Erstaufnahmeeinrichtung in Stern Buchholz wegen Corona voll belegt
10. Februar 2022Für Asylsuchende in Mecklenburg-Vorpommern sind die Erstaufnahmeeinrichtungen in Stern Buchholz bei Schwerin oder Nostorf-Horst oft der erste Kontakt mit Deutschland. Aktuell ist die Einrichtung in Stern Buchholz allerdings voll belegt.
Im Jahr 2021 sind etwa 1.000 Menschen mehr in Stern Buchholz angekommen als im Vorjahr. Unter normalen Umständen wäre das kein Problem, wegen der Corona-Pandemie sind die Herausforderungen bei der Unterbringung der Menschen jedoch ganz anders. Man braucht schlichtweg vielmehr Platz. Aber so voll wie im Jahr 2015, als die große Flüchtlingswelle auch nach Mecklenburg-Vorpommern kam, ist es dort nicht mehr. Im Schnitt kommen in Stern Buchholz 70 Menschen pro Woche an.
Kapazität wegen Corona halbiert
Eigentlich hätten in Stern Buchholz 1.100 Menschen Platz. Dort untergebracht sind aber nur halb so viele. Der Grund sind die Hygieneregeln. Die Asylsuchenden, die ankommen, müssen auf Corona getestet werden. Solange sie auf ihr Ergebnis warten, werden sie in feste Gruppen eingeteilt und von den dort schon länger lebenden Bewohnern getrennt. Bei positiven Tests werden dann auch noch einmal die Kontaktpersonen gesondert untergebracht. Dafür benötigt die Aufnahmeeinrichtung natürlich Platz – Entflechtung heißt das im Fachjargon.
So geht man mit dem Platz-Problem um
Um große Corona-Ausbrüche zu verhindern, wird auch eine Sporthalle zur Unterbringung der Menschen genutzt. Dort wurden einfache Wände aufgestellt und „Wohnwaben“ geschaffen. Hier werden Menschen untergebracht, die auf ihr Testergebnis warten. Vor allem, wenn viele Asylsuchende auf einmal ankommen. Das soll aber keine Dauerlösung sein, inzwischen wird an einer Baracke gebaut, um mehr Platz zu schaffen. Seit einiger Zeit werden immer mehr Asylsuchende aber auch auf die Landkreise und Städte verteilt. Im Schweriner Stadtteil Mueßer Holz leben sie zum Beispiel in einer Gemeinschaftsunterkunft statt in der Erstaufnahmeeinrichtung.
Flüchtlingsrat kritisiert zentrale Unterbringung
Zu Beginn der Pandemie hatte der Flüchtlingsrat kritisiert, dass die Hygiene-Regeln gegen Corona in der Erstaufnahmeeinrichtung nicht genug beachtet würden, diese Kritik besteht nun nicht mehr. Es bleibe aber bei der generellen Kritik an der zentralen Unterbringung in Erstaufnahmeeinrichtungen. Vor allem, weil die Asylsuchenden dort meist unter sich und fast abgeschirmt leben. Das könne auf beiden Seiten falsche Signale aussenden – sowohl für die Migranten als auch für die Schweriner.
Ein weiterer Kritikpunkt des Rates für Geflüchtete: Aus ihrer Sicht werden die Kinder in den Erstaufnahmeeinrichtungen nicht ausreichend betreut und unterrichtet, da es – jedenfalls so lange sie dort leben und ihr Status ungeklärt ist – keine Schulpflicht für diese Kinder und Jugendlichen gibt.
Das heiße aber nicht, dass es keine freiwilligen Angebote geben darf, meint Einrichtungsleiter Heiko Stroth. Solche ermöglichten derzeit 60 Kindern täglich Deutschunterricht. Auch Vereine, wie zum Beispiel der Boxclub Traktor, trainieren mit den dort lebenden Jugendlichen.