Sturmtief „Zeynep“ kündigt sich an: Orkanböen in MV erwartet
18. Februar 2022Mit „Zeynep“ kündigt sich bereits der dritte schwere Wintersturm in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern an. Er könnte sogar noch um Einiges stärker werden. Der Deutsche Wetterdienst hat eine amtliche Unwetterwarnung vor Orkanböen herausgegeben.
Sturmtief „Ylenia“ ist kaum über Mecklenburg-Vorpommern abgeklungen, da rückt schon der nächste schwere Wintersturm aus Westen heran. Das Orkantief soll Mecklenburg-Vorpommern am Freitagabend erreichen. Laut Meteorologen könnte „Zeynep“ ähnlich oder sogar noch heftiger stürmen als zuvor „Ylenia“ und Ende Januar „Nadia“. Und noch ein Unterschied: Während vor allem „Ylenia“ relativ lange über das Land blies, zieht „Zeynep“ laut Meteorologen als sogenannter Schnellläufer vergleichsweise zügig gen Osten.
Orkanböen um 130 km/h im Binnenland von MV und an der Ostseeküste
Der Deutsche Wetterdienst hat am Donnerstagabend eine amtliche Unwetterwarnung vor Orkanböen herausgegeben. Sie gilt für Mecklenburg-Vorpommern von Freitag 18 Uhr bis Sonnabendmorgen 6 Uhr. In dieser Zeit sollten Menschen sich von Gebäuden, Bäumen, Gerüsten und Hochspannungsleitungen fernhalten. Der Aufenthalt im Freien sollte möglichst vermieden werden. Auch Meteorologe Uwe Ulbrich vom NDR Wetterstudio auf Hiddensee warnt: „Die Luftdruckgegensätze vor allem über Mecklenburg-Vorpommern sind heftig.“
Sturm-Höhepunkt am frühen Sonnabendmorgen
Er sagt, besonders die zweite Nachthälfte zum Sonnabend könnte „richtig heftig“ werden. „Das wird der Höhepunkt sein.“ Ulbrich hält Böen der Stärke 11 bis 12 auch im Binnenland für möglich. „Zeynep“ ziehe über den Öresund und Schweden nach Osten. „Wir sind in der Südflanke und kommen dann praktisch in den Sektor, der die höchste Windgeschwindigkeit bringt.“ Der Regen werde in der zweiten Nachthälfte bei Windstärke 12 „wahrscheinlich waagerecht“ kommen. Ulbrichs Kollege, der Meteorologe Stefan Kreibohm, hatte zuvor auf Instagram von einem Sturm gesprochen, wie es ihn seit Jahren nicht mehr im Nordosten gegeben habe.
Einschränkungen im Bahn- und Fährverkehr
Wegen erwarteter Sturmböen bis zu 160 km/h stellt die Deutsche Bahn in Mecklenburg-Vorpommern ab etwa 17 Uhr den Zugverkehr auf allen Linien ein. Das teilte das Unternehmen am Nachmittag mit. In den anderen Nordländern werde der Fern- und Regionalverkehr bis zum Abend ausgedünnt. In Mecklenburg-Vorpommern sind einige Linien schon vor 17 Uhr von Ausfällen betroffen. Derzeit fahren ohnehin schon keine ICEs und ICs in Richtung Ostseeküste mehr. Wer seine Reise verschieben kann, sollte dies tun. Welche Züge fallen aus? Die Fährreederei Scandlines stellt Fahrten zwischen Rostock und dem dänischen Gedser ein. Wie das Unternehmen mitteilte, verlässt am Freitag um 15.45 Uhr die letzte Fähre Rostock. Alle weiteren Abfahrten entfallen. Frühestens am Sonnabend um 11.15 Uhr soll die Verbindung von Rostock aus wieder aufgenommen werden. Auch andere Fähren stellen den Betrieb ein.
„Kleiner Krisenstab“ in Nordwestmecklenburg
Der Landkreis Nordwestmecklenburg stellte für die kommende Nach einen „kleinen Krisenstab“ auf. Der Deutsche Wetterdienst hatte die Windprognosen für den Zeitraum von 18 Uhr am Freitagabend und vier Uhr am Sonnabendmorgen noch einmal verschärft. Es könne Orkanböen von bis zu 140 Stundenkilometern geben. Nordwestmecklenburgs Landrat Tilo Schomann (CDU) sagte: „Vor Windgeschwindigkeiten dieser Stärke und einem Unwetter in diesem Ausmaß wird sehr selten gewarnt.“ Das Gremium besteht aus Mitarbeitern des Katastrophenschutzes, die die Lage zunächst im Blick behalten. Sollte die Lage es erfordern könne der Krisenstab auch schnell erweitert werden, heißt es vom Landkreis
Feuerwehren bereiten sich auf Einsätze vor
Die Feuerwehren im Land haben im Vorfeld ihre Ausrüstungen geprüft. Die Berufsfeuerwehr in Greifswald hat zum Beispiel Kettensägen, Absperrmaterial und Stromerzeuger bereitgelegt. Auch bei den freiwilligen Feuerwehren sind die Mitglieder auf mögliche Einsätze am Abend und in der Nacht hingewiesen worden. Die Leitstellen rechnen in diesem Zeitraum mit einsatzreichen Stunden. Der Stromversorgerer Wemag bereitet sich nach den Stromausfällen bei den letzten beiden Sturmtiefs ebenfalls erneut auf Ausfälle vor und hat Reparaturteams bereitgestellt.
Meteorologe rechnet mit größeren Schäden
Auch Ulbrich rechnet mit größeren Schäden als beim Sturmtief „Ylenia“ – insbesondere durch umstürzende Bäume. Denn der Boden sei sehr aufgeweicht und „die Bäume finden nicht mehr richtig Halt.“ Nach seinen Angaben wird der neue Sturm Sonnabendvormittag allmählich abflauen. Aber es könne noch den gesamten Tag über stürmisch bleiben.