. Der Anteil von etwa einem Prozent war niedriger als erwartet. Matovic warnte dennoch davor, bei der Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln nachlässig zu werden: „Die Situation ist noch nicht unter Kontrolle.“

Veranstalter wollen aus Corona-Demo in München Gottesdienst machen

20.28 Uhr: Die Veranstalter der Münchner Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen wollen aus ihrer Kundgebung einen Gottesdienst machen. „Hier geht es nicht um Versammlungsfreiheit, hier geht es um einen Gottesdienst“, sagte einer der Redner am Sonntag auf der Theresienwiese, bevor er die Teilnehmer aufrief, mit ihm zu beten. Bei Gottesdiensten im Freien gibt es in Bayern keine maximale Teilnehmerzahl.

Die Stadt hatte nur 1000 Teilnehmer zu der Demonstration zugelassen, zwei Gerichte hatten die Beschränkungen bestätigt. Die Veranstalter von der Initiative „Querdenken 089“ hatten 5000 Demonstranten angemeldet, zu Beginn der Veranstaltung hatten sich nach Polizeiangaben rund 1700 Menschen auf der Theresienwiese versammelt.

Auf der Bühne, auf der auch Fernseh-Pfarrer Jürgen Fliege als Redner erwartet wurde, waren Kreuze aufgestellt – und Särge mit Blumenkränzen und Deutschland-Flaggen.

Zahl der Covid-Patienten an Beatmungsgeräten vervierfacht

18.45 Uhr: Die Zahl der Covid-Patienten, die auf Intensivstationen in Bayern beatmet werden, hat sich nach Angaben der Bayerischen Krankenhausgesellschaft innerhalb eines Monats mehr als vervierfacht. „Derzeit werden 224 Covid-Patienten auf einer Intensivstation beatmet“, sagte der Geschäftsführer der Gesellschaft, Siegfried Hasenbein, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in München. „Am ersten Oktober waren es 51.“

Die bayerischen Krankenhäuser seien zwar „noch ein gutes Stück“ von einer Überlastung entfernt. „Aber das ist natürlich eine besorgniserregende Entwicklung.“ Insgesamt seien derzeit 1300 nachweislich mit dem Coronavirus infizierte Patienten in einem bayerischen Krankenhaus, 245 von ihnen auf der Intensivstation.

Schweizer Kanton Genf im Ausnahmezustand – Intensivbetten knapp

18.33 Uhr: Der Schweizer Kanton Genf verhängt angesichts knapper Krankenhausbetten in der Corona-Krise ab Montagabend den Ausnahmezustand. Schließen müssen Restaurants, Bars und Geschäfte, die keine Lebensmittel verkaufen, außerdem Kinos, Theater, Fitnesscenter und Dienstleister wie Friseure. Wie der Kanton am Sonntag mitteilte, sollen Schulen und Kindergärten offen bleiben.

Die hohen Corona-Infektionszahlen in der Schweiz bringen mittlerweile die Krankenhäuser in Teilen des Landes an ihre Grenzen. Im Wallis konnten einem Bericht der „NZZ am Sonntag“ zufolge erste Patienten nicht mehr auf die Intensivstationen aufgenommen werden.

Auch in den Kantonen Jura und Neuenburg sind ab Montag öffentliche und private Versammlungen von mehr als fünf Personen verboten, Gastronomie, Kultur- und Sportbereich schließen.

Fauci: USA stehen in Pandemie „eine ganze Menge Leid bevor“

16.26 Uhr: Kurz vor der Wahl in den USA hat der führende US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci die Amerikaner auf eine Verschlechterung der Pandemie-Lage eingestimmt. „Uns steht eine ganze Menge Leid bevor. Es ist keine gute Situation“, sagte Fauci der „Washington Post“ in einem am Samstagabend (Ortszeit) veröffentlichten Interview. Die USA könnten vor dem Herbst und Winter „unmöglich schlechter positioniert sein“. Nach Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) überschritten die USA am Freitag erstmals die Marke von 99.000 registrierten Neuinfektionen.

Fauci gehört zur Coronavirus-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses. Während Präsident Donald Trump für eine Rückkehr zur Normalität trotz der hohen Fallzahlen ist, wirbt Fauci für Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Trump hat den renommierten Experten in der Vergangenheit mehrfach kritisiert, ihm Fehler vorgeworfen und ihn zuletzt als „Katastrophe“ bezeichnet.

Die Pressestelle des Weißen Hauses kritisierte Faucis Interviewäußerungen als „inakzeptabel“. Der Virologe verstoße „gegen jede gängige Praxis (…), indem er sich drei Tage vor einer Wahl entscheidet, Politik zu machen“, erklärte Sprecher Judd Deere.

Nach den JHU-Statistiken hat die Pandemie in den USA bisher mehr als 230.000 Menschen das Leben gekostet. Trump hatte vor wenigen Tagen Ärzte beschuldigt, auch mit dem Coronavirus infizierte Herz- und Krebskranke nach deren Tod fälschlich als Covid-19-Tote zu registrieren, um mehr Geld zu machen. Eine Mehrheit der Amerikaner bescheinigt Trump in Umfragen ein schlechtes Krisenmanagement. Fauci genießt in Befragungen deutlich mehr Vertrauen als Trump.

Münchner Polizei löst Kindergeburtstag mit 100 Gästen auf

15.21 Uhr: Am Wochenende vor dem November-Lockdown wurde teilweise in Deutschland noch einmal kräftig gefeiert – so auch in München. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, wurde dort ein Kindergeburtstag mit etwa 100 Gästen aufgelöst. Mehrere Anrufer hatten zuvor die Polizei alarmiert, die schließlich das Lokal aufsuchte. Der Veranstalter und der Wirt hätten eine Anzeige erhalten.

Virologe Drosten: Am besten so verhalten, als wären alle infiziert

15.10 Uhr: Der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, rät in der Corona-Pandemie zu konsequent vorsichtigem Verhalten. „Am besten wäre es, wir täten alle so, als wären wir infiziert und wollten andere vor Ansteckung schützen“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montagsausgabe). Dies lasse sich auch umkehren: „Wir tun so, als wäre der andere infiziert und wir wollten uns selbst schützen. Daraus ergibt sich unser Verhalten.“

Mit einer schnellen Normalisierung der Lage ist laut Drosten vorerst nicht zu rechnen. „Sicher ist: Ostern ist die Pandemie nicht beendet“, sagte er. „Aber spätestens im Sommer wird sich unser Leben deutlich zum Positiven verändern können – wenn wir jetzt die akut steigenden Ansteckungszahlen in den Griff bekommen.“

Am Montag treten wegen der zuletzt rasant gestiegenen Zahl von Corona-Neuinfektionen deutschlandweit strengere Beschränkungen in Kraft. Viele Betriebe und Einrichtungen vom Fitnessstudio bis zur Oper müssen schließen, gleichzeitig gelten schärfere Kontaktbeschränkungen.

Nach wochenlangem Widerstand ruft Kreuzberg nun doch die Bundeswehr zur Hilfe

14.22 Uhr: Angesichts des starken Anstiegs der Corona-Infektionszahlen ist im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nun doch Hilfe von Bundeswehr-Soldaten willkommen. Der Krisenstab des Bezirksamtes habe entschieden, für Corona-Testungen künftig auf medizinisches Personal der Bundeswehr zurückzugreifen, sagte eine Sprecherin der Behörde am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Der Bedarf sei der Berliner Senatsgesundheitsverwaltung gemeldet worden.

Das grün-linksalternativ geprägte Friedrichshain-Kreuzberg hatte seit Wochen als einziger von zwölf Berliner Bezirken keine Corona-Hilfe der Bundeswehr zugelassen – obwohl die Infektionszahlen dort hoch sind. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) hatten dies ebenso kritisiert wie Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD).

Zuletzt verzeichnete Friedrichshain-Kreuzberg die höchsten Infektionszahlen aller Berliner Bezirke. Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche lag am Samstag bei 278,3 und damit weit jenseits des kritischen Schwellenwerts von 50. Für ganz Berlin wurde am Samstag ein Sieben-Tage-Wert von 163,9 ermittelt. Angesichts des zunehmenden Infektionsgeschehens helfen in Berlin schon länger Bundeswehr-Soldaten, nicht zuletzt bei der Kontaktnachverfolgung.

Corona-Höchstwert im Iran: 434 Tote binnen eines Tages

13.05 Uhr: Die Zahl der Corona-Toten im Iran hat mit 434 Fällen innerhalb eines einzigen Tages einen Höchstwert erreicht. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Sonntag gab es im gleichen Zeitraum mehr als 7700 Neuinfektionen. Damit liege die Gesamtzahl der Corona-Toten in dem 82-Millionen-Einwohner-Land aktuell bei mehr als 35.000 und die Zahl der Infizierten bei mehr als 620.000, sagte Ministeriumssprecherin Sima Lari im Staatsfernsehen.

Nach Einschätzung von Gesundheitsexperten dürften die Fallzahlen in Wirklichkeit mehr als doppelt so hoch sein wie amtlich angegeben. Sie verweisen darauf, dass es im Iran – der etwa so viele Einwohner wie Deutschland hat – zu wenige Testmöglichkeiten gebe. Dem Gesundheitsministerium zufolge werden 25.000 Tests gemacht. Experten sind der Meinung, dass mindestens 200.000 Tests am Tag erforderlich wären, um an genaue Fallzahlen zu kommen.

Australien meldet keine Neuinfektionen

12.02 Uhr: Zum ersten Mal seit fast fünf Monaten hat Australien keine Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Wie Gesundheitsminister Greg Hunt am Sonntag mitteilte, wurden zwischen Freitag- und Samstagabend keine Neuansteckungen gemeldet. Hunt bedankte sich im Onlinedienst Twitter bei den „fantastischen“ Mitarbeitern im Gesundheitswesen und bei allen Australiern.

Wegen der Corona-Pandemie galten in Australien extrem strenge Auflagen. Zuletzt hatte es am 9. Juni einen Tag ohne Neuinfektionen gegeben. Danach hatte es eine zweite Ansteckungswelle gegeben, von der der Bundesstaat Victoria mit seiner Hauptstadt Melbourne am schwersten betroffen war. Der Lockdown für die fünf Millionen Einwohner von Melbourne wurde erst am Mittwoch aufgehoben. Restaurants, Bars und Geschäfte durften wieder öffnen.

Derzeit gibt es nach Angaben der Regierung weniger als 200 aktive Infektionsfälle. Einige wenige Ansteckungsfälle wurden zuletzt noch in Quarantäne-Einrichtungen für Reisende aus dem Ausland festgestellt.

Auch Soest über der Grenze: Ganz NRW ist jetzt Corona-Risikogebiet

11.18 Uhr: Ganz Nordrhein-Westfalen ist nach Darstellung des Robert Koch-Instituts (RKI) Corona-Risikogebiet. Wie aus der Webseite des RKI am Sonntagmorgen hervorging, überschritt Soest die Schwelle von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche – damit ist das Bundesland auf der Landkarte nun komplett rot oder hellrot markiert.

Besonders angespannt ist die Situation der Statistik zufolge in Duisburg mit einem Wert von 256,1 – mehr war es sonst nirgends in Nordrhein-Westfalen.

Weniger Intensivbetten verfügbar als gedacht: „Wir wägen uns in falscher Sicherheit“

08.02 Uhr: Knapp 2000 an Covid-19 Erkrankte werden in Deutschland derzeit in Intensivbetten behandelt. Laut DIVI-Intensivregister sind noch knapp 7800 solcher Betten frei – doch Christian Karagiannidis, Sprecher des Registers, warnt deshalb: „Bundesweit melden Kliniken freie Betten als verfügbar an, obwohl einige wegen des Personalmangels gar nicht genutzt werden können“, sagte Karagiannidis gegenüber der „Welt am Sonntag“.

Karagiannidis ruft die Krankenhausbetreiber dazu auf, die Betten „ganz ehrlich“ zu melden: „Die Zahl ist Grundlage für politische Entscheidungen. Einigen Geschäftsführern ist nicht klar, welche große gesellschaftliche Verantwortung sie mit dieser Meldung tragen.“ Der Sprecher warnt: „Wir wiegen uns bei der Zahl der freien Intensivbetten in falscher Sicherheit.“

Laut eigener Aussage habe Karagiannidis immer wieder von Notärzten gehört, die ihre Patienten nicht in solchen Intensivbetten unterbringen können, obwohl laut Register Plätze verfügbar sein sollten. Deshalb habe er die Zahlen stichprobenartig überprüft und auf die Diskrepanz gestoßen. Wie groß diese genau ist, ist jedoch nicht klar.

Tobias Hans warnt vor „Kollaps in vielen Krankenhäusern“

07.14 Uhr: Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) warnt in deutlichen Worten vor einem Zusammenbrechen des Gesundheitssystems in der Corona-Pandemie. „Die Situation ist erschreckend und alarmierend: Schon bald kann es zu einem Kollaps in vielen der 1900 Krankenhäuser in Deutschland kommen“, sagte Hans der „Bild am Sonntag“.

Gerade jetzt, wo in der zweiten Corona-Welle jeder Intensiv- und Beatmungsplatz dringend benötigt werde, würden Kliniken aus der Versorgung fallen, Stationen geschlossen und Notaufnahmen abgemeldet. „Grund ist fehlendes oder erkranktes Pflegepersonal“, so Hans. „Es drohen eine Triage und italienische Verhältnisse, wenn wir nicht jetzt auch hier gegensteuern.“

Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, sagte der „Bild am Sonntag“: „Ganz klar: Es ist in einigen Bundesländern nicht mehr viel Spielraum. Berlin hat nur noch 14 Prozent freie Intensivbetten, Bremen 17 Prozent.“ Dies liege auch daran, „dass viele Kliniken immer noch ihr Routineprogramm durchführen, Magen-Bypässe, Gelenk-Operationen“.

Für viele drohe sonst der Ruin, so Janssens, solange es nicht wie im April Freihaltepauschalen gebe. „Damals war die Situation übrigens viel weniger dramatisch als das, was jetzt auf uns zukommt.“

IW Köln rechnet vor: November-Lockdown kostet 600.000 Leute ihren Job

Sonntag, 1. November, 07.11 Uhr: Der November-Lockdown wird nach Berechnungen des Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln dramatische Folgen für Wirtschaft und Arbeitsplätze haben. „Der Lockdown light bis Ende November, den wir jetzt haben, wird das BIP voraussichtlich um einen Prozentpunkt senken“, sagte IW-Direktor Michael Hüther zur „Bild am Sonntag“. „Für dieses Jahr werden dadurch rund 591.000 Menschen ihren Job verlieren, im nächsten Jahr noch einmal 15.000 Menschen – vorausgesetzt, der Lockdown geht wie angekündigt zu Ende.“

Dauere der Lockdown noch länger, könnte das BIP um zwei Prozentpunkte sinken, so Hüther weiter. „Dann können wir für nächstes Jahr mit 180.000 zusätzlichen Arbeitslosen rechnen.“ Zudem verursache das wiederholte Ab- und Anschalten weiter Teile einer Volkswirtschaft strukturelle Schäden. „Die daraus folgenden Verluste müssten hinzuaddiert werden.“

In der Bevölkerung stößt der Lockdown im November auf breite Zustimmung. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Kantar für die „Bild am Sonntag“ halten 59 Prozent die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen für genau richtig. 28 Prozent finden sie überzogen, 12 Prozent wünschen sich noch striktere Regeln, ein Prozent antwortete mit „weiß nicht“.