Corona Deutschland: Arzt: „Wir gehen von viermal höherer Zahl Infizierter aus“

5. November 2020 Aus Von mvp-web

Topmeldungen zur Corona-Pandemie in Deutschland und der Welt

  • Trotz Corona: Geburtstagsparty in Stretch-Limousine (14.27 Uhr)
  • Bayerischer Verwaltungsgerichtshof lehnt Eilantrag gegen Corona-Maßnahmen ab (14.15 Uhr)
  • Berliner Amtsarzt warnt: Mehr Corona-Infizierte als wir sehen (09.30 Uhr)
  • Positivenquote in zwei Monaten verzehnfacht (1.48 Uhr)

Ministerium in NRW warnt vor Maskengegnern auf Schulweg

14.46 Uhr: Das nordrhein-westfälische Bildungsministerium hat die Schulen in dem Bundesland vor Aktionen von Maskengegnern am 9. November gewarnt. Es gebe Hinweise, dass die Initiative „Querdenken 711“ deutschlandweit an 1000 Schulen „Aktionen gegen die Pflicht zum Tragen der Mund-Nase-Bedeckung durchführen will“, so das Düsseldorfer Ministerium in einer Rundmail an alle Schulen.

Demnach sollen „Querdenken“-nahe Eltern planen, Kinder und deren Eltern auf dem Schulweg anzusprechen und ihnen unwirksame Masken mit dem „Querdenken“-Logo in die Hand zu drücken oder eine CO2-Messung unter den Masken der Kinder anzubieten. Laut Ministerium hat sich die Initiative dafür extra „das besondere Datum des 9. Novembers“ ausgesucht. Auf einer in der E-Mail verlinkten Seite der Bundeszentrale für Politische Bildung wird der „Schicksalstag“ der deutschen Geschichte erklärt, an dem 1938 die Pogromnacht stattfand und 1989 die Mauer fiel.

Da aus Sicht des Ministeriums „damit zu rechnen ist, dass Schülerinnen und Schüler und deren Eltern möglicherweise zu Verstößen gegen geltende Rechtsnormen (…) aufgerufen werden sollen, mit denen sie ihre Gesundheit oder die Gesundheit anderer (auch in der Schule) gefährden können“, sollen die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld gewarnt und aufgeklärt werden.

Trotz Corona: Geburtstagsparty in Stretch-Limousine

14.27 Uhr: Mit Stretch-Limousine und Drogen hat ein Mann seinen 28. Geburtstag im bayerischen Himmelkron gefeiert. Der Mann mietete die Limousine samt Fahrer und lud zwei 24 bzw. 26 Jahre alte Freunde und eine 28-Jährige zur Feier am Mittwochabend ein, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte.

Alle fünf Anwesenden erhielten eine Anzeige, da sie sich nicht an die aktuell geltenden Corona-Verordnungen hielten. Bei der Kontrolle fanden die Beamten zudem eine geringe Menge an Betäubungsmittel. Die 28-Jährige muss sich wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten.

Bayerischer Verwaltungsgerichtshof lehnt Eilantrag gegen Corona-Maßnahmen ab

14.15 Uhr: Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat einen Eilantrag gegen die Schließung von Gaststätten und das Beherbergungsverbot für Touristen in der Corona-Krise abgelehnt. Die Regelungen seien „nicht offensichtlich rechtswidrig“, erklärte das Gericht am Donnerstag. Eine Hotelkette hatte gegen die jüngsten Corona-Maßnahmen geklagt.

Die Entscheidung bedeutet allerdings nicht, dass das Gericht den Maßnahmen insgesamt zustimmt. Vielmehr wiederholte der Senat auch Zweifel an der Grundlage für die jetzt beschlossenen Maßnahmen. Bei einem Eilverfahren müsse aber eine Folgenabwägung getroffen werden und dabei überwiege „im Hinblick auf die enorm steigenden Infektionszahlen das Schutzgut Leben und Gesundheit einer Vielzahl von Menschen die betroffene freie wirtschaftliche Betätigung.“ Die Maßnahmen seien nicht offensichtlich unverhältnismäßig – auch deswegen, weil für betroffene Betriebe Entschädigungen angekündigt worden seien.

Ärzteverband: Lage trotz Rekord bei Neuinfektionen beherrschbar

13.39 Uhr: Der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes hält die Lage der Corona-Neuinfektionen in Deutschland trotz der hohen Zahlen für beherrschbar. „Dass die Lage außer Kontrolle ist, würde ich nicht sagen“, sagte die Verbandspräsidentin Ute Teichert am Donnerstag dem Südwestrundfunk (SWR). Es gebe zwar auch Infektionen, die man nicht direkt erfassen könne. „Aber es ist ja nicht so, als ob wir von einer großen Welle überrollt würden und gar nicht mehr wissen, wie wir damit umgehen.“ Teichert räumte aber ein, dass es den Gesundheitsämtern an Personal fehle. „Das wird auf jeden Fall zu einem Problem führen.“

Mit 19.990 erfassten Neuinfektionen veröffentlichte das Robert Koch-Institut (RKI) an diesem Donnerstag den bislang höchsten Wert seit Beginn der Pandemie.

Auch für Deutsche: Norwegen verschärft Einreisebestimmungen

13.34 Uhr: Angesicht steigender Corona-Zahlen hat die norwegische Regierung am Donnerstag weitere Einschränkungen angekündigt. Einreisende aus Ländern mit hohen Infektionsraten müssen von Montag an einen negativen Corona-Test vorweisen und zehn Tage in Quarantäne gehen. Das gelte auch für Verwandtenbesuche, sagte Ministerpräsidentin Erna Solberg am Donnerstag. Sprich: Wenn die Oma aus Deutschland die Enkelkinder in Norwegen besuchen will, muss sie zuerst in ein Quarantänehotel. Ausgenommen sei, wer aus den Nachbarländern Schweden und Finnland zur Arbeit nach Norwegen pendelt.

Einschränkungen gibt es auch im Land. In den Restaurants soll nach Mitternacht kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden, nach 22 Uhr dürfen keine neuen Gäste eingelassen werden. Erna Solberg forderte die Norweger auf, zu Hause zu bleiben und ihre sozialen Kontakte zu begrenzen. Reisen im Inland sollten vermieden werden.

In den vergangenen drei Wochen seien 6000 neue Corona-Fälle registriert worden, sagte Solberg. Die Gesundheitsbehörden rechneten damit, dass 60 Prozent der Fälle unentdeckt blieben. „Wir können nicht darauf warten, dass wir die Effekte der Maßnahmen von vergangener Woche sehen“, so Solberg. „Die Zeit haben wir nicht.“

Ramelow fühlt sich von „Querdenken“ bedroht und lässt Anzeige prüfen

11.03 Uhr: Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) lässt eine Anzeige prüfen, weil Unbekannte eine Grabkerze und einen Aufruf zu einer Demonstration der Bewegung „Querdenken“ in Leipzig vor sein Wohnhaus gelegt haben. Zuvor sei seine Wohnadresse in einer „Querdenken“-Gruppe beim Messenger-Dienst Telegram verbreitet worden, sagte Ramelow am Donnerstag in Erfurt. Darin sei auch dazu aufgerufen worden, ihm Dinge vor die Haustür zu stellen. Die „Querdenken“-Bewegung protestiert seit Monaten gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

„Ja, ich fühle mich auch bedroht“, sagte Ramelow am Rande einer Messe für Produkte zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Der Vorfall mache ihn außerdem traurig, weil in dem Mehrfamilienhaus auch eine Familie mit kleinen Kindern wohne. „Jetzt lernen wir, dass die Privatsphäre von politisch Verantwortlichen nicht mehr geachtet wird.“ Sein Name stehe nicht an dem Wohnhaus. Seiner Ansicht nach wolle „Querdenken“ Angst machen, sagte der Regierungschef.

Berliner Amtsarzt warnt: Mehr Corona-Infizierte als wir sehen

09.30 Uhr: Der Berliner Amtsarzt Patrick Larscheid hält die Corona-Ansteckungszahlen in der Hauptstadt für unterschätzt. „Wir gehen von einer viermal höheren Zahl Infizierter aus, als wir tatsächlich sehen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. In Berlin schnellte die Zahl der Positivtests mit 7,6 Prozent Ende Oktober über den Höchstwert im Frühjahr von 7,4 Prozent.

Larscheid ist Amtsarzt im Bezirk Reinickendorf. Von Berlins Gesundheitsämtern würden nur noch Menschen mit Symptomen getestet, sagt er. „Da ist die Positivrate naturgemäß etwas höher.“ Im Frühjahr seien viel breiter Menschen ohne Symptome getestet worden. „Das können wir uns jetzt überhaupt nicht mehr leisten.“

Die Interpretation der Amtsärzte sei mit Blick auf die aktuellen Positivraten, dass es eine höhere Dunkelziffer gebe. „Auf jeden Getesteten, den wir sehen, kommen mehr Positive als wir sehen.“ Wer sich jetzt in einer Menschenmenge bewege, habe deshalb ein höheres Infektionsrisiko als noch im Frühjahr.

Die Laborkapazitäten sind nach Larscheids Angaben erschöpft und können – anders als im Frühjahr – auch nicht weiter hochgefahren werden. Allein in Berlin gab es pro Woche zuletzt mehr als 66 000 Tests. Bei manchen Laboren dauere es inzwischen drei bis vier Tage, bis ein Testergebnis vorliege, sagte Larscheid.

„Safe-Kids-Studie“: Geringes Corona-Infektionsrisiko in Kitas bestätigt

09.20 Uhr: Bei kleinen Kita-Kindern besteht nach einer Studie der Universität Frankfurt wohl ein vergleichsweise geringes Corona-Ansteckungsrisiko. Über einen Zeitraum von zwölf Wochen wurden im Rahmen der „Safe-Kids-Studie“ 825 Kinder sowie 372 Mitarbeiterinnen in 50 Kitas in Hessen getestet, wie die Universität am Mittwoch mitteilte. Dabei seien nur zwei Probanden positiv getestet worden – in beiden Fällen Erzieherinnen.

Überraschend sei dieser Befund insofern, als die meisten Infektionskrankheiten wie Erkältungen oder die saisonale Grippe sich sehr schnell in Kitas und Schulen verbreiteten, erklärte Sandra Ciesek, die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt. „Ausgerechnet bei Sars-CoV-2 scheint das aber nicht so zu sein.“ Die Ergebnisse seien jedoch nicht ohne weiteres auf ein Umfeld mit hoher Inzidenz übertragbar.

Neuer Allzeit-Höchstwert: RKI meldet 19.990 Corona-Fälle in Deutschland

07.03 Uhr: Die Zahl der registrierten Corona-Neuinfektionen in Deutschland hat mit 19.990 Fällen binnen eines Tages einen bisherigen Höchstwert erreicht. Dies ging aus Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Donnerstagmorgen hervor. Den bislang höchsten Wert seit Beginn der Pandemie hatte das RKI am vergangenen Samstag mit 19.059 Fällen gemeldet. Am Donnerstag vor einer Woche lag die Zahl bei 16.774.

Insgesamt haben sich dem RKI zufolge seit Beginn der Pandemie bundesweit 597.583 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert (Stand: 05.11., 00.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Donnerstag um 118 auf insgesamt 10.930.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht am Mittwoch bei 0,81 (Vortag: 0,94). Das heißt, dass ein Infizierter im Mittel etwas weniger als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Knapp 3700 Corona-Tote in Europa: Höchster Wert seit Ende April

05.25 Uhr: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für den gestrigen Mittwoch einen starken Anstieg der Todeszahlen in Europa verkündet. Mit knapp 3700 Toten im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verzeichnete die WHO den höchsten Wert seit Ende April.

Wegen hoher Infektionszahlen: England geht in den Teil-Lockdown

04.39 Uhr: In England gilt zur Bekämpfung der Corona-Pandemie seit diesem Donnerstag ein Teil-Lockdown mit weitreichenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Gastronomie, Kulturstätten, Sportzentren und Freizeiteinrichtungen müssen schließen, Schulen und Universitäten bleiben aber geöffnet. Anders als in Deutschland wird auch der Handel für einen Monat lang zu bleiben – abgesehen von Supermärkten und anderen als notwendig eingestuften Geschäften.

Die Engländer sollen ihre Wohnungen bis zum 2. Dezember nur noch aus triftigem Grund verlassen – etwa zur Arbeit, zum Sport, zur Erholung oder zur Pflege Angehöriger. Schottland, Wales und Nordirland machen ihre eigenen Regeln zur Virus-Bekämpfung. Dort fuhr man bereits früher zeitlich begrenzt das öffentliche Leben weitgehend herunter.

Die Zahl der Todesfälle von Corona-Infizierten stieg in Großbritannien am Mittwoch mit fast 500 Toten innerhalb eines Tages auf den höchsten Stand seit Mai. In den vergangenen zwei Wochen zählte das Land mit seinen rund 68 Millionen Einwohnern laut EU-Seuchenbehörde ECDC rund 470 Fälle pro 100.000 Menschen.