Comeback: Ist die Europäische Wildkatze zurück in MV?

Comeback: Ist die Europäische Wildkatze zurück in MV?

27. März 2022 Aus Von ...Linda Gerke
Stand: 27.03.2022 15:27 Uhr

Wissenschaftler und Tierschützer glauben, dass die Europäische Wildkatze auch in Mecklenburg-Vorpommern wieder heimisch geworden sein könnte. Sie suchen die Tiere und bitten um Unterstützung.

Vor etwa 120 Jahren war die Europäische Wildkatze aus unserer Landschaft verschwunden. Die Tierart wurde ausgerottet, weil sie vom Menschen als gnadenloser Räuber abgestempelt wurde. Beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) gibt es nun aber die Hoffnung, dass sich die Kleinkatze auch in Mecklenburg-Vorpommern erste Lebensräume zurückerobert hat.

Wildkatze bereits aus Brandenburg eingewandert?

In elf Bundesländern ist die Europäische Wildkatze in freier Wildbahn bereits wieder anzutreffen – so auch im benachbarten Brandenburg. In der Schorfheide wurden die Tiere im Jahr 2020 entdeckt. Von hier aus, so die Hoffnung, könnten die Tiere in den Nordosten vorgedrungen sein. Die Europäischen Wildkatzen haben Reviere, die bis zu 2.000 Hektar groß sind. Eine Verbreitung über die Landesgrenze Brandenburgs hinaus gilt unter den Wissenschaftlern daher als nicht unwahrscheinlich.

Duftköder sollen Katzen vor Wildkameras locken

Wirklich eine Wildkatze oder doch ein freilaufender Stubentiger? Erste Anhaltspunkte für die Unterscheidung bieten äußere Merkmale.

Inga Bergmann, eine junge Wissenschaftlerin vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig, ist den Wildkatzen im Nordosten auf der Spur. Sie leitet das Monitoring in Mecklenburg-Vorpommern. Mit Duftködern, die nach dem besonders für Katzen in der Paarungszeit unwiderstehlichen Baldrian riechen, will Bergmann die Tiere vor ihre Wildkameras locken. Die hat sie in Naturschutzgebieten nahe der brandenburgischen Grenze aufgestellt.

Außerdem sollen sich die Wilkatzen an den Ködern reiben und auf diese Weise Haare hinterlassen. Diese können dann dabei helfen, herauszufinden, ob es sich bei dem Tier um eine gewöhnliche Hauskatze oder wirklich um den wilden Verwandten handelt. Eine Genprobe ist selbst für Experten oft der einzige Weg, die Europäische Wildkatze eindeutig zu identifizieren.

Äußerliche Merkmale von Wild- und Hauskatze
Merkmal Wildkatze Hauskatze
Fellfarbe grau mit cremegelbem bis ockerfarbigem Ton, weißer Kehlfleck glänzend, große Variabilität
Fellmuster deutlich abgeschwächte, verwischte Zeichnung meist kräftig durchgezeichnet
Körperbau plumper wirkend, da langhaarig, Läufe dick schlanker wirkend, da kurzhaarig, Läufe dünner
Kopfform wuchtig, breite Schnauzenform zarte, schlanke Schnauzenregion
Schnurr- und Tasthaare weiß, kräftig ausgebildet schwächer ausgebildet, zuweilen hornfarbig
Nasenspiegel hell fleischfarben meist dunkler
Ohr klein wirkend, da längeres Kopfhaar groß wirkend, da kürzeres Kopfhaar
Schwanz stumpfendig, stark buschig, über 50 Prozent der Körperlänge kurzhaarig, spitzendig, bis 50 Prozent der Körperlänge
Schwanzmusterung deutlich dunkel abgesetzte Ringe in der hinteren Hälfte helle Felder, silbergrau gefärbt, meist nicht so scharf abgesetzt
Krallen hell hornfarbig hell oder dunkelhornfarbig
Hinterfüße schwarze Sohlenfleckung, sehr variabel schwarze Sohlenzeichnung meist bis zur Ferse

* Diese Tabelle hat der BUND auf seiner Website veröffentlicht.

Spezielle Schutzprojekte könnten folgen

Die Wildkatze ist sehr scheu, sie lebt versteckt in Wäldern, auch in hohen Wiesen oder in Baumhöhlen – beispielsweise am Rande von Sumpfgebieten. Bis Mai laufen die intensiven Beobachtungen in der Region noch.

Inga Bergmann würde sich freuen, bis dahin eine Wildkatze zu finden. Dann könnten spezielle Schutzprojekte entwickelt werden. “Wir müssen dann für grüne Korridore sorgen, dass die Wildkatze wandern kann, dass sie sich verbreiten kann. Nach Europäischen Standards müssen wir sie schützen, sobald es einen Nachweis gibt”, erklärt die Wissenschaftlerin.

NABU bittet darum, Sichtungen zu melden

Die Duftköder und Fotofallen sind allerdings nur ein Weg, um der scheuen Wildkatze auf die Schliche zu kommen. Der andere sind zufällige Sichtungen von Wanderern oder Spaziergängern. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) unterstützt das erste Nachweisprojekt für die Europäische Wildkatze in MV und ruft dazu auf, Sichtungen zu melden – auch Totfunde, wenn zum Beispiel eine Wildkatze überfahren wurde.