Corona-Pandemie: Was ändert das Virus für Wohnungslose?
17. März 2022Wohnungslose Menschen stehen in ihrem Alltag immer vor großen Herausforderungen. Durch die Corona-Pandemie sind noch weitere dazugekommen. Eine Rostocker Nachtunterkunft sorgt aber weiterhin für Schlafplätze.
Jeden Abend öffnet die Notunterkunft der Rostocker Stadtmission der Diakonie ihre Tore für Menschen ohne eine Übernachtungsmöglichkeit. Punkt 18 Uhr klopft es an der Tür. Die Gäste für die Nacht wollen rein.
Corona-Schnelltest vor dem Eintreten
Betreuer Tom Kuka sitzt bereits in einem Raum mit vorbereiteten Corona-Schnelltests. Denn bevor die obdachlosen Männer in die Räume können, müssen sie ein negatives Testergebnis vorzeigen. Nacheinander kommen die Gäste für den Schnelltest rein. Die anderen warten erstmal draußen.
Ist der Test positiv, werden von der Stadtmission gesonderte Unterkünfte bereitgestellt. Seit Beginn der Pandemie sei das aber nur ein Mal vorgekommen.
Aufwärmen in Geschäften oder in der Straßenbahn
Ein negatives Testergebnis müssen die Wohnungslosen im Alltag trotzdem häufig nachweisen. Können sie das nicht, bedeutet das: „Sie können halt viel weniger irgendwo rein und sich aufwärmen“, erklärt Kuka. Gerade in den Wintermonaten setzt die Kälte zu. Viele fahren dann Straßenbahn oder gehen in Geschäfte, um sich aufzuwärmen.
„Die Testzentren öffnen meistens erst um neun, bei uns müssen sie ab sieben draußen sein“, sagt er. Zwei Stunden müssen dann häufig überbrückt werden, so Kuka. Er arbeitet seit rund einem halben Jahr als Betreuer in der Unterkunft und kennt die Probleme der Männer. Zwar können sich die Gäste auch im Nachtasyl ein Testzertifikat ausfüllen lassen, das gehe aber häufig im morgendlichen Trubel unter.
„Da ist die Stimmung natürlich auch ein wenig aufgeheizter“
Am Abend müssen sie sich vor der Nachtunterkunft dann aber testen. Das kann nach einem harten Tag auch nerven, erklärt mir Gast Christopher: „Das dauert dann auch eine Weile und bei den Temperaturen macht das nicht immer Spaß. Bei dem Einen drückt die Blase. Der Andere ist einfach nur müde, weil er den ganzen Tag unterwegs war. Da ist die Stimmung natürlich auch ein wenig aufgeheizter.“
„Bringt ja auch nichts, wenn wir die Betreuer mit Corona vollseuchen“
Dass es Corona-Tests in der Nachtunterkunft gibt, finden aber alle Gäste richtig. Außerdem ist der größte Teil gegen Corona geimpft. „Bringt ja auch nichts, wenn wir die Betreuer mit Corona vollseuchen. Und die rennen nach Hause zur Familie und sowas“, erklärt Hendrik, der häufig zum Übernachten kommt.
Stammgäste in der Unterkunft
Generell gebe es laut Tom Kuka eine Art „Stammbesetzung“. Die haben dann auch einen Stammplatz im Schlafsaal mit mehreren Doppelstockbetten. Abends läuft es dann immer ähnlich:
Die Männer kommen nach dem Corona-Test in die Unterkunft und verteilen sich. Einige kochen sich was zum Essen, schauen erstmal Fern oder duschen. „Manchmal kann es auch zu kleineren Streitereien kommen“, sagt Kuka. In der Regel bleibe es aber ruhig.
Im Sommer kommen mehr Gäste
Jede Nacht kommen durchschnittlich 15 bis 20 Männer zum Übernachten. Platz gebe es für 30. Parallel zur Männer-Unterkunft gibt es auch eine für Frauen.
Im Winter kommen generell weniger Menschen zum Übernachten als im Sommer. Denn in den kalten Monaten raufen sich einige doch nochmal mit ihren Familien zusammen oder kommen bei Freunden unter, erklärt Kuka.
Durch Corona hat sich für die Wohnungslosen nicht viel verändert. Vor allem nicht in der Nachtunterkunft. Dort haben sie ein Bett, eine Küche, einen Aufenthaltsraum, eine heiße Dusche und frisch gewaschene Kleidung.