Vorpommernbrücke in Rostock hängt 16 Zentimeter durch
12. November 2020Erst vor wenigen Jahren ist die Sanierung der Vorpommernbrücke in Rostock abgeschlossen worden. Nun sind erneut Verformungen festgestellt worden. Es drohen lange Bauarbeiten.
Die L22 in Rostock gilt als eine der meistbefahrensten Straßen Mecklenburg-Vorpommerns und als wichtigste Ost-West-Achse in der Hansestadt. Täglich rollen knapp 50.000 Fahrzeuge auf der Vorpommernbrücke über die Warnow. Die Brücke ist nach neuesten Erkenntnissen marode – und das, obwohl sie erst vor einigen Jahren instand gesetzt wurde.
Brücke hängt 16 Zentimeter durch
Die insgesamt 145 Meter lange Brücke, eine der zwei zentralen Verbindungen in Richtung Osten, biege sich in der Mitte um etwa 16 Zentimeter durch, sagte ein Stadtsprecher am Donnerstag. Wenn die Brücke noch zweieinhalb Zentimeter weiter durchhänge, müsse sie gesperrt werden, hieß es weiter. Der Ersatzneubau für die Brücke müsse eher kommen als geplant. Das wirke sich auf die Stadtfinanzen aus.
In den 1980er-Jahren gebaut – offenbar mit Mängeln
Die Brücke war ursprünglich von 1983 bis 1986 gebaut worden. Sie wurde als Provisorium und Ersatzbau für die daneben stehende Hebebrücke gebaut. Das musste relativ schnell gehen. Es sollen Sperrschichten aus Teer gefehlt haben und auch die Qualität des verwendeten Betons soll Mängel aufgewiesen haben. Seit ihrer Eröffnung ist die Vorpommernbrücke für Schwerlastransporte nicht befahrbar. Die knapp 100 Jahre alte Hebebrücke daneben aber schon – und das bis heute. Die Vorpommernbrücke war bereits 1998 mit zusätzlichen Tragelementen verstärkt worden. Zwischen 2010 und 2013 wurden Teile des Bauwerkes schließlich turnusmäßig instandgesetzt, um die weitere Nutzung zu gewährleisten.
Verschiedene Möglichkeiten werden geprüft
Derzeit gibt es verschiedenen Überlegungen, wie es weitergehen soll. An verschiedenen Stellen könnte ein Neubau entstehen, die Brücke könnte mit enormen Aufwand saniert werden, es könnte auch eine Stützbrücke unter der eigentlichen Brücke errichtet werden. Zudem gibt es Überlegungen, eine Pontonbrücke als Übergangslösung zu installieren. Was genau in den nächsten Monaten und Jahren passiert und wie teuer das wird, ist allerdings noch unklar.
Restnutzungsdauer soll verlängert werden
Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) zeigte in der jüngsten Bürgerschaftssitzung lapidar die Alternative auf: „Ich würde mir sehr wünschen, dass wir eine Lösung da unten brauchen und das die Lösung nicht heißt: Wochenmarkt auf der L22, weil da sowieso keiner lang fährt.“ Madsen hofft auf Unterstützung der Landesregierung. Das Tiefbauamt will nun zunächst Pläne zur Verlängerung der Restnutzungsdauer der Brücke und zu einem Neubau entwickeln, um den Verkehr auf der viel befahrenen Landesstraße 22 möglichst ohne Einschränkungen aufrechterhalten zu können. „Grundsätzlich ist jedoch ein Ersatzneubau erforderlich“, hieß es von der Stadt.