Kritik an Einstiegsprämie für Pflegekräfte

Kritik an Einstiegsprämie für Pflegekräfte

7. Februar 2022 Aus Von mvp-web
Stand: 07.02.2022 18:40 Uhr

Um den Engpass bei Pflegekräften zu beheben, bieten mehrere Kliniken in MV Einstiegsprämien in Höhe von bis zu 10.000 Euro. Kritik kommt von Experten und aus der Politik.

In den Krankenhäusern in Mecklenburg-Vorpommern fehlen Pflegekräfte. Einzelne Kliniken versuchen, das Problem mit Prämien für Neueinsteiger in den Griff zu bekommen. So bietet die Rostocker Unimedizin 8.000 Euro für neue Kräfte, die dann für mindestens zwei Jahre bleiben. Auch in Güstrow und Boizenburg haben Klinik auf diese Weise um Personal geworben.

Verdrängungswettbewerb unter Kliniken

Der Direktor des Klinikums in Karlsburg (Landkreis Vorpommern-Greifswald), Wolgang Motz, kritisierte das Vorgehen im Interview mit NDR MV Live. Seiner Ansicht nach zerstören solche Angebote den Betriebsfrieden und fördern den Verdrängungswettbewerb unter Kliniken. Auch fehle es an Respekt den Kollegen gegenüber, die eine solche Bonuszahlung nicht erhalten. Motz wünscht sich, dass an nachhaltigeren Prozessen gearbeitet wird. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege müssten angepasst werden, um den Beruf grundsätzlich wieder attraktiver zu machen.

Bundesweiter Personalmangel

Ähnlich sieht das auch die Pflegewissenschaftlerin Martina Hasseler von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfsburg. Sie versteht Prämienzahlung als ein kurzfristiges Instrument, das wenig bringe und den Personalmangel nicht behebe. Der bestehe bundesweit und wenn eine Klinik auf diese Art für Personal werbe, fehlt dies an einer anderen Pflegeeinrichtung in Mecklenburg-Vorpommern oder Deutschland. Auch Hasseler sieht dringenden Handlungsbedarf bei den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung. Diese müssten verbessert und zuverlässiger werden, um dauerhaft dem Personalmangel zu begegnen.

Linke: “Prämie hochproblematisch”

Auch die Regierungspartei Die Linke hat Bedenken gegen das Vorhaben. Die Uni-Klinik steckt tief den roten Zahlen – allein 2020 hat sie ein Minus von 6,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Angesichts auch dieser Zahlen sei die Prämie hochproblematisch, weil ein ruinöser Wettbewerb um Beschäftigte in der Branche führen könne. Ähnlich sieht es die Landtags-CDU. Wenn sich die Krankenhäuser die begehrten Arbeistkräfte gegenseitig wegkaufen, könnte das am Ende zu Lasten der Patienten gehen. Bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn würden wieder mehr Menschen in den Beruf bringen.

Ministerium prüft Rechtslage

Nach Ansichts der Grünen hat es die Landesregierung nicht geschafft, attraktive Arbeitsbedingungen für die Pflegebranche auf den Weg zu bringen. Beifall für die Prämie-Zahlung kommt von der AfD, ihr Abgeordneter Thomas des Jesus Fernandes sagte, das könne eine Signalwirkung für andere Kliniken haben. Die Wissenschaftsministerium hat sich noch nicht geäußert. Es prüft zur Zeit, ob die Prämien-Zahlung rechtlich möglich ist.