Immunschutz gegen Corona Was am Novavax-Impfstoff anders ist
24. Februar 2022Mit dem Novavax-Impfstoff kommt heute der fünfte Corona-Impfstoff nach Deutschland. Was unterscheidet ihn von anderen Präparaten, wie gut wirkt er? Für wen könnte er eine Alternative sein? Antworten auf wichtige Fragen.
„Nuvaxovid“ heißt der neue Corona-Impfstoff der Firma Novavax. Als Alternative zu den bisherigen Corona-Schutzimpfungen könnte der Novavax-Impfstoff besonders für bislang ungeimpfte Menschen interessant sein, die Vorbehalte gegenüber den mRNA- und Vektor-Impfstoffen haben, auch wenn diese laut Robert Koch-Institut wirksam und der sicherste Weg zum Aufbau eines Schutzes vor Covid-19 sind.
Wie wirksam ist der neue Corona-Impfstoff?
In zwei Untersuchungen mit insgesamt über 45.000 Probanden soll er nach zwei Impfdosen die Anzahl symptomatischer Covid-19-Fälle um etwa 90 Prozent verringert haben. Allerdings zirkulierten während des Studienverlaufs besonders die Alpha- und die Beta-Variante des Coronavirus.
Laut Novavax soll der Impfstoff auch gegen andere Varianten wirken. Besonders mit einer Booster-Impfung, sechs Monate nach der zweiten Dosis, sei die Immunantwort auf die Delta- und Omikron-Variante vergleichbar zu den Ergebnissen der beiden früheren Untersuchungen. Das Paul Ehrlich-Institut merkt an, dass derzeit nur begrenzte Daten über die Wirksamkeit gegen Omikron und anderen bedenkliche Varianten vorliegen.
Wann wird er verfügbar sein?
Laut Bundesgesundheitsministerium wird eine erste Teillieferung von 1,4 Millionen Nuvaxovid-Impfdosen in der Woche des 21. Februar 2022 erwartet. Insgesamt soll Deutschland für das Jahr 2022 bis zu 34 Millionen Impfdosen bei Novavax bestellt haben.
Diese Woche erhält Deutschland die erste Lieferung des proteinbasierten Corona-Impfstoffs Novavax
Zum Vergleich: Laut dem Deutschen Bundestag wurden von BioNTech/Pfizer bis Dezember 2021 rund 287,3 Millionen Impfdosen bestellt, von Moderna rund 120,3 Millionen, von AstraZeneca rund 56,3 Millionen und von Johnson&Johnson rund 55 Millionen Dosen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt den Novavax-Impfstoff derzeit für Personen ab 18 Jahren. Für eine Grundimmunisierung sollen zwei Impfungen im Abstand von mindestens drei Wochen erfolgen. Von der Empfehlung ausgenommen sind Schwangere und Stillende.
Wer soll bei der Vergabe priorisiert werden?
Nach einem Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz vom 20. Januar 2022 sollen den Impfstoff priorisiert bisher nicht geimpfte Beschäftigte erhalten, für die ab Mitte März die einrichtungsbezogene Impfpflicht gilt. Die Herausforderung bestehe – wie zu Beginn der Impfkampagne im Dezember 2020 – darin, dass zunächst nur sehr begrenzte Mengen des Impfstoffs Novavax zur Verfügung stehen werden, sagt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).
Wirkt der Impfstoff auch bei Kindern und Jugendlichen?
Laut einer Mitteilung von Novavax war die Wirkung des Impfstoffs bei einer Untersuchung mit Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren vergleichbar zu der bei Erwachsenen. Gegen die Delta-Variante zeigte die Impfung eine Wirksamkeit von 82 Prozent. Dabei war die Immunreaktion bei Jugendlichen gegen alle untersuchten Varianten etwa zwei bis drei Mal höher als bei Erwachsenen. Zudem war der Impfstoff gut verträglich.
Mit weiteren Daten plant Novavax noch bis Ende März eine globale Zulassung des Corona-Impfstoffs für 12- bis 17-Jährige zu beantragen.
Wie funktioniert er im Vergleich zu mRNA- und Vektor-Impfstoffen?
Der Impfstoff mit dem Handelsnamen „Nuvaxovid“ ist ein rekombinanter Proteinimpfstoff. „Rekombinant“ bedeutet, dass die enthaltenen Proteine in gentechnisch veränderten Zellkulturen hergestellt wurden. In diesem Fall handelt es sich um das Spike-Protein von SARS-CoV-2, welches das Virus nutzt, um in die Zellen zu gelangen.
Wie schon die bisher verfügbaren Corona-Schutzimpfungen soll der Körper mit seiner Immunantwort also auch beim Novavax-Impfstoff auf das Spike-Protein reagieren. Anders als bei mRNA- und Vektor-Impfstoffen ist im Proteinimpfstoff jedoch kein Bauplan enthalten, damit der Körper das Spike-Protein selbst herstellt, sondern das fertige Protein in Form von Nanopartikeln.
Für eine starke und langanhaltende Immunantwort braucht der Novavax-Impfstoff einen Wirkverstärker, auch Adjuvans genannt. Bei der Novavax-Impfung basiert der Wirkverstärker auf Saponinen, die zusammen mit Lipiden aus dem chilenischen Seifenrindenbaum gewonnen werden. Saponine sind Bitterstoffe, die zum Beispiel für die Schaumbildung auf Bier oder bei der Verwendung von Shampoos sorgen.
Ist „Nuvaxovid“ ein Totimpfstoff?
Zwar handelt es sich bei dem Proteinimpfstoff von Novavax um einen Totimpfstoff, doch diese Bezeichnung ist sehr ungenau. Allgemein bedeutet das, dass ein Impfstoff keine vermehrungsfähigen Krankheitserreger, sondern abgetötete Erreger oder nur Teile von diesen enthält. Je nach Definition werden auch synthetisierte Impfstoffe, wie mRNA- und Vektor-Impfstoffe dazugezählt, die auch keine lebenden Erreger enthalten. So bezeichnet das Robert Koch-Institut neben dem Proteinimpfstoff von Novavax alle bisher verfügbaren Corona-Impfungen als Totimpfstoffe.
Wie gut schützt die Novavax-Impfung vor Omikron?
Omikron hat in Deutschland andere Virusvarianten, wie die Delta-Variante, fast vollständig verdrängt. Das Robert Koch-Institut bezeichnet die Omikron-Variante als seit Anfang 2022 klar dominierende Virusvariante.
Novavax zufolge konnte, wie bei den anderen getesteten Virusvarianten, auch eine starke Immunreaktion gegen die Omikron-Variante gezeigt werden. Nach zwei Impfdosen ist die Reaktion jedoch noch vergleichsweise gering. Nach einer dritten Impfung mit einem Abstand von sechs Monaten erhöhte sich der Schutz gegen Omikron signifikant. Ein Omikron-spezifischer Impfstoff ist laut Novavax bereits in der Entwicklung. Die klinischen Studien sollen noch bis Ende März 2022 beginnen.
Was ist bisher über Nebenwirkungen bekannt?
Bei zwei klinischen Untersuchungen traten nach der Impfung mit dem Novavax-Impfstoff überwiegend milde bis moderate und vorrübergehende Nebenwirkungen auf, generell öfter nach der zweiten Dosis. Häufig berichtet wurde von einer lokalen Empfindlichkeit und Schmerzen an der Einstichstelle. Auch Kopf- und Muskelschmerzen, ein allgemeines Krankheitsgefühl und Müdigkeit traten vermehrt auf.
Sicherheitsbedenken hinsichtlich schwerer unerwünschter Wirkungen wurden in den Zulassungsstudien laut STIKO nicht festgestellt. Die Datenlage zu „Nuvaxovid“ ist noch limitiert, wie die STIKO anmerkt.