Zeitumstellung: Ab Sonntag gilt wieder die Sommerzeit
26. März 2022Trotz der Diskussion über eine Abschaffung: Am Wochenende beginnt die Sommerzeit. In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren eine Stunde vorgestellt. Abends bleibt es länger hell, morgens länger dunkel.
Der Sommer kommt zurück – wenn auch zunächst nur auf der Uhr. Gemeinsam mit Deutschland wechseln alle EU-Staaten und die meisten europäischen Nachbarstaaten an diesem Wochenende zur mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ). Um 2 Uhr wird die Zeit auf 3 Uhr vorgestellt, die Nacht zu Sonntag ist damit 60 Minuten kürzer als üblich.
EU kann sich nicht auf eine Zeitzone einigen
Seit der Einführung 1980 wird über Sinn und Unsinn der Zeitumstellung diskutiert. Die Europäische Union plante die Abschaffung bereits 2018. Zuvor hatte sich in einer Online-Umfrage ein Großteil der Europäer das Ende der Sommerzeit gewünscht, allen voran die Deutschen. Das Europäische Parlament stimmte 2019 dafür, verschob das Ende aber auf 2021. Doch die Mitgliedsstaaten legten die Pläne auf Eis. Das Problem: Die EU möchte wechselnde Zeitzonen von Land zu Land vermeiden. Daher sollen sich die Mitgliedsstaaten abstimmen, ob künftig dauerhaft die Sommerzeit oder die bisherige Normalzeit, die mitteleuropäische Zeit, gilt. Eine Einigung ist jedoch nicht in Sicht, obwohl viele Wissenschaftler die Normalzeit empfehlen.
Zeitumstellung und Gesundheit
Bei vielen Menschen sorgt die Zeitumstellung für Schlafprobleme. Bei einer Umfrage im Auftrag der Krankenkasse KKH von 2021 erklärte jeder Zweite, es gebe negative Auswirkungen auf sein Schlafverhalten und Wohlempfinden. Bei Frauen traten deutlich häufiger Probleme auf als bei Männern. Schlafforscher wissen, dass ältere Menschen und Kinder mit der Umstellung mehr Probleme haben als jüngere. Sie raten, die Schlafzeit über mehrere Tage verteilt zu verschieben – also bereits vor dem Zeitwechsel täglich etwa zehn Minuten früher aufzustehen.
Ärzte plädieren für ganzjährige Normalzeit
Vor allem Schlafmediziner sprechen sich für eine ganzjährige Normalzeit aus. Nach ihrer Argumentation spricht gegen eine dauerhafte Sommerzeit, dass es im Winter abends zu hell und morgens zu dunkel wäre. Die Sonne würde umso später aufgehen, je weiter im Norden von Deutschland man sich befindet. Die Menschen würden also später müde werden, müssten morgens aber trotzdem früh aufstehen. Außerdem würde es ihnen bei längerer Dunkelheit schwerer fallen, wach zu werden. Die Folge wäre Schlafmangel. Dauert dieser länger an, kann die Gesundheit erheblich darunter leiden.
Bahn gerät vorübergehend aus dem Takt
Auch für die Deutsche Bahn bedeutet die Umstellung immer wieder eine Herausforderung. Zwar sind nachts nur wenige Personenzüge unterwegs, die fehlende Stunde bringt deren Fahrplan aber durcheinander. Die Bahn versucht, planmäßige Aufenthalte der Nachtzüge so zu verkürzen, dass sie am Morgen pünktlich ankommen. Ist das nicht möglich, erreichen sie ihr Ziel mit Verspätung. Güterzüge schickt die Bahn in der Nacht der Zeitumstellung möglichst früher auf die Reise.
Zurück auf Normalzeit am 30. Oktober
Die Zeitumstellung erfolgt immer am letzten Sonntag der Monate März und Oktober. 2022 endet die Sommerzeit am 30. Oktober. Das zentrale Kommando für alle Funkuhren kommt von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Bereits seit 1980 werden die Uhren im Frühjahr von der mitteleuropäischen Zeit auf Sommerzeit umgestellt. Sie wurde ursprünglich eingeführt, um Energie zu sparen, da es abends länger hell bleibt. Laut Umweltbundesamt hat sich diese Erwartung allerdings nicht erfüllt: Zwar schalten die Menschen abends seltener das Licht an, dafür heizen sie aber im Frühjahr und Herbst in den Morgenstunden mehr. Das gleiche sich in der Summe aus.
Erste Versuche, an der Zeit zu drehen, gab es bereits vor mehr als 100 Jahren: 1916, während des Ersten Weltkrieges, führte das Deutsche Reich als erstes Land weltweit eine Sommerzeit ein. Mit dem Ende des Krieges 1918 war auch das Projekt beendet.