Krieg Tag 122 – So 26.06.2022 ++ Evakuierung von Chemiewerk geht weiter ++
26. Juni 202211:21 Uhr
Explosionen in Tscherkassy in Zentralukraine
In der zentralukrainischen Stadt Tscherkassy sind Explosionen zu hören gewesen. Das teilt der Gouverneur der Region, Olexander Skitschko, über Telegram mit. Einzelheiten nannte er nicht. Tscherkassy mit seinen knapp 300.000 Einwohnern ist seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar von Bombardierungen weitgehend verschont geblieben.
Fünf Verletzte nach Angriff auf Kiew
Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind nach Angaben der Polizei mindestens fünf Menschen verletzt worden. Eine Rakete habe ein Gebäude im Stadtzentrum getroffen, sagt Polizeichef Ihor Klymenko im staatlichen Fernsehen.
Russlands Verteidigungsminister besucht Truppen in Ukraine
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat in der Ukraine kämpfende russische Soldaten besucht. Das Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichte ein Video, in dem zu sehen ist, wie Schoigu in dunkelgrüner Militärkleidung aus einem Flugzeug steigt und sich dann mit Militärs bespricht.
Der Minister habe die Lage inspiziert und sich „Berichte der Kommandeure über die aktuelle Situation und die Handlungen der russischen Streitkräfte in den Haupteinsatzgebieten angehört“, heißt es in einer angehängten Mitteilung. Zudem habe er einzelne Soldaten für ihren Einsatz in der „militärischen Spezialoperation“, wie der Krieg gegen die Ukraine in Russland offiziell genannt wird, mit Orden ausgezeichnet. Wo genau in der Ukraine Schoigu sich aufhielt, wurde nicht mitgeteilt.
Bericht: Ukraine kauft erneut Waffen direkt beim deutschen Hersteller
Die Ukraine hat offenbar erneut auf eigene Initiative Waffen direkt bei der deutschen Industrie gekauft. Kiew habe knapp 2900 tragbare Panzerabwehrwaffen vom Typ RGW 90 Matador beim deutschen Rüstungskonzern Dynamit Nobel Defence (DND) bestellt, berichtete die „Welt am Sonntag“ unter Verweis auf ukrainische Regierungskreise. Die Bestellung wurde demnach bereits geliefert.
Den Informationen der Zeitung zufolge bezahlte Kiew die Waffen mit eigenem Geld. Die Lieferung der Waffen setzt grünes Licht der Bundesregierung voraus. Das Bundeswirtschaftsministerium habe die Informationen auf Anfrage nicht kommentieren wollen, berichtete „WamS“.
Explosionen in Kiew
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist am Morgen von mehreren Explosionen erschüttert worden. Nach Berichten von AFP-Journalisten wurde ein Wohnkomplex im Zentrum der Stadt getroffen, Feuer brach aus. Informationen zu möglichen Opfern liegen bisher nicht vor.
Die ukrainische Hauptstadt war in den vergangenen Wochen nur selten Ziel russischer Angriffe, das russische Militär konzentriert seine Angriffe derzeit vor allem auf den Osten des Landes. Zuletzt war Kiew Anfang Juni beschossen worden. Während die ukrainische Seite von beschädigter Bahn-Infrastruktur sprach, meldete Moskau die gezielte Zerstörung von frisch aus dem Ausland gelieferten Panzern.
Grünen-Chef: G7 muss Signal der Unterstützung für Ukraine senden
Der Co-Vorsitzende der Grünen, Omid Nouripour, hat die G7 vor ihrem Treffen im bayerischen Elmau dazu aufgerufen, die Ukraine und die Länder des globalen Südens stärker zu unterstützen. „Es ist Aufgabe der wirtschaftsstärksten demokratischen Industrienationen, gemeinsam und abgestimmt für den Schutz von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten einzustehen. Dafür muss der G7-Gipfel laute Stimme sein und konkrete Schritte vereinbaren“, sagte Nouripour den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
„Vom G7-Gipfel muss ein starkes Signal der Unterstützung ausgehen, sowohl für die Ukraine als auch für die Länder des globalen Südens.“ Es dürfe keine Kriegsmüdigkeit einkehren. „Die militärische und finanzielle Unterstützung für die Ukraine muss auch in der nächsten Phase des Konflikts weitergehen. Darüber hinaus braucht es weitere finanzielle Hilfen für die Länder des globalen Südens, die von den Folgen des Krieges hart getroffen sind.“
Großbritannien zur Garantie weiterer Kredite bereit
Großbritannien ist bereit, im Laufe des Jahres weitere 525 Millionen Dollar an Weltbankkrediten für die Ukraine zu garantieren. Damit werde sich die finanzielle Unterstützung in diesem Jahr auf insgesamt 1,5 Milliarden Dollar belaufen, erklärte Premierminister Boris Johnson vor dem G7-Gipfel im bayerischen Schloss Elmau. „Die Ukraine kann gewinnen und sie wird gewinnen. Aber sie braucht dazu unsere Unterstützung“, sagte Johnson. „Jetzt ist nicht die Zeit, die Ukraine aufzugeben.“
Evakuierung von Chemiewerk in Sjewjerodonezk ausgesetzt
Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass ist die Evakuierung von Menschen aus einem Chemiewerk in Sjewjerodonezk wegen ukrainischem Beschuss ausgesetzt worden. Die Agentur berief sich dabei auf die örtliche Polizei in der wenige Stunden zuvor von russischen Truppen eroberten Stadt. Nach Angaben eines hochrangigen Beraters des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj befinden sich auch nach dem Rückzug ukrainischer Truppen aus Sjewjerodonezk noch Spezialeinheiten in der Stadt, die das Artilleriefeuer auf die russischen Truppen dirigieren.
G7-Gipfel: Bundesregierung erwartet Zeichen der Unterstützung
Die Bundesregierung erwartet von dem am Sonntag beginnenden G7-Gipfel im bayerischen Schloss Elmau ein klares Zeichen der Unterstützung für die Ukraine. Geplant sei eine gemeinsame Erklärung der teilnehmenden Staats- und Regierungschefs aus den sieben führenden westlichen Industriestaaten, hieß es am Samstagabend aus deutschen Regierungskreisen. Dies werde „ein starkes Signal der Unterstützung“ aussenden.
G7-Staaten denken über Preisdeckel für russisches Öl nach
Die G7-Staaten wollen auf dem am Sonntag beginnenden Gipfel auf Schloss Elmau ein Signal der Geschlossenheit sowohl beim Thema Ukraine als auch Energie aussenden. So könnten sich die wichtigsten westlichen Industrieländer auf das Ziel einigen, eine Preisgrenze für den Kauf russischen Öls vorzuschlagen, hieß es am Samstagabend aus deutschen Regierungskreisen. „Wir sind auf einem gutem Weg, eine Einigung zu erreichen“, hieß es mit Hinweis auf die Gipfel-Erklärung am Dienstag.
Nach Angaben aus amerikanischen Regierungskreisen ist zudem ein Embargo auf russisches Gold geplant. Die Ukraine kann mit einem Signal der Solidarität und weiteren finanziellen Zusagen rechnen.
Selenskyj: Sind in einer schwierigen Phase
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht die Ukraine in einem emotional schwierigen Phase des Krieges. „Wir haben kein Gefühl dafür, wie lange es dauern wird, wie viele Schläge, Verluste und Anstrengungen noch nötig sein werden, bevor wir sehen, dass der Sieg in Sicht ist“, sagte Selenskyj in seiner nächtlichen Videobotschaft. Die unerbittlichen Raketenangriffe bestätigten, dass die Sanktionen gegen Russland nicht ausreichten, um der Ukraine zu helfen. „Die Luftabwehrsysteme – die modernen Systeme, über die unsere Partner verfügen – sollten nicht auf Übungsplätzen oder in Lagern stehen, sondern in der Ukraine, wo sie jetzt gebraucht werden, mehr als irgendwo sonst auf der Welt“, sagte Selenskyj.
Selenskyj: Wollen alle Städte zurückerobern
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will die von Russland eingenommenen Städte zurückerobern. Das sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. Er verwies dabei auf Sjewjerodonezk, Donezk und Lugansk. Auch Melitopol und Mariupol seien nicht in Vergessenheit geraten. „Alle anderen Städte der Ukraine, die vorübergehend besetzt sind, werden ukrainisch sein.“ Russland hatte am Abend die Einnahme von Sjewjerodonezk bekannt gegeben.
Russland greift Ziele fernab der Ostukraine mit Raketen an
Russland hat Gegenden in der Ukraine fernab der Kämpfe im Osten des Landes mit Raketen angegriffen. Nach Angaben des ukrainischen Militärs wurden einige der Geschosse von russischen Langstreckenbombern des Typs Tu-22 abgefeuert, die erstmals von Belarus aus entsandt wurden. Russische Marschflugkörper, die vom Schwarzen Meer aus abgegeben worden seien, hätten ein militärisches Ziel in Jarowiw getroffen, teilte der Gouverneur der Region Lwiw, Maxym Kosyzkyj, mit.
Die Region Lwiw, die weit entfernt von der Front in der Ostukraine liegt, ist während des russischen Kriegs in der Ukraine mehrmals beschossen worden. Etwa 30 russische Raketen wurden am Samstagmorgen auf die Region Schytomyr in der Mitte des Landes abgefeuert. Dabei kam ein ukrainischer Soldat ums Leben, wie Gouverneur Vitali Butschenko mitteilte. Im Norden wurden nach Angaben des ukrainischen Militärs etwa 20 Raketen aus Belarus auf die Region Tschernihiw abgeschossen.
Konfliktparteien als QuelleAngaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.