Kämpfe am ehemaligen AKW Russische Fallschirmjäger in Tschernobyl

Kämpfe am ehemaligen AKW Russische Fallschirmjäger in Tschernobyl

25. Februar 2022 Aus Von ...Susanne Kimmpert
Stand: 25.02.2022 13:10 Uhr

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums haben Fallschirmjäger das frühere Atomkraftwerk Tschernobyl gesichert. Während Russland betont, dass die radioaktiven Werte normal seien, meldet die Ukraine erhöhte Strahlung.

Nach der Eroberung des früheren Atomkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine sichern russische Fallschirmjäger das Gelände. Auch Spezialisten eines ukrainischen Wachbataillons seien nach Absprache weiter im Einsatz, sagte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums. Es gebe keine Auffälligkeiten, die radioaktiven Werte seien normal, sagte er.

Hingegen teilte die zuständige ukrainische Behörde mit, sie messe deutlich erhöhte Strahlenwerte. Wegen der Lage und der Kämpfe sei es aber unmöglich, eine Begründung für diesen Anstieg zu erkennen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) äußerte sich zunächst nicht. Russische Truppen hatten die Sperrzone um die 1986 havarierte Anlage im Norden der Ukraine am Donnerstag erobert.

Ein Schutzbau bedeckt den früheren Reaktor im Kernkraftwerk Tschernobyl (Archivbild) | dpa

25.02.2022

Kämpfe am AKW Tschernobyl „Unrechtmäßige und gefährliche Geiselnahme“

Auch nach den Kämpfen am ehemaligen AKW Tschernobyl bleibt die Sorge groß.

„Gefahr hängt vom Beschuss ab“

„Solange kein Gebäude beschädigt ist, ist es noch kein Problem“, sagte Nuklear-Experte Michael Sailer im Interview mit tagesschau24. Erst wenn die Brennelemente in den Lagern massiv zerstört werden würden, dann würde es eine massive Freisetzung radioaktiver Strahlung geben. Es hänge somit vom Beschuss ab, wie groß die Gefahr werden könne, sagte Sailer.

"Wenn Tschernobyl ohne Kontrolle ist, dann werden Brennelemente nicht gekühlt", Michael Sailer, Nuklear-Experte

3 Min

„Wenn Tschernobyl ohne Kontrolle ist, dann werden Brennelemente nicht gekühlt“, Michael Sailer, Nuklear-Experte

tagesschau 10:30 Uhr, 25.2.2022

Wegen der Kämpfe um Tschernobyl berief die tschechische Atombehörde vorsichtshalber einen Krisenstab ein. Bisher seien alle Radioaktivitätsmesswerte im normalen Bereich, teilte ein Sprecher der Behörde SJUB in Prag mit. Die Experten rechnen derzeit nicht mit einer Gefährdung weiter entfernter Gebiete. Eine Aufwirbelung radioaktiver Stoffe sei zwar denkbar, eine ernsthafte Kontamination mit Radionukliden außerhalb der 30-Kilometer-Sperrzone aber unwahrscheinlich.

Die Luftaufnahme zeigt eine New Safe Confinement (NSC)-Struktur über dem alten Sarkophag, der den beschädigten vierten Reaktor im Kernkraftwerk Tschernobyl abdeckt. (Archivbild: 03.04.2021) | REUTERS

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Angriff auf Ukraine AKW Tschernobyl unter russischer Kontrolle

Der ukrainische Präsident Selenskyj bat die internationale Gemeinschaft um entschiedene Unterstützung.

USA und IAEA zeigen sich besorgt

Die Vereinigten Staaten hatten sich besorgt zur Eroberung des ehemaligen Atomkraftwerks durch das russische Militär geäußert. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, erklärte: „Diese unrechtmäßige und gefährliche Geiselnahme, die routinemäßige Arbeiten zum Erhalt und zur Sicherheit der Atommüll-Einrichtungen aussetzen könnte, ist unglaublich alarmierend und sehr besorgniserregend.“

Auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) reagierte alarmiert. Wegen der potenziellen Unfallgefahr verfolge sie die Situation in der Ukraine mit großer Sorge, erklärte die UN-Organisation. Sie forderte von allen Beteiligten ein Höchstmaß an Zurückhaltung. Eine ungesicherte Atomanlage berge große Gefahr.

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In Tschernobyl war es am 26. April 1986 zu einer der schlimmsten Katastrophen bei der zivilen Nutzung der Kernenergie kommen. Aufgrund der damaligen Witterungsverhältnisse zählte die frühere Tschechoslowakei zu den am stärksten betroffenen Gebieten. Bis heute sind zum Beispiel Wildschweine aus dem Böhmerwald (Sumava) und viele in der Natur gesammelte Pilze leicht radioaktiv belastet. Es gelten entsprechende Grenzwerte.