Gegen Kneipensterben: Landtag will Fördermöglichkeiten aufzeigen
20. Mai 2022Der Zapfhahn soll laufen: Die rot-rote Koalition in Schwerin sorgt sich um die Zukunft der Dorfkneipen, aber auch der Landgasthöfe und Bäckereibetriebe in Mecklenburg-Vorpommern. Auf Vorschlag der Linksfraktion hat sich der Landtag mit einer Förderung der „Gastronomiebetriebe im ländlichen Raum“ beschäftigt.
Die Koalition hat ihr Herz für die kleinen Kneipen und Gaststätten entdeckt. Die seien Orte der Begegnung und würden „als sozialer Raum fungieren“. Häufig seien „kleine Gasthäuser der letzte Treffpunkt im Ort“. Abseits der touristischen Zentren fehlen ihnen aber oft Gäste und Einnahmen. Für Modernisierungen sei deshalb oft kein Geld da. Der Landtag will die Betriebe nun stärker über die bestehenden Fördermöglichkeiten aufklären. Zu denen gehört zum Beispiel ein Topf der EU für die Förderung des ländlichen Raums, der bis 2025 noch 2,8 Millionen Euro biete. Laut Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) können sich aber auch Friseure, Bäcker, Kfz-Werkstätten oder kleine Handwerksbetriebe aus dem ländlichen Raum bewerben.
Opposition: Antrag zu vage
Der Opposition war der Antrag allerdings nicht ausgefeilt genug. Aus Sicht der Grünen-Fraktion gibt es noch andere Gründe außer fehlendem Geld, warum Gasthöfe auf dem Land sich nicht halten. Es brauche auch Treffmöglichkeiten für den kleinen Geldbeutel. Ähnlich sieht das die FDP-Fraktion – sie wollte per Änderungsantrag auch die Kulturschaffenden in die Förderung einbeziehen. Das scheiterte jedoch.
Viele Dorfkneipen haben kaum Geld für Modernisierungen
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Mecklenburg-Vorpommern lobte den Vorstoß. Verbandspräsident Lars Schwarz sagte, gerade die kleinen Gasthöfe hätten unter der Corona-Pandemie besonders gelitten. 89 Prozent aller Anbieter hätten weniger als zehn Mitarbeiter und würden deshalb zu den „Kleinen“ zählen. Viele hätten kein Geld, um beispielsweise in moderne Küchentechnik zu investieren.
Dehoga: Darf kein Kneipensterben geben
Schwarz sagte: „Wir dürfen es nicht zu einem Kneipensterben kommen lassen.“ Dorfgemeinschaftshäuser mit gefördertem Personal seien kein Ersatz. „Wir wachen erst dann auf, wenn nichts mehr da ist.“ Der Linken-Abgeordnete Henning Foerster sagte, mit den aktuellen Programmen könnten Investitionen beispielsweise in Tresen, Möbel oder Toiletten mit bis zu 30 Prozent gefördert werden. Foerster räumte ein, dass es das Programm bereits gebe, das Land müsse aber dafür sorgen, dass auch Gastwirte etwas davon haben.
Waldmüller: Koalition hofft, von Problemen abzulenken
Die CDU-Fraktion reagierte im Vorfeld der Sitzung zurückhaltend auf die Vorschläge der rot-roten Koalition. „Inhaltlich ist das Vorhaben ziemlich schwach – der Antrag der beiden Parteien ist dünner als ein Bierdeckel“, so der wirtschaftspolitische Sprecher der Union, Wolfgang Waldmüller. Man habe fast den Eindruck, dass die beiden Parteien hoffen, mit dem Thema „Kneipensanierung auf Staatskosten“ ein klein wenig von den gewaltigen inhaltlichen Problemen abzulenken, vor denen die Landesregierung im Moment stehe, so Waldmüller weiter.