Corona-Pandemie Wieler fordert Vorbereitungen für den Herbst
28. Mai 2022Angesichts sinkender Fallzahlen wird es im Sommer wohl bei wenigen Corona-Maßnahmen bleiben. Aber wie geht es im Herbst weiter? RKI-Chef Wieler fordert für den Fall steigender Infektionen einen gesetzlichen Rahmen zur Bekämpfung der Pandemie.
In der Debatte um mögliche Corona-Schutzmaßnahmen im Herbst hat sich nun auch der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, zu Wort gemeldet. Er fordert einen wirksamen gesetzlichen Rahmen zur Bekämpfung des Virus. „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen natürlich stimmen“, sagte Wieler mit Blick auf das Infektionsschutzgesetz im Bayerischen Rundfunk.
Die rot-grün-gelbe Bundesregierung ringt derzeit um Corona-Schutzvorgaben für den Herbst. Die derzeit geltende Fassung des Infektionsschutzgesetzes läuft bis zum 23. September. Wieler sagte, wohl alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, „die sich wirklich ernsthaft und fundiert, also mit Fachwissen, mit dieser Pandemie befassen, gehen davon aus, dass im Herbst die Zahlen wieder steigen werden“. Man werde wieder steigende Inzidenzen sehen.
Wieler erwarte, dass man im Herbst diese Maßnahmen teilweise zurückholen müsse. Für große Veranstaltungen wie etwa das Münchener Oktoberfest wolle er noch keine Prognosen wagen. Man könne die Situation nur kurz vor dem eigentlichen Ereignis realistisch einschätzen. „Wir haben alle Mittel und Werkzeuge in der Hand, um auch Zusammentreffen zu ermöglichen. Da sind zum Beispiel die Testungen oder natürlich auch das Tragen von Masken“, sagte der RKI-Chef. Man wisse also sehr gut, wie mit dieser Pandemie umzugehen sei.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte diese Woche Planungen für eine neue Maskenpflicht öffentlich gemacht. Es werde erneut die Frage zu diskutieren sein, „ob zum Beispiel Maskentragen in Innenräumen wieder verpflichtend wird“, sagte der SPD-Politiker in der Sendung „Markus Lanz“. Er halte es für unbedingt notwendig, sich für den Herbst diese Möglichkeit zu eröffnen. Bundesjustizminister Marco Buschmann hatte daraufhin angemahnt, sich nicht vorschnell auf einzelne Maßnahmen festzulegen.
Auch Frank Ulrich Montgomery, der Ratsvorsitzende des Weltärztebundes, forderte einen Anti-Corona-Plan. Im angepassten Infektionsschutzgesetz müsse „auch die Möglichkeit zu einem Lockdown verankert werden“, sagte Montgomery der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Es wäre fahrlässig, diese Instrumente nicht in den Werkzeugkasten zu legen, auch wenn wir alles unternehmen müssen, damit wir es nie wieder rausholen brauchen.“
Gesundheitsminister Lauterbach müsse das Infektionsschutzgesetz anpassen, damit bundesweit einheitliche Maßnahmen eingeführt werden könnten, „wenn die Lage ernst wird“, sagte Montgomery. Weitere Instrumente umfassten die Pflicht zum Maskentragen im öffentlichen Raum bis zu Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen.
In weiten Teilen der Welt stiegen die Corona-Zahlen wieder, sagte der Weltärztechef. Dies werde auch in Deutschland passieren, wenn es kälter und nasser werde und sich das Leben mehr in die Innenräume verlagere. Zwar seien im Vergleich zu den vergangenen Jahren viele Menschen geimpft oder genesen, aber: „Wir sind noch nicht durch mit der Corona-Pandemie.“