Archäologisches Landesmuseum Rostock: Gemischte Reaktionen
18. Februar 2022Auf der Facebook-Seite des NDR in Mecklenburg-Vorpommern hat der Gewinnerentwurf des dänischen Büros Lundgaard & Tranberg für das künftige Archäologische Landesmuseum in Rostock große Resonanz hervorgerufen.
Es war ein einstimmiger Beschluss, den am Dienstagabend alle 15 Fach- und Sachpreisrichter in der Rostocker Nikolaikirche gefällt hatten. Einer von ihnen war Stefan Wenzl, Architekt und im Finanzministerium zuständig für den Wettbewerb: „Dieses Projekt war von Anfang an ganz vorne in der Spitzengruppe aller Beiträge, die zu diesem Projekt von den Preisrichtern geäußert worden sind.“
Gemischte Reaktionen auf Entwurf des Museumsneubaus
Nachdem die Entscheidung über den Gewinner bekanntgegeben wurde, folgten schnell die ersten Kommentare zu dem Modell: „Warum so ein Bunker im schönen Stadthafen?! Rostocks Hafen wird bald nicht mehr zu erkennen sein. Schade, dass man sich nicht mehr an landestypischer Architektur orientiert hat.“ Oder: „Sehr gewöhnungsbedürftig. Sieht aus wie eine Mischung aus Bunker, Aztekenpyramide und Tempel. Beim Design streiten sich die Geister und das Gebäude wird polarisieren. Wenn jedoch die gesamte archäologische Geschichte MVs darin Platz findet und spannend dargestellt wird, dann wird der Bau sicher sehr interessant sein.“ Aber auch so äußerte sich jemand auf der NDR-Facebook-Seite: „Bin schon jetzt sehr gespannt, wie das Museum dann schlussendlich aussehen wird. Dass das dänische Architekturbüro Lundgaard & Tranberg den Zuschlag bekommen hat, lässt sehr hoffen. In jedem Fall ist das neue Museum eine Bereicherung für die Stadt Rostock und den Stadthafen.“
Präsident der Architektenkammer Meyn begrüßt Diskussion
Der Präsident der Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern, Christoph Meyn, begrüßte im Gespräch mit NDR 1 Radio MV die Diskussion: „Ich finde es super, dass sich die Bürger zur Gestaltung ihrer Städte und Gemeinden und Kommunen äußern.“ Meyn möchte, dass das viel häufiger passiert. „Es gibt viele Projekte, die unterm Radar laufen. Da wünsche ich mir viel, viel mehr, dass sich die Menschen für die Gestaltung ihrer Lebensumgebung interessieren. Wir haben hier ein Leitprojekt vor uns kann man klar sagen: Archäologisches Landesmuseum, landesweite Bedeutung, Rostock als prominenter Standort. Da hat natürlich jeder eine entsprechende Meinung dazu. Und das ist auch in Ordnung so.“
Christoph Meyn hat den Gewinnerentwurf bislang auch nur auf Fotos gesehen und nicht im Detail. Er sagt aber trotzdem: „Ich habe das Vertrauen, dass die entsprechende fachkundige Jury, die ja sehr weit und sehr vielfältig besetzt war, eine gute, sachgerechte und richtige Entscheidung getroffen hat. Wir haben ein unerwartetes Ergebnis, vielleicht. Aber dieses unerwartete Neue ist auch immer eine große Chance, einen echten Schritt in der Gestaltung und neuen Sichtweise zu gehen, sich auf neue Dinge einzulassen, mutig und zuversichtlich zu sein – dass sich die Stadt mit so einem Schlüsselprojekt auch ein Stück weit weiterentwickeln wird.“
Skandinavisches Design aus Dänemark überzeugt
Stefan Wenzl, der sich mit 14 weiteren Preisrichterinnen und Preisrichtern für diesen Entwurf aussprach, betont den besonderen Ansatz der Architekten aus Kopenhagen: „Es ist ein Entwurf, der dieses Hanseatische, Nordisch-Skandinavische, diesen ganz besonderen Flair atmet. Und da sind – das muss man einfach auch als deutscher Architekt zugeben – die Dänen, aber auch die Schweden und Norweger einfach spitze. Man merkt: In Dänemark ist ein ganz großes Gespür für Design, für Gestaltung. Schauen Sie sich die Möbel an. Da sind wir am Niederknien, wenn wir an Dänemark denken. Und das setzt sich bis heute in der Architektur fort.“
Alle, die sich für das künftige Archäologische Landesmuseum im Rostocker Christinenhafen interessieren, können sich übrigens selbst ein Bild von den Entwürfen machen: Ab 22. Februar sollen alle Beiträge des internationalen Architektenwettbewerbs im Rathaus der Hansestadt zu sehen sein.