Zahlen auf Rekordhoch: Dänen erklären Corona für beendet – jetzt melden sie so viele Tote wie noch nie

Zahlen auf Rekordhoch: Dänen erklären Corona für beendet – jetzt melden sie so viele Tote wie noch nie

12. März 2022 Aus Von mvp-web

Nachdem Dänemark im Februar als erstes europäisches Land den Freedom Day ausgerufen hat, sind die Zahlen bei den Neuinfektionen gesunken. Bei den Todeszahlen zeigt sich jedoch ein gegenläufiger Trend: Sie sind so hoch wie noch nie in der Pandemie.

„Wir sagen Auf Wiedersehen zu Einschränkungen und Hallo zu dem Leben, das wir vor Corona kannten“ – mit diesem Satz rief Regierungschefin Mette Frederiksen am 1. Februar Dänemarks Freedom Day aus. Seitdem gelten dort kaum noch Beschränkungen. Weder werden Impfnachweise kontrolliert, noch müssen die Dänen standardmäßig noch Masken tragen. Und das, obwohl die Infektionszahlen seit Anfang des Jahres stark anstiegen. Der Kurs der Dänen stand deshalb zunächst in der Kritik – schien den Dänen allerdings bislang nicht auf die Füße zu fallen.

Dänemark hat Pandemie für beendet erklärt

Denn den Rekordwert bei den Neuinfektionen verzeichnete Dänemark am 2. Februar – also nur einen Tag nach dem Freedom Day. Seitdem sind die Zahlen gesunken.

Erklären lässt sich diese Tatsache zum einen mit der relativ hohen Impfquote. Mehr als 81 Prozent der Dänen sind zweifach geimpft, mehr als 60 Prozent zudem geboostert. Zum anderen gehen Experten davon aus, dass auch die generelle Immunität in der Bevölkerung recht hoch ist durch viele durchgemachte Infektionen.

Todesfälle in Dänemark auf neuem Rekordhoch

Doch während die Zahl der täglichen Neuinfektionen seit dem Freedom Day nach und nach sinkt, steigen gerade die Todesfälle rapide an. So melden die Dänischen Gesundheitsbehörden am 9. März mit 60 Corona-Toten einen neuen Rekordwert.

Auch die Zahl der Menschen, die mit Covid-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden müssen, nahm in den vergangenen Monaten stetig zu und sank erst unlängst leicht. Behandelt werden aktuell 1603 Corona-Patienten, 29 davon auf den Intensivstationen und damit zwei mehr als am Vortag.

Warum steigen die Todeszahlen in Dänemark?

Die Entwicklung der Todesfälle in Dänemark scheint paradox: Zwar zeigen sich Folgen der Neuinfektionszahlen in der Regel rund zwei Wochen versetzt. Der Abstand zum Freedom Day und dem Infektionspeak ist allerdings deutlich länger. Die dänischen Behörden besorgen die steigenden Zahlen bei den Todesfällen dennoch bisher nicht. Sie führen den Anstieg auf etwas anderes zurück: Sie zählen anders als bisher.

Wie die Gesundheitsbehörden in einer Stellungnahme erklären, habe sich durch Omikron einerseits die Verbreitung und andererseits die Morbidität der Covid-Erkrankung verändert. Demnach sei nicht die Zahl derer angestiegen, die ihrer Covid-Erkrankung erliegen. „Die Omikron-Variante hat zu einem steigenden Anteil von Todesfällen ‚mit‘ Covid-19 im Vergleich zu Todesfällen geführt, die ‚aufgrund“ von Covid-19 aufgetreten sind“, heißt es stattdessen in der Stellungnahme.

So zählten die Behörden inzwischen alle solche als Corona-Todesfälle, bei denen innerhalb 30 Tagen vor dem Todesdatum ein positiver PCR-Nachweis vorgelegen habe. Demnach fließen aktuell also auch jene Todesfälle mit in die Statistik ein, bei denen Covid nicht die Hauptursache war.

Zu Beginn der Omikron-Welle gab das Infektionsgeschehen in Dänemark oft eine Vorschau für die spätere Entwicklung in Deutschland. Mittlerweile unterscheiden sich die Pandemieverläufe allerdings deutlich. Ob die Todeszahlen in Deutschland ebenfalls noch einmal ansteigen werden, lässt sich bislang nicht sicher sagen.

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Unklar, ob Todeszahlen auch in Deutschland steigen

Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland bewegt sich jedoch weiterhin auf einem sehr hohen Niveau – das RKI meldet am Freitag den neunten Tag in Folge steigende Fallzahlen. Am Donnerstag waren es erstmals über 250.000 Neuinfektionen binnen eines Tages.

Einige Experten kritisieren deshalb die frühen Öffnungen in Deutschland. „Als die Zahlen sanken, hatten wir kurz das Gefühl, wir hätten Omikron besiegt“, sagte etwa Virologe Martin Stürmer FOCUS Online. Daraufhin seien die Lockerungen umgesetzt worden. Allerdings hätten wir dabei zwei Punkte übersehen:

  • Einerseits, dass die Fallzahlen zwar gefallen sind, aber immer noch auf einem extrem hohen Niveau waren
  • Andererseits, dass sich mit BA.2 eine Omikron-Variante breit macht, die sich noch besser verbreiten kann als der ursprüngliche Omikron-Stamm.

„Durch diese Lockerungen haben wir BA.2 die Tür geöffnet“, so Stürmer.