Trauer um DDR-Rekord Spieler Joachim Streich
16. April 2022DDR-Rekord Nationalspieler Joachim Streich ist zwei Tage nach seinem 71. Geburtstag nach langer Krankheit gestorben. Das bestätigte seine Familie. Er hinterlässt Rekorde für die Ewigkeit.
In 105 Auswahlspielen für die DDR traf der aus Wismar stammende Streich 59 Mal und schoss in 378 Oberligapartien 229 Tore. Trotzdem flog er oft etwas unter dem Radar, wenn es um die besten Fußballer der deutschen Geschichte geht. Dabei schossen nur Miroslav Klose und Gerd Müller mehr Tore für eine deutsche Mannschaft. Er sei „sehr zufrieden“ mit seiner Karriere, sagte der Rekordtorschütze der DDR-Oberliga dennoch einst dem Magazin „11 Freunde“. Nur: „In der Bundesliga hätte ich gerne mal gespielt.“
Dafür kam sein Karriereende als Aktiver 1985 zu früh, seinem fußballerischem Erbe schadete das aber keinesfalls. 141 Spiele und 58 Tore für Hansa Rostock, 273 Einsätze und 171 Treffer für den 1. FC Magdeburg.
Begonnen hatte Streichs erfolgreiche Karriere bei der BSG Aufbau Wismar, wo er von Anfang an nur eine Richtung kannte: das gegnerische Tor. 1967 wechselte er als 16-Jähriger zum FC Hansa. „Ich war ein Junge von der Küste und Hansa mein großer Traum“, sagte Streich: „Als ich es im Jahr 1969 endlich zu den Männern geschafft hatte, war ich glücklich. Ich dachte nie, dass ich noch mehr Erfolge feiern werde.“
Joachim Streichs Karriere in Bildern
Bei der WM 1974 gegen die Bundesrepublik nur Zuschauer
Er sollte in der DDR-Oberliga viermal die Torjäger-Kanone holen, dreimal Pokalsieger und zweimal Fußballer des Jahres (1979, 1983) werden. Dazu kam Bronze bei Olympia 1972. Der bekannteste Fußballer der DDR bleibt aber wohl Jürgen Sparwasser – wegen seines 1:0-Siegtores gegen die BR Deutschland bei der WM 1974. Streich stand selbstverständlich auch im Kader, startete aber schlecht ins Turnier, weshalb er gegen den „Klassenfeind“ draußen saß.
Im WM-Quartier in Quickborn hatte ihm Auswahl-Trainer Georg Buschner offenbart, dass er im deutschen Duell auf seinen Top-Torjäger verzichten werde. Kein Treffen also mit dem großen Vorbild Müller. „Ich war selber schuld“, sagte Streich: „Meine Leistung war nicht so besonders.“ Er war mit einer Erkältung ins Turnier gestartet, die er dem Trainer verschwieg, um gleich zum Auftakt gegen Australien spielen zu können.
Kurzzeitig Trainer in Braunschweig
Nach dem Karriereende versuchte er sich als Coach. Unmittelbar, nachdem er vom aktiven Fußball zurückgetreten war, ließ er sich breitschlagen, den 1. FC Magdeburg zu übernehmen. Streich zierte sich zuerst, am Ende sprach Generalsekretär Karl Zimmermann vom Deutschen Fußball-Verband (DFV) ein Machtwort. „Es war wie ein Faustschlag ins Gesicht“, erinnerte sich der ehemalige Stürmer. Er übte diese Tätigkeit bis zum Ende der Saison 1989/1990 aus, konnte während der ganzen Zeit aber mit dem FCM nicht an die erfolgreichen Zeiten früherer Jahren anknüpfen.
Im Anschluss daran betreute er noch Eintracht Braunschweig, als erster Ost-Trainer im Westen. Es passte nicht und hielt ganze neun Monate. Streich kehrte bald darauf nach Magdeburg zurück, 1997 rettete er den FSV Zwickau vor dem Zweitliga-Abstieg. Seine größten Momente erlebte er aber als Spieler.
Krankheit verursacht Blutarmut
Im vergangenen Jahr hatte sich Streichs Gesundheitszustand immer mehr verschlechtert. Er litt am Myelodysplastischen Syndrom, war zuletzt wegen Blutarmut im fortgeschrittenen Stadium in Behandlung. Eine Stammzelltransplantation musste im März wegen einer Lungenentzündung verschoben werden. Nun hat er den Kampf gegen die schwere Krankheit verloren.