So schlägt die Inflation zu – Strom, Gas, Lebensmittel: Ihr Leben wird dieses Jahr Tausende Euro teurer
15. März 2022Der Durchschnittsdeutsche wird 2022 deutlich tiefer ins Portemonnaie greifen müssen, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Allen voran die Energiepreise treiben schon den ganzen Winter die Inflation nach oben. In diesem Zuge wird alles teurer, denn Benzin, Gas und Strom werden für die Herstellung fast aller anderen Produkte und deren Transport benötigt. Wir haben einmal ausgerechnet, wie stark sich das bei Ihnen bemerkbar machen wird. Dazu haben wir die typischen Ausgaben- und Verbrauchsstrukturen von drei beispielhaften Haushalten unter die Lupe genommen: Einmal die eines Singles, einmal die eines Paares ohne Kinder im Haushalt und einmal die einer vierköpfigen Familie.
Die Konsumausgaben stammen aus den Daten des Statistischen Bundesamtes für 2021 sowie den typischen Verbrauchsmengen bei Strom und Gas von Haushalten in der jeweiligen Größe. Die Differenz zwischen den Kosten für 2021 und 2022 ergibt sich durch die genauen Daten der Preise bei Strom und Gas im Durchschnitt des vergangenen Jahres, verglichen mit den Werten von Januar 2022 und der Inflation in den jeweiligen Warengruppen von Februar 2021 bis Februar 2022.
Alle Werte sind wie gesagt nur Beispiele. Ihre individuelle Situation wird kaum dem Muster entsprechen. Wer zum Beispiel kein Auto hat, zahlt weniger drauf als Vielfahrer. Wer nicht mit Gas heizt, kommt günstiger weg und wer sich keine neuen Möbel kauft, spart gegenüber dem, der gerade eine Wohnung neu einrichten muss.
Was heißt das konkret für unsere Beispielhaushalte:
- Familien mit zwei Kindern müssen am tiefsten in die Tasche greifen. Sie zahlen 162 Euro pro Monat und 1944 Euro pro Jahr mehr.
- Paare ohne Kinder kommen auf 136 Euro pro Monat und 1632 Euro pro Jahr.
- Singles zahlen 57 Euro pro Monat und 684 Euro pro Jahr drauf.
Verkehr – bis zu 852 Euro mehr pro Jahr
Den größten Batzen verschlingt alles, was mit Verkehr zu tun hat. In dieser Kategorie schlagen vor allem die gestiegenen Benzin- und Dieselpreise zu Buche. Im Februar lagen die Ausgaben für Kraftstoffe im Schnitt um 25 Prozent über den Werten vom Jahr zuvor. Im März ging die Kurve wegen des Ukraine-Krieges aber noch einmal steiler nach oben, mittlerweile liegt die Steigerungsrate bei fast 100 Prozent.
Das schlägt sich vor allem bei Paaren und Familien nieder. Zwar fahren auch Singles Auto, sie leben aber häufiger in Großstädten und sind jünger, so dass sie häufiger Strecken mit Bus, Bahn oder Fahrrad zurücklegen. Deswegen betragen ihre Mehrkosten hier nur 25 Euro pro Monat. Familien, die besonders ihre Kinder per Auto transportieren müssen, zahlen pro Monat 71 Euro mehr. Paare ohne Kinder müssen im Schnitt 65 Euro mehr aufwenden.
Was heißt das konkret für unsere Beispielhaushalte:
- Familien mit zwei Kindern zahlen 71 Euro pro Monat mehr, das sind 852 Euro im Jahr.
- Paare ohne Kinder kommen auf 65 Euro pro Monat Mehrkosten, das sind 780 Euro jährlich.
- Singles zahlen 25 Euro pro Monat und 300 Euro pro Jahr drauf.
Lebensmittel – bis zu 360 Euro mehr pro Jahr
Die Lebensmittelpreise schossen schon im vergangenen Jahr deutlich nach oben. Corona-bedingt geringere Produktion in der globalen Landwirtschaft, Chaos auf den Weltmeeren und nicht zuletzt viele Missernten wegen Extremwetter-Katastrophen auf allen Kontinenten sorgten für ein geringeres Angebot. Das könnte dieses Jahr weitergehen, auch wegen des Ukraine-Krieges. Das überfallene Land ist eine der Kornkammern Europas, Aggressor Russland ein wichtiger Düngemittellieferant. Beide Exporte fallen dieses Jahr weitgehend aus, was die Preise treibt. Der Food Price Index der UN-Welternährungsorganisation FAO kletterte im Februar auf einen Rekord-Höchststand.
Für deutsche Haushalte bedeutet das eine Preissteigerung um etwa 5,1 Prozent. Dabei sind neben Lebensmitteln auch die vom Statistischen Bundesamt getrennt bewerteten Alkoholika und Tabakwaren eingerechnet.
Was heißt das konkret für unsere Beispielhaushalte, umgerechnet auf den typischen Konsum:
- Familien mit zwei Kindern zahlen 30 Euro pro Monat und 360 Euro pro Jahr mehr.
- Paare ohne Kinder kommen auf 23 Euro pro Monat und 276 Euro pro Jahr.
- Singles zahlen 12 Euro pro Monat und 144 Euro pro Jahr drauf.
Wohnkosten – bis zu 336 Euro mehr pro Jahr
Wenngleich Strom- und Gaspreise im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um rund 50 Prozent zugelegt haben, wirkt sich das nicht so stark auf die Lebenshaltungskosten aus wie Spritpreise. Die Stromkosten machen den größten Anteil der Mehrkosten aus. Für Single-Haushalte liegen sie bei 8 Euro mehr pro Monat, bei Paaren sind es 10 Euro und bei Familien 13 Euro. Wer eine Gasheizung besitzt, muss noch einmal zwischen 2 und 9 Euro extra je nach Wohnsituation zahlen. Außerdem steigen auch die übrigen Wohnnebenkosten, also etwa für Wasser, die Müllabfuhr, Straßenreinigung und Gebäudereinigung. Ihr Anstieg ist mit rund zwei Prozent aber gering, was im Monat zwischen 2 und 6 Euro pro Haushalt ausmacht.
Was wir nicht einberechnet haben, sind Mietsteigerungen – aus drei Gründen. Erstens sind die Nettokaltmieten in den vergangenen zwölf Monaten laut Statistischem Bundesamt kaum gestiegen, zweitens sind die regionalen Unterschiede hier sehr erheblich und drittens fallen Mietsteigerungen nur für eine Minderheit an Haushalten an – nämlich die, die gerade jetzt umziehen.
Was heißt das konkret für unsere Beispielhaushalte:
- Familien mit zwei Kindern zahlen 28 Euro pro Monat und 336 Euro pro Jahr mehr.
- Paare ohne Kinder kommen auf 19 Euro pro Monat und 228 Euro pro Jahr.
- Singles zahlen 12 Euro pro Monat und 144 Euro pro Jahr drauf.
Freizeit und Kultur – bis zu 288 Euro mehr pro Jahr
Noch fallen viele Events aus und haben Kulturlokalitäten geschlossen, doch 2022 wird definitiv mehr möglich sein als in den Vorjahren. Aber das wird nicht günstig. Schon jetzt liegen die Preise knapp fünf Prozent über dem Vorjahreswert. In dieser Kategorie werden auch Pauschalreisen berücksichtigt – und Urlaub wird wegen steigender Sprit- und Strompreise dieses Jahr nicht billiger.
Wer sich nicht zurückhält und endlich wieder mehr Freizeit genießen möchte, muss Mehrkosten von 2 Euro (Singles), 14 Euro (Paare) und 17 Euro (Familien) pro Monat einplanen.
Restaurantbesuche und Hotelbuchungen sind dabei noch nicht berücksichtigt. Sie schlagen extra mit 3, 5 und 7 Euro je nach Haushaltssituation in die Bilanz.
Was heißt das konkret für unsere Beispielhaushalte:
- Familien mit zwei Kindern zahlen 24 Euro pro Monat und 288 Euro pro Jahr mehr.
- Paare ohne Kinder kommen auf 19 Euro pro Monat und 228 Euro pro Jahr.
- Singles zahlen 5 Euro pro Monat und 60 Euro pro Jahr drauf.
Einrichtung und Elektronik – bis zu 120 Euro mehr
Ein neues Sofa, die neue Playstation, eine Waschmaschine oder einfach nur eine schöne Leselampe: All diese Produkte werden 2022 deutlich teurer. Bei Elektronik-Geräten mangelt es weiterhin an Halbleitern und Lieferkapazitäten, bei Möbeln kommen gestiegen Preise für Holz und Kunststoffe hinzu – und all diese Produkte müssen meist aus fernen asiatischen Ländern angeliefert werden. Weil es hier aber meist um seltenere Großanschaffungen geht, macht sich das im monatlichen Haushaltsbuch nicht so stark bemerkbar. Single-Haushalte zahlen hier drei Euro mehr pro Monat, Paare neun Euro und Familien zehn Euro.
Was heißt das konkret für unsere Beispielhaushalte:
- Familien mit zwei Kindern zahlen 10 Euro pro Monat und 120 Euro pro Jahr mehr.
- Paare ohne Kinder kommen auf 9 Euro pro Monat und 108 Euro pro Jahr.
- Singles zahlen 3 Euro pro Monat und 36 Euro pro Jahr drauf.
Bekleidung und Schuhe werden als einziges günstiger
Die einzige Kategorie, in der Sie vermutlich nicht draufzahlen werden, sind Kleidung und Schuhe. Allerdings sind die Angaben des Statistischen Bundesamtes hier mit Vorsicht zu genießen, darauf weisen die Statistiker auch selbst hin. Schließlich waren vor einem Jahr die meisten Einzelhandelsläden wegen Corona geschlossen, so dass die ermittelten Durchschnittspreise nicht repräsentativ sind. Trotzdem: Auch verglichen mit den repräsentativen Daten vom April 2021 sind Kleidung und Schuhe günstiger geworden. Bei gleichbleibendem Konsum würden Singles und Paare dieses Jahr 1 Euro pro Monat sparen, Familien sogar 2 Euro.
Was heißt das konkret für unsere Beispielhaushalte:
- Familien mit zwei Kindern sparen 2 Euro pro Monat und 24 Euro pro Jahr.
- Paare ohne Kinder kommen auf 1 Euro pro Monat und 12 Euro pro Jahr die sie sparen.
- Singles sparen ebenfalls 1 Euro pro Monat und 12 Euro pro Jahr drauf.
In Summe ergibt sich folgendes Bild für unsere Beispielhaushalte:
- Familien mit zwei Kindern müssen 323 Euro pro Monat und 3876 Euro pro Jahr mehr aufwenden.
- Paare ohne Kinder kommen auf 270 Euro pro Monat und 3240 Euro pro Jahr.
- Singles zahlen 113 Euro pro Monat und 1356 Euro pro Jahr drauf.