Vielversprechende Studie: Corona-Immunität könnte besser schützen als gedacht

13. November 2020 Aus Von mvp-web
Macht eine durchgemachte Corona-Infektion tatsächlich immun gegen eine erneute Ansteckung? Darüber herrscht in der Wissenschaft noch immer große Unsicherheit. Eine neue Studie bestätigt jetzt diese Annahme. Das macht auch für die Impfstoff-Entwicklung Mut.

Bisher war unklar, ob eine überstandene Sars-CoV-2-Infektion beziehungsweise eine Covid-19-Erkrankung zu einem anhaltenden immunologischen Gedächtnis führt und dies vor einer erneuten Infektion schützen kann. So hatten mehrere Studien gezeigt, dass Corona-spezifische Antikörper bei vielen Menschen mit überstandener Erkrankung nur über wenige Monate nachweisbar sind und daher möglicherweise auch nur einen zeitlich sehr begrenzten Schutz vor einer erneuten Infektion bieten können.

Ein Forscherteam des Universitätsklinikums Freiburg konnte jetzt jedoch zeigen: Nach durchgemachter Sars-CoV-2-Infektion werden Immunzellen gebildet, die im Körper erhalten bleiben und bei einer erneuten Infektion eine schnelle Immunantwort vermitteln könnten. Die Freiburger Studie veröffentlichten die Mediziner jetzt in der Online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift “Nature Medicine”.

Immunität: “Wir sind zuversichtlich”

“Diese sogenannten Gedächtnis-T-Zellen sehen nach einer Sars-CoV-2-Infektion ähnlich aus wie Gedächtnis-T-Zellen nach einer echten Grippe. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass bei der Mehrheit der Menschen nach überstandener Sars-CoV-2-Infektion ein gewisser Schutz vor einer erneuten Covid-19-Erkrankung besteht”, erklärt Studienleiterin Maike Hofmann.

Das macht auch für die Wirksamkeit der gerade entwickelten Impfstoffe Mut, sagen die Wissenschaftler. “Unsere Ergebnisse legen nahe, dass nach einer Infektion eine Immunität gegen Sars-CoV-2 erreicht werden kann”, sagt Christoph Neumann-Haefelin, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. Ähnliches könnte deshalb auch für Impfstoffe gelten.

Diskussion um Sars-CoV-2-Immunität dauert bereits Monate an

In der Vergangenheit waren Wissenschaftler immer wieder zu unterschiedlichen Ergebnissen in Bezug auf die Immunität nach einer Sars-CoV-2-Infektion gekommen. In einer im Fachblatt „Nature“ veröffentlichten Studie etwa stellten chinesische Forscher im Juni eine eher pessimistische Diagnose, nach der 40 Prozent der asymptomatischen Virusträger nur drei Monate nach ihrer Infektion keinerlei nachweisbare Antikörper mehr im Blut aufwiesen. Ob Infizierte nach der Infektion immun gegen eine erneute Ansteckung sind, hielten sie deshalb für fraglich.

Und auch laut einer Studie des King’s College in London, die einen Monat später auf dem Preprint-Server „medRxiv“ veröffentlicht wurde, nahm die Antikörperkonzentration im Blut von 90 untersuchten Patienten schnell wieder ab. Zwar konnten die Wissenschaftler auch nach leichten Verläufen noch Antikörper feststellen. Allerdings wiesen nach drei Monaten nur noch 16,7 Prozent der Blutproben hohe Antikörper-Konzentrationen auf. Bei mehreren Patienten fanden sie nach drei Monaten überhaupt keine Antikörper mehr. Die oft vermutete Immunität stellte auch diese Befund in Frage.