Ministerin Martin zahlt Brodkorb zum Abschied üppige Abfindung
8. März 2022Zum Abschied gibt es noch mal Nachschlag aus der Landeskasse: Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD) zahlt ihrem Parteifreund und Ex-Kabinettskollegen Mathias Brodkorb eine hohe Abfindung. Etwas mehr als 110.000 Euro bekommt der 45-Jährige für die vorzeitige Vertragsauflösung als Aufsichtsratschef der Universitätsmedizinen in Rostock und Greifswald.
Brodkorb geht mit einem ganzen Jahresgehalt nach Hause – auf diese Summe haben sich die beiden Sozialdemokraten und ehemaligen Ministerkollegen geeinigt. Brodkorb stand eigentlich noch bis Ende 2024 unter Vertrag. Aber wegen der Krise der Unimedizin Rostock und den Vorwürfen des Missmanagements muss er früher gehen. Zu den tatsächlichen Gründen wollte sich Martin auf einer eilig anberaumten Pressekonferenz nicht äußern. Sie formulierte lediglich einen schmalen Dank „für seine Arbeit in schwieriger Zeit“.
Schweigen zu den Gründen für die Vertragsauflösung
In einer ersten Erklärung am späten Montagabend hatte Martin noch komplett auf eine Erwähnung Brodkorbs verzichtet. Der Frust über Brodkorb muss groß sein. Auch auf mehrfache Nachfrage zu den Beweggründen wich die Ministerin aus. Martin meinte lediglich, sie sei schon länger mit Brodkorb über eine einvernehmliche Auflösung des Vertrags einig gewesen. Es gehe um eine personelle Neuaufstellung der Universitätsmedizinen, sagte sie.
Untersuchungsausschuss nimmt Arbeit auf
Martins Personalentscheidung erfolgt nur einen Tag vor der geplanten Einsetzung eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Den wollen CDU, Grüne und FDP am Mittwoch im Landtag beantragen. In dem Ausschuss geht es auch um Martins Anteil an der Misere der Rostocker Unimedizin. Schon im Spätsommer hatte die CDU den Rücktritt Martins gefordert. Die Ministerin erklärte jetzt, ihre Personalentscheidung habe nichts mit dem Untersuchungsausschuss zu tun. „Herr Brodkorb ist kein Bauernopfer“, sagte Martin.
CDU: Hat die Ministerin ihren „Laden noch im Griff“?
Die Opposition sieht das anders. CDU-Fraktionschef Franz-Robert Liskow erklärte, Brodkorb habe immer im Auftrag der Ministerin gehandelt, Martin sei mit der Aufgabe offenbar überfordert. „Da muss man hinterfragen, ob die Ministerin den Laden noch im Griff hat. Und das werden wir im Untersuchungsausschuss aufarbeiten.“ Für Martin dürfte die Sache also noch längst nicht ausgestanden sein.
Schweisfurth gilt als Experte
Für Brodkorbs Nachfolger, Ex-Rechnungshof Präsident Tilmann Schweisfurth, beginnt sie gerade. Der 62-Jährige ist ausgewiesener Experte in Sachen Krankenhaus-Finanzen, er hatte Beraterverträge mit beiden Universitäts-Kliniken und ist mit der Lage vertraut. Beispielsweise weiß er um die Probleme bei den Neubauten in Rostock. Schweisfurth sagte, es gehe ihm um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Kooperation und Wertschätzung
„Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, die Universitäts-Medizinen aus den Turbulenzen zu führen“, sagte er neben seiner neuen Chefin Martin. Er lege Wert auf Kooperation und Wertschätzung. Eigenschaften, die seinem Vorgänger Brodkorb abgesprochen wurden. Schweisfurth meinte auch, er wolle sich nicht in das operative Geschäft einmischen, das sei Aufgabe des Vorstandes. Er kontrolliere. Eine seiner ersten Aufgaben dürfte es sein, einen neuen Chef für die Uni-Klinik in Rostock zu finden. Seit dem Zerwürfnis zwischen Brodkorb und dem langjährigen Vorstandschef Prof. Christian Schmidt wird der Posten nur kommissarisch geleitet.