Bundesregierung stuft ganz Italien als Risikogebiet ein
6. November 2020Topmeldungen zur Corona-Pandemie in Deutschland und der Welt
- 97-Jährige nach Covid-19-Erkrankung aus Berliner Klinik entlassen (16.06 Uhr)
- Innenminister von Baden-Württemberg will Quarantäne-Verweigerer einweisen lassen (14.47 Uhr)
- Berliner Krankenhäuser suchen Pflege-Verstärkung wegen Covid-19 (12.34 Uhr)
Bundesregierung stuft ganz Italien als Corona-Risikogebiet ein
17.02 Uhr: Wegen dramatisch steigender Infektionszahlen stuft die Bundesregierung ganz Italien ab Sonntag als Corona-Risikogebiet ein. Zudem wurden am Freitag das gesamte portugiesische Festland, fast ganz Schweden sowie Dänemark mit Ausnahme der Inseln Grönland und Färöer auf die vom Robert Koch-Institut (RKI) geführte Risikoliste gesetzt. Auch ganz Nordgriechenland und die Provinz um Athen sowie einzelne Regionen in Estland, Lettland, Litauen und Norwegen kommen hinzu.
Damit gibt es kein Land mehr in Europa ohne Risikogebiet. Bis auf zwei kleine Gemeinden in Österreich ist nun auch das komplette Grenzgebiet zu Deutschland in den neun Nachbarländern betroffen.
Corona-Inzidenz in Augsburg springt über 370
16.39 Uhr: In Augsburg hat der Corona-Inzidenzwert einen neuen Höchstwert erreicht. Im Schnitt der letzten sieben Tage wurden hier 370,6 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner gezählt. Augsburg ist damit die am stärksten vom Coronavirus betroffene Stadt bundesweit. Ebenfalls besonders stark betroffen: Berlin-Neukölln mit einer Inzidenz von 319 und der Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen mit einer Inzidenz von 306.
Hitziger Virologen-Streit über Corona-Maßnahmen
16.30 Uhr: Der zweite Corona-Lockdown hatte sich bereits angekündigt. Inzwischen steigen die Infektionszahlen fünfstellig. Hinzu kommt nun auch, dass sich die führenden Virologen in Deutschland offenbar uneinig sind. Die „Bild“-Zeitung berichtet gar von einem handfesten Streit. Grund sind die getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Ginge es nach der Gesellschaft für Virologie (GfV), müsste das Robert Koch-Institut (RKI) den jüngst eingeschlagenen Kurs unbedingt ändern.
Das RKI empfiehlt, lediglich Personen aus den Risikogruppen und Patienten mit schweren Infektionsverläufen zu testen, ganz ohne Nachverfolgung der Infektionsketten. Ein Standpunkt, den nach dem ersten Lockdown bereits die Virologen Hendrick Streeck (Universität Bonn) und Jonas Schmidt-Chanasit (Universität Hamburg) vertraten. Auch der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sprach sich für diesen Weg aus. Obwohl die Behörden mit der Nachverfolgung der Infektionsketten überfordert waren, lehnte die Politik das von den Experten geforderte Vorgehen ab – ganz zur Freude der GfV. „Das Ziel, Kontakte rasch nachzuverfolgen, darf zum jetzigen Zeitpunkt auf keinen Fall aufgegeben werden“, heißt es laut Bericht in einem Positionspapier.
Und weiter: „Wir distanzieren uns von der Art und Weise, wie verschiedene Vorschläge zur Pandemieeindämmung vorgebracht werden und auch von einigen Inhalten“, so der Wortlaut. Auch der Charité-Chefvirologe Christian Drosten soll das Papier unterzeichnet haben,und mit ihm diverse weitere Kollegen.
„Schade, dass ich schon gehen muss“: 97-Jährige nach Covid-19-Erkrankung aus Berliner Klinik entlassen
16.06 Uhr: Eine 97 Jahre alte Patientin mit mehreren Vorerkrankungen ist nach einer Covid-19-Erkrankung geheilt aus einer Berliner Klinik entlassen worden. Die Frau aus dem brandenburgischen Bernau durfte nach zehntägiger Behandlung und einem schließlich negativen Corona-Test am Donnerstag nach Hause, wie eine Sprecherin des Helios-Klinikums Berlin-Buch am Freitag sagte.
Die Seniorin wurde laut Klinikmitteilung als zu der Zeit älteste Covid-19-Patientin im Haus wegen einer Lungenentzündung mit Sauerstoffgaben behandelt, auf einer Intensivstation war sie nicht. Zunächst sei die 97-Jährige mit Verdacht auf einen Schlaganfall eingeliefert worden, es sei ihr insgesamt nicht so gut gegangen, hieß es. Mit Computertomographie (CT) entdeckten die Ärzte demnach Hinweise auf eine Lungenentzündung, ein Corona-Test fiel dann positiv aus.
Das Klinikum zitierte die 97-Jährige mit den Worten, sie freue sich auf ihr Zuhause und ihre Familie. „Aber eigentlich ist es auch schade, dass ich schon gehen muss.“ Allein im Zimmer sein zu müssen, habe sie nicht gestört.
Innenminister von Baden-Württemberg will Quarantäne-Verweigerer einweisen lassen
14.47 Uhr: Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) will Quarantäne-Verweigerer zwangsweise in ein geschlossenes Krankenhaus einweisen lassen. Das Innenministerium dringe beim Sozialministerium darauf, dass Quarantäne-Verweigerer in der Corona-Krise „vorübergehend zwangsweise untergebracht werden können“, erklärte Strobl in einem Schreiben an Sozialminister Manfred Lucha und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (beide Grüne), das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zunächst hatten „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ darüber berichtet.
Die Ortspolizeibehörden sollten bereits nach dem ersten bekannten Quarantäne-Verstoß sofort das gerichtliche Verfahren zur «zwangsweisen Absonderung in einem geschlossenen Krankenhaus einleiten», fordert CDU-Bundesvize Strobl. „Das Innenministerium sieht den Bedarf für ein solches geschlossenes Krankenhaus.“
Die Deutsche Polizeigewerkschaft sieht in einem solchen Fall viel Arbeit auf die Polizei zukommen. Landesvorsitzender Ralf Kusterer befürchtet einigen Widerstand der Verweigerer, mit dem sich die Polizisten befassen müssten: „Ich sehe Schwierigkeiten auf uns zukommen“, sagte er und forderte, Alternativen zu prüfen.
Berliner Krankenhäuser suchen Pflege-Verstärkung wegen Covid-19
12.34 Uhr: Angesichts der stark wachsenden Zahl von Covid-19-Patienten in Berlin suchen die Krankenhäuser Verstärkung für die Pflege. Mit einem am Donnerstag veröffentlichten Aufruf bittet die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) „alle ehemaligen und frei verfügbaren examinierten Pflegefachkräfte“, sich direkt bei den Kliniken zu bewerben. Es sei „absehbar, dass insbesondere die Verfügbarkeit von Pflegepersonal in den nächsten Wochen das entscheidende Kriterium sein wird, um die Versorgung der erwarteten hohen Zahl an Covid-19 Erkrankten gut bewältigen zu können“, erklärte die BKG-Vorstandsvorsitzende Brit Ismer. Der Aufruf wird von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) unterstützt.
Momentan werden laut Corona-Lagebericht 863 Corona-Infizierte stationär behandelt, davon 234 intensivmedizinisch. Im Frühjahr war ein Höchststand bei den Intensivpatienten laut Divi-Intensivregister im April mit rund 150 Fällen erreicht worden. Insgesamt haben die Berliner Krankenhäuser laut Senatorin Kalayci bislang 2500 Covid-19-Patienten behandelt. „Wir sind gut vorbereitet und mit besseren Voraussetzungen in den Corona-Herbst gestartet, als dies im Frühjahr der Fall war“, betonte Ismer. Die Krankenhäuser wollten aber alle Möglichkeiten zur Personalverstärkung nutzen.
Corona-Infektion an der Sprache erkennen? Forscher feilen an App
10.34 Uhr: Noch klingt es kurios: Eine App soll eine Corona-Infektion an der Stimme eines Erkrankten erkennen – zumindest, wenn es nach Forschern des Universitätsklinikums Augsburg geht. „Die App könnte in Echtzeit Daten über Bewegungs- und Ausbreitungsmuster von Corona-Infizierten darlegen“, sagt Björn Schuller, Leiter der Studie an der Universität Augsburg.
Seit März arbeitet Schuller mit seinem Team an der Spracherkennungs-App und wertete zunächst Daten aus dem chinesischen Wuhan aus. Seitdem das Virus verstärkt auch Deutschland erreicht hat, sprechen auch Probanden aus Augsburg einen Text mit vielen Vokalen in ein Handy. Die Sprachmuster werden mit Stimm-Mustern von Personen mit und ohne Corona-Infektion mittels tiefer neuronaler Netze verglichen. „Die Sprache ist hier quasi das neue Blut – wir verwenden es zur Analyse, brauchen es aber auch dringend als Spende, um unsere Systeme für Alle verbessern zu können“, sagt Schuller.
Im Moment komme die App nach Angaben der Universität und des Universitätsklinikums auf eine Trefferquote von über 80 Prozent. Dennoch wolle man zunächst weitere Daten sammeln. Ziel sei es, die Spracherkennungs-App auf den öffentlichen Markt zu bringen. „Natürlich steht die Privatsphäre und Ethik dabei stets an erster Stelle.“
Bevor die Anwendung auf Endgeräten genutzt werden könne, gebe es aber noch Hürden zu überwinden: Pro Land sei nur eine offizielle App bei Anbietern wie Google Play erlaubt, erklärt Schuller. „Somit müssten wir es in der offiziellen App integrieren oder als allgemeinere Gesundheitsanalyse-Applikation bewerben.“
Auch das RKI meldet nun erstmals mehr als 20.000 Corona-Neuinfektionen an einem Tag
07.06 Uhr: Erstmals sind in Deutschland mehr als 20.000 neue Infektionen mit dem Coronavirus innerhalb eines einzigen Tages vom Robert-Koch-Institut registriert worden. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 21 506 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Dies geht aus Angaben des RKI vom Freitagmorgen hervor. Am Freitag vor einer Woche hatte die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen bei 18 681 gelegen. Die Zahlen weichen wegen unterschiedlicher Meldezeitpunkte von denen ab, die FOCUS Online jeweils am Abend auf Basis der aktuellen Angaben der Gesundheitsämter der Länder errechnet. Bei diesen Berechnungen war die Marke von 20.000 Neuinfektionen bereits zuletzt überschritten worden.
Insgesamt haben sich dem RKI zufolge seit Beginn der Pandemie bundesweit 619.089 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert (Stand: 06. 11., 00.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Freitag um 166 auf insgesamt 11.096. Das RKI schätzt, dass rund 402.500 Menschen inzwischen genesen sind.
Verstöße gegen Corona-Auflagen: Londoner Polizei nimmt mehr als 100 Menschen fest
02.38 Uhr: Die Polizei in London hat in der Nacht auf Freitag mehr als 100 Menschen festgenommen, weil diese gegen die seit Donnerstag geltenden Corona-Auflagen verstoßen hatten. Wie die Polizei mitteilte, habe sich eine große Menschenmenge in Londons Zentrum zusammengefunden und damit auf gefährliche Weise gegen die Kontaktbeschränkungen verstoßen. Der Einsatz dauere an, die Zahl der Festgenommen könnte noch weiter steigen.
Rigorose Ausgangssperre in ganz Griechenland ab diesem Wochenende
01.39 Uhr: In Griechenland gelten ab diesem Wochenende im Kampf gegen die Corona-Pandemie auch tagsüber rigorose Ausgangsbeschränkungen. Die Bürger dürfen ihre Häuser und Wohnungen nur noch verlassen, wenn sie dies über ihr Handy beantragt und per SMS eine Genehmigung erhalten haben, wie Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Donnerstag ankündigte. Die Maßnahme gilt drei Wochen lang. Eine nächtliche Ausgangssperre war bereits zuvor für das ganze Land verhängt worden.
Mitsotakis nannte die jetzige Verschärfung des Lockdown eine „schwierige Entscheidung“. Angesichts der „gefährlichen“ Entwicklung der Infektionszahlen sei die Maßnahme aber notwendig. Die rigorosen Beschränkungen treten am Samstagmorgen um 06.00 Uhr in Kraft. Demnach müssen auch viele Geschäfte geschlossen bleiben. Nur „essenzielle“ Läden wie Lebensmittelgeschäfte und Apotheken dürfen offen bleiben.
Anders als beim früheren sechswöchigen Lockdown in Griechenland im Frühjahr bleiben aber die Kindergärten und Grundschulen geöffnet. Der Unterricht für Sekundärschüler findet hingegen nur noch aus der Ferne statt, wie dies bereits für Studenten der Fall ist.