Windkraft-Ausbau auf See: Chance für Werften in MV?
25. März 2022Im Kampf gegen den Klimawandel will die Bundesregierung künftig auf mehr Offshore-Windräder setzen. Dafür werden Plattformen und Spezialschiffe gebraucht. Diese könnten auch auf Werften in Mecklenburg-Vorpommern gebaut werden.
Welche Chancen sich aus dem geplanten Ausbau von Offshore-Windenergie für die Werften in Mecklenburg-Vorpommern sowie für andere Werftstandorte ergeben, darüber haben am Freitag 40 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft in Warnemünde diskutiert. Auf der Teilnehmerliste standen unter anderem die Maritime Koordinatorin der Bundesregierung, Claudia Müller, und MV-Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD).
Einmalige Chance laut Wirtschaftsminister Meyer
„Die Nachricht der Insolvenz der heimischen Werften hat uns alle schockiert. Gleichzeitig zeigt der russische Krieg in der Ukraine in aller Deutlichkeit auf, dass die Energiewende in Deutschland auch ein geopolitisches Gebot der Stunde ist“, sagte Meyer. Um Energiesicherheit bundesweit zu garantieren, sei der Ausbau von Windkraft entscheidend. Dem Minister zufolge könne sich hier das hohe Potenzial der hochtechnisierten Werftstandorte in MV als Schlüsselfaktor der gesamtdeutschen Energiewende erweisen. „Wir haben hier die einmalige Chance, diese Synergien gemeinsam zu heben“, sagte er weiter.
Deutsche Werften werden dringend gebraucht
Davon ist auch Karina Würtz, Geschäftsführerin der Stiftung Offshore-Windenergie überzeugt. „Die Kapazitäten der deutschen Werften werden bei den ambitionierten Offshore-Wind-Ausbauplänen dringend gebraucht. Sie sind für die Energiewende systemrelevant“, sagte sie im Vorfeld des Fachgesprächs am Freitag. Ziel der Stiftung ist es, die Rolle der Windenergie auf See im deutschen Energiemix zu festigen und ihren Ausbau voranzutreiben. Zusammen mit der IG Metall Küste hat diese den Austausch am Rostocker Standort der MV Werften organisiert.
Dynamischer Wettbewerb um Produktionsstandorte
Würtz zufolge wird der internationale Wettbewerb um Produktionsstandorte immer dynamischer. China beispielsweise würde bedingt durch seine eigenen Zubauziele im Offshore-Windbereich seinen Zugriff auf die asiatischen Werften weiter intensivieren. Konverterplattformen – wie in der Vergangenheit geschehen – mit deutschem Stahl in Dubai zu schweißen und diese dann in die Nordsee zu schleppen, könnte laut Würtz weder klima- noch industriepolitisch gewollt sein. „Insbesondere dann nicht, wenn es heimische Möglichkeiten gibt“, sagte sie weiter.
Insolvenzverfahren der MV Werften seit März
Die IG Metall erhofft sich vom geplanten Ausbau der Windenergie auf See auch eine Zukunftsperspektive für die insolventen MV Werften. Diese stünden mit ihrer hoch qualifizierten Belegschaft und ihrer Erfahrung aus früheren Projekten dafür bereit, hieß es von Heiko Messerschmidt. Nun seien Bundes- und Landesregierung gefordert, bei der Suche nach neuen Investoren zu helfen und mit Finanzierungen zu unterstützen.
Das Insolvenzverfahren für die MV Werften läuft seit dem 1. März. Zuletzt gab es dem Vernehmen nach mehrere Interessenten, darunter die Kieler U-Boot-Werft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS).