Weltärztepräsident rügt Streecks Anti-Lockdown-Papier

2. November 2020 Aus Von mvp-web

Topmeldungen zum Coronavirus in Deutschland und der Welt

  • „Wir sind etwas ratlos“: Verwirrung um Inzidenzwert in hessischem Landkreis (16.14 Uhr)
  • Weltärztepräsident kritisiert Anti-Lockdown-Papier scharf (14.32 Uhr)
  • Massenausbruch in bayerischem Seniorenzentrum – 76 Infizierte (07.19 Uhr)

Corona-Ausbruch in Klinik im Landkreis Rosenheim

16.23 Uhr: Das kommunale Krankenhaus im oberbayerischen Bad Aibling nimmt wegen eines Corona-Ausbruchs vorläufig keine Patienten mehr auf. Wie die Klinik am Montag berichtete, sind mittlerweile elf Mitarbeiter und neun Patienten positiv getestet worden. Deswegen würden nun keine Patienten mehr stationär aufgenommen und auch nicht mehr ambulant behandelt, geplante Operationen seien abgesagt.

Die Ursache für die Infektionen ist nach Angaben der Klinik unklar. Das Haus in Bad Aibling gehört zu dem Krankenhausverbund RoMed Kliniken von Stadt und Landkreis Rosenheim. An vier Standorten hat der Verbund etwa 1000 Betten, in Bad Aibling gibt es 140 Betten.

„Wir sind etwas ratlos“: Verwirrung um Inzidenzwert in hessischem Landkreis

16.14 Uhr: Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 295 gilt der hessische Landkreis Marburg-Biedenkopf laut Robert Koch-Institut als der am stärksten vom Virus betroffene Corona-Hotspot. Der Wert deckt sich jedoch offenbar nicht mit dem des Landkreises. So liege der Wert nach Angaben des Landkreises lediglich bei 250,7, berichtet die „FAZ“. Die Behörden im Landkreis können sich die Abweichung nicht erklären. „Wir sind etwas ratlos“, so ein Sprecher zur „FAZ“.

Zwar sei das Infektionsgeschehen „diffus“, so die Behörden. Allerdings gebe es keine bestimmten Hotspots im Kreis. Das würde gegen einen besonders hohen Inzidenzwert sprechen, auch wenn selbst der vom Landkreis ausgewiesene Wert von 250,7 außergewöhnlich hoch ist. Demnach könnte es etwa zu einem Übermittlungsfehler gekommen sein.

Laut Bericht hat sich der Landkreis bereits mit dem RKI in Verbindung gesetzt, um den Widerspruch zu klären. Man sei sich sicher, dass man die richtigen Zahlen habe, so ein Sprecher.

Weltärztepräsident kritisiert Anti-Lockdown-Papier scharf

14.32 Uhr: Nach einem kritischen Positionspapier der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Virologen Hendrik Streeck und Jonas Schmidt-Chanasit hat der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, die Corona-Politik der Regierung verteidigt. Da seien ein paar Leute vorgeprescht und hätten ein Papier produziert, „das viele Fragen stellt, aber alle Antworten offenlässt“, sagte Montgomery am Montag im Deutschlandfunk.

Das vergangene Woche erschienene Papier hatte unter anderem Lockdowns zur Pandemie-Bekämpfung kritisiert. Trotz negativer Folgen des Teil-Lockdowns, verteidigte Montgomery die Maßnahmen: „Das schadet mit Sicherheit, das ist gar keine Frage, aber Tote durch die Pandemie schaden auch.“ Man müsse den Gesundheitsschutz und die negativen Folgen der Beschränkungen gegeneinander abwägen. „Und ich finde, das tun die ganz gut im Moment in der Bundesregierung.“

Montgomery wolle das Papier nach eigener Aussage nicht überbewerten. Wichtig sei vielmehr, dass die Grundlagen des Virus in der Wissenschaft völlig unbestritten seien. Da seien sich auch die Virologen Schmidt-Chanasit, Streeck und Christian Drosten alle einig. Bei der Ableitung der Folgen gebe es unterschiedliche Meinungen.

Kramp-Karrenbauer geht vorsorglich in Corona-Quarantäne

11.41 Uhr: Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich nach Kontakt zu einem Corona-Infizierten im privaten Umfeld vorsorglich für sechs Tage in Quarantäne begeben. Ein Test habe aber bereits ein negatives Ergebnis erbracht, teilte das Verteidigungsministerium am Montag weiter mit. Der Kontakt habe vor acht Tagen stattgefunden. „Auch die Corona-Warn-App zeigte am Sonntag ein rotes Warnsignal an“, so das Ministerium. Kramp-Karrenbauer ist auch CDU-Vorsitzende.

Covid-Patienten auf Intensivstation verdreifacht – Spahn: „Müssen diese Dynamik brechen“

11.18 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat am Montavormittag vor einem gefährlichen Trend gewarnt. „Die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivbetten hat sich binnen zwei Wochen verdreifacht auf über 2000“, schrieb Spahn auf Twitter. „Wir müssen diese Dynamik brechen, gemeinsam und entschlossen“, so Spahn weiter.

Braun: Teil-Lockdown soll möglichst am Monatsende gelockert werden

11.03 Uhr: Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hat den Willen bekräftigt, die am Montag in Kraft getreten neuen Corona-Einschränkungen nach rund vier Wochen wieder zu lockern. „Unser erklärtes Ziel ist, dass wir Ende November die Maßnahmen in dieser Strenge beenden wollen“, sagte Braun am Montagmorgen im RBB-Inforadio. Es gehe auch darum, der deutschen Wirtschaft das Weihnachtsgeschäft und der Bevölkerung die Weihnachtsfeier im Familienkreis zu ermöglichen. In zwei Wochen sollen die strengen Maßnahmen erneut besprochen und unter Umständen angepasst werden.

In ganz Deutschland hat diese Woche ein vierwöchiger Teil-Lockdown begonnen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen. Bundesweit müssen beispielsweise Gastronomie, Kultur und Freizeiteinrichtungen weitestgehend schließen. Auch für persönliche Treffen gelten strengere Regeln: In den meisten Bundesländern dürfen nur noch zwei Haushalte zusammenkommen – teils gilt das sogar für Treffen im privaten Raum.

„Solange die Zahlen nicht sinken, wird es immer Beschränkungen geben“, sagte Vizekanzler Olaf Scholz im „Frühstart“ von RTL/ntv. Da man nicht wisse, wo die Ansteckungen stattfänden, sei das drastische Vorgehen richtig. Zudem sprach Scholz davon, dass man sich auf eine neue Normalität einrichten müsse. „Das wird dieses und auch das nächste Jahr noch so sein“, sagte Scholz.

Coronavirus-Lockdown startet in Deutschland: Die wichtigsten Fragen im Überblick

10.59 Uhr: Die Lockdown-Vorgaben vom Corona-Gipfel sind ein allgemeiner Rahmen. Jedes Bundesland muss sie in eine Verordnung übertragen. Dabei gibt es feine Unterschiede und viele offene Fragen. Mehr dazu: Darf ich Verwandte in anderen Städten besuchen? 14 Antworten zum Lockdown-Start

Für Super- und Baumärkte sowie Discounter kommen deswegen knallharte Regeln. Worauf sich Kunden ab 2. November beim Einkaufen einstellen müssen: Drastische Regeln bei Aldi, Lidl und Co: Worauf sich Kunden jetzt einstellen müssen

Coronavirus: Massenausbruch in bayerischem Seniorenzentrum – 76 Infizierte

07.19 Uhr: In einem Seniorenzentrum in Ochsenfurt in Bayern sind 76 Bewohner und Mitarbeiter positiv getestet worden. Das berichtet der „Bayerische Rundfunk“. Demnach seien insgesamt 109 Personen getestet worden, von denen bisher 76 ein positives Ergebnis bekommen haben. Das gesamte Zentrum steht nun unter Quarantäne.

Palmer: Tübingen geht ab sofort den Schweden-Weg

06.39 Uhr: In der Corona-Krise geht das von Boris Palmer (Grüne) regierte Tübingen nun den schwedischen Weg. Palmer hat angesichts der steigenden Infektionszahlen in einem Appell Senioren in seiner Stadt dazu aufgerufen, den Stadtbus nicht zu nutzen. „Der Tübinger Appell setzt wie Schweden auf Eigenverantwortung und besonderen Schutz der Alten“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Schweden hatte in der Pandemie vor allem auf freiwillige Vorsichtsmaßnahmen gesetzt, die sich vor allem an ältere Bürger richteten. Senioren sollten unabdingbare Fahrten mit einem Sammeltaxi unternehmen, so Palmer.

„Wir bitten alle, die fit genug sind, nicht den Bus, sondern das Fahrrad zu nutzen, auch wenn es jetzt kälter wird“, heißt es laut Zeitung in dem Appell weiter. Zudem sollten jüngere Menschen in Tübingen zwischen 9.30 und 11.00 Uhr nicht einkaufen gehen und diese Zeit den Senioren überlassen. Alle Menschen in Tübingen über 65 Jahren sollen zudem kostenlos mit hochwertigen FFP2-Masken versorgt werden.

AfD will gegen Coronavirus-Einschränkungen klagen

03.40 Uhr: Das öffentliche Leben wird in Sachsen wie in anderen Bundesländern wegen der Corona-Pandemie in den kommenden vier Wochen weitgehend ruhen. Doch Diskussionen verursachte ein Protest gegen Corona-Maßnahmen, bei dem sich am Samstag mehrere Tausend Menschen auf dem Dresdner Theaterplatz versammelten. Viele Teilnehmer ignorierten das Abstandsgebot und die Maskenpflicht. Unter den Teilnehmern war auch Sachsens AfD-Chef Jörg Urban. Er will am Montag eine Normenkontrollklage gegen die Corona-Einschränkungen vorstellen. Die AfD hält die Maßnahmen für völlig überzogen und will deshalb vor das Verfassungsgericht in Leipzig ziehen.

WHO-Chef begibt sich nach Corona-Kontakt in häusliche Quarantäne

02.06 Uhr: Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, begibt sich nach Kontakt mit einer positiv auf das Coronavirus getesteten Person in häusliche Quarantäne. „Es geht mir gut und ich habe keine Symptome, aber ich werde mich in den kommenden Tagen selbst unter Quarantäne stellen und von zuhause aus arbeiten, so wie es die WHO-Richtlinien vorsehen“, schrieb Tedros am Sonntag auf Twitter. Es sei extrem wichtig, dass grundsätzlich jeder diesen Richtlinien folge, erklärte er weiter. „So brechen wir die Infektionsketten, unterdrücken das Virus und schützen Gesundheitssysteme.“

Der frühere Gesundheits- und Außenminister Äthiopiens ist ein Experte für ansteckende Krankheiten und trat sein Amt bei der WHO im Jahr 2017 an. Er äußerte sich auf Twitter nicht dazu, ob er selbst positiv auf das Virus getestet wurde.

Spahn will 290 Millionen Masken an Pflegeheime schicken

Montag, 2. November, 01.08 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will laut einem Medienbericht 290 Millionen Masken aus Bundesbeständen an Pflegeheime und ambulante Pflegedienste schicken. Die Einrichtungen sollen demnach jeweils 1000 hochwertige FFP2-Masken und 2000 einfache OP-Masken erhalten, berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Die Masken seien in der ersten Phase der Pandemie angeschafft worden. „Die erfolgreichen Beschaffungsanstrengungen eröffnen Spielräume, die ich nutzen möchte, um Pflegeeinrichtungen gezielt und zusätzlich bei der Versorgung mit Schutzmasken zu unterstützen“, zitieren die Zeitungen aus einem Brief von Spahn an die Pflegeeinrichtungen.

Allerdings machte Spahn klar, dass sich die Heime und Dienste daneben weiterhin frühzeitig und vorausschauend um die Beschaffung kümmern müssten.