Diskussion im Bund: Ab welchem Alter sollte Alkohol erlaubt sein?
11. Februar 2022Schon 14-Jährige dürfen aktuell Alkohol trinken, wenn Erwachsene dabei sind – „begleitetes Trinken“ nennt sich das. Der Bundes-Drogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) will das ändern und den Alkoholkonsum erst ab 18 erlauben.
Mehr als 14.000 Kinder und Jugendliche sind im Jahr 2019 wegen einer Alkoholvergiftung in der Notaufnahme gelandet. 20 Prozent davon waren nach Angaben der Krankenkassen jünger als 14 Jahre. „Alkohol ist preiswert und leicht zugänglich“, sagte Birgit Grämke von der Landeskoordinierungsstelle Sucht bei NDR MV Live. Die Ordnungsämter kämen nicht hinterher, zu kontrollieren, ob Läden und Gastronomieeinrichtungen Alkohol an Minderjährige verkaufen.
Pandemie hat Situation vermutlich verschärft
Für die Pandemiejahre liegen noch keine verlässlichen Zahlen vor, aber Rainer Becker von der Kinderhilfe geht davon aus, dass sich die Situation eher verschärft hat. „Die Pandemie hat den Konsum von Rauschmitteln angekurbelt“, sagte er bei NDR MV Live. „Insbesondere, wenn die sozialen Rahmenbedingungen schwer sind.“ Dabei denke er an digitalen Unterricht, beengten Wohnraum, gestresste Eltern in Kurzarbeit und fehlende soziale Kontakte. „Wenn alle zusammengesperrt sind, kommen Frust und Aggressionen auf. Die Leute wollen dann einfach mal weg“, so Becker weiter.
Kinderhilfe: Alkohol sollte ab 18 erlaubt sein
Den Vorstoß vom Bundes-Drogenbeauftragten Blienert, das Mindestalter für den Alkolholkonsum gesetzlich auf 18 zu heben, unterstützt Becker: „Denn Fakt ist: Alkohol ist nicht gesund.“ Dass es zum Teil schwierig werde, zu kontrollieren, ob ein solches Gesetz eingehalten wird, sei nicht der entscheidende Punkt. „Es geht darum, ein Zeichen zu setzen“, so Becker.
Alkoholkonsum bei Jugendlichen seit 2007 angeblich verringert
Erhebungen zufolge soll sich der Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahren halbiert haben. Laut Becker jedoch sind diese Zahlen kritisch zu betrachten: „Wenn es mal hip ist, Alkohol zu trinken, gibt man das eben an, aber wenn es wieder aus der Mode ist, dann nennt man eine niedrigere Zahl“, so Becker. Eine neue gesetzliche Regelung jedenfalls könnte seiner Ansicht nach zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Alkohol beitragen.