Bioinformatiker Kaderali warnt vor Corona-Folgen für Ältere
10. März 2022Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen wieder. Spitzenreiter dabei: Mecklenburg-Vorpommern. Der Bioinformatiker und Corona-Experte Lars Kaderali schlägt Alarm.
In Mecklenburg-Vorpommern könnten sich künftig wieder mehr ältere Menschen mit dem Coronavirus anstecken, befürchtet Kaderali. Insbesondere bei den Über-80-Jährigen sei die Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zu anderen Altersgruppen seit Jahresbeginn deutlich gestiegen. Das beunruhige ihn. Das sei die Klientel, die ein hohes Risiko habe, auf den Intensivstationen zu landen.
Schlimmstenfalls soll die Notbremse gezogen werden
Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) empfiehlt deshalb auch die insgesamt vierte Impfung: „Deswegen sind wir im Moment mit einer zweiten Booster-Impfung in den Pflegeheimen unterwegs und ich bitte alle, die Vorerkrankungen haben, auch diese zweite Impfung ernst zu nehmen.“ Vor dem Hintergrund steigender Zahlen sagte Drese: „Wir haben ja gesagt wir gehen erstmal einige Schritte und gucken, wie sich das Ganze entwickelt.“ Schlimmstenfalls müsse die Notbremse gezogen werden, was keine weiteren Lockerungen bedeuten würde.
Normalstationen der Krankenhäuser voll ausgelastet
Die hohen Corona-Infektionszahlen machen sich Laut Kaderali auch mit Wucht in den Kliniken bemerkbar: „Wir sind in allen Krankenhaus-Clustern des Landes bei den Normalstationen voll ausgelastet. Die Situation ist angespannt“, sagte der Greifswalder Wissenschaftler. Zudem gebe es Probleme durch viele Personalausfälle. Die Situation auf den Intensivstationen sei zwar noch nicht so angespannt, die weitere Entwicklung sei dort aber schwer abzuschätzen.
Neue Welle aufgrund von Subtyp und Lockerungen
Kaderali geht davon aus, dass sich Deutschland bereits in einer neuen, der sechsten, Corona-Welle befindet. Das liege vor allem daran, dass der Omikron-Subtyp BA.2 noch infektiöser sei als die ursprüngliche Variante, sagte er. Hinzu kämen die Lockerungen der Corona-Maßnahmen. In Kombination führe beides zu den steigenden Fallzahlen. In Hinblick auf das weithin erwartete Abflachen der Infektionskurve im Sommer sagte er: „Wahrscheinlich wird der saisonale Effekt nicht ausreichen um die Inzidenz auf 0 runterzubringen.“
Subtyp setzt neuen Anstieg auf vorherigen Welle
Im Bundesländervergleich ist Mecklenburg-Vorpommern seit dem Wochenende bei der Sieben-Tage-Inzidenz an der Spitze: Sie liegt inzwischen fast 2.000. Kaderali macht dafür auch den Subtyp BA.2 verantwortlich. „Nach der ersten Omikron-Welle gab es einen bundesweiten Rückgang der Corona-Zahlen. Den hatten wir in Mecklenburg-Vorpommern aber nie. Das führt dazu, dass der erneute Anstieg auf den Peak der vorherigen Welle aufsetzt“, sagte er.