Überblick Tipps von Experten: So einfach ist Energiesparen

Überblick Tipps von Experten: So einfach ist Energiesparen

27. März 2022 Aus Von mvp-web
Stand: 27.03.2022 01:53 Uhr

„Wer Putin schaden will, spart Energie“: Diese Losung hat Wirtschaftsminister Habeck kürzlich ausgegeben. Dabei reichen kleine Maßnahmen, die nicht einmal großen Verzicht bedeuten.

Von Sandra Biegger, SWR

Bei der Verbraucherzentrale in Mainz klingelt es ständig. Privatleute möchten schon lange wissen, wie sie bereits mit kleinen Verhaltensänderungen Energie sparen können. In letzter Zeit gibt es aber deutlich mehr Anfragen. Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale sagt: „Noch nie waren die Menschen so bereit, sich mit dem Thema Energiesparen ernsthaft zu beschäftigen.“

Sandra Biegger

Nicht nur das Geld sollte Anreiz sein

Schon vor dem Ukraine-Krieg waren die Energiepreise hoch, doch seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sind die Preise für Gas und Öl geradezu explodiert. Die Politik hat deshalb ein Entlastungspaket für Bürgerinnen und Bürger auf den Weg gebracht. Die tatsächlichen Mehrkosten werden dadurch aber nicht aufgefangen.

Strom sparen So teuer ist der Stand-by-Modus

Ungenutzte Elektrogeräte im Stand-by-Betrieb kosten deutsche Haushalte 504.000 Euro in der Stunde.

Unabhängig vom Geld lohne es sich aber generell zu überlegen, wo und wie man Energie sparen könne, sagt Axel Bernatzki von der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Denn Energiesparen helfe der Umwelt und sorge für ein Gelingen der Energiewende, den Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energien. Das bedeute anders als viele Menschen vermuteten auch nicht zwangsläufig Verzicht oder hohe Investitionen.

So lässt sich beispielsweise beim Heizen Energie sparen, ohne gleich eine neue Heizanlage anschaffen zu müssen. Die Internationale Energieagentur sagt: Würden alle Haushalte Europas von durchschnittlicher Größe die Wohnraumtemperatur gerade mal um ein Grad senken, bräuchten sie europaweit 2,5 Prozent weniger Gas im Jahr.

Bis zu 20 Prozent weniger Spritverbrauch durch Fahrweise

Auch beim Autofahren ist viel Sparpotential drin: Greenpeace rechnet vor, dass die Einführung eines Tempolimits von 100 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen den Kraftstoffbedarf in Deutschland im Jahr um zwei Millionen Tonnen senken würde. Auf diese konkreten Zahlen will sich der ADAC zwar nicht festlegen. Sprecher Jürgen Grieving erklärt, solche Berechnungen seien sehr aufwändig, da viele Faktoren den Spritverbrauch beeinflussten und es von Auto zu Auto generelle Unterschiede gebe.

Grieving betont aber auch, dass jeder Autofahrer mit seiner Fahrweise den Spritverbrauch massiv beeinflussen kann: „Sprit sparen lässt sich mit einer möglichst gleichmäßigen Fahrweise. Häufige Beschleunigungsvorgänge steigern den Spritverbrauch ebenso wie hohe Geschwindigkeiten. Generell gilt: Je schneller ich fahre, desto höher wird der Verbrauch.“  Grundsätzlich lasse sich der Spritverbrauch durch eine vorausschauende, gleichmäßige und moderate Fahrweise um sage und schreibe bis zu 20 Prozent verringern.

Wer für den Weg zur Arbeit Fahrgemeinschaften bildet, der spart nicht nur Sprit und schont die Umwelt. Die Vereinigte Lohnsteuerhilfe (VLH) weist darauf hin, dass im Lohnsteuerjahresausgleich die Pendlerpauschale berücksichtigt werden kann – „egal, ob man am Steuer sitzt oder nicht“. Mitfahrer dürften allerdings maximal 4500 Euro Fahrkosten im Jahr von der Steuer absetzen. Fahrerinnen und Fahrer, die ihr eigenes Auto nutzen, könnten die Pendlerpauschale unbegrenzt anrechnen lassen. Die Vereinigte Lohnsteuerhilfe empfiehlt deshalb, dass sich die Mitglieder einer Fahrgemeinschaft mit dem Fahren abwechseln.

Stromsparen in der Küche

Auch im Kleinen lässt sich einiges an Energie sparen: Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hat Tipps zusammengestellt, wie man im Alltag Strom sparen kann, ohne dadurch Einbußen in der Lebensqualität hinnehmen zu müssen. Allein schon in der Küche lässt sich so einiges an Energie einsparen.

Zum Beispiel, indem man den Kühlschrank richtig einstellt: Plus sieben Grad Celsius im oberen Fach reichen vollkommen aus. Wer die Temperatur um nur ein Grad niedriger stellt, steigert den Stromverbrauch bereits um etwa sechs Prozent. Nur, wenn schnell verderbliche Lebensmittel wie Hackfleisch im Kühlschrank sind, sollte die Temperatur auf zwei Grad abgesenkt werden, empfiehlt die Verbraucherzentrale.

Im Gefrierschrank gilt eine Temperatur von minus 18 Grad als ausreichend. Dieser sollte auch regelmäßig abgetaut werden. Das könne bis zu 45 Prozent Energiekosten für das Fach sparen, sagen Energieberater. Beim Geschirrspüler hilt es, immer das ECO-Programm oder niedrige Temperaturen zwischen 45 und 55 Grad zu nutzen. Die Programme dauern zwar etwas länger, sparen aber Energie und Wasser.

Auch Kochen und Backen bieten einfache Energiesparmöglichkeiten, wie die Verbraucherzentrale betont. Wasser im Wasserkocher erhitzen verbraucht weniger Strom als das Erwärmen im Topf. Generell gilt: In den Wasserkocher immer nur so viel Flüssigkeit einfüllen, wie auch tatsächlich verbraucht wird. Und natürlich: Kochen und Braten immer nur mit Deckel. Mit offenem Topf zu kochen, verlängert die Garzeit um das Dreifache. Eier, Gemüse und Kartoffeln lassen sich stromsparend garen, wenn sie in lediglich ein bis zwei Zentimeter hoher Flüssigkeit liegen. Backen mit Umluft verbraucht etwa 15 Prozent weniger Energie als mit Ober- und Unterhitze.

Stromsparen bei Computer und Smartphones

Surfen im Internet, Office-Anwendungen oder Filme schauen geht laut Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz sparsamer auf einem Laptop beziehungsweise Notebook. Dieser verbraucht deutlich weniger Strom als ein Desktop-Rechner. Das gilt auch bei Grafikarbeiten oder Computerspielen. Wer ausschließlich im Internet surfen möchte, kann auch zum Tablet greifen: Das verbraucht am wenigsten Strom.

Bildschirmschoner des Computers sind – anders als viele vermuten – keine Energiesparmaßnahme und „schonen“ auch nicht den Bildschirm. Der Monitor und die Grafikkarte des PC verbrauchen gerade bei bunten, bewegten Bildern mehr Strom. Energieberater sagen deshalb: auf Bildschirmschoner verzichten und beim Computer den „Energiesparmodus“ oder „Ruhezustand“ nutzen – vor allem, wenn man häufig den Arbeitsplatz verlässt. Aber Vorsicht: Der „Ruhezustand“ ist mit dem Ausschalten des Gerätes vergleichbar; beim Sparmodus kann es sein, dass der Rechner weiterhin Energie verbraucht.

Nachts das WLAN ausschalten spart nach Angaben der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz auch Energie. Hierzu müsse der Router nicht unbedingt vom Netz genommen werden. Die Einstellungen erlauben oftmals eine Zeitsteuerung, die WLAN nachts deaktiviert.

Generell empfiehlt es sich, fürs Büro eine Steckerleiste mit Schalter anzuschaffen. Der Rechner und weitere Geräte wie Drucker, Lautsprecher oder Scanner können dann zeitgleich durch das Kippen des Schalters ausgeschaltet werden. Denn elektrische Geräte sollten generell nach der Benutzung komplett ausgeschaltet werden. Auch im Standby-Modus verbrauchten viele Geräte Strom, sagen Energieberater.

Beim Smartphone lässt sich Strom sparen, wenn man nachts in den Flugmodus wechselt. Für Router, Rechner und Smartphones gilt: Je weniger Programme und Dienste im Hintergrund laufen, desto weniger muss der Prozessor arbeiten. Dazu kann man in die Autostart-Einstellungen gehen und Programme wieder schließen, die nicht mehr genutzt werden.

„Kleckerbeträge summieren sich auch“

Kühlschrank abtauen, Geräte ausstecken, beim Kochen einen Deckel benutzen – bringt das wirklich so viel? Dominik Bartoschek aus der SWR-Umweltredaktion sagt: „Ja, auch Kleckerbeträge summieren sich“. Jeden Cent, den die Menschen bei den Energiekosten sparen, könnten sie anderweitig einsetzen. Zum Beispiel für Lebensmittel, die wegen des Ukraine-Kriegs schon jetzt deutlich teurer geworden sind. Und ganz abgesehen von den Kosten für Strom, Gas und Sprit: Gut für die Umwelt sei letztlich alle Energie, die nicht verbraucht werde.