Nordkreuz-Ermittlungen: Anklage gegen Mitarbeiter in Waffenbehörde

Nordkreuz-Ermittlungen: Anklage gegen Mitarbeiter in Waffenbehörde

18. März 2022 Aus Von mvp-web
Stand: 17.03.2022 16:52 Uhr

Die seit Jahren andauernden Ermittlungen gegen das rechtsextreme Netzwerk „Nordkreuz“ werden wohl erneut ein Fall für die Gerichte. Die Staatsanwaltschaft Schwerin hat einen Mitarbeiter der Waffenbehörde im Landkreis Ludwigslust-Parchim angeklagt.

von Stefan Ludmann, NDR MV

Der Mann hatte laut Anklage im Jahr 2017 Munition, die während einer Razzia beim mutmaßlichen Nordkreuz-Gründer und Ex-Polizist Marco G. gefunden wurde, zur dienstlichen Verwahrung bekommen. Der Mann soll die zehn Patronen, die unter das Kriegswaffenkontroll-Gesetz fallen, jedoch auf Bitten von Marco G. an den Waffenhändler und Betreiber eines Güstrower Schießplatzes, Frank T., weitergegeben haben. Für die Ermittler ist klar: Der Behördenmitarbeiter hat Beweismittel gegen Marco G. beiseite geschafft. Er ist auch wegen Strafvereitelung im Amt angeklagt. Der Sachbearbeiter in der Waffenbehörde geriet im Juni 2020 ins Visier der Ermittler, damals wurden seine Diensträume durchsucht – nachdem Marco G. wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde.

Erneute Ermittlungen auch gegen Schießplatz-Betreiber

Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft auch wieder gegen Frank T. Der Schießplatz-Betreiber und Waffenhändler habe keine Erlaubnis gehabt, die Patronen zu verwahren. Außerdem soll er Polizisten aus Sachsen zum Diebstahl angestiftet haben. Er habe den Beamten angeboten, sie könnten private Schießtrainings mit Dienstmunition bezahlen. Die Beamten hätten daraufhin Munition im Wert von rund 3.700 Euro entwendet. Drei von ihnen sind in Dresden angeklagt. Frank T., der mehrfach in den Zusammenhang mit der rechtsextremen Nordkreuz-Gruppe gestellt wurde, stand auch im Mittelpunkt eines anderen Verfahrens.

Der Pistolen-Deal mit Caffier

Der ehemalige Innenminister Lorenz Caffier (CDU) hatte Anfang Januar 2018 von ihm eine Pistole angenommen – offenbar als Geschenk. Der dubiose Pistolen-Deal wurde im November 2020 öffentlich, Caffier trat kurze Zeit später – nach 14 Jahren Amtszeit – zurück. Anfang dieses Jahres akzeptierte er einen Strafbefehl in Höhe von 13.500 Euro. Die Staatsanwaltschaft Rostock hatte ihm Vorteilsnahme im Amt vorgeworfen. Caffier hatte über Jahre bei Frank T. spezielle Schießtrainings der Spezial-Einsatzkräfte (SEK) ausrichten lassen. Die Ermittlungen gegen Frank T. wegen Vorteilsgewährung waren im Oktober 2021 eingestellt worden – gegen eine Geldauflage von 3.000 Euro.

Die juristische Aufarbeitung des Nordkreuz-Komplex beschäftigt auch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Landtags. Der SPD-Fraktionschef Julian Barlen sagte in der vergangenen Woche mit Blick auf den Pistolen-Deal, Caffier „hat die Öffentlichkeit belogen“. Barlen sagte: „Wir werden uns das im Ausschuss sehr genau anschauen und entsprechende Zeugen einladen“.