Rot-rote Koalition entdeckt Herz für Dorfkneipe
19. Mai 2022Der Zapfhahn soll laufen: Die rot-rote Koalition in Schwerin sorgt sich um die Zukunft der Dorfkneipen in Mecklenburg-Vorpommern. Auf Vorschlag der Linksfraktion beschäftigt sich der Landtag heute mit einer Förderung der „Gastronomiebetriebe im ländlichen Raum“.
Die Koalition hat ihr Herz für die kleinen Kneipen und Gaststätten entdeckt. Die seien Orte der Begegnung und würden „als sozialer Raum fungieren“. Häufig seien „kleine Gasthäuser der letzte Treffpunkt im Ort“. Abseits der touristischen Zentren fehlten ihnen aber oft Gäste und Einnahmen. Für Modernisierungen sei deshalb oft kein Geld da. Die Koalition strebt allerdings kein neues Förderprogramm an. Mit ihrem Antrag fordert sie die eigene Landesregierung lediglich auf, die Kneipen über bestehende Fördermöglichkeiten besser zu informieren.
Viele Dorfkneipen haben kaum Geld für Modernisierungen
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Mecklenburg-Vorpommern lobte den Vorstoß. Verbandspräsident Lars Schwarz sagte, gerade die kleinen Gasthöfe hätten unter der Corona-Pandemie besonders gelitten. 89 Prozent aller Anbieter hätten weniger als zehn Mitarbeiter und würden deshalb zu den „Kleinen“ zählen. Viele hätten kein Geld, um beispielsweise in moderne Küchentechnik zu investieren. Schwarz meinte jedoch, der Antrag dürfe kein Lippenbekenntnis werden, es müsse eine echte Förderung abseits der touristischen Zentren geben.
Dehoga: Darf kein Kneipensterben geben
Schwarz sagte: „Wir dürfen es nicht zu einem Kneipensterben kommen lassen.“ Dorfgemeinschaftshäuser mit gefördertem Personal seien kein Ersatz. „Wir wachen erst dann auf, wenn nichts mehr da ist.“ Der Linken-Abgeordnete Henning Foerster sagte, mit den aktuellen Programmen könnten Investitionen beispielsweise in Tresen, Möbel oder Toiletten mit bis zu 30 Prozent gefördert werden. Foerster räumte ein, dass es das Programm bereits gebe, das Land müsse aber dafür sorgen, dass auch Gastwirte etwas davon haben.
Waldmüller: Koalition hofft, von Problemen abzulenken
Die CDU-Fraktion reagierte zurückhaltend auf die Vorschläge der rot-roten Koalition. „Inhaltlich ist das Vorhaben ziemlich schwach – der Antrag der beiden Parteien ist dünner als ein Bierdeckel“, so der wirtschaftspolitische Sprecher der Union, Wolfgang Waldmüller. Man habe fast den Eindruck, dass die beiden Parteien hoffen, mit dem Thema ‚Kneipensanierung auf Staatskosten‘ ein klein wenig von den gewaltigen inhaltlichen Problemen abzulenken, vor denen die Landesregierung im Moment stehe, so Waldmüller weiter.